Guten Morgen zusammen,
ich führe im Moment ein Forschungsprojekt aus privatem Interesse durch, welches die Authentizität von Amp-Replikas des allseits bekannten Herstellers aus Fullerton betrifft, vornehmlich aus der Tweed-Ära (und anderen, britischen). Letztendlich würde ich gerne einige Modelle aus der Zeit hörbar machen, wie sie höchstwahrscheinlich wirklich klangen, als sie Leos Werkstatt verlassen haben; mich interessieren Verstärker, die 50 Jahre alt und schon lange nicht mehr im damals beabsichtigten Zustand sind, zwar noch historisch, aber nicht so sehr klanglich. In der Vintage-Szene ist sehr viel Voodoo im Spiel und das versuche ich zu eliminieren. Authentische Bauteile sind heute teilweise schwierig zu bekommen - viele Komponenten sind einfach zu gut, zu "sicher" dimensioniert etc.
Auf vielen internationalen Foren wird gesagt, dass die Spannungen in den Replikas teilweise wesentlich zu hoch sind, was nicht nur an der seit den 60er Jahren um ca. 10-17 V erhöhten Netzspannung liegt, sondern auch an den heute erhältlichen Netztrafos. Ich selbst bin auch der Meinung, dass die Anodensspannungen einen entscheidenden Aspekt des Klangs darstellen, viel mehr als die von manchen Gurus propagierte Verwendung von NOS Paper-in-Oil-Caps oder dergleichen. Ebenso werden gerne mal extrem teure US-Trafos/Übertrager als Mittel zum Vintage-Ton angepriesen, die aber wesentlich schwerer und effizienter sind als die damals verwendeten, was den Amp ganz sicher fetter klingen lässt, aber bestimmt nicht authentischer.
Da in Leos alten Schaltplänen zwar Spannungen vermerkt sind, die aber erstens theoretisch um bis zu 20% abweichen können, ganz sicher aber bis zu 10%, und zweitens niemals mehr empirisch nachvollziehbar sind, außer man bekommt fünf oder zehn unverbastelte Vintage-Amps mit gleichen Bauteilen in die Hände, war die klangliche Streuung bei den alten Amps wohl wesentlich höher als bei heute produzierten Replikas. Mich würde da aber ein ungefährer Idealwert bei den Spannungen interessieren und ob man ihn mit Bauteilen von der Stange überhaupt erreichen kann.
Meine Bitte an diejenigen von Euch, die jemals einen 5E3, 5f1, 5f2 o.ä. gebaut haben - habt Ihr die in den Original-Schaltplänen vermerkten Spannungen annähernd erreicht, oder lagt Ihr zu hoch? Konkreter: Welches B+ habt Ihr mit welchem PT und welchem Gleichrichter produziert? Habt Ihr experimentiert? Ich will diese Werte auch mit solchen vergleichen, an die sich ältere Techniker erinnern können.
Ich weiß, es ist vielleicht etwas "nerdy", aber es ist mir zu einfach, "empfohlene" oder Standard-Bauteile zu kaufen und zu denken: "Ah, so müssen die Amps geklungen haben." Und da habe ich noch nicht mal den OT oder Speaker mit eingerechnet. Aber daran forsche ich auch...
Vielen, vielen Dank im voraus!
Schöh,
Recky