Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Kondensatoren für AC30

  • 19 Antworten
  • 9573 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Re: Kondensatoren für AC30
« Antwort #15 am: 30.11.2016 22:05 »
Hallo Stone,

die Kondensatortypfrage ist sicherlich nicht die erste Frage, wenn es um den Sound eines Verstärkers geht. Wenn man allerdings schaltungstechnisch sehr nah an einem "historische" Original wie dem AC 30 dran ist, hat man ja nicht mehr sehr viele Variationsmöglichkeiten.
Vielleicht mehr als früher gibt es heute sehe viel minderwertige Bauteile (so wie der Anteil an totalem Ramsch in den letzen 30 Jahren fast überall deutlich angestiegen ist. Ich denke, die älteren Forumsteilnehmer wissen alle, wovon ich rede). Minderwertige Bauteile sind für mich solche, die Dynamik und Details einfach nur vernichten. Das passiert in billiger Consumerelektronik in großem Stil.
Gute Bauteile sind solche, die das Signal entweder weitestgehend transparent weiterleiten ( natürlich von gezielt eingesetzten R-C-Gliedern oder ähnlichen Aspekten abgesehen) oder eine musikalisch vorteilhafte Färbung hinzufügen (z.B. leichen Abrunden von Transienten oder Ergänzen von musikalisch klingenden Oberwellen z.B. (subjektiv - ich weiss !)).

Ich denke, die Reihenfolge ist: Gutes Grundkonzept, zieldienlich durchdachte Schaltung und Einsatz guter Bauteile.
Nach meiner Erfahrung "verkauft man" aber auch eine gute Schaltung ohne gute Bauteile unter Wert und etwas "Voodoo-Optimierung" kann in Verbindung mit Erfahrung ein Klang-Sahnehäubchen oben drauf bringen.

Vielleicht sollten wir aber alle etwas weniger an der Vergangenheit hängen. Rockmusik war mal eine sehr aufregende, innovative Angelegenheit mit sehr viel Sound-Experimenten. Heute kommt es mir nicht selten so vor, als ginge es darum Relikte aus der Vergangenheit um jeden Preis vor der Veränderung zu schützen und im Museum in musilkaisch-politischer Korrektheit zu kultivieren. Da rotiert doch Jimi Hendrix im Grab. Wie sagte doch Thomas Blug in Zusammenhang mit der Spezies "Gitarristen": ...sie sind fortschrittlich und innovativ solange sich nichts ändert.
Zum AC 30: Ich hatte vor 40 Jahren auch einen - mit original Blue Bulldogs. Der klang für manche Dinge (in meiner damaligen Rory Gallagher Cover Band) auch toll - trotzdem hatte er auch Schwächen und ich habe mich nicht dran festgeklammert und ihn auch nicht zum Sakrileg erklärt.
Sorry - ist schon wieder etwas lang und "off topic " geraten - man kann aber vielleicht auch mal drüber nachdenken.

P.S. Ich war übrigens gerade auf Deiner WEB-Site und habe etwas "geschmökert" - interessant.

Gruß,
DocBlues

*

Stone

  • Gast
Re: Kondensatoren für AC30
« Antwort #16 am: 13.12.2016 10:25 »
Hallo

@DocBlues

Die Antwort war mir irgendwie durchgegangen ...

Den letzten Satz nehme ich mal als positives Kompliment - interessant kann man ja auch als Synonym für "verrückt" oder "abgedreht" sehen ;)

Ich gebe Dir Recht hinsichtlich der Affinität zur Vergangenheit: wenn ich bedenke, dass ich mal Blackmores Sound für das Maß der Dinge gehalten habe, wird mir irgendwie schlecht.

Auch hinsichtlich Amps hat sich einiges getan, keine Frage, sowohl rein technisch, als auch im Sound - so stelle ich z.B. mit "Erschrecken" fest, dass mir nur einige alte Marshall-Sounds gefallen; der gute Jimi ist bei mir völlig außen vor und steht quasi am anderen Ende der Skala wie ich (Fuzz-Sound ist nun völlig konträr zu meiner Vorliebe für massive Distortion im Bass-Bereich).

Die Flexibilität der Verstärker scheint gestiegen - hier und da findet man ja sogar mehrere verschiedene Typen in einem Chassis untergebracht (ich denke, der H&K Triamp ist ein gutes Beispiel, welcher einen MV-Marshall, einen Fender-Clean und einen SLO in sich vereint ... aus meiner Sicht) - was natürlich die Assoziationen eines bestimmten Verstärkers mit einem bestimmten Sound einer bestimmten Zeit aufhebt.

Gitarristen sind sehr innovativ, wenn es darum geht, Wege zu finden, den alten Krempel immer noch in den Himmel zu loben ... plötzlich ist Brumm und Rausch gleichgültig, Matsch in den Bässen wird als Charakteristikum hingenommen / stilisiert usw. Schon allein hinsichtlich Gewicht, Optik uem. habe ich da innerhalb von 2 Minuten von derselben Person widersprüchliche Aussagen gehört.

Und ... nur wo Porsche draufsteht, kommt auch Porsche raus - ganz wichtig. Das es ggf. etwas auf dem Markt gibt, was besser bzw. flexibler, gleichwertig etc. ist, bleibt völlig unbeachtet.

Zur Verwendung der Bauteile heute und früher ... heute zählt die Massenproduktion und der Wegwerfkonsum - reparieren ist ja nun wirklich out und ich warte eigentlich nur noch auf die Einweg-Tubeamps. :) Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Bauteile "früher" (ich bin leider auch schon etwas älter, wenn man so will) minderwertiger waren, hinsichtlich der Streuung und Toleranzen auf jeden Fall.

Heutzutage entscheidet der Hersteller über die Verwendung von qualitativ hochwertigen oder minderwertigen Komponenten - "damals" war das ebenfalls möglich, jedoch im geringeren Umfang, so finde ich.

"Historisch" und "politisch korrekt" wird man einen Amp nur mit den auch damals verfügbaren Bauteilen - zumindest optisch - wieder aufbauen können. Ob der Aufwand lohnt, steht auf einem anderen Blatt und wir sollten ebenfalls nicht vergessen, dass man damals auch gern mal diverse Amps im Rack transportiert hat (heute auch noch, obwohl das anders ginge), um verschiedene Sounds zu erreichen ....

Gruß, Stone

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Re: Kondensatoren für AC30
« Antwort #17 am: 19.12.2016 23:13 »
Hallo Stone,

vielleicht kann man es betreffend die Bauteilqualität so ausdrücken:

Früher war die Fertigungstechnik weit weniger perfekt. Um trotzdem klarzukommen, brauchte man mehr Sicherheitsabstand, um Ausfälle zu vermeiden. Außerdem ging man fast immer davon aus, daß Geräte gut zu reparieren sein sollten und eine gewisse Solidität für längere Lebensdauer haben sollten. Das war sicher auch ein Zeitgeist, der noch vom Mangel nach dem Krieg und den darauf folgenden Wohlstandsaufbaujahrzehnten geprägt war.
Heute ist die Fertigungstechnik sehr viel weiter, wird aber vielfach dazu genutzt gezielt möglichst billig am unteren Qualitäts- und Lebensdauerlimit zu produzieren ohne zuviel Ausfälle in der Garantiezeit zu erzeugen. Es ginge natürlich besser und wenn man mit Bauteilen für soliden oder höheren Industriestandard arbeitet (also dort , wo der Consumer-Ramsch weniger akzeptiert wird, weil man Zuverlässigkeit und Leistung erwartet - z.B. weil Produktionsausfölle und Mess-/Prüffehler teuer werden können), kann man ja teils erstaunliche Dinge im Audiobereich zusammenbasteln.
Andererseits sind Linearität und Präzision nicht immer der Freund des bevorzugten Klangs, denn das was wir Gitarristen in Sachen Nichtlinearität veranstalten, läßt viele Elektrotechniker erschaudern.
Vielleicht liegt da wieder ein Geheimnis des Vintage-Sounds. Viele Bauteile waren früher einfach weniger elektrotechnisch perfekt, hatten mehr Streuung und mehr Nichtlinearität, was dem Sound durchaus hilfreich sein kann. Allerdings kann es auch böse nach hinten losgehen, wenn sich die Toleranzen und Nichtlinearitäten gerade mal in der falschen Richtung ergänzten.

Ich bin durchaus froh, daß ich mich bei guten Marken-Bauteilen heute darauf verlassen kann, daß sie ziemlich konsistent produziert wurden. Ansonsten wäre das Klangtuning ja reine Glückssache.

Gruß DocBlues




*

Stone

  • Gast
Re: Kondensatoren für AC30
« Antwort #18 am: 20.12.2016 08:39 »
Hallo DocBlues

Da habe ich einen Aspekt nicht in Betracht gezogen bzw. Dich auch ein wenig missverstanden - volle Zustimmung. Ja, die Toleranzen in den Werten und Fertigungstechniken bescherten uns ja Verstärker der Prädikate "der klingt echt geil" und "hm ... irgendwie nicht so", obwohl der gleiche Typ vom gleichen Hersteller aus der gleichen Reihe und Baujahr.

Ist, finde ich, zwar selten, aber die Effekte gibt es - ein Bekannter hat einen JCM800 2203, den ich echt gigantisch finde; und der Amp ist absolut original.

Die Packungsdichte und das Rastermaß üben, so finde ich gleichermaßen, ebenfalls Einfluss aus - für mich selbst kann ich das u.a. negativ durch den Einsatz von Turretboards belegen, die mal diesen, mal jenen Effekt auslös(t)en.

Nun ... genug des "off topic" :)

Gruß, Stone

*

Manfred

  • Gast
Re: Kondensatoren für AC30
« Antwort #19 am: 20.12.2016 09:43 »
Hallo,

Zitat
Ist, finde ich, zwar selten, aber die Effekte gibt es - ein Bekannter hat einen JCM800 2203, den ich echt gigantisch finde; und der Amp ist absolut original

Genau das ist der Mythos der manchem Dingen vorauseilt.
Viele haben einen solchen Amp gehört und waren nach dem Kauf deselben enttäuscht.
Z.B. Auch ein Fenderamp bei welchem der 22uF Kathodenelko stark gealtert ist und vielleicht nur noch 5uF hat,
klingt auf einemal mit einer Paula subjektiv besser da sich die Grenzfrequenz nach oben verschoben hat.
Dann der neue Mythos, ja, der Vintageamp klingt einfach besser.

Das gleich Spiel hatte man mit den PAF-Pickups die früher einfach handgewickelt waren, so wie es kam,
und große Toleranzen in Bezug auf die Wicklungskapazität hatten.
Die Resonanz der Wicklung lag immer woanderst, der eine Klang auch wieder subjektiv besser,
der andere nicht so wie man es erwartet hatte.

@Stone
Da gebe ich die Recht dass wir mit den heutigen Fertigunstechnik der Bauteile und deren Werttreue besser bedient ist.
Einen gutklingenden Amp zu kopieren, bedürfte es alle Bauteile auszumessen und das Original-Layout beizubehalten,
ein schwieriges Unterfangen.

Da ist es billiger und einfacher ein Kemper Amp zu kaufen und den Wunschamp abzubilden. :devil:
Die Röhrenamppuristen möchten mich bestimmt wieder erschlagen. ;D

Gruß
Manfred
 
« Letzte Änderung: 20.12.2016 09:45 von Manfred »