Moin,
Ich hadere schon lange mit mir ob ich etwas zum Thema 5E3, bzw. 5Ä3 schreiben soll, aber da die Pollen mich momentan in die Stube verbannen kann ich auch was für die TT-Community verfassen.
Das folgende spiegelt meine eigene Auffassung wieder, ist allerdings praxiserprobt in zwei 5E3. Die Bauteilebezeichnungen beziehen sich auf den momentan aktuellen 5Ä3-Schaltplan wie er auf der Homepage zu finden ist.
a) Am Anfang des threads stand mal die Aussage, dass größere Trafos und 6L6/5881 als Endstufe nicht auf das Chassis passen würden. Ich kann nichts direkt zum 5Ä3 Chassis sagen, aber das 5E3 generic Chassis, welches sogar einen Hauch kleiner ist, akkommodiert einen 1760J und einen 290CEX sehr gut. Mit einer GZ34 und C15 mit 47µF liegen die Anodenspannungen bei ca. 400V, wenn man ein Paar 6P3S mit ca 350R an der Kathode biased. Das klingt alles nach den Neil Young Zutaten, auch eine 12AX7 macht sich gut als V1 und man kann einen 8R Lautsprecher an die 4R oder 8R Wicklung hängen um den Youngschen ‚impedance mismatch‘ hinzubekommen (8R Speaker an 4R tap).
Die folgenden Punkte sind Anregungen, die meiner Meinung nach den 5Ä3 deutlich verbessern würden (dies ist als konstruktive Kritik und nichts als Diss gemeint). Ich habe dazu den Original-Schaltplan ein wenig abgeändert um meine Punkte leichter nachvollziehbar zu machen (siehe Anhang). Die grünen Widerstände sind hochohmige Pulldown Widerstände. Die TubeTown spezifischen Stellen in diesem modifizierten Schaltplan sind ausgegraut um klar zu machen, dass es sich um KEINE offizielle Version handelt.
Mastervolume:
Generell ist die Auslegung des Mastervolumes als PushPull, welche das NFB schaltet nicht vollkommen unbedenklich. Das Signal an SW/2 hat ja die idente Phasenlage wie das Signal an MV/1, da es sich um eine Gegenkopplung handelt. Dies kann per Übersprechen zu einer ungewollten Mitkopplung und Instabilitäten führen. Es kann auch unproblematisch sein, das muss man am aufgebauten Amp beurteilen.
Des Weiteren befindet sich P6 im feedbackpfad, so dass das closed loop gain durch P6 variiert wird.
Eine globale VVR anstelle des Mastervolumes vor dem PI:
Der 5E3 reagiert phantastisch auf eine globale VVR. Isolierte Mosfets (ich nehme 2SK 2605) mit ein wenig Wärmeleitpaste auf das 5E3 generic chassis geschraubt verrichten ihre Arbeit in zwei 6P3S-5E3s bereits seit nahezu 5 Jahren ohne Ausfall. Man könnte ebenfalls die negative Schirmgitterspannung mit einem Stereopoti mitskalieren (siehe z.B. RockOpa Schaltung aus dem MusikD**g Forum, oder meine PSU-Zeichnung, welche darauf basiert) und damit diese Option im 5Ä3 erhalten. Dies lässt sich auch sehr einfach nachträglich in das 5Ä3 kit implementieren, da nur wenig zusätzliche Löcher für den Mosfet und eventuell ein paar Lötleisten gebohrt werden müssen.
Die VVR verändert ebenfalls das closed loop gain der Endstufe. Die feinste Variante nutzt daher ein Bias-Tracking so dass die zweite Hälfte des VVR-Stereo-Pots zu Kompensationszwecken parallel zu R24 geschalten werden kann. Dies funktioniert in Marshall-artigen Endstufen prima, ist aber ein wenig ein Gepfriemel von den Widerstandswerten.
ToneStacks:
In seiner traditionellen Beschaltung lebt der 5E3 Preamp von einer starken ohmschen Belastung der Eingangstufen und der Interaktivität der drei Potentiometer. Ersetzt man P2 durch ein 2xUm PP-Poti (gibt’s eh im TT-Shop) und P3 durch ein 1MA Stereopoti, dann kann man die beiden Kanalvarianten (ich nenne eine Variante 5E3 und die andere ‚Blackface‘) vollständig entkoppeln (siehe modifizierter Schaltplan). Hiermit ist einerseits die traditionelle Schaltung des 5E3 möglich, ebenso aber auch ein reiner Blackface Kanal, welcher unbeeinflusst von der Tonblende des bright inputs ist (dies ist beim 5Ä3 nicht vollständig gegeben). Man kann sich die Gitteranlaufwiderstände R35 und R36 sparen und erhält einen Hauch mehr sparkle und mehr Nutzpegel. Gerade bei einer 12AY7 als V1 nicht von Nachteil. Benötigt man den ToneStack-lift im Blackface modus, dann kann man für P4 oder P5 ein PP-Poti wählen.
Kleinigkeiten:
Zum einfachen Bias-messen könnte man 1R Messwiderstände an den Kathoden der Endstufenröhren vorsehen. Eventuell kann man die sogar auf die Röhrensockel löten, falls noch unbelegte Pins vorhanden sind. Die Heizspannung kann man ebenfalls auf das Kathodenpotential der Endstufenröhren legen (bringt nur was bei Kathodenbias). R15 befindet sich meines Erachtens an der falschen Stelle und wirkt so als zusätzlicher Spannungsteiler. P6 würde ich eh entfernen, an seiner Stelle kommt ein 1M Widerstand und ein 470k grid stopper an V2b um die Nippeldistortion des Phaseninverters zu unterdrücken.
Bias-Switch:
S3 ist unnötig kompliziert ausgelegt und, man benötigt nur eine Schaltebene. Durch die freigewordene zweite Ebene kann man eine zweite Option mitschalten. Dies könnte z.B. das Umschalten zwischen Pseudo-Röhrengleichrichtung und Diodengleichrichtung sein, wenn man den Innenwiderstand der Röhrengleichrichtung über einen Lastwiderstand simuliert (spart auch eine Röhre und nen Sockel –> mehr Platz). Spannend aber aufwändiger wird es mit einem 3XUM Schalter für S3. Hiermit ließe sich die NFB-Umschaltung (ploppt die eigentlich? Ich sehe keinen dc-blocking cap, aber die Spannung ist auch nur 1V) ebenfalls mitschalten (falls es ein Übersprechen gibt, schaltet die dritte Ebene einen JFET, oder ein Relais). Hiermit stehen die beiden archteypischen Endstufenkonfigurationen zur Verfügung: cathode bias mit saggy Gleichrichtung und kein NFB vs. fixed bias mit niederohmigem Netzteil und NFB.
Zusätzliche Klangoption:
Wer noch eine wirklich saggy Klangoption braucht kann für eine der Speakerbuchsen eine Stereobuchse verwenden, welche C22 per Ring auf Masse schaltet. Hierfür muss aber die Belastbarkeit von R23 beachtet werden. Sicherer ist es zwei 5W 680R parallel zu schalten. Je nachdem an welcher Buchse der Speaker noch hängt hat mein Kathodenbias mit oder ohne Kathodenkondensator.
LG,
Max