Hi Joachim,
da ist jetzt mal kurz ne Antwort fällig:
Eine galvanische Trennung verhindert lediglich ein Auslösen des FIs bei sekundärseitiger Berührung einer Spannung. Bei primärseitiger Berührung z.B. der Phase am Netzschalter, löst der FI definitiv aus sobald die Auslösebedingung erreicht ist.
Das ist falsch. Der FI wird immer dann auslösen, wenn Strom von der Netzphase nicht im gleichen Umfang in den Netznulleiter zurückfliesst. Sobald durch Deinen Körper ein Strom gegen Erde fliesst der auf der Primärseite dem Auslösestrom des FI entspricht wird der FI abschalten.
Zum Trenntrafo: Der Strom, der in eine Seite einer Wicklung eines Trafos hineinfließt, fließt auch auf der andere Seite der gleichen Wicklung wieder hinaus (es sei denn, die Wicklung hätte irgendwo intern eine Schluß z.B. gegen Erde oder eine andere Wicklung). Wenn nun auf der Sekundärseite ein Strom gegen Erde fließt (was er zunächst mal eigentlich gar nicht kann, da sekundärseitig der elektrische Bezug zum Schutzleiter fehlt), fließt trozdem primärseitig trotzdem nicht weniger Strom aus der Wicklung raus, als in sie reinfließt. Wie sollte ein FI hier auslösen?
Das liegt daran das auf der Seite der Hausinstallation - und zwar jeder! - der Nullleiter = Erde ist!
Vor dem FI ist Null = Erde, danch dürfen die sich nicht mehr berühren, der FI wird sofort auslösen. Kannst Du mal ausprobieren, wenn Dein Haus einen FI hat dann messe mal was in einer Steckdose die Null ist und verbinde die mal spaßeshalber mit Erde. Zack, Strom weg, ooooh!
Es ist also zunächst mal ein Irrtum, daß der primärseitige Netzeingang keinen Erdbezug hat. Der sekundärseitige Erdbezug entsteht spätestens in dem Moment wo Du den Saft berührst (z.B. bei Geräten der Schutzklasse 2, wie z.B. dem meisten HiFi Zeugs mit Netzkabel ohne Erde) oder es gibt ihn bereits, weil Du Deine Masse mit Schutzerde verbunden hast.
Die galvanische Trennung, von der Du sprichst, gibt es bei einem normalen Netzteil so gar nicht. In dem Moment, wo eine Netzteilmasse an Erde liegt ist sie auf dem gleichen Potential wie der Netznullleiter. Alle Ströme, die dann zur Erde zurückfliessen, nehmen sozusagen eine Abkürzung am FI vorbei. Und deswegen löst er aus.
Trenntrafos beruhen auf der Idee der Isolation. Sie dürfen NIEMALS eine Erde in ihren Ausgängen haben, wenn Du in einem Trenntrafo, der für elektrotechnische Arbeiten zugelassen ist eine Schukosteckdose findest, dann hat die keine Erde.
Die Isolation funktioniert nur, wenn es auf der Sekundärseite keinen Erdbezug der Potentiale mehr gibt, gar keinen. Sobald es einen geben würde hast Du auch keine galvanische Trennung mehr.
Das ist das gefährliche an der Idee, sobald es doch einen Erdbezug gibt (der Tastkopf vom Oszi ist ein Riesenproblem) ist der Trenntrafo für die Katz.
Womit ich mir offen gesagt verständnismäßig etwas schwer tue, ist, wie sich die Verbindung zwischen Schutzleiter und Netzteilmasse, wie sie in den meisten Amps vorhanden ist, auswirkt. Aus meinem Verständnis löst der FI hier ebenfalls nicht aus, da ein Strom z.B. zwischen der Hochspannung gegen Erde gleichzeitig ein Strom gegen Netzteilmasse ist, und damit gar kein Fehlerspannungspotenzial auftreten kann, weil es eben ganz normal ist, das Strom wie in diesem Fall zwischen einer Netzteilspannung und der Netzteilmasse fließt. Probiere es aus, Dein FI wird die Stromzufuhr nicht unterbrechen.
Tatsächlich ist eine solche Verbindung gemäß Vorschriften gar nicht unbedingt zulässig bzw. sie muss so gestaltet sein, daß die Ströme gegen Masse sozusagen im Gerät bleiben und nicht gegen Erde abfliessen. Das Chassis als generellen MasseLEITER zu verwenden ist im engeren Sinne nicht erlaubt! Es ist wohl erlaubt einen Bezug des Sekundärpotentials zur Erde herzustellen, aber er darf im Normalfall keinen Strom führen - u.a. weil sonst der FI auslöst. Zum Glück wird er das auch nicht, weil das Gerät selbst bei stümperhaftester Verkabelung eine Art Stern darstellt, der
dann durch das Netzkabel mit der Erde verbunden ist. Bei der CE Prüfung von Geräten wird gemessen ob irgendein Strom vom Gerät zur Erde fliesst. Wenn ja fällt es durch. Die Grenzwerte dazu habe ich jetzt nicht parat zumal die Kriterien auch frequenzabhängig sind wg. EMC und so.
Würdest Du eine Abkürzung basteln indem Du z.B. die Masse der Siebelkos statt mit der Ampmasse mit der Zentralerde im Hauptverteiler Deines Hauses vor dem FI verbinden würdest (was im Prinzip das gleiche Potential ist) dann könnte der FI sehr wohl auslösen wenn der Fehlerstrom hoch genug ist, was ich für den Fall jetzt nicht beschwören möchte.
Also Henning, mal Ball flachhalten und nicht gleich in Fäkaliensprache abgleiten.
Also jetzt mal halblang, Fäkaliensprache habe ich nicht verwendet.
Deine Kompetenz bzgl. FIs in allen Ehren (Repekt auch vor deiner ansonsten sehr verständlichen und korrekten FI-Beschreibung), aber ein paar elektrotechnische Grundlagen sollten schon vorhanden sein, wenn man sich so selbstsicher gibt ("eine Art Experte") und dabei etwas nachweisbar nicht korrektes postet, denn Laien glauben Dir das auf's Wort.
Ich habe mehrere Jahre einen Servicebetrieb für Audiotechnik geleitet, Mischpulte, 19" Geräte, Hochleistungsamps, halt alles was man auf Konzerten so braucht. Sicherheit war bei uns immer ein Thema, weil auch ein Schaltnetzteil in einem 2 x 2kw 'Transenamp' zunächst mal die Netzspannung gleichrichtet und Spannungen von grob 400 V DC erzeugt. Unser Betrieb wurde regelmässig von der Berufsgenossenschaft inspiziert und ich habe mich tief, sehr tief in die Materie einarbeiten müssen.
Darüberhinaus haben wir Stromverteilungen für Soundsysteme gebaut von 3x16A bis 3x125A, alles gemäß Vorschriften der BG für Konzertanwendungen bzw. VDE.
Für Arbeitsplätze in solchen Betrieben sind Trenntrafos vorgeschrieben, auch wenn sie sehr oft einfach Unsinn sind. Wir hatten Trenntrafos der Vorschriften halber aber wir haben die BG davon überzeugen können, daß ein Konzept auf der Basis empfindlicher FI's praxisgerechter und damit sicherer ist.
Wir haben etliche tausend Geräte pro Jahr repariert und alles, ALLES, was auf diesem Gebiet passieren kann ist bei uns passiert. Durch Unachtsamkeit, wirreste Fehler in den Geräten oder sonstwas. Sorry, ich weiss wovon ich rede.
Was mich geärgert hat sind Behauptungen, die den Tenor haben, ein FI nütze eh nichts bei sekundärseitigem Stromschlag und damit werden dann wohlmöglich Leute dazu verleitet sich sowas nicht anzuschaffen. Das ist Wahnsinn, nur um es in aller Deutlichkeit zu sagen.
Daß ein FI nicht pauschal ALLE möglichen Gefahren durch Stromschläge eliminiert sollte wohl deutlich geworden sein. Das ist zumindest meine Absicht, und zwar gänzlich ohne Fäkalien. Die kannst Du behalten.
Henning