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Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973

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Offline 456Onno456

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Hi,

es ist mal wieder Zeit was zu schreiben, ich wollte das schon länger nachholen, aber die Zeit ist knapp. Ich mach jetzt mal nen Anfang und setzte die, für Schaltplan-Horter interessanten, Informationen rein.

Es geht prinzipiell um Supro-Combos, d.h. kleine push-pull Verstärker mit einem Pärchen 6973, die an einem 1x12 Lautsprecher mit einer Tele dem Page-Ton auf der LZI nahe kommen sollen. Ich habe mich die letzten beiden Jahre intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt, viel gelesen (dirty girl amps, also Erik Kettenburgs homepage sei eindeutig empfohlen. Wertvolle Informationen, Schaltpläne und hilfsbereit ist er auch), zwei Combos desinged und klanglich abgestimmt (1x 5CZ5, 1x 6L6/6V6), wobei speziell letzteres ein langer Kampf war.

Nun sind die aktuellen Supros anscheinend der letzte Schrei und ich muss bekennen, dass mir das immer ein wenig gegen den Strich geht. Der Hype-Zug fährt mit Volldampf und häufig kommen dabei auch so Kleinigkeiten wie Klang unter die Räder (eventuell in einem zusätzlichen post mehr).

Anbei erst mal der Schaltplan des 1695T (ich hoffe es sind nicht zu viele Fehler drinnen, ich habe es mehrfach kontrolliert). Das Tremolo habe ich nicht getraced, das war mir zu viel Arbeit. Das LFO-Signal wird an den Enden von R44 und R45, welche bei mir auf Masse liegen, eingespeist.

Es könnte sein, dass die 1N4004 an den Kathoden der 6973 auch eine 24V Zener Diode ist. Dann würde die Diode an der Stelle Sinn machen (Zener-Noise mal dahingestellt).

Zu den Verstärkern scheint die Electro Harmonix 6973 zu gehören. Ich habe mit meinem µtracer mal ein Kennlinienfeld aufgenommen, als Vergleich auch eine 6CZ5 (ziemlich ident zu einer 6973, wenn man sich die alten Datenblätter ansieht). Zu gehören, da die Röhren auf einen Ruhestrom von 60mA gebiased sind. Wenn ich das richtig sehe, dann sind das 150% der maximalen Dissipation einer NOS 6973. Das sollte auf die Lebensdauer gehen, da aber bis jetzt die Foren nicht von dauerndem Röhrenausfällen berichten, liegt die Vermutung nahe, dass die EH 6973 mehr abkann. Die Physiognomie der Röhre und das Kennlinienfeld unterstützen zumindest die Vermutung, dass die Röhre nicht gerade eine 'faithful reproduction' der alten 6973 ist.

Der Amp ist tadellos verarbeitet (alle Potis sind Stereopotis, wobei nur eine Hälfte genutzt wird. Dafür ist die mechanische Befestigung am PCB deutlich stabiler, da es kein versehentliches 'Abhebeln' gibt - heißt das Knickbruch?) und sieht, wie ich finde extrem gut aus. Wenig überraschend hat der Klang nichts mit einem Supro zu tun. An für sich kein katastrophaler Sound: charakteristisch, wie bei alle neuen Supros, welche ich gespielt habe: der Amp ist hart, stabil und tendenziell auf der sterilen Seite. Das kann in den Höhen unangenehm werden. Beim 1695T kommt noch ein sehr moderner britischer Speaker hinzu. Im Direktvergleich mit einem ET-65 ist der Klang des Speakers stabiler, er hat deutlich mehr Tiefmitten (schiebt, pumpt), dafür fehlen aber die Mitten des ET-65. Sehr weit weg vom Klang 'amerikanischer' Speaker (ein G12Q, G12C und G12C/S waren zum Vergleich da). Ohne PPIMV, VVR, oder eingebautem Attenuator ist der Amp natürlich unpraktisch, da er nur zerrt, wenn es laut wird. Warum man so was heutzutage noch baut ist mir schleierhaft.

Ich habe bestimmt noch ein wenig was vergessen. Wenn Euch noch was interessiert, dann fragt ihr eh.

schönen Abend,

Max



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Offline mr.bassman

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #1 am: 28.03.2017 14:31 »
Hallo Max,
schön zu lesen, dass es weitere Supro-Amp-Fans gibt! Auch ich beschäftige mich
seit gut einem Jahr mit deren Schaltungen, da ich beabsichtige, einen „1624T“ (Dual Tone) zu bauen.
Schaltungsmäßig unterscheidet dieser sich nur durch zweites Ton-Poti - zumindest nach den alten Schematics…

Ich bin durch YouTube-Clips von „LeonC“ und natürlich auch die von den neuen Supro/Absara-Amps auf den
Geschmack gekommen.
In Deutschland/Europa ist der Name Supro/Valco ja nicht so populär, in den USA hingegen waren diese in den
50er/60er Jahren sehr verbreitet. „Poor Mans Fender“ halt - jedoch mit völlig eigenen Schaltungsideen!

Zitat
Nun sind die aktuellen Supros anscheinend der letzte Schrei und ich muss bekennen, dass mir das immer
ein wenig gegen den Strich geht. Der Hype-Zug fährt mit Volldampf und häufig kommen dabei auch so Kleinigkeiten
wie Klang unter die Räder…
Da hast Du recht - 1700.- Euro für einen China-Platinen-Amp ist völlig überhöht!
Soundmäßig unterscheiden sich diese neuen Amps ja ziemlich von den alten.
Ist ja auch kein Wunder:
1. wurden die Eingangsstufen verändert - Kathodenelkos/Koppel-Cs/der gesplittete Ra (ehemals 100kΩ-47nF-270kΩ),
    zusätzliche Triode
2. Endstufe (jetzt angeblich 25W/Class A)
3. der Paraphase-Inverter wurde modifiziert
4. das Tremolo steuert jetzt die Endstufe - früher Kathode-Bias der 1. Stufe usw…
Weiterhin klingen die neuen 6973 von Electro Harmonix anders als die Original RCA-
Bestückung (sind leider nur noch zu Horror-Preisen zu haben).

Ich nehme an, Du hast den Schaltplan anhand des Prints selbst rausgezeichnet,
denn von Sopro/Absara ist kein Plan erhältlich (reichlich Email-Verkehr mit dem Chef David Koltai endete vergebens).
Zitat
Ohne PPIMV, VVR, oder eingebautem Attenuator ist der Amp natürlich unpraktisch, da er nur zerrt, wenn es laut wird. Warum man so was heutzutage noch baut ist mir schleierhaft.
Daher ist bei meinen Nachbau auch ein Power Sucker/Attenuator eingeplant!
Gibt es Fotos von Deine Nachbauten?

Lieben Gruß
Bernd


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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #2 am: 29.03.2017 14:49 »
Hallo Bernd,

danke für dein Feedback. Wie angekündigt gehe ich noch ein wenig auf den 1695T und dann später auf deine Fragen ein.

Zur Verortung: Ziel meiner Supro-Eigenbauten war es möglichst viel von den typischen Supro-Sounds abzudecken. Hierbei kamen vor allen der 1624T und der zweite Kanal des 1690T in Frage. Letzterer hat ja 2 kaskadierte Triodenhälften vor dem PI (Schaltpläne gibt es auf der Homepage von Erik Kettenburg). Der Thunderbolt schied aus, da er auf Grund des Tonestacks und des verringerten Preampsignals (durch das Tonestack) doch eine deutlich andere Philosophie verfolgt. Allerdings findet sich die Kathodenbeschaltung des PI (getrennte Kathodenwiderstände) in allen meiner gebauten Supros, da sie besser auf eine Spannungsskalierung mittels VVR reagiert als ein geteilter Kathodenwiderstand. Falls du eine einfache VVR verfolgst: Bei diesem Amps gehören meiner Meinung nach die Vorstufe und der PI mitskaliert. Für die Endstufenröhren empfehle ich die Skalierung der Anoden und Schirmgitterspannung. Nur das g2 zu skalieren führt zu einem unnatürlich schrillen und spitzen Klang bei zurückgedrehter VVR (nicht nur bei den Supros, auch bei meinen Plexis, 18Watter, 5E3 und Ampeg B-15). Ich betone dies, weil es immer wieder andere Ratschläge zu lesen gibt und ich dem, nach eigenem Experimentieren mit über 10 spannungsskalierten Verstärkern, vehement widerspreche.

LG,

Max

PS: Mit LeonC habe ich auch ein wenig geredet und den Eindruck bekommen, dass er eher alte Supros 1 zu 1 kopiert und nicht wirklich selbst die Schaltung kritisch durchleuchtet (nicht böse gemeint). Die Sounds die er erreicht sind teilweise richtig gut, teilweise nicht mein Fall.

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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #3 am: 29.03.2017 15:06 »
Ich fange mal mit meinem ‚critical review‘ des 1695T an:

Eingangsstufe des 1695T:
Die Gitteranlaufwiderstände (2k in Summe) sind extrem klein, was das Rauschen verringert, aber eben auch die Verstärkung bei Frequenzen, welche jenseits dessen liegen was der Speaker noch wiedergeben kann (wahrscheinlich schneidet der ab spätestens 5kHz ordentlich ab). Im Vergleich mit einem 1624T (Schaltplan Homepage Erik Kettenburg – dirty girl amps) weicht diese Beschaltung deutlich vom Original ab. Der 100k Gitteranlaufwiderstand bei den alten Supros sorgt zusammen mit der Millerkapazität der Eingangsröhre für einen deutlicheren Tiefpass. Dies wird von einem 500pF Kondensator gegen GND noch verstärkt. Vornehmlich unterdrückt dieser aber den Resonanzpeak der Gitarrenpickups. Dies macht einen klanglichen Unterschied, speziell wenn der Peak oberhalb 1,5kHz liegt (Strat, Tele, etc.). Der zweite Eingang der alten Supros ist über einen 4n7 Kondensator angekoppelt. Hierbei wird der erste Eingang über eine geschaltene Buchse nach GND kurzgeschlossen, so dass der 100k Gitteranlaufwiderstand parallel zum Eingangswiderstand liegt. D.h. diese Buchse ermöglicht eine Art Bandpass nach unten durch das RC-Glied 4n7 – 470k || 100k und nach oben durch die 470pF gegen GND beschränkt. Dies funktioniert erstaunlich gut und man kann durch Bauteilevariationen, speziell am 4n7 den ‚Druck des Verstärkers in den Tiefmitten‘ trefflich einstellen. Dies ist eindeutig der von mir präferierte Input, da speziell mit einer potenten Endstufe (6L6) der Amp sonst zu bassig wird. Hilft auch beim ‚Entmatschen‘ von angezerrten Sounds.

Interessant finde ich zwei Dinge:

a)   Der 470pF gegen GND bügelt zwar den Resonanzpeak der meisten Gitarren-PUs (bis auf Metalhumbucker) glatt, dies bedeutet aber nicht, dass diese Beschaltung ein Gleichmacher im Bezug auf den Eigenklang unterschiedlicher Gitarrentypen ist. Eine Tele bleibt eine Tele, eine Strat eine Strat, eine Paula eine Paula. Aber ja, die Angriffslust und das Glitzern gehen ein wenig in die Knie, was dem einen oder anderen single coil nicht schlecht zu Gesicht steht.

b)   Der 470pF gegen GND ist im Allgemeinen nicht geeignet um den Tiefpass, gebildet durch einen Gitteranlaufwiderstand und die Millerkapazität der Röhre, zu ersetzen. Ich hatte diese Empfehlung mal aus einer Diskussion hier im Forum – über high gainer – mitgenommen. Standardwerte wie der 68k, oder 68k || 68k können bei SLO-artigen Verstärkern zu einem hohen Grundrauschen führen. Diese Widerstände kann man getrost verringern, muss dann aber darauf achten, dass der Tiefpass wieder stimmt. Ein pf-Kondensator am Gitter gegen GND bügelt aber den Resonanzpeak des PUs gleich mit weg. Also besser einen pf-cap parallel zum Anodenwiderstand um die Übertragungsbandbreite der Eingangsstufe entsprechend zu begrenzen.



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Offline mr.bassman

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #4 am: 29.03.2017 23:05 »
Hi Max,

Hut ab, du hast dich ja richtig in die alten Supro-Schaltungen reingekniet!
Zitat
Der 100k Gitteranlaufwiderstand bei den alten Supros sorgt zusammen mit der Millerkapazität der Eingangsröhre für einen deutlicheren Tiefpass. Dies wird von einem 500pF Kondensator gegen GND noch verstärkt. Vornehmlich unterdrückt dieser aber den Resonanzpeak der Gitarrenpickups. Dies macht einen klanglichen Unterschied, speziell wenn der Peak oberhalb 1,5kHz liegt (Strat, Tele, etc.). Der zweite Eingang der alten Supros ist über einen 4n7 Kondensator angekoppelt. Hierbei wird der erste Eingang über eine geschaltene Buchse nach GND kurzgeschlossen, so dass der 100k Gitteranlaufwiderstand parallel zum Eingangswiderstand liegt. D.h. diese Buchse ermöglicht eine Art Bandpass nach unten durch das RC-Glied 4n7 – 470k || 100k und nach oben durch die 470pF gegen GND beschränkt.
Du sprichst jetzt von den Treble/Bass Eingängen der Röhre 1B (1624T), richtig?
Die Schaltung an der Röhre 1A verhält sich ja noch anders, die ist „Grid Leak Biased“ (Kathode auf Gnd/6,8 MOhm „Gitterableitwiderstand“), also noch anderer Grundsound und diesen Eingang sollte man auch nicht mit zu großen Pegeln anfahren.

Ich hänge mal zum besseren Verständnis weiterer Mitleser die Schaltungen der Supro 1624T und 1690T (bzw. 1615T/1695T) an.

Lieben Gruß
Bernd

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Offline mr.bassman

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #5 am: 1.04.2017 16:47 »
Hallo Max,

ich habe mir deinen Schaltplan vom Supro 1695 Black Magick mal genauer angeschaut und ein paar Korrekturen vorgenommen.
Es fehlen z.B. die Schutzdioden an den Anoden der Endröhren, wie auch der St.-By-Schalter (wenn man den denn braucht!).
Eingezeichnet habe ich weiterhin mal das Siebglied für die Tremolo-Stufe (Widerstandswert ist auf dem PCB-Foto (angehängt) leider
nicht erkennbar.
Bist du sicher, das Tone-Stack richtig rausgezeichnet zu haben? Ich habe mal eine 2. Version angehängt, die mir logischer erscheint…

Bei der Diode an den Endstufen-Kathoden handelt es sich garantiert um eine 24-V-Z-Diode, da bin ich deiner Meinung (so ´ne Art „fixed bias“)!

Wo man bei Supro gespart hat, ist z.B. der Bleeder-R parallel zu den Ladeelkos - war wohl bei dem Preis nicht mehr machbar - sollte mMn in keinem Netzteil fehlen! Ansonsten ist der Amp recht ordentlich verarbeit.

Lieben Gruß
Bernd
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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #6 am: 1.04.2017 23:02 »
Hi Bernd,

vielen Dank für dein Mitdenken und deinen Beitrag. Du hast vollkommen recht. Die Schutzdioden habe ich weggelassen, ganz richtig. Ebenfalls auch das ganze Tremolo, Standby, etc. (das habe ich als nicht essentiell für die Funktion des Amps, für den Vintage-Sound des Amps, bzw. als selbsterklärend betrachtet).

a) Das Tonestack macht in deiner Variante sehr viel mehr Sinn. Ich habe den Amp nicht mehr (zum Glück) und daher kann ich nicht sagen, wie es nun genau verdrahtet ist. Das Regelverhalten war unter aller Sau, d.h. es hat 20% rechts und links von der Mittelstellung zur Soundformung funktioniert, jenseits davon war es grell oder dumpf. Absolut unverständlich warum sich der Designer für diese Form des TS entschieden hat, für mich ein klares Fehldesign. Ein Thunderbolt-TS (oder besser bekannt als Big Muff-TS) bekommt man einfach auf den nahezu identen Frequenzbereich (Mittendip), kann aber die Regelkurve feinfühlig anpassen.

b) Die Zenerdiode habe ich beim rauszeichnen übersehen (und fälschlicherweise eine Diode angenommen), danke für deine Bestätigung. Meiner Meinung nach macht es die Endstufe noch grausiger (siehe die endlosen Debatten über Zener-noise). Ich habe die Tage ein wenig hin und her überlegt wie die Zenerdiode die Ruhestromberechnung beeinflusst und ich denke ich habe eine Erklärung. Falls ich danebenliege, dann korrigiert mich bitte.

Die Zenerdiode ist in Sperrrichtung geschalten. Solange der Ruhestrom beider 6973 kleiner als 24V/200R, also 120mA, ist, pendelt sich über R52 eine Kathodenspannung nach ohmschen Gesetz ein. Sobald jedoch die 120mA erreicht oder überschritten werden zwingt die Zenerdiode das Kathodenpotential auf 24V und der Strom teilt sich zwischen R52 und der Zenerdiode auf. Der parallele Kondensator C28 ändert daran gar nichts. Ergo kann (und ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch) der Ruhestrom der Endstufenröhren jenseits von 60mA sein. Damit werden die Endstufenröhren weit außerhalb der Spezifikationen betrieben und es gehört ein Warnhinweis auf den Verstärker, falls jemand versucht wirklich alte NOS 6973 einzusetzen (es wäre schade um die Röhren).

LG,

m.

PS: Ja die bleeder wären sinnvoll (mir reichen meist 470k, dafür aber an zwei Stellen). Ich habe nicht nachgesehen, aber wenn man schon keine Gleichspannung für V1 aus der Heizwicklung erzeugt (sieben nicht vergessen), dann kann und sollte man die Heizung auf Kathodenpotential der Endstufe legen. Bei fehlendem center tap halt mit zwei 100R/2W Widerständen.



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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #7 am: 2.04.2017 21:34 »
weiter gehts im critical review:

Die Eingangsstufen (V1b und V2b) im 1695T sind relativ klassisch gebiased, auch wenn die Kathodenwiderstände mit 1k5 eventuell einen Hauch zu groß für ein center-bias bei einer Versorgungsspannung von 260V sind (die typischen Fender-Verdächtigen haben da doch eher 300V oder mehr). Die parallelen Bypass-Caps sind mit 4µ7 ein wenig moderater als die 22µ klassischer Eingangsstufen für 'cleane' Amps. Wichtig zu beachten ist hierbei, dass die hohe ohmsche Last (AC load line. Wie heißt das korrekt auf deutsch?) der Stufen, verursacht durch C29 und R15 hier eine deutliche Absenkung der Verstärkung der Stufe verursacht. Insbesondere auch des Effekts des Kathoden-bypass-Caps, so dass die Anhebung im Mitten- und Höhenbereich verglichen mit z.B. 82Hz nur 2.5dB beträgt (es wären 5.5dB für den Fall, dass R15 1M hätte).
Die hohe ohmsche Belastung der Eingangsstufen führt ebenfalls dazu, dass die Verzerrung durch diese Stufe relativ stark sind, da die Wechselspannungskennlinie von R15 dominiert wird und daher extrem steil ist (aber innerhalb der maximalen Dissipation einer 12AX7). Eine interessante Idee zur Klangformung. Die Beschaltung der Volumepoti ist eher klassisch und sorgt durch R24/R25 für eine zunehmende Bassabsenkung, je weiter das Volumepoti aufgedreht wird. Ideal zum entmatschen der Drive-Sounds. Der Regelweg ist gut, allerdings ist der maximal erreichbare Zerrgrad ein wenig lütt (die Eingangsstufen verstärken ja nur sehr gering).

Schaut man sich im Vergleich die Eingangsstufen der alten Supros an, dann erkennt man große Unterschiede. Allen gemeinsam ist eine individuelle Voltage-Node, welche über die Supro-typischen 100k-47n erreicht wird. Dies senkt die Arbeitsspannungen natürlich noch weiter ab. Die Anodenwiderstände betragen 270k und dazu passend sind Kathodenwiderstände von ca. 2k7 für ein center-bias, oder 3k9 für ein leicht kaltes bias vonnöten (fully bypassed mit 35µF). Die grid leak Stufe lasse ich aus der Diskussion raus, da sie eher schwer zu diskutieren ist. Klanglich unterscheidet sie sich schon, aber meiner Meinung nach nicht so gewaltig (sie ist auf jeden Fall nicht für die Supro-Magie verantwortlich). Die ohmsche Belastung der Eingangsstufen ist im 'schlimmsten Fall ca. 100k, was leicht höhere Verzerrungen erzeugt wie eine klassische Stufe mit 100k an der Anode und 1M als Last.

Es scheint unterschiedlichste Variationen der Anodenbeschaltung zu geben. Wahlweise 270k, 500pF oder 1n von der Anode nach GND, manchmal sogar noch 270k von der Voltage-node zu GND. Die Kondensatoren machen klarerweise einen Tiefpass, während die Widerstände sowohl die Arbeitsspannungen heruntersetzen, als auch die Last der Stufe erhöhen (270k von der Anode nach GND). Für mich waren das reichlich ungewöhnliche Schaltungen, allerdings ist das klangliche Resultat ordentlich: Sowohl der Grundklang, als auch das Übersteuerungsverhalten (pedal-friendliness) sind vollkommen OK.

Typischerweise folgt ein 5n Anodenkondensator direkt auf ein lineares 500k Volumepot (oder fast ident zwei 10n - 470k Glieder), so dass man fasst nicht von einer Hochpasswirkung sprechen kann.




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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #8 am: 2.04.2017 21:41 »
Zur Visualisierung folgen drei Bilder:

1) '1.png' zeigt den Effekt der Eingangsbuchsenbeschaltung für eine single coil (5k7, 2.2H, 110p) an einem Kabel mit 470pF Kapazität. Die blaue Kurve entspricht dem Frequenzgang für die Beschaltung eines alten Supro, während die grüne Kurve dem 1695T (und anderen modernen Amps) entspricht.

2) '2.png' zeigt den Frequenzgang, direkt an den Anoden der 12AX7. '3.png' am Mittelabgriff des Volume-Pot.

m.

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Offline mr.bassman

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #9 am: 2.04.2017 23:26 »
Hallo Max,
Zitat
Absolut unverständlich warum sich der Designer für diese Form des TS entschieden hat, für mich ein klares Fehldesign.
Da hast du absolut recht - der Designer der Supro Reissues ist übrigens Bruce Zinky, der neben seinen eigenen Amps, auch im Fender Custom Shop Anfang der 90er Jahre deren Amps mit kreiert hat (u.a.. den Prosonic). Er hatte die Rechte von Supro Trademark seit 2005 inne und diese 2014 an Absara Audio (Pigtronix Effekt Pedale - David Koltai) verkauft…
Um so trauriger von dir zu erfahren, dass die Klangregelung im Black Magick so bescheiden funktioniert…Aber große Namen sind eben kein Garant für "ausgereifte" Schaltungen!  :(
Zitat
Typischerweise folgt ein 5n Anodenkondensator direkt auf ein lineares 500k Volumepot (oder fast ident zwei 10n - 470k Glieder), so dass man fasst nicht von einer Hochpasswirkung sprechen kann.
Ich denke doch (5n / 500k = fg ~ 64Hz: Absenkung -3 dB), im Tremolo-Kanal findet man 2 HP hintereinander (10n / 470k = fg ~ 34 Hz) um „Taktreste“ des LFO im "Nutzsignal" zu eleminieren.

Lieben Gruß
Bernd

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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #10 am: 3.04.2017 10:59 »
Moin Bernd,

langsam freue ich mich schon auf unseren wiederkehrenden Dialog ;-). Ich lerne immer was dabei.

Ich habe sehr wenige Informationen über Absara und deren design engineer gefunden. Das verlässlichste war noch dieser Artikel (wäwäwä.pressreader.com/australia/guitarist/20170113/282376924259814). In wie fern Bruce Zinky je einen Absara-Supro designed hat (wie es ja der 2014er Absara press release andeutet, aber nie explizit macht) ist ja Gegenstand großer Spekulationen in den amerikanischen Foren. Mein Kenntnisstand war, dass er, wenn überhaupt bei den ersten 3 oder 4 Modellen beratend zur Seite stand, dann aber verschwunden ist (es tauchen später keine weiteren Hinweise auf seinen Namen auf). Ich behaupte aber nicht, dass ich da die Weisheit für mich gepachtet hätte. Wäre spannend Genaueres zu erfahren.

LG,

m.

PS: Bezüglich der Hochpasswirkung: Ich bin mir ziemlich sicher wir meinen eigentlich das Gleiche. Ich hätte schreiben sollen, Hochpasswirkung in Bezug auf gitarren-relevante Frequenzen. Einerseits muss ja die fundamentale, speziell bei der tiefen E-Seite, nicht immer den größten Anteil am Spektrum haben (und vom Speaker gleich laut wie z.B. der Mittenbereich wiedergegeben werden können). Andererseits sind Korrekturen um <3dB bei 82Hz sehr klein im Vergleich zu anderen klangformenden Hochpässen. Im Anhang der Vgl. des 'bright' (in rot) zum 'normal' (in blau) input, wie gehabt der 1695T wieder in grün.
Danke für den Hinweis mit dem Tremolo. Das hatte ich nicht beachtet, aber es trifft den Nagel auf den Kopf.



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Offline mr.bassman

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #11 am: 3.04.2017 22:56 »
Hallo Max,

trotz über 400 Aufrufen dieses Themas scheint es bei einem „Dialog“ zu bleiben.

Nach dem Bericht im „Pressreader“ wird als Chief Thomas Elliott genannt. Bruce Zinky scheint doch nur beratend bei der Entwicklung der ersten 4 Amp-Modelle gewesen zu sein und hat sich danach wieder seinen eigenen Dingen zugewandt (so hatte ich es in irgendeinem US-Forum gelesen)…
Andere offizielle Meldungen konnte ich auch nicht ausmachen - sorry.

Mach mal weiter mit deinem ‚critical review‘… finde ich sehr interessant!  :topjob: Ich würde am Ende gern mal die komplette Schaltung deiner Supro-Nachbauten sehen - freu´ mich schon darauf!  :P

LG
Bernd

P.S.: Was noch keiner gemerkt hat, ist meine vermurkste HV-Schaltung mit dem Standby Switch… korrigierte Schematic angehängt!
Max - du hast in deinem Black Magick-Plan 2 Sicherungen á 0,2A (HV-Wicklungen) eingezeichnet. Waren diese wirklich im Amp vorhanden? In keinem der Reissue-Modelle lassen sich (auf Web-Fotos) solche ausmachen! Welch ein Leichtsinn!!! So etwas dürfte gar nicht in den Handel gelangen… :o
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Offline 456Onno456

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #12 am: 4.04.2017 12:15 »
Hi Bernd,

genau, ein gewisser Thomas Elliott. Scheint ein 'junger' Typ zu sein (nicht abwertend gemeint, bin auch noch nicht so alt), welcher relativ viel auf sich hält (von seinen Kommentaren im TGP thread zum SuproDrive gefolgert). Ich bewege mich da auf dünnem Eis und möchte gar nicht so viel vorverurteilen, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Koltai/Elliott-Kombination die Lobhudelei der technisch unbedarften Fachpresse ein wenig zu Kopf gestiegen ist. Aber da spricht der technisch Interessierte, dessen Ego immer ein wenig gekränkt ist, wenn man auch mit Halbgarem durchkommt.

Die sekundärseitigen Sicherungen scheinen tatsächlich nicht vorhanden zu sein (finde im Manual nur die Erwähnung einer einzelnen primärseitigen Sicherung). Ich hatte mein Supro-Schaltplan Template genommen um den herausgezeichneten Schaltplan einzutragen. Da waren wahrscheinlich noch die Sicherungen von meinen Supro-Combos drinnen. Mein Eindruck ist, dass die Amis den Absicherungswahn der 'alten Welt' immer ein wenig verwunderlich finden (siehe z.B. SLO-Clone Forum thread über die letzte Version der Friedman amps). Ich möchte jetzt keine Sicherheitsdiskussion starten. Da ich aber sehr gerne die 18Watter Ringkerntrafos aus dem TT-Shop für alle möglichen Amps einsetze (bis zu 35W aus 2x6L6) sichere ich gerne die HV-Sekundärwicklungen halbwegs penibel ab.

Auf die Standby-Switch hatte ich noch nicht Acht gegeben. Wenn es nur eine 1xUM Switch wäre, würde man doch auch den GND am Gleichrichter schalten können (oder alternativ die Gleichspannung). Irgendwo sollten da auch noch der blaue Kermik-Cap vorkommen, den  man auf deinem gut shot sieht. 

Die PWR- und STDBY-Switches und die Gleichrichtung sind mechanisch schon elegant gelöst: auf einem eigenen PCB, welches direkt an die Switches gelötet ist (allein im Servicefall muss natürlich alles ausgebaut/ausgetauscht werden).

LG,

Max

PS: @Bernd: Hast du eigentlich andere hochauflösende gut shots, bzw. Schaltpläne der neuen Supros?

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Offline bazookajoe

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #13 am: 4.04.2017 21:08 »
Wenig überraschend hat der Klang nichts mit einem Supro zu tun. An für sich kein katastrophaler Sound: charakteristisch, wie bei alle neuen Supros, welche ich gespielt habe: der Amp ist hart, stabil und tendenziell auf der sterilen Seite.

...wie viele der Retro Vintage Amps
interessant daß Supro davon gerade unzählige Variationen anbietet

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Offline mr.bassman

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Re: Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973
« Antwort #14 am: 5.04.2017 00:53 »
Hallo Max,

an Gut Shots von den Reissue Amps habe ich nur welche, die auch im Web zu finden sind, z.B. vom Thunderbold, vom Dual Tone 1624T und eben vom Black Magick 1695. Ansonsten noch von den Clones des Mod.24 (S6424) von „Frugal Amps“ und „Watts Tube Audio“ - Ken Watts). Bei Interesse bitte PN an mich.
Schaltpläne von den neuen Supros sind leider nirgends zu finden! Was mich wundert, dass sich in den USA bislang niemand die Mühe gemacht, die Schaltungen aufzunehmen und ins Netz zu stellen…

Zurück zur Schaltung:
Zitat
Irgendwo sollten da auch noch der blaue Kermik-Cap vorkommen, den  man auf deinem gut shot sieht.
Überarbeitete Schematic angehängt. Die ist jetzt technisch und kaufmännisch vertretbar!  :angel: :devil:

LG
Bernd

P.S.:
Schau dir mal das Foto vom 1624T Dual Tone an - mehr Silikon-Sauerei geht nicht!
@bazookajoe
Denen ist der Anfangserfolg ein wenig zu Kopf gestiegen - sind wahrscheinlich im Entwicklungsrausch! Derzeit werden 13 Modelle angeboten - was will Supro denn noch in den nächsten Jahren auf den Markt bringen …
Miete & Strom gehen eigentlich, am schlimmsten sind die Fixkosten für Bauteile-Bestellungen!