[julius]

Hey Leute,

es ist ein Missgeschick mit meiner Gibson SG (Baujahr 98) passiert.
Der komplette Hals ist vom Korpus herausgerissen. Naja, die Bilder sagen ja Alles. 
Ich habe nicht viel, aber etwas Erfahrung mit Tischlerarbeiten, allerdings überhaupt keine mit Musikinstrumenten. Da ein paar Schönheitsfehler nicht so wild für mich sind und die Gitarre ohnehin schon einige Dings und Dongs hat, denke ich, dass ich mir eine Reparatur selber zu trauen würde. Dabei hoffe ich allerdings auf ein paar Tipps von Euch.

Was sich bereits als Problem darstellt: Es sind insgesamt drei Teile, die zu leimen sind, der Hals und zwei etwas kleinere Teile, wie auf den Bildern zu sehen ist. Wie bekomme ich das gelöst? Wenn ich zu erst den Hals leime und dann die kleineren Teile leime, dann habe ich das Probleme, dass ich diese unbearbeitet nicht in das Puzzlefeld bekomme. Oder sollte ich die kleineren Teile etwas bearbeiten, so dass diese gut in die Felder passen?

Welchen Leim sollte ich verwenden?

Und auf was sollte ich noch achten?

Viele liebe Grüße aus Bremen

Über eine Hilfe wäre ich sehr dankbar.

Nico

[nashkato]

ich würd normalen Holzleim verwenden . Eine gute Leimverbindung hält normalerweise bombenfest.
Leimen würd ich alle Teile auf einmal , Standzeit vom Leim beachten .
Du brauchst :
gute Zwingen
am besten beschichtete Klötze damit du die nicht mit anleimst .
feuchtes Tuch zum abwischen des austretenden Leims.
mach vorher eine Probeleimung ob wohl alles gut zusammenpasst und du ein Gefühl dafür bekommst wie lang es dauert .
Sich mit Leim dann beeilen zu müssen wär nicht gut , dann sollte jeder Griff passen .

viel Erfolg

[Athlord]

Moin,
muss meinem Vorredner widersprechen, würde hier keinen normalen Holzleim ala Ponal verwenden!
Das lässt sich hervorragend mit Titebond verbinden.
Und bitte: Auf keinen Fall Epoxi verwenden.
Aber da hat so jeder sein eigenes Rezept.

[nashkato]

Titebond ist kein Leim ?
Naja , ein "besserer" , und hier natürlich die bessere Lösung

Und welchen der verschiedenen  Titebonds würdest du ihm empfehlen ?
Wie es um die Verfügbarkeit steht kann ich allerdings nicht sagen .

[The stooge]

Mojn,

Ich habe nicht viel, aber etwas Erfahrung mit Tischlerarbeiten, allerdings überhaupt keine mit Musikinstrumenten.

Tja, SG mit Sollbruchstelle ...

Ich würde das gute Stück zu einem Instrumentenbauer tragen - kostet nicht die Welt, und wenn Du etwas vermurkst, bekommst Du das nie wieder richtig hin und ärgerst Dir ein Loch in den Arsch.

ne schöne Jrooß, Mathias

[stephan61]

Hi Nico,

denk' bei der Reparatur an den richtigen Halswinkel. Das wäre nicht die erste Halsreparatur, bei der sich dann die Steghöhe nicht mehr richtig einstellen lässt. Kleinste Winkelabweichungen an der Bruchstelle schaffen schnell ein paar mm Höhendifferenz am Steg.
Meine persönliche Meinung: Gitarrenbauer haben in meiner Wahrnehmung ein ähnliches Preisniveau wie Fahrradmechaniker. Machen einen guten Job für relativ wenig Geld. Nicht zu vergleichen mit Auto- oder Heizungsreparatur.

Viel Erfolg
Stephan

[Robinrockt]

Hallo Nico,

Hirschmann Guitars oder der gute Stratmann (Hallo Thomas) hier in Hannover würden da wohl ca.120€ aufrufen - ohne Lackarbeiten.
Ich finde der Bruch sieht nicht wirklich krass aus aber ich würde auch empfehlen zu einem Profi zu gehen.
Tischler können so etwas aber auch - nur die Vertrauensfrage ist da natürlich ein Problem.
Auf jeden Fall ist die Halswinkel Problematik (siehe Stephan´s Kommentar) ein gutes Argument für den Profi.
Ich würde es aber auch selbst versuchen
Fazit: ca.120€ bezahlen und gut ist. Das gibt ein ruhiges Gewissen für die Zukunft und du weißt das deine SG an der Stelle nie wieder bricht.

Viele Grüße,
Robin

[julius]

Hey Leute,

vielen Dank für die zahlreichen Beiträge und Einschätzungen.


Ich bin noch am Überlegen, ob ich es selber mache. Hätte Lust darauf, aber das der Halswinkel stimmen muss, ist ein Argument.
Habt ihr denn einen Gitarrenbauer zu empfehlen im Raum Bremen?

Und im Zweifel ich wage es doch,
welchen Titebond Leim wäre denn am geeignetsten?

Titebond Original Holzleim
Titebond II Premium Holzleim
Titebond III Ultimate Holzleim
Titebond Original Hautleim

Viele Grüße
und vielen Dank!

Nico

[roseblood11]

Ich würde so rechnen: Es ist keine besonders wertvolle SG, der Wiederverkaufswert mit schlechter Reparatur geht also gegen null, mit sehr gut gemachter (und entsprechend teurer) ist er aber auch nicht sehr hoch. Reparatur also eigentlich nur sinnvoll mit der Perspektive, das Teil dauerhaft selbst zu spielen. Da musst du halt wissen, was es dir wert ist. Und abschätzen, ob es dir selbst so sauber gelingen wird, dass der Halswinkel stimmt. Das kann man auch ohne Leim testen, ob sich spontan eine perfekte Lösung des Puzzles findet, oder ob sich was schieben lässt und man nicht wirklich exakt sieht, wie es sein muss.
Ich würde Titebond III Ultimate nehmen. Der lässt sich sehr lange korrigieren und wird am Ende glashart. Da hast du eine gute Chance, die Nahtstellen nachher so zu glätten und polieren, dass es auch ohne aufwändige Nacharbeiten erträglich aussieht.

[julius]

Also es ist tatsächlich so, dass es sich sehr gut zusammen puzzeln lässt, deshalb würde ich mir die Reparatur auch zu trauen.

[hatta]

Hey Leute,

vielen Dank für die zahlreichen Beiträge und Einschätzungen.


Ich bin noch am Überlegen, ob ich es selber mache. Hätte Lust darauf, aber das der Halswinkel stimmen muss, ist ein Argument.
Habt ihr denn einen Gitarrenbauer zu empfehlen im Raum Bremen?

Und im Zweifel ich wage es doch,
welchen Titebond Leim wäre denn am geeignetsten?

Titebond Original Holzleim
Titebond II Premium Holzleim
Titebond III Ultimate Holzleim
Titebond Original Hautleim

Viele Grüße
und vielen Dank!

Nico

Nimm den Titebond original Holzleim.

Alles andere wäre overload. Meines Wissens verwendet Gibson auch diesen.

Bloß keinen Ponal oder ähnlichen schrott verwenden, die härten nicht genug aus für Gitarren und bleiben immer etwas elastisch bzw. fließen sogar nach ein zwei jahren noch.

[dukesupersurf]

Kannst Du das nicht trocken zusammenpuzzeln und mit ner Zwinge fixieren und dann mit nem strammen Bindfaden die Saitenlage überprüfen ?
Wenn sich das Puzzel etwas öffenen läßt und wieder gut verschließen , schlagt mich tot- aber ich würde einfach 10gr Sekundenkleber in die Ritzen spritzen und dabei die Teile vorm Fixieren etwas bewegen , damit es überall hinläuft.
Hab das mal mit ner Kopfplatte von einer Schrottgitarre geübt und bin anschließend draufgetreten - das hielt so fest , daß es darauf an einer anderen Stelle geknackst hat .
ÜBE vorher alle Abläufe wie bei der Formel Eins ! Und das Zeug wird überall hinkriechen , auch wo es nicht hin soll .
tschüß , Thomas

[roseblood11]

Man kann nicht mit einem Bindfaden die Saitenlage prüfen... Richtige Saiten haben weit mehr Zugkraft und ziehen den Hals entsprechend nach vorne.
Sekundenkleber ist für die Holzverbindung schlecht geeignet und wenn man die Ritzen so flutet, hat man durch Sauereien auf der Oberfläche nachher den optischen Schaden ziemlich sicher vergrößert.
Sehr sparsam leimen, möglichst so, das  nichts durch die Ritzen austritt. Den Überstand ggf sofort entfernen und mit dem Finger prüfen, ob die Teile wirklich bündig sind. Fühlen ist da viel genauer, als sehen. Mit etwas Glück muss man an der Oberfläche dann gar nicht nacharbeiten. Selbst wenn sich die Risse hinterher optisch relativ scharf abzeichnen (unwahrscheinlich), werden sie dann sehr schmal sein, also aus etwas Distanz (Publikum...) unsichtbar.

[roseblood11]

Wie dick sind eigentlich die beiden zu verbindenden Teile? Leider ist kein Bild in Seitenansicht dabei...
Wenn beide solide genug sind, könnte man hier evtl sogar ganz ketzerisch eine (zusätzliche) Schraubverbindung machen

[bea]

Die Schraube ist nicht erforderlich. Sie würde das Instrument mehr oder weniger endgültig verschandeln.

Bei einer fachgerechten Reparatur reicht eine Verleimung. Auch wenn Profis manchmal Epoxy verwenden - wirklich fachgerecht ist es mit Titebond oder vielleicht noch besser mit Fischleim (der wird im Instrumentenbau und in der Restauration alter Möbel gerne verwendet).

Fischleim hat den Vorteil einer sehr großen Anfangshaftung (trotz 1-tägiger Aushärtung sind i.d.R nut ca 10-15 minuten in Zwingen erforderlich) und den Vorteil, im Notfall wieder lösbar zu sein (mit Wärme, Feuchtigkeit und Essigessenz), und er hat der Vorteil, dass Leimreste nach dem Öffnen nicht so extrem gründlich entfernt werden müssen wie bei Titebond oder Weißleim. Mit anderen Worten: falls eine Reparatur der Reparatur notwendig werden sollte, bereitet Fischleim am wenigsten Streß.

Knochenleim geht natürlich auch, ist aber nichts für die ersten Gehversuche.