Hallo Leute,
seit längerem lese ich hier nun schon still mit und möchte nun auch mal ein bisschen Input geben.
Zunächst zu mir:Ich heiße Max, bin 23 Jahre alt und studiere zurzeit Maschinenbau. Mit der Röhrentechnik kam ich vor gut 13 Jahren in Kontakt. Und habe ursprünglich mit dem Überholen von alten Röhrenradios und Röhrenfernsehern angefangen.
Der "Patient":Ist ein Marshall DSL100 aus der alten JCM2000 Serie. Er war mein erster Marshall und auch erster vernünftiger Amp überhaupt.
Zugegebenerweise war ich damals doch etwas enttäuscht als ich ihn dann zuhause das erste mal spielte, war das ganze doch irgendwie nicht so, wie ich es mir immer erträumt hatte.
Insbesondere der zweite Kanal klang doch recht dünn, schrille Höhen, sehr betonten Mitten und ein Loop der für mich unbrauchbar war. Mit eingeschaltetem Deep konnte man das Ganze zwar untenrum ordentlich andicken, aber es dröhnte dann sehr stark. Mit aktivierten Deep hatte der erste Kanal wiederum viel zu viele Bässe.
Die meisten würden so einen Verstärker wahrscheinlich verkaufen, aber irgendwie wollte ich das nicht, schließlich war es nunmal mein erster Marshall. Bald kam mir dann die Idee zu versuchen den Verstärker zu modifizieren. Und so wurde dann sehr viel daran rumgewerkelt, was natürlich der Platine auf Dauer nicht gut tat. Etwas später wurde er dann von einem Plexi Clone abgelöst in dem ich praktisch jede Schaltung auspropierte die ich in die Finger bekam.
Nun fast forward in die Gegewart beide Verstärker wurden mittlerweile von einem Mesa Dual Rectifier abgelöst. Der DSL stand seit jeher nur in der Ecke und hatte irgendwann, aus unerklärlichen Gründen angefangen zu brummen. Für mich stand fest das ich die Kiste irgendwann mal neu aufbaue. Nur als was war mir noch nicht klar. Angefixt durch folgendes Video:
https://www.youtube.com/watch?v=XeYsthlkrw8 kam mir dann in den Sinn einen 2203 zu bauen mit zwei Kanälen, mehr Gain, Loop und regelbaren Depth.
Der Umbau:Begann erstmal mit viel Kopfzerbrechen wie und wo ich alle Bauteile montiere. Aufjedenfall sollte die original Optik erhalten bleiben und keine neuen Löcher gebohrt werden.
Beim original DSL saßen die Röhren direkt auf der Hauptplatine. Diese ist wiederum auf einem Stahlblech montiert, dass dann auf das Chassis geschraubt wird. Davon kann man so erstmal nichts wiederverwenden. Ich hab mich dauraufhin dazu entschlossen eine neue Trägerplatte in Inventor zu konstruieren. So konnte ich während der Planungsphase wunderbar hin und her experimentieren. Am Ende hab ich dann den G-Code geschrieben und die Platte per Laser zugeschnitten.
Die Schaltung:Soll im Grunde, wie schon oben geschrieben eine gemoddeter JCM800 sein. Nach etwas hin und her bin ich nun bei folgenden Veränderungen hängen geblieben:
An V1a Ferritkern statt Gridstopper und Ra 220k . Von dort geht es über 4.7nF raus auf beide Kanäle. Beide Gainpotis sind mit 220k gegen Masse gebrückt. Brightcap ist im grünen Kanal 500pF und im blauen Kanal 100pF.
Zwischen den Schleifern der Gainpotis wird mittels Relais umgeschaltet von dort geht es dann über einen Gridstopper von 56k auf das Steuergitter von V1b.
An V1b ist der Rk 11k. Aktiviert man den Boost wird diesem mittels Relais 3.3k II 680nF prallel geschaltet, das Relais ist mit 47k überbrückt. In beiden Kanälen lässt sich dieser Boost per Kippschalter an der Front aktivieren.
Den 500pF Bypasskondensator am zweiten Spannungsteiler habe ich entfernt. V2 ist komplett stock.
Im Tonestack habe ich den Slope Widerstand auf 47k erhöht. Diesem kann man per Kippschalter 120k parallel schalten um so auf ca. 33k zu kommen.
Vom Tonestack Ausgang geht es über 470k II 100pF auf die beiden Channel Volume Potis mit jeweils 500k. Mittels Relais wird zwischen den Schleifern umgeschaltet. Der Ausgang geht dann in den TT-Loop. (Der Loop selbst klaute leider massiv Bässe. Aus diesem Grund habe ich dort den Koppelkondensator am Sendausgang stark erhöht. Jetzt passts.)
Nach dem Loop folgt ein 1M Poti, praktisch als globaler Master.
In der Endstufe war für mich klar das ich einen Depth benötige der viel Boost ermöglicht, da der Amp primär bei kleineren Lautstärken gespielt werden soll. Die standard Depth Schaltung aus
4.7nF und 1M Poti gefällt mir persönlich wenig da sie doch eher wenig selektiv arbeitet. Aus diesem Grund habe ich einen Saugkreis verbaut, bestehend aus 3.3µF, 1H Spule und einem 5k Poti, der parallel zum Presence liegt. Damit erhält man einen Boost bei etwa 87Hz. Um genug Boost zu ermöglichen bin ich mit der Gegenklopplung auf 47k am 16Ohm Abgriff gegangen. Dies ermöglicht nun zwar schön viel Boost es fehlt nur deutlich die Offenheit, die den Jcm800 meiner Meinung nach auszeichnet. Aus diesem Grund habe ich den 100pF vor den Channel Volumes eingefügt, der somit für einen deutlichen Höhenboost sorgt (s.o.).
Ansonsten habe ich noch die Koppelkondensatoren zu den Endröhren auf 47nF erhöht.
Presence Poti ist 5k und reverse Log genau wie das Depth Poti.
Der Angstcap an den Anoden des Phaseninverter ist auf 100pf erhöht.
Im Netzteil habe ich die beiden Hauptelkos auf 220µF erhöht und die beiden Widerstände zwischen Schirmgitter und Phaseninverter auf jeweils 4.7k 1W verringert um mehr Spannung für die Vorstufe zu bekommen. Der Rest ist ansonsten Stock JCM800 2203.
Fazit:Die Kiste geht richtig ab. Mit dem Depth kann man unvernünftig viele Bässe reindrehen (Diezel mäßig) und auch bei extrem geringen Lautstärken so noch einen sehr vollen Klang aus dem Verstärker zaubern. Mittels Loop hab ich dann mal mein G-Major II eingeschliffen, was wunderbar funktioniert. Etwas Hall und Delay drauf und man vermisst eigentlich nichts mehr. Der schaltbare Boost läuft auch wunderbar. Einzig ein gewisses 50Hz Grundbrummen trübt die ganze Sache etwas. Auf mich wirkt es als wäre der Netztrafo etwas ungünstig platziert und streut in die Gitterleitung von V1b ein. Desweiteren war das Chassis irgendwann mal umgefallen wobei sich das Blech um den Netztrafo verformt hatte (Ich meine das der Amp seit dem Brummprobleme hatte - kann mich aber auch irren).
Für interressierte habe ich im Anhang paar Bilder eingefügt.
Fragen, Anregungen und Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!