Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

TH30 Röhrenexperimente

  • 5 Antworten
  • 9553 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline Superwaldi

  • Jr. Member
  • **
  • 17
TH30 Röhrenexperimente
« am: 30.01.2014 18:59 »
Hier nun – wie an anderer Stelle versprochen – meine Ergebnisse vom fleissigen Röhrentausch.

Gitarre:           Jackson Kelly mit EMG81 + EMG85 Pickups
Verstärker:   Orange TH30
Boxen:      1x12 Palmer mit Eminence Maverick + 2x12 Marshall mit G12T75

Der Verstärker ist folgendermaßen ab Werk bestückt gewesen:

   Enstufe:   4 x JJ EL84
   Vorstufe:   JJ ECC83S auf clean
         JJ ECC83S an V1 + V2 auf dirty
         JJ ECC83S als Phaseninverter
         JJ ECC81S im Effektweg

Das Problem:

Folgende Zeilen lesen sich wahrscheinlich negativer, als sie tatsächlich sind. Der Orange TH30 ist ein vielseitiger Amp, der toll klingt.

Der cleane Kanal zerrt schon ab bereit zirka 9 Uhr. (Auch mit gezähmteren Pickups wie z.B. den Single Coils einer Fender American Standard). Die Lautstärke wächst beim sensiblen Drehen des Volumenknopfes sprunghaft an und ist nicht wirklich dosiert regelbar. Es rauscht ein wenig.

Der dirty Kanal hat zu viel Gain und neigt zum Matschen. Ab zirka 2 Uhr ist es schon zu viel des Guten und es kommen harsche, schrille, kratzige Obertöne hinzu. Der Gainknopf reagiert sehr sensibel und die Dosierung fällt dadurch bedingt schwer. Auch hier zeigt sich das gleiche Verhalten bei unterschiedlichen Gitarren.


Der Weg:

Ein 6 Wege EQ im Effektweg brachte deutliche Abhilfe, was das Gainmatschen angeht. Hier hatte ich die Bässe und die Höhen etwas abgesengt und die Mitten ein wenig angehoben. Somit ist der Amp auf jeden Fall schon einmal brauchbar.

Angefixt durch diverse Forenbeiträge habe ich mich dann daran gewagt, verschiedene Röhren an verschiedene Positionen zu testen. Dazu hatte ich mir JJ 5751, TT 12AX7 V1, TT 12AT7 V1 und Mullard 4024 bestellt.

Bei den Tests habe ich die Lautstärke, Gain, Shape und Höhen und Bässe am Verstärker nicht mehr berührt. Here we go:

Gemessen haben hier meine Ohren beim Spielen und etwas später beim Auswerten von Audioaufnahmen.

Clean:   

Die TT 12AT7 klang genau so wie die JJ ECC83S und zeigte kaum Unterschiede. Es zerrte bereits ab 9 Uhr und ein Rauschen war ebenso ein wenig wahrzunehmen.

Die JJ 5751 zähmte die Verzerrung. Clean blieb bis zirka 12 Uhr clean. Somit möchte ich von einer Verbesserung sprechen.

Die Mullard 4024 brachte es dann. Clean bleibt clean bis 3 Uhr. Die
Lautstärke entwickelt sich auch etwas verhaltener, was positiv zu
bewerten ist, da nun eine vernünftige Regelung möglich ist. Sie rauscht
minimal mehr als die JJ 5751, aber deutlich weniger als die JJ ECC83S.

Was die Dynamik angeht, so konnte ich keine großen Unterschiede
feststellen, was natürlich auch an den heissen Pickups liegen kann.


Dirty:

JJ 5751 (V1), JJ 12AX7 (V2). Diese Kombination brachte etwas weniger Gain, die Nebengeräusche stiegen an.

JJ 5751 (V1), TT 12AX7 (V2). Es wird etwas lauter, der Matsch wird etwas weniger, klingt aber immer noch undifferenziert in den Obertönen.

TT 12AT7 (V1), TT 12AX7 (V2). Es bleibt laut, die Nebengeräusche nehmen ab und es klingt weniger harsch. Die 12AT7 ist bei hohen Lautstärken leicht mikrofonisch gewesen.

Mullard 4024 (V1), TT 12AX7 (V2). Es rauscht weniger. Es klingt etwas differenzierter als mit der JJ 5751.


FX Loop:   

Hier hatte ich keine Probleme und die JJ ECC83S belassen, wo sie ist.


Phaseinverter:   

Hier tat sich noch einmal eine Menge – nur zwischen der JJ ECC83S, der TT 12AX7, TT12AT7 konnte ich keinen Unterschied feststellen.

Die Mullard rauschte an dieser Position, reduzierte dafür aber nochmals das Gain.

JJ 5751 diese Röhre hat sich bewährt. Kein Rauschen mehr und Reduktion der Verzerrung.

Ich habe noch diverse Zwischenkombinationen getestet, die sich klanglich aber nicht unbedingt besser in meinen Ohren präsentieren konnten.


Die Lösung:   


Ich habe jetzt einen cleanen Cleansound, bei dem sich die Lautstärke regeln lässt, der dennoch crunch werden kann und im Dirtychannel eine obertonreiche, differenzierte Verzerrung bei wenig Nebengeräuschen, die auch Darkpowerchords tiefergestimmter Gitarren detailreich auflösen kann. Es ist erstaunlich wie sensibel der Klang nun auf Änderungen am Vulomenpoti an Gitarre reagieren. Hier geht es nun von fast noch clean bis zur Metalkelle. Allerdings ist der Sound relativ basslastig.

   Clean:      Mullard 4024
   Dirty:      Mullard 4024 (V1)
            TT 12AX7 V1 (V2)
   FX-Loop:           JJ ECC81S
   Phaseinverter:   JJ 5751

Den Bassanteil bekommt man mit dem Shaperegler ganz gut in den Griff oder wenn man es differenzierter mag mit dem EQ.


Fazit:

Das Testen hat mehr Spass gemacht als vermutet und hat mir einen verdammt guten Sound beschert. Der zeitliche und pekunäre Aufwand hat sich definitv gelohnt.

*

Offline Laurent

  • YaBB God
  • *****
  • 2.029
  • Nichts ist unmöglich
Re: TH30 Röhrenexperimente
« Antwort #1 am: 7.02.2014 02:30 »
Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht !!

Und viel Spaß mit deinem TH30

*

Offline MartinG

  • Newbie
  • *
  • 1
Re: TH30 Röhrenexperimente
« Antwort #2 am: 29.05.2014 14:13 »
Hallo zusammen :-)

ich dachte mir unter dem Thema "TH30 Röhrenexperimente" könnte ich meine Erfahrungen mit dem TH30 auch weitergeben.


Gitarre:           Fender American Standard Tele mit Little '59, Fender American Standard Strat mit SH-5
Verstärker:     Orange TH30
Boxen:            Orange 2x12 Closed Back

Ich nutze den TH30 gerade ausschließlich für eine Rock-Pop-Funk Coverband und fahre überwiegend Sounds mit weniger Gain; High-Gain so gut wie nie.

Was mir am Amp ein wenig gefehlt hat war ein bisschen mehr Definition und weniger Fizz im Dirty-Channel. Im Clean-Channel war die Lautstärkeanpassung zum Dirty iimmer ein riesen Problem gewesen. Zweiter Strich (8 Uhr) war schon Bühnenlautstärke mit vollen 30 Watt.
Der Regelbereich zwischen "Es kommt gar nichts" bis 8 Uhr viel zu klein und ein riesen Sprung.

Was ich zunächst nach einigem herumstöbern und der Hilfe von Laurent gemacht habe ist den Widerstand R67 mit 1R2k durch  820R zu ersetzen. Das brachte für mich wirklich einen tollen Sound-Sprung nach vorne. Der Fizz ist deutlich weniger geworden und der Amp klingt für mich nun auch definierter und setzt sich besser durch als zuvor.

Meine Röhrenbestückung sieht dabei wie folgt aus:
 
   Enstufe:   4 x JJ EL84
   JJ ECC83S auf clean
   JJ 12AX7/ECC83 Selected Gold an V1 auf Dirty
   JJ 12AX7/ECC83S an V2 auf Dirty
   JJ ECC83S als Phaseninverter
   TT 12AT7 im Effektweg

Um das Problem mit dem Clean-Channel in den Griff zu bekommen habe ich mir eine EH 12AU7/ECC82 sowie eine EH 12DW7 zum testen bestellt.

Die 12AU7 ist wirklich perfekt wenn man ausschließlich Clean mit dem Amp spielen will. Für die gleiche Lautstärke wie zuvor mit der JJ ECC83S auf 8 Uhr muss ich nun schon auf ca. 12-1 Uhr gehen. Der Regelbereich wird also deutlich größer und die Lautstärke lässt sich feiner auf den Dirty-Channel anpassen. Gerade für zu Hause ist das toll da man nun auch leise Clean-Sounds fahren kann. Das war mit der ECC83S immer recht schwierig.

Negativ war für mich allerdings der Crunch-Sound den die EH 12AU7 erzeugt. Für einen recht unkomprimierten Crunch habe ich vor dem Clean-Channel immer einen Xotic AC Booster hängen. (Volume kurz vor 12 Uhr, Gain etwa bei 8 Uhr) Das klingt mit der ECC83S einfach unfassbar und sehr definiert mit wenig Kompression.
Mit der EH 12AU7 war der Sound einfach wieder zu komprimiert und deutlich undefinierter.

Also habe ich die EH 12DW7 reingepackt, die ja eine Mischung aus 12AX7 und 12AU7 ist.
Die 12DW7 bringt ebenfalls einen deutlich größeren Regelbereich der Lautstärke im Clean-Channel. Die Anpassung an den Dirty-Channel ist damit ebenfalls recht einfach. Wie zu erwarten setzt hier der Crunch deutlich früher ein als bei der EH 12AU7.
Aber auch bei der 12DW7 konnte mich dieser im Vergleich zur ECC83S absolut nicht überzeugen.

Schlussendlich ist bei mir nun wieder die JJ ECC83S für den Clean-Channel zuständig. Sollte es jedoch einmal ein kleinerer Gig werden, wo die Lautstärke des Crunch im Clean-Channel mit dem Xotic AC Booster einfach zu laut ist, werde ich in diesem Fall wohl kurzerhand die EH 12AU7 einsetzen.


Da ich in der Regel mit weniger Gain auskomme habe ich für den Dirty-Channel außerdem folgende Kombination getestet:

EH 12DW7 an V1 im Dirty
EH 12AX7 an V2 im Dirty

Zunächst viel mir auf, dass ich mit den selben Einstellungen wie zuvor (ECC83S) plötzlich Clean spielen konnte.
Die Verzerrung nimmt also enorm ab! Auch die Lautstärke ist etwas geringer als mit der ECC83S.
Der Sound selbst war eigentlich recht ausgewogen und kam etwas definiert rüber.
Aus irgendeinem Grund konnte ich mit der Kombi aber nicht warm werden. Die beiden ECC83S haben mir da vom Gefühl einfach besser gefallen.


Mein Fazit: Den größtem Sprung nach vorne hat mir der Austausch von R67 auf 820R gebracht. Vom Sound gefallen mir die ECC83S sowohl für den Clean-Channel, als auch für den Dirty-Channel einfach am besten. Wenn ich allerdings den Crunch im Clean-Channel mal nicht brauche wird die ECC83S im Clean-Channel sofort gegen die EH 12AU7 getauscht. Diese bringt in dem Fall dann doch deutliche Vorteile zur ECC83S









Re: TH30 Röhrenexperimente
« Antwort #3 am: 26.09.2018 21:37 »
Hey zusammen, ich bin als langjähriger TH30 Spieler per Zufall auf diesen Post gestoßen - ich habe schon 2013 (kurz nach dem Kauf) die original verbauten Röhren komplett gegen Mesa Boogie Röhren ausgetauscht, also Vor- und Endstufe, und war damit lange Zeit eigentlich recht zufrieden.
Letztes Jahr hab ich mit meiner Band dann einen deutlichen Stilwechsel vorgenommen - sagen wir mal von härterem Alternativrock zu etwas seichterem Alternatvrock oder jetzt Indierock ;-) - seitdem ist mir der Amp bei den meisten Songs zu aufdringlich gewesen. Ich spiele übrigens über eine Mesa Boogie Transatlantic 2x12.
Um es kurz zu machen: Der absolute Bringer ist die oben beschriebene Mod am R67 - besten Dank hier für den Tipp - allerdings hab ich die Mod flexibel verbaut über einen Kippschalter, der dem R67 wahlweise einen 2,6K Widerstand parallel schaltet und so den Wert von 1,2K auf 820R absenkt.
Bei 80% spiele ich jetzt mit aktivem Schalter, heißt 820 Ohm - der Sound wird dadurch etwas klarer und softer und auch durchsetzungsfähiger. Bei manchen Nummern brauche ich allerdings das volle Gainbrett - mit allem Harz und Fuzz - dann muss der Mod-Schalter auf off - In Summe eine tolle Erweiterung des Amp-Spektrums - ich bin hochzufrieden.
Ich hab übrigens noch zwei Status-LEDs dazu verbaut (der Schalter ist 2-polig) -die Spannung dazu habe ich am 4-Dioden-Gleichrichter geholt.
Das zweite, was ich versucht habe, ist der Wechsel der PI-Vorröhre auf eine JJ 5751 - ist auch nicht übel, vor allem der Dirt Channel wird mir dann aber zu zahm - da verliert der Amp irgendwie seinen Charakter - aber kann man sich mal vormerken, falls mal noch gain-ärmere Zeiten kommen ;-)
Besten Dank noch mal für die tollen Anregungen - really appreciate!

*

Offline Laurent

  • YaBB God
  • *****
  • 2.029
  • Nichts ist unmöglich
Re: TH30 Röhrenexperimente
« Antwort #4 am: 27.09.2018 07:17 »
Moin,

Cool, dass dir diese Mod auch gefällt.
Weiterhin viel Spaß mit dem Amp.

Gruss
Laurent

*

Offline Dirk

  • Dirk M.
  • Administrator
  • YaBB God
  • *****
  • 12.963
  • 2T or not 2T
Re: TH30 Röhrenexperimente
« Antwort #5 am: 27.09.2018 08:34 »
Moin,

da in den Eingangsposts die Mullard 12AT7 gelobt wird, könnte ich mir vorstellen, dass die JJ 12AX7 MG noch eine gute Alternative ist für diesen Verstärker.
https://www.tube-town.net/ttstore/Roehren/JJ-Electronic/JJ-12AX7-MG-ECC83-MG::6266.html

Gruß, Dirk
Für Support und Produktanfragen bitte das offizielle Kontaktformular im Shop verwenden. PMs werden nicht beantwortet.