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Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack

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Offline rakete

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Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« am: 22.10.2023 15:34 »
Hallo allerseits,
ich sitze hier vor den Resten eines Heraton 345H
Original: 4*El84, Brückengleichrichter, 2 unabhängige Kanäle mit Fender Bass/Treble TS, 1 Kanal mit Hall. Fixed Bias. Aufbau auf Platine.
Kam zu mir in einem nichtoriginalen Gehäuse mit abenteuerlicher Verkabelung..... ohne Röhren, ohne Hallspirale.
Schaltplan konnte ich trotz viel Mühe nicht finden.
Da alle externen Bauteile teilweise fragwürdig neu angelötet waren, ist es schwer zu sagen, wie es ganz original war.....

Erste Bestandsaufnahme: Ein Trafoausgang vom Fixed Bias ist verschwunden. Wahrscheinlich unmittelbar am/im Trafo gerissen. Kabel zum PCB hing in der Luft.

Ohne Last: Trafo output 272V / 7V
AU Wicklungen mit DMM gemessen sieht soweit OK aus.

Laut einem Forumsbeitrag (thread Ersteller nicht mehr aktiv)  im offset guitar forum schafft er bei 230V primär 360V an den EL84. Könnte aber mit den 270V Wechselspannung ohne Last etwas eng werden.... (die Elkos waren auch alle nur 350/385)

SO. Was jetzt damit anfangen?
Aufgrund des Fehlens von Röhren, Chassis, Spirale und der defekten  Biaswicklung würde ich ihn nicht original wiederherstellen.
Ist es ein Sakrileg, ein Projekt aus vorhandenen Restteilen zu bauen?
Ich habe hier: Ein Paar ECC83, zwei 6l6GC. Chassis könnte ich mir selber bauen.

Sollte auf jeden Fall gut crunchen können, van nur ganz leicht bis leichtes Overdrive. Kanalumschaltung nicht nötig.
Meine Idee: Eine Art Badger (Kathoden bias, keine GK)  aber mit 6l6.
Der Erfinder mag die Kombi zwar nicht, aber ich stelle sie mir gut vor.

AAAber das wird schon etwas Mager, wenn es 350 oder 360 V werden, fürchte ich.
Da der AU eh nicht sooo riesig aussieht, wäre ich mit 25 Watt schon zufrieden.
Hat jemand evtl Erfahrung mit einem 6l6 Amp, der auf so niedriger Spannung fährt?

Gruß
Christian

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Offline Helmholtz

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Re: Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« Antwort #1 am: 22.10.2023 18:20 »
Laut diesem hervorragenden Online-Calculator:
https://www.vtadiy.com/loadline-calculators/power-stage-calculator/
sollten mit 330V zwischen Anode und Kathode und 4k AÜ  Primärimpedanz etwa 30W möglich sein. Kathodenwiderstand um 180R.
Zu beachten ist, dass die 6L6 etwa doppelt soviel PI Signal zur Vollaussteuerung braucht wie die EL84.

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Offline rakete

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Re: Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« Antwort #2 am: 23.10.2023 11:06 »
Ich denke, dass ich die Endstufe nicht allzustark übersteuern werde. Eventuell würde ich mal das VoCo kit ausprobieren. Aber nicht, um die Endstufe bei Zimmerlautstärke gegen die Wand anzusteuern....

Jetzt frage ich mich, ob ich mit dem PI so hinkomme. Habe mich etwas schlau gemacht, bin aber noch entfernt davon, hier selbst die optimale Konfiguration zu ermitteln.
Wenn ich es richtig verstanden habe, bringt ein größerer Tail Widerstand zwar eine bessere Balance, dafür aber weniger Aussteuermöglichkeit für die Endstufe, während die Verstärkung vom Verhältnis Anoden- / Kathodenwiderstand bestimmt wird.
Der Badger arbeitet mit 1,5k Kathoden R und 47k Tail R. Das Ganze ist also auf die EL84 angepasst (gut Balance, weniger output nötig).

Für den Betrieb mit 6l6 könnte es - wenn ich es richtig verstanden habe - Sinn machen, hier etwas anzupassen und in Richtung 820 Ohm Kathoden R und 10k - 22k Tail zu gehen. Macht es dann Sinn auf die klassische Kombination  82k / 100k bei den Anoden zu wechseln?

Gruß aus HH


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Offline Helmholtz

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Re: Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« Antwort #3 am: 23.10.2023 18:44 »
Auch ohne Endstufenübersteuerung braucht man am 6L6 Gitter ca. 70Vpp für volle Leistung.
Ich verstehe, es handelt sich um einen LTPI.
Richtig ist, dass ein größerer Tailwiderstand die Symmetrie verbessert aber die Aussteuerbarkeit verkleinert.
Die Verstärkung des PI hängt aber praktisch weder direkt vom Kathodenwiderstand und noch  vom gesamten Tailwiderstand ab.
Der Kathodenwiderstand bestimmt die Ruheströme, d.h. die Arbeitspunkte.
Die Verstärkung wird durch Röhrentyp, Anodenwiderstände und die verfügbare Arbeitsspannung bestimmt.
Üblicherweise liegt sie zwischen 20 und 30, d.h. bei etwa 50% des Werts einer einfachen Kathodenbasis-Verstärkerstufe mit derselben Röhre und gleichem Anodenwiderstand, gleicher Uak sowie kapazitiv überbrücktem Kathodenwiderstand.
Ein größerer Tailwiderstand reduziert die verfügbare Arbeitsspannung und damit die verfügbare Signal-Ausgangsspannung sowie indirekt auch die Verstärkung.

Ich würde eine typische Marshall LTPI -Schaltung verwenden. Die hat sich sowohl mit 6L6 als auch mit EL34 bewährt.
Der rel. kleine Tailwiderstand (15k) raubt nur wenig Spannung (um 40V) und ist daher günstig bei kleinerer Versorgungsspannung.

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Offline rakete

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Re: Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« Antwort #4 am: 24.10.2023 13:26 »
Ich hab mir nochmal die LTPI Erklärung hier angeschaut:
https://www.aikenamps.com/index.php/the-long-tail-pair
Das war eine gute Hilfe.
Aber was ich noch nicht ganz verstanden habe:
Funktioniert die Presence Control NUR bei (global) NFB?
Oder hat sie auch eine Auswirkung und wäre sinnvoll auch  OHNE NFB vom OT?
Die Vorlage badger hat ja keine Presence control, der Tail Widerstand (dort 47k) geht direkt zum ground und hat einen 47n bypass cap.
Statt eines NFB wird dort ja mit einem conjunctive Filter über den OT Primaries gearbeitet....

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Offline Helmholtz

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Re: Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« Antwort #5 am: 24.10.2023 16:57 »
Aber was ich noch nicht ganz verstanden habe:
Funktioniert die Presence Control NUR bei (global) NFB?
Oder hat sie auch eine Auswirkung und wäre sinnvoll auch  OHNE NFB vom OT?
Die Vorlage badger hat ja keine Presence control, der Tail Widerstand (dort 47k) geht direkt zum ground und hat einen 47n bypass cap.
Statt eines NFB wird dort ja mit einem conjunctive Filter über den OT Primaries gearbeitet....

Ja, die tpische Präsenzschaltung funktioniert nur mit der GK-Schleife.
Sie ist ein aktiver Höhenregler und kann nur Höhen anheben, nicht absenken.
Das Prinzip ist, dass beim Aufdrehen die GK für die Höhen verringert wird und dadurch sich die Verstärkung erhöht. Voll aufgedreht ist die GK für Höhen null.

Ein "conjunctive filter" ist ein einfacher, passiver Tiefpass, reduziert also hohe Frequenzen.

Global NFB verringert die Empfindlichkeit/Verstärkung der Endstufe um einen Faktor 2 bis 4.
Man braucht also deutlich mehr Preamp-Signal für volle Leistung als ohne.

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Offline rakete

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Re: Neues Projekt aus Heraton 345H Wrack
« Antwort #6 am: 24.10.2023 18:03 »
Hi und nochmal vielen Dank für Deine Unterstützung!!!
Dann bin ich jetzt auf Chaussee. Ob das Conjunctive Filter in der Konstellation Sinn macht, weiss ich nicht, muss ich einfach probieren.
Jetzt erstmal das Layout fertig machen und Bauteile bestellen. Bis es Ergebnisse gibt, wird's wohl noch etwas dauern.