[reese]

Hallo zusammen,

ich würde gern als Option zwecks Live- oder Studiomikrofonierung in meine Marshall-Box mit Greenbacks einen Greenback gegen einen Celestion Alnico Blue tauschen.

Als Amp verwende ich einen Ceriatone Marshall 1987 Clone (50 Watt). Spricht aus eurer Sicht technisch etwas dagegen?

Grüße
Markus

[_peter]

Hallo Markus,

ich denke, das wäre nicht sooo sinnvoll - vor allem mit so einem teuren Speaker.

Vorausgesetzt, er hat die gleiche Ohmzahl wie die Greenbacks und er wird richtig
gepolt eingebaut, würde das prinzipiell schon gehen. Aber der Blue verkraftet nur
15W und die Greenbacks 25W. Er würde also wahrscheinlich als erstes kaputt gehen.

Die Box kann bisher 4x25W=100W. Mit dem Blue kann sie nur noch 4x15W=60W.
Die maximale Gesamtleistung richtet sich also nach dem schwächsten Speaker.

Dann ist natürlich noch die Frage, ob es klanglich etwas bringt, einen Blue gegen
drei Greenbacks antreten zu lassen. Wenn der Speaker so gut ist, wie sein Preis
suggeriert, lohnt es sich wohl eher, ihn alleine oder in einer 2x12er zu nutzen, wo
er sein Potential auch entfalten kann.

Gruß, Peter

[reese]

Hallo Peter,

mir geht's nicht so sehr um den Raumklang, sondern um die Möglichkeit 2 verschiedene "Sounds" mikrofonieren zu können. Die Alternativlösung mit der 2x12er Box mit Celestion Blue würde die 50W nicht verkraften - ansonsten wäre sie natürlich ideal. Ich habe auch schon über einen anderen Speaker (z.B. Celestion Gold) nachgedacht, aber die haben einfach nicht DEN Sound. 

Die Frage ist, ob der Alnico Blue zusammen mit den Greenbacks noch DEN Sound hat (mit dem Mikro direkt davor) bzw. ob die Greenbacks dann nicht auf ein mal anders klingen weil sie andere "Leistung ziehen" als vorher. Der Celestion Blue hat 15 Ohm, die Greenbacks je 16 Ohm.

Zu dem anderen Problem:
Würden die 60 W nicht ausreichen? Ich spiele den 50W-Ceriatone nie voll aufgedreht und 2 Celestion Blue verkraften ja auch einen voll aufgedrehten AC30.


Grüße
Markus

[_peter]

Oh Mist,

ich habe nicht richtig gelesen - ich habe tatsächlich nicht ans Mikrofonieren gedacht, sondern an Raumklang.
Dafür könnte man das machen. Die von dir beschriebenen Verhältnisse sollte die Box auch mitmachen.
Dann musst du aber dafür sorgen, dass sie nicht mal aus Versehen von jemand anderem mit einem 100Wer
gespielt wird.

Gruß, Peter

[reese]

Super... ich werde es testen und berichten.

Würde sich der Klangeinfluss der Lautsprecher ändern wenn man zwischen serieller und paralleler Verkabelung wechselt? Je nach dem ändert sich doch die Leistugsaufnahme, richtig? Da Greenback 16 Ohm und Celestion Blue 15 Ohm. Oder ist das vernachlässigbar?

Grüße

[_peter]

Hallo,

also ich kenne weder den Speaker, noch habe ich mich viel mit praktischen Tests unterschiedlicher
Boxenverkabelung beschäftigt. Ich kann dir nur den Link hier geben:
http://www.acys-lounge.de/id-4-x-12er-verkabelung.html

Gruß, Peter

[*genni*]

Kurz meine Gedanken dazu:

Du hast das ja selbst schon vermutet, daß die Komination 2er unterschiedlicher Lautsprecher dazu führen kann, daß einer "Leistung zieht". Das ist tatsächlich bei einer Reihenschaltung der Fall. Die typische 4x12" ist ja wie folgt verdrahtet: Je 2 Lautsprecher sind untereinander in Reihe geschalten und dann die Paare wieder parallel. Bei einem hinreichend niederohmigen Verstärker kannst du den zweiten Parallelzweig ignorieren.

Die Reihenschaltung wird aber interessant: Wenn man sich den Impedanzverlauf der Lautsprecher anschaut sieht man, daß die bei der Eigenresonanz eine Impedanzspitze haben. Diese ist in ihrer Position auf der Frequenzskala nicht nur abhängig von der Resonanzfrequenz, sondern je nach Modell auch noch unterschiedlich stark ausgeprägt. Im Gehäuse verschiebt sie sich zudem zu höheren Frequenzen (bei geschlossenen Gehäusen).

Also nur mal diese Grundresonanz betrachtet: Die ist bei beiden fs=75Hz. Ein Lautsprecher hat aber meinetwegen 80 Ohm bei 75Hz und der andere 100 Ohm. Schon teilt sich die Spannung nicht mehr gleichmäßig auf beide Chassis auf sondern der Spannungsabfall ist über das Chassis mit 100 Ohm größer. Dementsprechend ist dieses lauter. Bei dieser Frequenz und links und rechts dieser Frequenz in einem relativ schmalen Band.

Weiterhin steigt bei jedem Lautsprecher mit Schwingspule die Impedanz mit zunehmender Frequenz. Einfach weil die Schwingspuleninduktivität bei zunehmender Frequenz durch Selbstinduktion zu einer höheren Impedanz führt. Jetzt lass die beiden Chassis diesen Anstieg mal unterschiedlich steil gestalten. Schon hast du denselben Effekt wie eben beschrieben. Das Chassis welches steiler ansteigt wird zu höheren Frequenzen mehr Leistung abgeben als das andere, einfach weil es bei der Reihenschaltung bevorzugt wird. Dein Lautsprecher könnte plötzlich viel heller klingen als er alleine klingt an identischem Amp mit identischen Einstellungen. Oder umgekehrt zu dumpf, je nachdem.

Das mal nur als ganz grobe Betrachtung des Sachverhalts. Bei Röhrenendstufen spielt da auch die Endstufe noch mit u.s.w. .....

Fazit: Testen. Wenns gefällt ist gut, wenn nicht, dann in eine zusätzliche 1x12" Box stecken (Isobox?) und die mit separater kleiner 5W Röhren- oder Sandendstufe mit laufen lassen, nur für die Mikrofoniererei. Dann hast du den puren Alnico Blue Sound so wie du ihn kennst, ohne die Interaktion mit den Grünrücken. Auch hast du dann kein Problem mehr mit der Leistung denn die Alnico Blue sind jetzt nicht die robustesten Modelle. Brian May hat die ja seit Ewigkeiten in seinen AC30's und laut Aussage des Roadies schießt er da regelmäßig den ein oder anderen ab.

Viele Grüße
Carsten

[*genni*]

Achso eine Option wäre noch alle 4 Lautsprecher parallel zu schalten. Das minimiert die Interaktion der Lautsprecher untereinander auf ein Minimum, jedoch hat deine Box dann 4 ohm.

[reese]

Danke für die ausführlichen Antworten!

Die Box ist eine Marshall 412er mit Mono/Stereo-Switch. Im Monobetrieb kann zwischen 4 oder 16 Ohm Gesamtimpedanz gewählt werden. D.h. ich muss prinzipiell nur einen Lautsprecher tauschen und kann dann testen was mir klanglich mehr zusagt (?).

Grüße
Markus

[*genni*]

Optimal... Da nimmt dir der Switch schon das Umverdrahten ab. So kannst du schnell testen was dir besser zusagt.

[DocBlues]

Hallo,

alternativ zum Celestion Alnico Blue könntest Du in Richtung WGS Blackhawk 50W denken. Der hat auch den AlNiCo-Touch und kann mit 50 W deutlich mehr ab. Er hat etwa die Charakteristik wie ein Celestion AlNiCo Gold, kostet aber weniger und funktioniert auch bei sattem Overdrive noch richtig gut, wenn der Blue tendenziell etwas zu klingelig wird.

Gruß, DocBlues

Ich habe einen längeren Erfahrungsbericht hier im Forum geschrieben - ist schon einige Zeit her.

[reese]

Danke für die Info, habe den Bericht gelesen.
Das "klingelige" ist für mich kein Nachteil, sondern einer der Kaufgründe. Auch soll der Speaker verzerren um Schmutz im Sound zu bekommen. Der WGS Black & Blue wäre noch eine Alternative über die ich nachdenke...

Grüße
Markus

[reese]

Habe den Lautsprecher gewechselt. Aus der Box kommt seitdem ein leises tiefes Brummen. Komischerweise auch im Monobetrieb mit 2 Greenbacks ohne den Celestion Blue. An der standard 4x12er Marshall-Verkabelung wurde nichts geändert, nur der Blue gegen Greenback getauscht. Brummen kommt im 4- und 16-Ohm-Betrieb. Alle Lautsprecher funktionieren.

Kann es damit zusammenhängen, dass der Blue 15 Ohm und die Greenbacks 16 Ohm haben?

Eine andere Box brummt nicht.

[reese]

Mit einem anderen Amp tritt das Problem nicht auf. 

[_peter]

Hallo,

ich wüsste gerade nicht, warum eine Box Brummen sollte. Wenn, dann brummt der Amp - was
du ja durch Probieren schon bestätigt hast: Mit einem anderen Amp brummt die Box nicht.
Trotzdem: Hast du zur Sicherheit mal den Widerstand der Box gemessen und mit einer Batterie
geprüft, ob alle Lautsprecher in Phase arbeiten?

Gruß, Peter