Hallo zusammen,
inzwischen steht bei mir der vierte Hughes & Kettner EDT20 auf der Werkbank und an diesem Amp wurde vom Besitzer ein irgendwie unsauberer Ton beanstandet. Gezerrt war angeblich alles gut, aber clean haute nicht so hin.
Das stimmte. Dem Amp fehlte im Ton das, was ich bei ihm immer "das Feingeistige" nenne. Er hat eine zumindest in meinen Ohren klasse und einzigartige Wiedergabe im Clean-Bereich. Die war jedoch war weg. Der Amp klang lustlos und etwas kratzig und außerdem brummte er mir etwas zu grätzig.
Ich tippte auf verbrauchte Endröhren.
Das Messen der anstehenden Spannungen ergab, dass insbesondere die Anoden- und Schirmgitterspannungen an den beiden EL84 zu hoch waren, außerdem war mir die Spannungsdifferenz von den Anoden um 10 Volt doch etwas zu groß. Ich hatte die Spannungen an den Beinchen der Schirmgitterwiderstände und an den Taps des OT gemessen. Die Messung der Anodenströme zeigte dann, dass V4 mit 22mA einen zu großen Strom zog, während V3 hingegen gar keinen Strom zog. OK, schnell mal die Röhren probeweise getauscht, ob der Fehler an der Röhre liegt und nun rüberwandert.
Aber er blieb an der Position von V3, denn nun zog die getauschte Röhre keinen Strom. Jetzt tippte ich direkt die Anschlüsse der Fassung an und nun begann beim Antippen des Pins für das Schirmgitter die Röhre Strom zu ziehen, gleichzeitig sanken ihre Betriebswerte auf mir bekannte Werte für den EDT20 und damit verbunden war auch sofort dieser etwas grätzige Ruhebrumm weg. Ließ ich den Pin wieder los, so war der Strom wieder weg, die Spannungswerte stiegen wieder und der Ruhebrumm war wieder da.
Die so eingekreiste Ursache zeigte sich schnell: Der Pin für den Schirmgitteranschluß war gebrochen, so dass das Schirmgitter keine Spannung mehr bekam. Beim etwas stärkeren Tippen mit der Prüfspitze bekam der Pin einen federnden Kontakt, so dass nun auch das Schirmgitter Spannung bekam und die Röhre jetzt Strom zog.
Das Interessante: Augenscheinlich konnte ich diesen Fehler vorher nicht sehen. Das Foto zeigt den jetzt etwas heruntergedrückten Pin. Ob eine Materialermüdung oder eine zu starke Beanspruchung mit letztendlichem Bruch durch Röhrentausch die Ursache war, lasse ich jetzt mal außen vor.
Gruß Michael