Hallo zusammen,
vielen von Euch wird mein Gitarren-Setup-Voodoo vielleicht schon aus eigener Erfahrung bekannt sein, aber dennoch wollte ich der Foren-Gemeinde meine "Erkenntnisse" nicht vorenthalten. Vielleicht hat der Eine oder Andere ja auch noch etwas Senf zu dem Thema übrig...
Meine 2 Haupt-Gitarren klangen mir mit der Zeit etwas zu "dünn"/drahtig und es fehlte etwas Druck "untenrum". Wobei es für mich sogar vielmehr um das Feeling als den eigentlichen Sound ging (Gitarren fühlten sich eher etwas spritzig an, der Ton wirkte etwas zu sehr gedrungen/gepresst). Ich will/wollte mehr Resonanz des Korpus spüren, der Ton sollte sich etwas langsamer aufbauen und dafür satter ausklingen (man könnte auch sagen: weniger Attack, mehr Decay und Sustain).
Eins noch vorweg: Wahrscheinlich braucht man im Bandkontext sogar "Udo P.-Ohren" und auch Zuhörern wird es wohl egal sein, wer aber sein Instrument schon lange kennt und weiß, wie es sich beim spielen "anfühlt" und experimentieren möchte, der kann ja einfach mal folgendes testen:
1. Trussrod: Die größte Überraschung für mich ist, dass sich die Einstellung des Trussrods bei meinen Gitarren sehr auf den elektrischen und akustischen Klang ausgewirkt hat. Wenn man bereits eine angenehme Saitenlage gefunden hat und das Setup auch sonst soweit stimmt empfehle ich, die TR-Schraube um ca. 20° zu lockern.
Ich finde, dass durch den etwas gelockerten Hals die Gitarre akustisch schwingungsfreudiger wird und sich auch der verstärkte Klang im Frequenzspektrum nach unten verschiebt.
Es geht hier aber nicht darum, die Saitenlage zu verstellen, sondern etwas "Stress" vom Hals zu nehmen. Ich finde dass der gelockerte Hals mehr Eigenresonsz hat und auch den Korpus etwas mehr zum Schwingen anregt. Zum testen kann man gut einen offenen Akkord anspielen und unmittelbar nach dem Anschlag die Kopfplatte und den Korpus unterhalb der Bridge mit der Hand berühren...
2. Bridge: Es gibt hier ja bereits den Thread von Thomas/dukesupersurf zum Thema Brückenmaterial. Mein Eindruck ist, dass insbesondere - bei entsprechend angepassten (gleichen) Abstand zwischen Saite und Polepice - eine niedriger eingestellte Bridge mehr schmatzige Höhen und rauchige schmutzigere (Tief-) Mitten bringt. Eine höher eingestellte Bridge macht den akustischen und verstärkten Klang schlanker mit mehr Attack und auch drahtiger.
3. PU-Balance: Ich habe die Einstellungen maßgeblich im leichten Crunch vorgenommen, da ich hier neben dem Grundton auch die Obertöne schön erkennen kann. Gerade bei Humbuckern kann man mMn. die Mittelstellung (Neck+Bridge) sehr gut die Balance der beiden PU´s für einen angenehm hohlen Sound einstellen.
4. PU-Höhe: Je nach Gitarrenkonstruktion und Saitenlage können Buchstäblich mm-Bruchteile in der Höheneinstellung der PU´s entscheiden, ob man mehr sonore Mitten und Schmatzen (mehr Abstand) oder mehr Saitendraht (weniger Abstand) in den Vordergrund stellt.
5. Balance und
Höhe: Ich bin der Meinung, dass es für die Balance durchaus relevant ist, wie Humbucker im Rahmen sitzen. Ob also die Polepieces der PU´s parallel zu den Saiten liegen oder leicht schräg gekippt im Rahmen hängen. Manche mögen sagen: "Ist doch egal, war früher bei alten Gibson´s auch nicht immer so!" aber je nach Saitenlage kann es für mein Empfinden durchaus die Balance zwischen den beiden HB-Spulen verändern. Darum verstellen ja auch Viele die Polepiece-Schrauben, nutzen bei HB´s unterschiedlich gewickelte Spulen und auch die staggered Magnets machen quasi das gleiche nur auf der Z-Achse parallel zu den PU´s.
6. Sattel: Ich mag Knochensättel! Sie sind preiswert, leicht zu verarbeiten und selbstschmierend. Ich mag aber die klanglichen Eigenschaften. Der akustische Klang wirkt etwas runder und gedämpfter, die Saite schwingt etwas langsamer ein der Ton baut sich dafür aber gleichmäßiger und sonorer auf und klingt sanfter aus. Im Gegensatz dazu empfinde ich die White- und Black Tusq sind beide etwas härter bzw. moderner im Klang. Sie fördern auch im verstärkten Klang etwas mehr Attack und Saiten-Anteil. Wobei mir die Black Tusqs lieber sind als die weißen, die ich als noch starrer/härter empfinde.
7. Vibrato-
Federn: Ähnlich wie beim Trussrod ist es interessant, die Schrauben für die Federkralle wieder etwas aus dem Korpus herauszudrehen (notfalls muss man eine weitere Feder einsetzen um den Saiten-Gegen-Zug beizubehalten). Das etwas "entspannte" Vibratosystem hat bei meinem Wilkinson WVP-System den Klang wieder etwas dicker gemacht und das Feder-Klingeln vermindert sich auch...
Fazit/Binsenweisheit:
DAS richtige Setup gibt es nicht. Es hängt vielmehr von von den eigenen Vorstellungen und der Art des Spielens ab. Aber durch ein entsprechende angepasstes Setup kann neben dem Spielgefühl auch der Grundklang des Instrumentes verändert werden. Am deutlichsten fand ich die Punkte 1, 2 und 6. Diese haben - für mich - den Klang des Instrumentes etwas geöffnet und sanfter, weicher und wärmer gemacht.
Viel Spaß beim nachmachen
snyder80