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Channel switching

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Offline frizzy

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Channel switching
« am: 8.01.2024 21:24 »
Hallo allerseits,


mich würde interessieren, was beim Umschalten von Kanälen in Röhrenamps beachtet werden muss. Ich kenne sowohl die Schaltungen, wo ein Kanal rund um (z.B.) V1a aufgebaut ist, und der andere rund um V1b, V2a, V2b und dann gibt es einen Schalter vorm PI. Oder aber die Variante, wo eine oder mehrere Röhrenhälften entweder für sich alleine ein Kanal sind oder even Kaskadeurs vor/hinter/zwischen die restlichen Röhrenstufen geschalten werden können.

Mich würde eben interessieren, welche Vor- und Nachteile es gibt, was passiert wenn das Gitarreneingangssignal auf zwei Pfade geteilt wird (Signalverlust nach Kirchhoff?) Bzw wie Knacksen beim dazuschlagen zusätzlicher Röhrenstufen vermieden werden kann. Word da zB beidseitig geschalten?

Ihr seht, ich bin da noch recht am Anfang und würde mich über Tipps und Literaturempfehlungen sehr freuen!

Konkret würde ich gerne eine Art hot rodded plexi designen, wo die Option besteht eine klassische 1959SLP-Topologie zu haben bzw. Röhrenstufen dazuzuschlagen für mehr gain (Friedman?). Ebenfalls nice wären schlagbare Kathodenwiderstände sofern sich das ohne großartiges knacken bewerkstelligen lässt

Danke!

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Offline Stahlröhre

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Re: Channel switching
« Antwort #1 am: 9.01.2024 01:00 »
Hallo, ob man einzelne Röhrenstufen für mehrere Kanäle benutzt hängt stark von der Art der Schaltung und auch einigen anderen Faktoren ab:

Zum einen sparst du natürlich Röhren ein, wenn du diese für mehrere Stufen nutzt. Dafür wird dann die Umschalterei wieder umständlicher. Du brauchst möglicherweise mehrere Relais und es reicht nicht mehr nur den Output umzuschalten. Durch die zusätzliche Umschalterei wird eventuell dein Layout schlechter, was im schlimmsten Fall zu Schwingen, Brummen etc. führen kann.
Manche Verstärker haben mehr als 15 Relais drinn, wenn dann viele Kanäle und Modes realisiert werden sollen braucht es zusätzlich auch eine Schaltmatrix, die entsprechend die Relais korrekt ansteuert.

Andereseits wenn du alles getrennt aufbaust, landest du bei einem ähnlichen Funktionumfang auch mal schnell bei neun Vorstufenröhren. dem steht dann meist der verfügbare Bauraum entgegen, oder es mangelt schlichtweg an ausreichender Traforeserve auf der Heizwicklung.

Typisches Beispiel: Topteil mit Highgain- und Cleankanal. Hier ist es meist einfacher beide Pfade getrennt aufzubauen, weil die Kanäle von der Grundart typischerweise sehr verschieden sind (Anzahl Stufen, TS Position, Anoden und Kathoden R's, untere Grenzfrequenz etc.). Wenn es dagegen nur darum geht einen einfachen Gaincut einzubauen, wäre es leichter ein Relais zu nehmen und damit z.B. einen Kathodenwiderstand umzuschalten. Hier den gesamten Kanal zweimal aufzubauen wäre eine ziemliche Verschwendung.

Am Ende musst du selbst abwägen, je nach dem was du eben brauchst. Du erwähnst Friedman: bei diesen Verstärkern wird einem getunten Plexi einfach eine Stufe vorgesetzt (zumindest im BE Mode) für mehr Gain. An der Stelle wäre eine Umschaltung gut zu implementieren, manche nutzen dafür sogar einfach die Schaltkontakte der Inputbuchsen.


Zum Thema Knacksen: Laute Knallgeräusche erhält man insbesondere dann, wenn man Gleichspannungen schaltet, sowas sollte man (wenn möglich) immer vermeiden.
Ein zusätzlicher Trick ist Schaltkontakte mit hochohmigen Widerständen (MOhm Bereich) zu überbrücken, dadurch werden derartige Geräusche abgemindert. Gerade beim Kathodenwiderstand kommt man nicht drum herum auch DC mitzuschalten, hier kann man den Kontakt dann z.B. mit 33k-47k brücken, was die Geräusche mindert.

Wenn die Umschaltung jedoch absolut still sein soll, musst du entweder statt Relais LDR's einsetzen, oder eine zusätzlich Muteschaltung integrieren, die den Verstärker für einige ms während des Schaltvorgangs mutet. LDR's bringen jedoch wiederum eigene Problematiken mit sich, da sie nicht RoHS konform und dadurch eher schlecht erhältlich sind.

Gruß,
Max

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Offline frizzy

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Re: Channel switching
« Antwort #2 am: 9.01.2024 09:31 »
Danke für die ausführliche Antwort, das hat mir schonmal verschiedene Perspektiven gezeigt!

Ich bin eben stark am überlegen ob ich einen cleankanal rund um V1a baue und im cleanmode das Signal direkt zum tonestack geht und im Drivemode zu V1b geleitet wird. Spannend wird es da mit dem Gainregler hmmm.

Unabhängig davon würde ich gerne mal einen Switch zwischen 820 und 2k7 für die Kathoden-Rs probieren, gibt es da eine Beispielschaltung wie das mit der Überbrückung aussieht die du erwähntest?

Und da von Friedman die Rede war: weiß man, wie sein Gain-Structure-Switch aufgebaut ist? Ich vermute verschiedene Werte für die Cold-Clipper-Stage oder nicht?

Danke schonmal, ich bin wie gesagt relativ am Anfang aber total fasziniert und würde eben gerne mehr lernen :)


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Offline Stahlröhre

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Re: Channel switching
« Antwort #3 am: 9.01.2024 15:49 »
Hallo, eine Umschaltung zwischen 2,7k und 820 Ohm würde ich so lösen:
2,9k als Kathodenwiderstand verbauen, parallel dazu eine Reihenschaltung aus einem 1,2k und einem Schließerkontakt. Der Schaltkontakt wird selbst noch mit 47k gebrückt.
Ist der Kontakt offen, dann bekommst in etwa 2,7k (2,9k mit 48,2k parallel). Wird der Kontakt geschlossen, dann wird der 47k kurzgeschlossen und du erhältst ca. 850Ohm (2,9k mit 1,2k parallel).
Im BE100 Deluxe ist es ähnlich gelöst, es werden jedoch andere Widerstandswerte genutzt.

Welches Friedman Modell suchst du genau? Den Gainstructure Schalter haben BE100 Deluxe, BE50, DS40, Twinsister, JEL100 und Marsha. In der Regel dazu an der zweiten Gainstufe (bzw. dritte wenn HBE gewählt ist) die Kathodenbeschaltung geändert. Beim JEL, Twinsister und DS40 ist dies normalerweise die 10k Coldclipper Stufe (wie beim 2203).
Gruß,
Max

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Offline frizzy

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Re: Channel switching
« Antwort #4 am: 10.01.2024 15:46 »
Wow danke für die Rückmeldung, das hat mir wirklich weitergeholfen! Den Schaltplan vom BE hatte ich schon, aber noch nicht so genau studiert. Deine Erläuterung war sehr hilfreich!

Interessant, dass der S-Switch also von Modell zu Modell anders ist. Beim BE ist es ein 6k8 mit entweder 6k8 parallel oder 4k7/680nF. Bei der Dirty Shirley entweder 10k wie beim JCM800 oder parallel dazu 4k7 bzw 3k3/680nF.

Jetzt würde mich interessieren, wie das beim Pink Taco ausschaut.


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Offline Stahlröhre

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Re: Channel switching
« Antwort #5 am: 10.01.2024 16:29 »
Den Plan den ich vom Pink Taco habe hat noch nicht die Umschaltung drinn. Der Friedman BE Kanal hat eine gewisse Struktur die immer gleich ist. Die wirklichen Unterschiede entstehen durch leicht veränderte Bauteilwerte und zusätzliche Schaltoptionen. Im Grunde kann man aber jedes Modell innerhalb von einer halben Stunden in ein anderes verwandeln. Der BE Kanal liegt nämlich nicht nur dem BE50 und BE100 zugrunde, sondern auch dem PhilX, SS100, SB50, JJ100 und dem Butterslax. Der PT hat auch die Vorstufe, jedoch eine andere Endstufe.

Die Structure Schalter haben zwar unterschiedliche Bauteilwerte, jedoch sind die beiden höheren Gain Modi ähnlich dimensioniert. Beim BE hast du halt nur 6,8k in der Low Stellung bei der DS hingegen 10k. In mittler Stellung haben beide aber etwa um die 3,3k und dann in der höchsten Stellung ca. 2,7k + 680nF. Wahrscheinlich wurden bei der DS 10k gewählt um den verzerrten Kanal cleaner zu bekommen, da der Verstärker keinen dedizierten Cleankanal besitzt.

Im JEL100 der auf einem 2203 basiert, gibt es auch noch eine derartige Umschaltung. Jedoch nur mit zwei Stellung: In der ersten hat man 10k, in der zweiten dann etwa 2,5k + 680nF, zusätzlich wird dann aber auch ein Gain Cut parallel zum Gainpoti aktiviert.

Die umschaltbare Kathodenbelegung ist ein ziemlicher standard Mod für einen 2203, ähnliches sieht man auch beim Bogner Ecstasy.
Gruß,
Max

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Offline frizzy

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Re: Channel switching
« Antwort #6 am: 10.01.2024 17:06 »
Spannend! Danke dir! Ich habe leider keine guten Fotos vom PT gefunden und die Schaltpläne sind auch nur von der alten Version...würde mich brennend interessieren, was er bei V2 geändert hat.