Hallo
@DocBlues
Die Antwort war mir irgendwie durchgegangen ...
Den letzten Satz nehme ich mal als positives Kompliment - interessant kann man ja auch als Synonym für "verrückt" oder "abgedreht" sehen
Ich gebe Dir Recht hinsichtlich der Affinität zur Vergangenheit: wenn ich bedenke, dass ich mal Blackmores Sound für das Maß der Dinge gehalten habe, wird mir irgendwie schlecht.
Auch hinsichtlich Amps hat sich einiges getan, keine Frage, sowohl rein technisch, als auch im Sound - so stelle ich z.B. mit "Erschrecken" fest, dass mir nur einige alte Marshall-Sounds gefallen; der gute Jimi ist bei mir völlig außen vor und steht quasi am anderen Ende der Skala wie ich (Fuzz-Sound ist nun völlig konträr zu meiner Vorliebe für massive Distortion im Bass-Bereich).
Die Flexibilität der Verstärker scheint gestiegen - hier und da findet man ja sogar mehrere verschiedene Typen in einem Chassis untergebracht (ich denke, der H&K Triamp ist ein gutes Beispiel, welcher einen MV-Marshall, einen Fender-Clean und einen SLO in sich vereint ... aus meiner Sicht) - was natürlich die Assoziationen eines bestimmten Verstärkers mit einem bestimmten Sound einer bestimmten Zeit aufhebt.
Gitarristen sind sehr innovativ, wenn es darum geht, Wege zu finden, den alten Krempel immer noch in den Himmel zu loben ... plötzlich ist Brumm und Rausch gleichgültig, Matsch in den Bässen wird als Charakteristikum hingenommen / stilisiert usw. Schon allein hinsichtlich Gewicht, Optik uem. habe ich da innerhalb von 2 Minuten von derselben Person widersprüchliche Aussagen gehört.
Und ... nur wo Porsche draufsteht, kommt auch Porsche raus - ganz wichtig. Das es ggf. etwas auf dem Markt gibt, was besser bzw. flexibler, gleichwertig etc. ist, bleibt völlig unbeachtet.
Zur Verwendung der Bauteile heute und früher ... heute zählt die Massenproduktion und der Wegwerfkonsum - reparieren ist ja nun wirklich out und ich warte eigentlich nur noch auf die Einweg-Tubeamps.
Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Bauteile "früher" (ich bin leider auch schon etwas älter, wenn man so will) minderwertiger waren, hinsichtlich der Streuung und Toleranzen auf jeden Fall.
Heutzutage entscheidet der Hersteller über die Verwendung von qualitativ hochwertigen oder minderwertigen Komponenten - "damals" war das ebenfalls möglich, jedoch im geringeren Umfang, so finde ich.
"Historisch" und "politisch korrekt" wird man einen Amp nur mit den auch damals verfügbaren Bauteilen - zumindest optisch - wieder aufbauen können. Ob der Aufwand lohnt, steht auf einem anderen Blatt und wir sollten ebenfalls nicht vergessen, dass man damals auch gern mal diverse Amps im Rack transportiert hat (heute auch noch, obwohl das anders ginge), um verschiedene Sounds zu erreichen ....
Gruß, Stone