Der Amp lag jetzt fast 10 Jahre gut eingelagert im Keller, es wurde langsam mal Zeit etwas damit zu machen. Der Grundgedanke hinter dem Neudesign war, eine Endröhre mit weniger Leistung zu nutzen, um den schmächtigen AÜ etwas zu entlasten. Nicht nur bei voller Lautstärke, durch eine kleinere Röhre mit geringerem Ruhestrom ist die generelle Vormagnetisierung niedriger, was bessere und sauberere Basswiedergabe zur Folge hat. Außerdem wollte ich gerne eine Vorstufenpentode hinter dem Gainpoti haben. Insgesamt ein kompakter, einfacher Amp für zu Hause, der gut clean bis crunchig abdeckt.
Ein Blick in mein russisches Glaskabinett ergab dass die Tetrode 6E5P mit knapp 8W Anodenverlustleistung gut passen würde. Die ist bereits mit 3-4 Volt voll ausgesteuert, die Pentode allein schafft leicht ein Vielfaches davon, und die soll ja auch noch übersteuert werden. Eine Idee war dann, mit Clippingdioden vor der Endstufe zu experimentieren, für mehr Verzerrung bei gleichzeitiger Reduzierung des Pegels.
Stattdessen habe ich dann aber die 6E5P als Kathodenfolger beschaltet, was ich auch schon lange mal in einem Gitarrenamp testen wollte. Das bringt natürlich mit sich, dass die Vorstufe den vollen Ausgangspegel liefern muss. Für volle Aussteuerung werden bei 300V Anodenspannung 600V
PP benötigt. Die Vorstufe braucht also entweder 600V Versorgungsspannung oder einen Zwischenübertrager bzw. eine Drossel. Die 156C von Hammond mit 150H ist zwar nicht als Anodendrossel vorgesehen, aber günstig zu haben. Als Siebdrossel ist die parasitäre Kapazität natürlich groß und die Induktivität ist auch eher an der unteren Grenze, aber für einen Gitarrenamp sollte es funktionieren.
Bei der Eingangsröhre fiel die Wahl auf die 6S3P. Ich wollte keine Doppeltriode, soviel Gain möchte ich nicht in dem Amp. Alternativ wäre auch eine als Triode beschaltete Pentode gegangen, aber die 6S3P ist eine schöne Spanngitterröhre mit mittlerer Verstärkung und ich habe einige davon rumliegen, genau richtig.
Die ursprüngliche Idee mit den Clippingdioden fand ich dann doch noch ganz interessant, also habe ich sie in die Vorstufe integriert (und so ist von Diode bis Pentode in dem Amp alles vorhanden, siehe Projektname). Hinter der Stufe mit dem Gainpoti wäre wohl prinzipiell besser, aber hier jetzt nicht möglich. So bin ich gezwungen die positive und negative Vorspannung mit einem Stereopoti zu justieren um variable Verzerrung zu erhalten, aber klappt. Die Spannungen sind so hoch gewählt, damit es möglich ist das Diodenclipping komplett abzustellen. Die negativen 200V werden einfach kapazitiv ausgekoppelt und gleichgerichtet, Schaltung dafür ist auf dem schwarzen Eyeletboard, genauso wie die Erzeugung der positiven Biasspannung der Endröhre. Die ist notwendig, da der Wicklungswiderstand des AÜ mit 500 Ohm so groß ist, dass die Röhre zu kalt laufen würde. Glücklicherweise hat der Trafo ja noch eine 12V Wicklung die dafür verwendet werden kann.
Sonst noch zum Aufbau: das Netzteil habe ich aus dem originalen Amp (mit angepassten Widerständen) übernommen, einfach die Platine in der Mitte zersägt und dann an den Rand plaziert. Die Messingplatte musste ich verwenden da bei den bereits vorhandenen Löchern für die Novalröhren natürlich die beiden 7-Pin-Röhren mit kleinerem Durchmesser rein mussten. Point-to-point habe ich schon länger nicht mehr gemacht, ließ sich flott aufbauen und ich bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Er lief auch von Anfang an so wie gedacht, ich habe im Prinzip nichts geändert gegenüber dem Design auf dem (virtuellen) Papier. Der Sound gefällt mir gut, schöner runder Cleansound, in den Tiefen growliger Zerrsound den ich sonst noch von keinem Amp so gehört habe. Und mit dem Zusammenspiel von Gain, Volume und Diodenzerre lässt sich eine sehr breite Palette von Sounds erzeugen. Die maximale Leistung ist etwas unter 3W. Der Amp war ursprünglich die Komboversion, ich mache jetzt aber ein Topteil daraus. Das leere Kombogehäuse baue ich vielleicht in eine kleine 10er Box um, der originale 8er ist ziemlicher Schrott.
Gruß, Volker