Tag zusammen,
ich habe in den letzten Tagen kurzen Prozess gemacht und mir mal einen Dynacord Twen nach meinen Vorstellungen von Grund auf zusammengebastelt. Netztrafo von TT (Marshall 18W passt perfekt), OT von DerFirmadiewieeinBoxKampfgewichtheißt, Chassis von einem lokalen Metallverarbeiter geschnitten und gekantet, Layout etwas modernisiert. Als Preamp-Röhren habe ich 6n2p-ev genommen. Der Amp ist nunmehr eine - wie ich finde - gelungene Mischung aus Dynacord Twen, Tweed Deluxe und Tweed Vibrolux, zumindest vom Voicing her. Nach einigem Experimentieren bin ich sogar zu den originalen, niedrigeren Preamp-Anodenspannungen zurückgekehrt, weil der Kerl da deutlich "brauner" klingt als mit ca. 300v. Der Amp hat zwar noch kein eigenes Gehäuse, klingt aber durch das alte Twen-Cabinet mit WGS G12C verdammt gut. Die neue Kiste wird etwas mehr Volumen bekommen.
Eine Sache ist mir allerdings nicht gelungen, und ich kann mir noch nicht ganz erklären, weshalb - das (Bias-Vary-)Tremolo.
Das habe ich original nach Schaltplan aufgebaut, hat aber im Vergleich zum Original eine derart geringe Intensität, dass man es bei Akkorden fast nicht mehr wahrnimmt; der einzige Unterschied zum alten Twen liegt in der Röhrenbestückung der Endstufe: TAD 6V6GT-STR mit 14,3 Watt Plate Dissipation (d.h. 42 mA current draw) statt (leider nicht mehr gut gematchte) NOS RCA 6V6-GT mit genau 12 Watt Plate Diss.
Nun, vom Princeton Reverb weiß ich, dass ein zu heißer Bias die Intensität des Tremolos stark beschneidet. Allerdings stehen die TADs mit 14 Watt im Datenblatt. Trotzdem: steckt hier mein Fehler?
Weiterhin hört man das Tremolo in Spielpausen klopfen, egal ob der (improvisierte) An/Aus-Schalter kurzgeschlossen ist oder nicht. Es klingt für meine Ohren so, als bliebe der Oszillator permanent in Betrieb, nur die Zuleitung zu den Endstufen-Grids würde gekappt, was auch der Schaltplan anzudeuten scheint.
Im Rahmen dessen habe ich mich überhaupt mal mit Tremolos (Tremoli???) beschäftigt und festgestellt, dass der Twen anscheinend der einzige Amp auf der Welt ist, dessen Tremolo-An/Aus-Schalter liegt wo er liegt. Bei allen anderen klassischen Tremolos zieht der Schalter den Feedback-Loop auf Masse, und zwar zwischen zwei der drei Phase-Shift-Kondensatoren, so dass der Schalter auch von der hohen Anodenspannung der Röhre isoliert ist. Beim Twen liegt der Schalter parallel zum Intensity-Regler zwischen Masse und Output des Oszillator-Signals.
Ich kann mich täuschen, aber das sieht für mich tatsächlich so aus, als bliebe der Oszillator permanent in Betrieb. Das kann nicht gut für die Röhre sein - hier sehe ich Bastelpotential...
Aber an Euch Dynacord-Twen-Freaks: Habe ich recht mit meinen Mutmaßungen oder irgendetwas Wichtiges übersehen?
Schon mal vielen Dank im voraus und Grüße aus der Eifel,
Recky