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Klangregelung in Röhrenverstärkern und parametrische Mitten

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Hallo zusammen,

ich versuche mich gerade an einer neuen Klangregelung für meinen Gitarrenverstärker und bin bei meiner Recherche auf verschiedene Ansätze gestoßen:

Zum Einen bin ich auf eine Klangregelung von H. Lemme von 2010 gestoßen. Darin ist eine aktive Höhen- und Bässeregelung gefolgt von einem passiven Mittenregler (Kuhschwanz-Filter) dargestellt. Hier wird also das Konzept verfolgt Höhen und Bässe anzuheben und die Mitten abzusenken um einen möglichst vielseitigen Sound zu kreieren.
Zum Anderen habe ich gute Erfahrungen mit einer parametrischen gemacht, welche ich in einigen Bodeneffektgeräten kennen lernen durfte. Hier wird im Gegensatz zur Lemme-Klangregelung das Konzept verfolgt die Mitten anzuheben bei variabler Güte und Frequenz. Nun zu meinen Fragen:

1.Welchen Ansatz könnt Ihr aus Erfahrung empfehlen und womit habt Ihr einen möglichst vielseitigen Klang erreicht? Ich habe mich bisher nur an passiven Klangregelungen geübt und bin mit meinen Ergebnissen noch nicht zufrieden.
2. Wie lässt sich eine parametrische Mittenregelung möglichst leicht realisieren? Ich habe mich bisher an State-Variable-Filter und Bandpassfiltern versucht und diese mit Spice simuliert.

Ich würde mich sehr über Tipps, Literaturempfehlungen, o.Ä. freuen, um den Bau einer parametrischen Mittenregelung auch mal im Detail zu kapieren und bin auf Eure Meinung bzgl der gegensätzlichen Konzepte gespannt.

Viele Grüße,

Max

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Offline Mr. Lime

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SVF hat mMn im Gitarrenamp wenig verloren. Sowas ist besser als Pedal im FX-Loop aufgehoben. Schau mal hier: https://buildyourownclone.com/products/paraeq

Willst du die Mitten verschieben, reicht auch eine passive Klangregelung auf Basis der James Tone Stack.
Ich hab das aktuell so umgesetzt in einem Röhrenpreamp, siehe Anhang.
220p Treble Cap und 100k Stereo-Poti hab ich verbaut, weil sinnvollerer Regelweg.
Der Mittenregler reagiert natürlich anders als gewohnt, jedoch ergeben sich in Kombination mit Treble und Bass sehr viele Einstellungsmöglichkeiten.
Die Frage ist, ob es benutzerfreundlich ist und gut klingt, das Ergebnis kann je nach Amp variieren..
Aktive Klangregelungen wie im Peavey XXX oder generell der Ultra Serie sind ganz nett, den Aufwand aber oft nicht wert, da sich das besser über ein Pedal abbilden lässt und dadurch auch flexibler ist.
Mesa macht's mit dem Graphic-EQ aus meiner Sicht auch komplizierter als notwendig.

James mit extra Mitten wie bei Dumble gefällt mir sehr gut im Vergleich zur klassischen Fender/Marshall Tone Stack.
Tuning by Ear wird aber nicht erspart bleiben..

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Offline Nigel

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  • "In electronics nothing gets obsolete."
Guten Morgen!

Ich stimme Mr. Lime soweit zu. Aktive Klangregelungen im Amp klingen oft nicht so gut, ob mit Röhren oder Opamps. Röhren mit einzelner Gegenkopplung gehen sprunghaft in die Verzerrung und lassen einen smoothen Überang vermissen.

Allerdings gibt es am  Marshall Valvestate S80 einen parametrischen Mittenregler, der mir immer gut gefallen hat. Beim Hughes&Kettner Tubeman II gibt es einen Voice-regler, der von Mittenbetonung zu Mittenloch regeln kann. Alles alter Kram, klingt aber okay.

Für mich reicht es mit dem Slope-Resistor einer Fender/Marshall-Klangregelung herum zuspielen.


Vielleicht hilft die Info.

Liebe Grüße

Nigel

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Offline chaccmgr

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aktive Klangregelungen haben alle das Problem, dass sie sehr niederohmig angesteuert werden müssen, um so zu funktionieren, wie designt. Das ist in Röhrenamps immer ein Problem. Du müsstest Kathodenfolger davor schalten und die Aufholstufe für das Feedback dahinter, also ein ganzes Röhrensystem mehr. Meistens klingen die dann nicht so, wie erhofft und ich habe es wieder gelassen.
Der gute Klang der ganz einfachen Amps kommt auch daher, dass sie so einfach sind. Wenn Du die Komplexität erhöhst, handelst Du Dir viele Nebenwirkungen ein, die nicht beabsichtigt sind. Entscheidend ist auch das Zusammenspiel mit der zu spielenden Gitarre. Der Pickup im Zusammenspiel mit allem, was bis einschließlich der Eingangsstufe dahinter kommt, bildet einen Schwingkreis mit einer Resonanzüberhöhung der Mitten. Der Tone-Stack muss diese Überhöhung wieder rausfiltern, sonst klingt es quäkig. Kuhschwanzfilter (wie die meisten aktiven Klangregelungen) können das nicht oder nur mit weiteren Kunstgriffen und klingen deshalb für E-Gitarre nicht gut.

Die eierlegende Wollmilchsau in Bezug auf die Klangregelung ist schwierig, aktive Klangregelungen in Röhrenamps aus gutem Grund nicht verbreitet. Ich habe noch kein Konzept gehört, das gut gewesen wäre. Röhrenamps lassen sich nicht nach Belieben klanglich verbiegen, ohne insgesamt Verluste zu erleiden.

Eine vielseitige Klangregelung gibt es in den Dumble Steel-String-Singern, da reden wir dann aber über 7 Doppeltrioden in einem einkanaligen Amp!
Aber auch diese Klangregelung kann nicht alles und ist passiv.

Eine Mischung von Röhren und einer Klangregelung über Opamps halte ich nicht für empfehlenswert, da verkompliziert sich auch das Netzteil erheblich und bei der Leitungsführung ist große Vorsicht geboten (Einstreuungen). Die meisten solchen Amps, von denen ich gehört habe, brummen.
Liebe Grüße
Robert

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Offline dimashek

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  • Gnd is where the good electrons go when they die
Ich würde das mit dem Mesa Grafik-EQ probieren. Vielleicht etwas schlanker, mit nur 2 Reglern für hoch- und Tiefmitten.  Und dann mit Potis, und nicht mit Schiebe-Rs.
Falls du Tips brauchst, wie man die Induktivitäten dafür selbst bauen kann - melden. Ist gar nicht so schwer.

Ich würde keine Parametrik mit variabler Güte machen. So was können dann die Tonmenschen im Mix benutzen.
Einfach zwei feste Frequenzen in den Mitten mit festem Q.
Und aktive Bass-Treble Regelung geht am einfachsten mit der Baxandall schaltung. Entweder eine Doppeltriode extra oder auch mit Transistoren

Aber das stimmt schon, das Netzteil und layout werden komplizierter ;)  Am einfachsten - man nimmt eine extra NT Wicklung für die kleinspannung.



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Offline Nigel

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  • "In electronics nothing gets obsolete."
Zum Einen bin ich auf eine Klangregelung von H. Lemme von 2010 gestoßen. Darin ist eine aktive Höhen- und Bässeregelung gefolgt von einem passiven Mittenregler (Kuhschwanz-Filter) dargestellt. Hier wird also das Konzept verfolgt Höhen und Bässe anzuheben und die Mitten abzusenken um einen möglichst vielseitigen Sound zu kreieren.

Habe gerade nachgesehen:
Ja, Lemmes Vorschlag finde ich auch interessant, er bezieht sich an der Stelle allerdings auf die Schaltung eines Laney Linebacker Bass Preamp. Und Mesas Grafik EQ ist besser als sein Ruf. Ich meine zu erinnern, dass der Acoustic G100T einen ähnlichen, aber röhrengetriebenen, mehrbandigen, passiven EQ besitzt.


Grüße

NIgel




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Offline Stahlröhre

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Hallo,

zunächst erstmal ist das hier ein wirklich interessantes Thema. Ich möchte daher auch mal meine Erfahrung/Meinung teilen.

Viele Verstärker setzen auf das typische Fender/Marshall TMB Netzwerk. Diese sind bekannterweise alles andere als gerade im Frequenzverlauf.
(Ein halbwegs flacher Verlauf ergibt sich in extremen Einstellungen, mit Mitten auf 10 und Bass/Höhen auf 0.)
Bei praxisnahen Einstellungen ergibt sich immer eine mehr, oder weniger stark betonter Mittensenke. Und genau auf diese "Grundkurve" wird bei alternativen Klangstellnetzwerken nicht (genug) geachtet.

Framus hatte im Dragon und den Cobra Verstärkern eine recht interessante Lösung verbaut. Bei diesen Modellen wird einem Baxandall noch ein RC Filter vorgeschaltet, der die Mitten bearbeitet. Ich habe den Plan mal in den Anhang getan.

Den Mesa EQ kenne ich selbst aus dem Quadpreamp den ich mal hatte. Generell relativiert sich bei den Mark Style Vorstufen von Mesa das oben genannte Problem durch das zusätzliche Klangstellnetzwerk an der Eingangsstufe. Ohne grafischen EQ sind die Dinger meiner Meinung nach, zumindest verzerrt unbrauchbar.

Grundsätzlich ist der Mesa EQ aufjedenfall ne gute Ausgangslage um zu basteln. Die originalen Spulen gab es lange Zeit bei der Wormser Konkurrenz, wenn auch sehr teuer.
Ansonsten muss man entweder selbst wickeln, oder setzt stattdessen Gyratoren ein. Ich würde aber aufjedenfall mehr als 5 Bänder vorsehen, da man meiner Meinung nach mehr Kontrolle über den Bereich 400Hz bis 1kHz braucht, als ein einzelner 750Hz Steller ermöglicht.

Dem grafischen EQ würde ich trotzdem ein Marshall Tonestack vorschalten, festverdrahtet auf T=6 M=4 B=7. Nachdem dem Tonestack noch eine Bufferstufe, die dann den grafischen EQ anfährt.
Einziges Problem dieser Lösung wäre, dass man das auch alles billiger haben kann in dem einfach einen Fx-Loop verbaut und ein EQ Pedal einschleift. Aber der Weg ist bekanntlich das Ziel.

Die Variante mittels State variable filter finde ich persönlich recht spannend. Als Ausgangslage könnte man sich vielleicht an den SSL Konsolen orientieren.
Gruß,
Max

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Offline cca88

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Hallo,
die Acoustic/MESA VAriante wird als Röhrenschaltung auch gut im zweiten zur Linde-Buch abgehandelt.

Grüße
Jochen

Hallo zusammen,

da habe ich wohl ein Thema losgetreten, was für viele hier sehr spannend ist  ;) Ich bedanke mich aber schonmal für die starke Beteiligung und bin dennoch hin und hergerissen, weil es so viele interessante Meinugen und Ansätze gibt:

Das James Tone Stack habe ich in meinen ersten Eigenbauten benutzt und war insbesondere von dem Mittenregler sehr enttäuscht. Auch wenn die Frequenz verschiebbar war, bin ich von dem Ergebnis bisher eher enttäuscht gewesen. Daher kam auch meine Idee, mal eine aktive Klangregelung mit einem anderen Ansatz auszuprobieren.
Egal welchen Weg ich wähle, der Schaltungsaufwand wird höher und das Ergebnis ist noch nicht absehbar für mich. Ich denke, hier muss ich einfach ausprobieren was gefällt.

Jedoch bleibt für mich die Frage, welcher Ansatz empfehlenswert ist: Mitten (wie üblich) absenken oder doch lieber mal aktiv anheben? Ich werde die SVF und eine weitere aktive Schaltung mit Opamps mal ausprobieren und hören, ob es mir gefällt. Jetzt nehme ich mir erstmal die Zeit, Eure Anhänge und Links in Ruhe zu studieren und nachzuvollziehen.

Viele Grüße,

Max


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Offline roseblood11

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Braucht man eine Anhebung der Mitten?
Als Bodentreter ist das doch eigentlich nur nützlich, weil damit das Mittenloch der gängigen Tonestacks kompensiert wird...
Meines Erachtens hat man mehr als genug Mitten, wenn man sie nicht absenkt.
Das ist ja letztlich alles relativ zueinander zu sehen.  Ich war mal sehr zufrieden mit dem Tonestack der Carvin Vintage Serie (Bel Air, Vintage 33...). Und vor dem Amp ein Boss FA-1, oder auch nur eine flexible Gitarre, mit schaltbaren Lastkondensatoren (vgl Varitone bzw Lemmes C-Switch) und Bassregler.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.thetubestore.com/lib/thetubestore/schematics/Carvin/Carvin-Belair-Schematic.pdf&ved=2ahUKEwiy6avU7OLzAhUggf0HHZ_-AdIQFnoECBEQAQ&usg=AOvVaw3TcOZlXzKEo2zROCA1OD13
« Letzte Änderung: 24.10.2021 12:36 von roseblood11 »

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Offline darkbluemurder

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Ich stimme Stahlröhre zu. Ich habe eine Kombination aus James Tonestack plus Framus Mittenregler in meiner Peggy 40 verbaut (ursprünglich ein Hiwatt inspirierter Amp - nach diversen Mods ist er jetzt eher Ampeg-inspiriert, deshalb auch der Name). Die Klangregelung funktioniert für mich hervorragend und ist deutlich vielseitiger als der übliche Fender/Marshall-Tonestack. Der mögliche Midscoop ist größer, aber es kann bei Bedarf auch ein Mittenberg eingestellt werden. Für Bass eignet es sich auch sehr gut.

Viele Grüße
Stephan
Bauten
Chieftain, HoSo56, Cleartone, Dirty Shirley, CJ 11, Junior Chief, Peggy 40

Conversions
Marshall 1959 SLP RI zu Minimalist HRM, Fender Bassman zu Mark Overdrive Special, Marshall 100W JMP zu Fat BE100, Marshall JTM 45 Reissue zu Dirty Daisy; Guyatone Bassman zu Basstonemaster