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Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung

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Offline thom

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Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung
« am: 15.12.2014 17:58 »
Hallo,
vielleicht hilft mir ja jemand auf die Sprünge.

Warum klingt ein Delay vor einem zerrenden Amp bescheiden?
In diesem Fall geht das cleane Signal ins Delay und beide Anteile, trocken und Delay werden danach vom Amp verzerrt.

Hängt ein Delay in einer Effektloop kommt das bereits durch den Preamp verzerrte Signal zum Delay und wird dann bearbeitet.

In beiden Fällen sind doch beide Anteile, dry und wet, verzerrt. Einmal klingt´s und einmal nicht.

Wo ist der Unterschied?
Beim Hall verstehe ich das ja, wer will eine verzerrte Hallfahne, aber ein verzerrter Ton ist ein verzerrter Ton.

Vielen Dank für die Aufklärung.

Thom

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Offline mredge

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Re: Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung
« Antwort #1 am: 15.12.2014 21:06 »
Hi,
ist halt wie gewollt, aber nicht gekonnt. Wie Reverb ist Delay ja auch ein Effekt, der ein natürliches Phänomen nachbildet. Und in der "falschen" Beschaltung werden ein paar implizite Annahmen, die wir beim Hören machen, nicht erüllt. Daher wahrscheinlich die Ablehnung des Klangs. Er klingt halt nicht richtig. Zwei Einflüsse fallen mir auf Anhieb ein:
- Zerrgrad. Wenn Zerre -> Delay, ändert sich mit abnehmendem Pegel der einzelnen Echos der Zerrgrad nicht. Richtig so, denn so ists auch in echt. Bei Delay -> Zerre wird die Verzerrung der Delays immer kleiner. Klingt sicherlich nicht natürlich.
- Frequenzspektrum. Ein gutes Delay ändert sicherlich auch das reflektierte Signal im Frequenzspektrum, z.B. müssten die Höhen abnehmen und die Bässe beschnitten werden. Auch das klingt unlogisch, wenn flasch herum beschaltet.
Viele Grüße, Jörg

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Offline The stooge

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Re: Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung
« Antwort #2 am: 15.12.2014 21:57 »
Nabend,

Warum klingt ein Delay vor einem zerrenden Amp bescheiden?
In diesem Fall geht das cleane Signal ins Delay und beide Anteile, trocken und Delay werden danach vom Amp verzerrt.

Der Wohlklang des verzerrten Signals besteht ja in der Geradzahligkeit der durch die Verzerrung bewirkten Obertöne. Und vielleicht addieren sich ja das drye und das wette Signal so, dass sie in der Summe ungeradzahlig sind, also grätzig klingen.

Ist jetzt absolut geraten, aber mit nem Oszi müsste man das eigentlich feststellen können.

Ich habe bei meinen Soundexperimenten feststellen können, dass ganz kurz eingestellte Modualtionseffekte - also so, dass man sie eigentlich als solche kaum hört  - verzerrt durchaus gut klingen. John Cipollina hat ein Standel Modulux und ein Fuzz über einen Twin Reverb gespielt, aber ich weiß nicht in welcher Reihenfolge.

Aber inzwischen scheiß ich was auf Modulation. Ein anständiger Röhrenverstärker und gut is.

ne schöne Jrooß, Mathias

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Offline thom

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Re: Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung
« Antwort #3 am: 16.12.2014 09:04 »
Hallo,
vielen Dank für die Antworten!
Das Thema scheint garnicht so leicht zu klären zu sein.

Den besten Gesamtklang mit Verzerrung und Delay hatte ich damals als ich ein Dry, Wet Ampsetup hatte.
Da waren die Verstärkung und die Wiedergabe strikt getrennt. Ich denke mal es muß etwas mit der Überlagerung der verzerrten Signale innerhalb eines Verstärkers zu tun haben.
gruß
thom

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Offline LöD

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Re: Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung
« Antwort #4 am: 16.12.2014 09:46 »
Was macht ein Verzerrer mit einem Signal und was macht ein Delay mit einem Signal? ???

Ein Verzerrer, oder besser die Übersteuerung eines Röhrenverstärkers bedeutet, dass im Prinzip das gesamte Signal - sobald es einen bestimmten Pegel hat - egal wie laut es vorne reinkommt gleich laut hinten raus kommt, Die Verzerrung bügelt sämtliche Dynamik erstmal platt.

Ein Delay "kopiert" ein Signal und gibt es zeitversetzt wieder. Bei den meisten Delays aber mit jeder Wiederholung und im Frequenzgang in Bässen und Höhen leiser werdend. Das ist auch das was man allgemein mit natürlichem Echo verbindet, leiser werdend und "verwaschener".

So und wenn das Delay jetzt nach der Verzerrung sitzt, dann funktioniert das auch da das Signal ja nicht mehr bzgl. der Dynamik verändert wird, es ist ja schon verzerrt und wird nur noch mit Echo versehen.

Wenn das Delay aber vor der Zerrstufe sitzt, dann gehen diese feinen Nuancen in der Dynamik des Echo Signals unter. Weil die Wiederholung erstmal kaum leiser ist als das Ursprungssignal am Eingang der Zerrstufe kommt es auf jeden Fall erstmal genauso laut hinten raus. Im Prinzip erzeugst Du dann nur Matsch. Dein Gitarrensignal wird von pling pling (clean) auf BRAAAAAAAAAAAAAT verzerrt und dynmaisch platt gebügelt. Wenn aber das PLING PLING ein PpLlIiNnGg PpLlIiNnGg ist und in den Verzerrer geht kommt nur ein matschiges BBRRBRAARRRAAARRAARAAAAATTAAAATTTT raus. Weil im Prinzip für die Zerrstufe schon zu viel Signal kommt.

Wenn das Delay nach dem Verzerrer kommt klingt es Differenzierter also eher so BbRrAaAaAaAaATt.

Also lange Rede wenig Sinn, warum klingt ein Delay vor der Zerre nicht besonders? Weil die Verzerrung die Dynamik plättet, und davon lebt das Delay ein Stück weit.
Lösbar ist das wenn man weniger Gain fährt, dann kommt das Delay besser durch, mit Delay braucht es auch weniger Zerre, weil duch die Echos der Ton ja schon dichter wird. Oder man lässt das Delay nach der Zerre, was mit Amps ohne FX Weg schwierig ist.

Das selbe Problem mit der plattgebügelten Dynamik hat man auch bei Tremolo und natürlich beim Hall. Der Tremolo Effekt wird bei zuviel Zerre einfach geschluckt. Hall vor der Zerre kann auch mal lustig klingen, weil man die Hallfahne extrem verlääääääääääääängern kann.
Ich habe z.B. meine Verzerrer vor dem Hall aber eben einen auch danach, für diesen Effekt.

Und warum packt man ein Wah vor die Zerre? Damit der Effekt des verbogenen Frequenzgangs des Wahs durch die Zerre noch verstärkt wird. Wah nach der Zerre klingt auch eher langweilig.

Noch ne Lösung: Spiel clean, dann ist die Reihenfolge ziemlich Banane.  :devil:

LöD
« Letzte Änderung: 16.12.2014 09:49 von LöD »
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben. (A.v.Humboldt)

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Offline thom

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Re: Verständnisfrage zu Delay und Verzerrung
« Antwort #5 am: 16.12.2014 10:18 »
Hi LÖD,
danke für die anschauliche Erklärung.
Dynamik plätten!
Das erklärt auch das ein kurzes Echo mit nur einer Wiederholung noch annehmbar klingt.

Ja, clean spielen. Das ist ne Idee. Da warte ich aber noch mit.
gruß
thom