Die Frage ist ob man überhaupt bei einem High Gain Verstärker die Endstufe überfahren sollte/möchte.
Bei den alten Verstärkern ohne Master, wie z.B. den Plexis macht es ja Sinn, da man so erst richtig Gain bekommt, wenn auch die Endstufe mitzerrt.
Der SLO hingegen hat ausreichend Gain in der Vorstufe. Die Endstufe macht primär nur laut und bestimmt das gesamte Vocing mittels Presence und Depth. Desweiteren interagiert der Innenwiderstand der Endstufe stark mit der Impedanzkurve des Lautsprechers, wobei dieses Verhalten wiederum massiv mit der Stärke der Gegenkopplung variiert.
Wenn man nun die Endstufe wirklich überfährt machen sich vorallem zwei Sachen negativ bemerkbar:
erstens, dass die Klangreglung auf einmal anfängt vor der Verzerrung zu wirken und zweitens, dass insbesondere die Bässe anfangen zu matschen.
Aus guten Grund gibt es ja Verstärker, wie den Triple Rectifier (was letztendlich ja auch eine SLO Abwandlung ist), oder den Diezel Herbert, die die klassischen 100W nochmals überbieten. Insbesondere für Spieler der härteren Fraktion, die weit runterstimmen, oder 7 Saiter spielen macht sowas durchaus Sinn.
Das ist jetzt meine Sicht, als jemand der primär High Gain über nen Rectifier spielt.
Wenn man mehr von der alten Schule kommt und eher auf vintage Töne steht, kann das Überfahren der Endstufe natürlich genau das sein, was man sich wünscht. Ich möchte das also nicht sagen dass Endstufenzerre per se schlecht ist.
Von daher wäre wichtig was du mit dem SLO Clone für Musik machen willst und wo er eingesetzt werden soll. Für Zuhause reichen 30W aufjedenfall vollkommen aus.
Die Spannungen in der Endstufe richten sich primär nach der gewünschten Ausgangsleistung, wenn du mehr die 50W anpeilst sollten es schon 460V oder mehr sein. Bei kleinerer Ausgangsleistung denke ich wären 420V ein guter Startpunkt.
Zwecks Spannung und Raa würde ich auch mal empfehlen in das Datenblatt der 5881 zu schauen.
Es gab vor ein paar Wochen hier mal einen Thread zum PRS MT15, dass ist nen ähnliches Konzept (2x6L6GC um die 20Watt Leistung) da wurde auch über die Leistung und Spannungen diskutiert eventuell ist das ja für dich interessant:
https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,23756.msg249911.html#msg249911Bei der Vorstufe ist es schon recht wichtig ordentlich Spannung zur Verfügung zu haben, damit man viel Headroom erhält.
Ansonsten kann es schnell passieren, dass der Ton zu "brown" wird.
Bei der Endstufe würde ich beim SLO Vorbild bleiben und an den Stellschrauben wie Nfb, Depth und co drehen. Bei meinem letzten Projekt habe ich viel an genau diesen Stellen angesetzt. Denkbar ist z.B. auch mal den Depth statt der typischen 4,7nF+Poti Kombi durch einen Saugkreis zu ersetzen, oder garkeine Nfb zu fahren. Alternativ kann man auch mit einem passiven Filternetzwerk nach dem Master sehr viel erreichen und den Ton wirklich gnadenlos verbiegen.
Der Trainwreck (ich nehme mal an du beziehst dich primär auf den Express) hat ja kein Master und soll die Endstufe gezielt übersteuern, an sowas würde ich mich persönlich, für einen High Gain Amp nicht unbedingt orientieren.