Könnte man den Effekt der Asymmetrie in der Endstufe nicht auch durch das abtragen von ein paar Wicklungen auf einer Hälfte der Primäseite des Ausgangsübertragers provozieren?
Warum das suboptimal ist, hat ja Martin schon erläutert, also kann ich mir einen weiteren (gleichlautenden) Kommentar dazu sparen.
Grundsätzlich wäre festzuhalten, dass DC basierende (Ruhestrom) Asymmetrien - egal ob bewusst erzeugt oder durch unterschiedliche Endröhren zwangsläufig gegeben - immer eine Vorsättigung des Eisenkerns bewirken, was nicht nur erhöhten Brumm erzeugt, sondern den AÜ auch in seiner Bassübertragungsfähigkeit reduziert.
Eine gewisse mehr oder weniger stark ausgeprägte (AC basierende) Asymmetrie ist in der Ansteuerung der Endröhren sowieso unvermeidlich, denn keine Treiberstufe - insbesondere nicht die weit verbreitete 'Long-Tail-Pair' nach dem Schmidt-Patent - arbeitet über den gesamten Bereich symmetrisch. Spätestens aber, wenn diese Treiberstufe in die Sättigung gefahren wird und daher die (stabilisierende) Gegenkopplung versagt, können da je nach Symmetrie der verwendeten Treiberröhre über 30% Pegelunterschiede an den Gittern der Endröhren ankommen. Ferner existiert der absolut symmetrisch arbeitende AÜ auch nur auf'm Papier, die Realität setzt aber auch hier ihre Grenzen.
Wenn man nun (AC basierende, auch frequenzäbhängige) Asymmetrie erzeugen bzw. eine gegebene Asymmetrie vergrössern möchte, gibt's da so einige Möglichkeiten.
- Man führe ein Ausgangssignal der PI-Stufe nach dem Koppelkondensator zunächst in ein Poti und füge erst nach einem weiteren Koppelkondensator nach dem Schleifer die Biasspannung zu. Bei Kathodenbias kann man sich den 2. Koppel-C natürlich sparen! Jetzt kann man mit dem Poti eine Seite sogar vollständig abwürgen, ohne dass man das Bias dabei verliert oder der AÜ DC-mässig in Vorsättigung gerät.
- Dieses 'Abwürgen' kann man nun auch überwiegend auf die Bassanteile des Signals limitieren, indem man nach obigem Vorschlag z.B. ein 1M Poti nimmt und dieses mit einem 1n, 2,2n oder 4,7n 'Bright-Kondensator' überbrückt. Natürlich lassen sich einmal ermittelte Optimalwerte nach eigenem Gusto dann auch mit Festwiderständen statt Poti dauerhaft installieren.
- Einfachere Methoden zur frequenzabhängigen Asymmetrie-Erzeugung wären die Verwendung unterschiedlich grosser Koppelkondensatoren und/oder Bias-Widerstände.
- Auch 'nur' ein Spielen mit unterschiedlichen Grössen der Anodenwiderstände der Treiberstufe kann schon der richtige Schritt zum Wunschergebnis sein. PS: Ich hatte mal einen aussergewöhnlich gut klingenden JMP MKII - beim Nachmessen der PI-Anoden ergab sich 78K statt 82K und satte 108K statt dem 100K, der gemeinsame Kathoden-R hatte 510 statt 470 Ohm und der Tail-R 11,2K statt 10K (um nur einige der Toleranzabweichungen/Drifts in diesem Amp zu benennen).
Ich selbst hatte eine Weile lang statt der 'üblichen' 82K/100K PI-Kombination 82K/120K eingesetzt und den 120-er jeweils mit einem parallelen 680K...2,2M nach Gehör nachgetrimmt. Habe diese Methodik inzwischen jedoch wieder eingestellt und erzeuge seither die Soll-Asymmetrie durch entsprechend asymmetrisch ausgemessene Treiberröhren und Nachabstimmung 'per Gehör' durch unterschiedlich asymmetrische Treiberröhren.
Vor alledem übrigens - bis ca. Mitte der 90-er - war ich stets bemüht, die Treiberstufe so symmetrisch wie irgend möglich auszulegen, bis mir offenbar wurde, dass eine symmetrisch arbeitende Endstufe einen Gitarrenamp eher kalt und steril klingen lässt. Das mit der absoluten Symmetrie sollte wahrscheinlich eher der HiFi-Fraktion vorbehalten bleiben? Allerdings kann man das mit der Asymmetrie auch leicht übertreiben - das Ergebnis wird dann eher krätzig oder mumpf, oder beides gleichzeitig
Ja - im Bereich der PI gibt es enormes Potential zum Experimentieren und zum Verfeinern des Sounds. Auch sollte man sich beim Experimentieren nicht allzu sehr an den 'branchenüblichen' Werten der Kathoden- und Tail-R der PI von 470 Ohm und 10kOhm festbeissen und bei Versuchen auch mal mit der Versorgungsspannung der PI experimentieren oder zumindest mal ein paar Zwischen- bzw. Nachberechnungen anstellen... Eure Ohren werden Augen machen
Beim Matchen der Endröhren bin ich jedoch nach wie vor extrem pingelig und bemüht, diese auf möglichst unter 1mA Abweichung im Ruhestrom zu selektieren. Die Gründe hierfür sind oben erläutert. Ferner matche ich Endröhren zusätzlich noch auf möglichst gleichen Schirmgitterstrom.
Larry