[MaVo]

Hallo TT-Forum,

ich habe vor kurzem erfolgreich das PI18 Kit fertiggestellt. Die Friedman Schaltung in der Vorstufe gefällt mir klanglich ungemein. Gerne würde ich eine 50 Watt Version der Schaltung auf Basis des Friedman Smallbox 50 bauen. Um den Bauteilaufwand und Neubau eines Gehäuses zu vermeiden, wollte ich fragen ob das TT JTM 45 Kit grundsätzlich für einen solchen Aufbau als Grundlage dienen kann?
Vielleicht noch die Frage ob bei Tube Town ein 50W Kit auf Grundlage des Smallbox oder Brown Eye mittelfristig geplant ist?

Der PI18 ist tolles Kit, der Aufbau hat Spaß gemacht und macht Lust auf mehr!

[drul]

Hi,
ich bin jetzt wahrlich nicht der Röhrenelektronik-Experte, aber da der Smallbox (50) grundsätzlich auf der gleichen Anzahl von Grundbestandteilen aufbaut - warum sollte nicht ein TT 45W Kit als Basis taugen? wesentliche Überlegung an der Stelle wäre wohl zu schauen, wie man die Mods unterbringt. Da aber auch in den TT Kits platz für zB einen Effects Loop ist, sollte das imho schon gehen, Ich würde dann allerdings den PX54 (EL34) wählen, weil da der Diodengleichrichter bereits als Standard vorgesehen (und der entsprechende Platz am Chassis verm. noch geschlossen) ist.

Ansonsten musst Du halt schauen, wie viele der vielen benötigten Extrabauteile Du für die Mods benötigst, und danach überlegen, ob Du das TT Kit erst standardmäßig aufbauen willst und es dann schrittweise in Richtung SB moddest, oder ob Du von vorneherein den SB baust (und dann vll. Einzelteile anstatt Kit bestellst. ggf. könntest DU dann gezielt einen bestimmten Output Transformer wählen usw). Letzteres könnte (als "Newbie") halt schwieriger werden, wenn Du sozusagen keine funktionierende Referenz, Messpunkte etc für den SB hast. Aber vielleicht findet sich das ja im Web.

zB hier https://www.musiker-board.de/threads/bau-eines-friedman-smallbox-clones.694481/

viel Erfolg!
Uli

[Roggnrohl69]

Die Frage ist wo du hin willst. Willst du einen SB 50 Clone oder dessen Vorstufe mit der Endstufe eines JTM45 kombinieren? Im zweiten Fall könnte man das Kit nehmen, im ersten Fall würde ich von Grund auf an neu bauen.
Das verlinkte Projekt war im übrigen meins

[MaVo]

Die Frage ist wo du hin willst. Willst du einen SB 50 Clone oder dessen Vorstufe mit der Endstufe eines JTM45 kombinieren? Im zweiten Fall könnte man das Kit nehmen, im ersten Fall würde ich von Grund auf an neu bauen.
Das verlinkte Projekt war im übrigen meins

Ich habe das Projekt von dir mit dem  Smallbox gesehen und würde gerne ebenfalls in diese Richtung gehen. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich würde vor allem gerne einen 50 Watt Verstärker bauen und dafür einen größeren Netztrafo nehmen als den vom PX45 Kit.
Zusätzlich sollen noch die Schalter für Gain Structure und einen Bright Switch für den BE Kanal dazu kommen.

Ich setze derzeit gerade die Schaltung in Eagle um, sozusagen als Grundlage für alles weitere.

Dazu hätte ich ein paar Fragen.
- Welches Chassis hast du hierfür verwendet (Abmaße und Quelle) und hast du die Bohrungen machen lassen oder selbst mit der Säulenbohrmaschine gemacht (vor allem die rechteckige Netzbuchse würde mich interessieren) ?
- Hast du für das Layout des Turret Boards mit CAD z.B. Eagle gearbeitet oder es dir anhand des Schaltplans selbst abgeleitet?
- Wie hoch schätzt du den Aufwand ein statt Turret Board eine Platine mit Lötpunkten aufzusetzen? Ich bin der Meinung eine zweitägige Platine sollte für die Schaltung reichen.

[elhorstos]

ich hab auch den SB50 gebaut (mittlerweile den dritten), stell Dir das Projekt einzeln zusammen,
nimm ein Chassis aus dem Shop, den JCM800 AÜ, und den JTM45 oder JCM800 Netztrafo, die Hammond 159Q Drossel
abgesehen von einem 16/32uF-500V  Elko  müsstest Du alles im Shop finden...

[Roggnrohl69]

Hallo,

Dazu hätte ich ein paar Fragen.
- Welches Chassis hast du hierfür verwendet (Abmaße und Quelle) und hast du die Bohrungen machen lassen oder selbst mit der Säulenbohrmaschine gemacht (vor allem die rechteckige Netzbuchse würde mich interessieren) ?
- Hast du für das Layout des Turret Boards mit CAD z.B. Eagle gearbeitet oder es dir anhand des Schaltplans selbst abgeleitet?
- Wie hoch schätzt du den Aufwand ein statt Turret Board eine Platine mit Lötpunkten aufzusetzen? Ich bin der Meinung eine zweitägige Platine sollte für die Schaltung reichen.

- Habe das Chassis aus dem Shop: https://www.tube-town.net/ttstore/tt-chassis-alu-typ-001-standard-430-x-170-x-65.html
  Der ausschnitt für die Netzbuchse ist schon drin, den Rest habe ich selbst per Hand gebohrt
- Layout habe ich anhand des Schaltplans und Fotos vom Original selbst gemacht mit DIY Layout Creator
- Zum Aufwand PCB: Keine Ahnung, das hängt wohl größtenteils von deinen Fähigkeiten ab. Ich halte es für unnötig.

Schönen Gruß!

[MaVo]

Hallo,

vielen Dank für die Rückmeldungen und den Infos! Ich bin jetzt dazu gekommen den Schaltplan zu zeichnen.
Ich würde mich über Feedback freuen, insbesondere zu folgenden Punkten:

-Auslegung Sicherung Primärseite: Sind Träge 2A zu groß ?
-Auslegung Sicherung Sekundärseite: Ist die Sicherung Träge 500mA zu viel, wenn der Trafo ca. 350mA abgeben kann? Ich wollte hier etwas Spielraum für mögliche Transienten lassen.
-Ist die Auslegung der Siebkette mit 3x32uF und 1x16uF mit der 3H Drossel ausreichend? LTSpice zeigt beim Einschalten ziemliche Spannungs- und Strom-Transienten oder kann man davon ausgehen. dass der Innenwiderstand des Netztrafos das ganze etwas dämpft? Ansonsten wäre noch ein Vorladungswiderstand denkbar.

[elhorstos]

zu den Sicherungen kann ich nix sagen, hab den SB50 einfach wie original Abgesichert,
als Drossel ist orig. eine 7H 100 Ohm verbaut, ich habe 4H und 5,5H Drosseln verbaut weil die günstig verfügbar waren....funktioniert perfekt
Siebkette wie original...
wenn Du wie im orig. 3 Doppelrelais verbaust, kannst Du den Fat-Switch per on-off-on Schalter über eine ungenutzte Seite eines Relais laufen lassen,
somit ist der Fat entweder auf beiden Kanälen aktiv oder nur auf dem BE oder ganz aus....
das Selbe würde warsch. auch beim Voice Switch funktionieren,
Half Power (Trioden Betrieb) hab ich mal getestet, gefällt mir nicht, da fehlt mir was...
er klingt auf 50W leise gespielt gar nicht so schlecht, und Half Power ist nicht extrem viel leiser, die Endstufe klingt aber anders

auf jeden Fall ist der SB50 für meine Zwecke (derber Rock´n Roll) ,der beste Amp den ich habe...

[MaVo]

Hallo zusammen,

ich bin fleißig am bauen und der Amp sollte die Tage fertig werden. Im Anschluss werde ich ein paar Fotos posten.

Im Schaltplan sind mir doch noch drei Fehler aufgefallen.

1. Die zwei 10uF Elkos für die negative Vorspannung (Bias-Spannung) sind falsch gepolt. Plus muss in diesem Fall auf Masse.
2. Der Abgriff von der HV-Leitung auf der Sekundärseite des Netztrafos für die Bias Spannung muss vor dem Stand-By Schalter erfolgen, damit die negative Spannung (-30 bis -60V)  ausreichend Zeit hat, um sich aufzubauen. Laut LTSpice ca. 6-7 Sekunden. Wenn das nicht der Fall ist würde die EL34 beim Einschalten des Stand-By Switch kurzzeitig einen zu hohen Ruhestrom sehen und außerhalb der max. Leistung laufen, bis sich die negative Vorspannung aufgebaut hat.
3. Symmetrierung der Heizspannung kann entfallen, da es einen symmetrischen Abgriff am Netztrafo gibt, welcher auf Massepotential liegt.

Zur Sicherheit ist noch eine passive Entladung vor dem letzten 32uF Elko über einen 220kOhm / 2W Widerstand eingebaut, welche nach dem Ausschalten dafür sorgt, dass sich die Elkos nach einer gewissen Zeit entladen. Grob geschätzt, müssten sich die Elkos nach ca. 3-5 Minuten entladen haben.

Zur Sicherungsauslegung habe ich einen älteren Arbeitskollegen gefragt (Elektrotechnik-Ingenieur und hat vorher Radio- & Fernsehtechniker gelernt, und da noch mit Röhrentechnik gearbeitet). Laut ihm ist die Faustregel auf der Sekundärseite eine (träge) Sicherung zu nehmen, welche vom Strombetrag her das 2 bis 2,5-fache des maximalen Trafostroms am Abgriff ist. Im Datenblatt des TT 50W Trafos für Marshall Verstärker sind das 350mA angegeben. Deswegen habe ich jetzt auf der Sekundärseite eine Sicherung mit 1A Träge nach dem ersten 32uF Elko genommen. Gleichrichterdioden sind die UF4007 (3A) bei den hohen Einschaltströmen.

Eine Frage hätte ich noch an Roggnrohl69 bzgl. des Kunststofflogos ("Gebbo") in Marshallschrift am Gehäuse. Wo hast du dir das Emblem mit dem Logo anfertigen lassen? Ich hätte gerne ein ähnliches Logo in Marshallschriftform. Könntet Ihr mir hierzu bitte eine Referenz (Links) geben? Oder kann man sich das auch hier bei Tube Town lasern lassen?

Anbei findet ihr den korrigierten Schaltplan.

[Roggnrohl69]

Das Logo habe ich hier bei TT anfertigen lassen. Wichtig ist eine zusammenhängende Schriftart.

[MaVo]

Hallo zusammen,

nach etwas längerer Zeit eine Rückmeldung meinerseits. Der Verstärker funktioniert und klingt nach längeren Einstellarbeiten so wie ich es mir vorgestellt habe. Die Kanalumschaltung über Fußschalter und Schalter am Gehäuse geht auch.

Folgende Änderungen habe ich noch vorgenommen:

1. Schaltbares Noise Gate nach Vorbild des PI18 mit 1 MOhm und je zwei antiparallelen 1N4148 Dioden. Ich persönlich finde die Rauschunterdrückung nicht so effektiv und man bekommt durch die Dioden Nulldurchgangsverzerrungen, welche die Vorstufenverzerrung nicht mehr so "kantig" klingen lässt. Aber das ist Geschmackssache.
2. Spannungsteiler 220kOhm und 1 MOhm vor den zwei Mastervolume Reglern. Die Original Schaltung hatte für mich persönlich etwas zu viel Dampf gehabt und hat schon bei niedrigen Mastervolume-Werten die Endstufe übersteuert. Es wurde dadurch zu schnell matschig. Darüber hinaus waren die beiden Mastervolume Regler im Original zu stark gekoppelt. Die Mastervolume-Stellung des Plexi Kanals hat mir zu sehr den Klang des BE-Kanals beeinflusst.
3. Habe den 4.7 nF Koppelkondensator nach der ersten Verstärker-Stufe gegen einen 2.2 nF ausgetauscht, weil mir der Plexi-Kanal zuviel Bass hatte und nicht differenziert genug klang. Jetzt ist es besser, aber der Bassanteil ist dennoch etwas viel und man muss es mit der Klangregelung hindrehen.

Generell zum Verstärker:
- Der Amp ist vom Charakter her sehr basslastig, durch die feste Rückkopplung in der Endstufe, was man vor allem im Plexi-Kanal merkt (Referenzbox: Friedman 4x12" mit Greenbacks und V30)
- Im BE-Kanal ist die Verzerrung relativ stark und "bissig". Ich habe vorher nur den Brown Eye und den Smallbox über mein Axe-FX gespielt und hatte hier gefühlt mehr Kompression und Dynamik beim Picking. Das Netzteil samt Spannungsversorgung ist aufgrund der kleinen Kapazitäten (32uF/32uF/32uF/16uF) nicht wirklich steif ausgelegt, deswegen hab ich etwas mehr "Sag" beim Anschlag erhofft.
- Ansonsten gefällt mir der Verstärker sehr gut und der Aufwand hat sich gelohnt. Beim nächst größeren Projekt würde ich aber eher zur Platine tendieren und nicht mehr mit Turrets und dem daraus resultierenden großen Kabelsalat arbeiten wollen. Vor allem, wenn mehr Extras in Form von Schaltern und Reglern einbauen möchte.

Anbei ein paar Bilder vom fertigen Verstärker und der aktualisierte Schaltplan.

Vielen Dank an alle für die Rückmeldungen und Hinweise!

[MaVo]

So, anbei noch ein paar kleinere Fotos

[elhorstos]

Glückwunsch das die Kiste funktioniert...
im Punkt Dynamik kann ich mich bei diesem Amp eigentlich nicht beklagen, er reagiert sehr gut auf Anschlag und Vol-Poti,
was die Basslastigkeit betrifft auch nicht, liegt evtl. am verwendeten OT, ich hab bei mir einen alten Drake aber auch schon IGPW verbaut,
Du hast so viele Schalter, dann könntest Du ja evtl noch den Permadepth per Relais schaltbar machen um ihn im Plexi Mode ein bisschen schlanker zu bekommen,

[MaVo]

Danke! Ich habe bei der Inbetriebnahme auch alle relevanten DC-Spannungen kontrolliert und notiert. Das gibt dann schon Sicherheit, dass es funktioniert. Die Entkopplung der beiden Master Poti war eigentlich der einzige Bug-Fix. Damit klingt er jetzt echt super. Ich möchte bei diesem Amp nur noch ein bisschen mehr Ordnung reinbekommen und nur bei Bedarf ein paar Mods.

Beim nächsten Projekt über den Winter steht der Friedman BE 100 Deluxe an. Hierzu werde ich jedoch ein fertiges PCB von Headfirst Amplification benutzen, da der Turret-Board Point-to-Point Aufbau für größere Schaltungen zu unordentlich, komplex und unsicherer wird. Ist zwar dann mehr Malen nach Zahlen, aber dafür hat man dann einen robusteren Amp. Das ist es denke ich wert.

Anbei der Link, falls jemand Interesse hat:
https://headfirstamplification.com/

[Stahlröhre]

Hallo

Schon seit längerer Zeit kommt der Abgriff der Gegenkopplung in den Friedmans nicht mehr vom Impedanzschalter, sondern direkt vom 4Ohm Abgriff bei den 100Wattern, oder bei den 50W Verstärkern gleich vom 8Ohm Abgriff.
Deine Friedman Box müsste ja 16Ohm haben, sodass der Schalter dann auf 16Ohm steht. An den kleineren Abgriffen bekommst du weniger Gegenkopplung und somit weniger Boost. Alternativ kannst du auch mal den 4.7nF des Depth auf 6.8 oder 10nF anheben. Dann geht die Boostfrequenz nicht so hoch und wirkt auch etwas subtiler/weniger aufdringlich.

Für den 100W Deluxe würde ich dir auch die Headfirstplatinen empfehlen. Insbesondere der HBE Mode hat schon einiges an Gain, sodass sauberer Aufbau mit kurzen Leitungswegen sehr wichtig ist.
Ich habe selbst vor einigen Jahren den damaligen BE100 in einen Plexi Klon mit Turrets verbaut. Der HBE war extrem anfällig, vorallem wenn die Röhrenstufe nicht mit Gleichstrom geheizt wurde.

Außerdem würde ich dir auch dazu raten den Gridstopper der ersten Stufe gleich durch einen kleinen Ferritkern zu ersetzen. Das reduziert das Rauschen enorm.