@Nils: dein endgültiges Resümee zum Helix würden mich sehr interessieren (wenn auch hier Kemper-Thema).
naja endgültig... ich könnte ein Zwischenfazit aus der Perspektive des live-Gitarristen mit Röhrenamp abgeben und beschreiben, was mir wichtig ist: Viel Licht, ein bißchen Schatten. Hab's bisher einmal mit im Proberaum gehabt, dort leichtes Brummen, muss also doch Trennübertrager dazwischen schalten.
Programmierung ist, wenn man das Bedienkonzept einmal verinnerlicht hat, sehr leicht. Für fast alles, was ich in meinem Rack benutze, habe ich einen gleichwertigen Ersatz gefunden. Ich bleibe dabei, auf'm Platz klingen digitaler Tubescreamer, digitales Octavia oder digitales Univibe auch nicht schlechter als die Thomann-Kopie, meine selbst gebauten Pedale oder mein billig-Dano-Vibe. Einige Dinge klingen halt ein wenig *anders*, weil's z.B. für den speziellen Chorus, den ich benutze, kein direktes Pendant gibt. Ich hab aber wie gesagt für alles einen gut klingenden Ersatz gefunden. Andererseits bin ich auch nicht der Kork Sniffer, der nur glücklcih ist, wenn ausschließlich Botique-Pedale vor den Füßen liegen. Mir reicht's, wenn der Job erledigt wird.
Routing und Flexibilität ist die klare Stärke des Helix gegenüber meinem diskreten Rack (abgesehen von den 25-30 kg Gewichtsunterschied). Beispiel: Dinge wie Phaser, Vibrato, Tremolo oder Pitch/Harmonizer kamen im Rack alle vom G-Sharp oder G-Major 2 und saßen damit fest hinterm Preamp und damit hinter der Verzerrung. Im Helix kann ich das halt nach Gusto vor oder hinter den Amp schieben, je nachdem, wie ich's brauche.
Das Helix arbeitet auch sinnvoll mit dem Headroom, so dass jeder Effektblock bei Bedarf auch geboostet werden kann. Beim TC war halt bei 0 dB Schluss, so dass z.B. die wahrgenommene Lautstärke des Tremolos immer viel leiser war als der Bypass-Sound. Konservatives Aussteuern des TC war verschwendeter Headroom, der nicht genutzt werden konnte.
Mit dem Helix gibt's auch einiges neues, mit dem ich endlich rumspielen kann. Dinge wie Touch Wah / Mutron waren aus o.g. Grund (in FX Loop) aus dem G-Major 2 unbenutzbar, Kompressoren zumindest kompromissbehaftet.
Was gar nicht geht: Wah übers integrierte Expression-Pedal. Wenn man aus der echten Welt kommt und 30 Jahre ein Crybaby unter den Füßen hatte, fühlt sich das an wie Autofahren mit Moonboots. Glücklicherweise akzeptiert Helix zwei externe Expressionpedale, so dass ich aus 'nem alten, leeren Wah einen externen Wah-Controller gebaut habe. Out of the box ist das Wah nur entweder über den Toe Switch des integrierten Pedals aktivierbar, oder über auto-enable in der heel-up-Position. Mit etwas technischem Verstand und einem Lötkolben lässt sich der Toe Switch des externen Pedals aber über den dritten EXP-Eingang als Bypass-Controller nutzen.
Weiterer Schatten: Das senden von CC-Nachrichten, mit denen ich eigentlich meinen Amp steuern will / muss, ist sehr buggy. Habe darüber über das Ticket-System von Line 6 einen Bugreport erstellt, hoffe, die reagieren da drauf.
Ich werde das Gerät jedenfalls behalten. Die Soundqualität ist für mich gut, ich hab an keinem Punkt der ersten Probe damit gedacht "meh, vorher war's aber viel wahrhaftiger". Die Vorteile in Sachen gewicht, Einfachheit und Usability überwiegen einfach alle "Soundeinbußen", die in meinem Anwendungsfall auftreten *könnten*. Mir ist aber nix großes negativ aufgefallen.
Wenn ich Erbsen zählen wollte, würde ich anführen, dass die Pitch Effekte (erstaunlicherweise) etwas weniger präzise und gut klingend als die des deutlich älteren G-Major 2 sind. Andererseits schreiben sie im Manual explizit, dass der Effekt dem H3000 aus den 80ern nachempfunden ist, vermutlich inkl. aller Unzulänglichkeiten... insofern, pffft. Aufm Platz isses mehr als ausreichend, muss halt etwas genauer spielen.
Ich bin jedenfalls so sicher, dass ich es behalte, dass ich gerade schon 'nen neuen Kabelbaum für das Board gebaut und im Musikzimmer Platz für das heimkehrende Rack gemacht habe
. Ich hab so sher keinen Bock mehr auf die Schlepperei, dass ich auch Kompromisse eingehen würde; bisher sehe ich die für mich aber noch nicht.
Das Amp-Modeling hab ich aber immer noch nicht angefasst.
Gruß, Nils