Hallo, ob man einzelne Röhrenstufen für mehrere Kanäle benutzt hängt stark von der Art der Schaltung und auch einigen anderen Faktoren ab:
Zum einen sparst du natürlich Röhren ein, wenn du diese für mehrere Stufen nutzt. Dafür wird dann die Umschalterei wieder umständlicher. Du brauchst möglicherweise mehrere Relais und es reicht nicht mehr nur den Output umzuschalten. Durch die zusätzliche Umschalterei wird eventuell dein Layout schlechter, was im schlimmsten Fall zu Schwingen, Brummen etc. führen kann.
Manche Verstärker haben mehr als 15 Relais drinn, wenn dann viele Kanäle und Modes realisiert werden sollen braucht es zusätzlich auch eine Schaltmatrix, die entsprechend die Relais korrekt ansteuert.
Andereseits wenn du alles getrennt aufbaust, landest du bei einem ähnlichen Funktionumfang auch mal schnell bei neun Vorstufenröhren. dem steht dann meist der verfügbare Bauraum entgegen, oder es mangelt schlichtweg an ausreichender Traforeserve auf der Heizwicklung.
Typisches Beispiel: Topteil mit Highgain- und Cleankanal. Hier ist es meist einfacher beide Pfade getrennt aufzubauen, weil die Kanäle von der Grundart typischerweise sehr verschieden sind (Anzahl Stufen, TS Position, Anoden und Kathoden R's, untere Grenzfrequenz etc.). Wenn es dagegen nur darum geht einen einfachen Gaincut einzubauen, wäre es leichter ein Relais zu nehmen und damit z.B. einen Kathodenwiderstand umzuschalten. Hier den gesamten Kanal zweimal aufzubauen wäre eine ziemliche Verschwendung.
Am Ende musst du selbst abwägen, je nach dem was du eben brauchst. Du erwähnst Friedman: bei diesen Verstärkern wird einem getunten Plexi einfach eine Stufe vorgesetzt (zumindest im BE Mode) für mehr Gain. An der Stelle wäre eine Umschaltung gut zu implementieren, manche nutzen dafür sogar einfach die Schaltkontakte der Inputbuchsen.
Zum Thema Knacksen: Laute Knallgeräusche erhält man insbesondere dann, wenn man Gleichspannungen schaltet, sowas sollte man (wenn möglich) immer vermeiden.
Ein zusätzlicher Trick ist Schaltkontakte mit hochohmigen Widerständen (MOhm Bereich) zu überbrücken, dadurch werden derartige Geräusche abgemindert. Gerade beim Kathodenwiderstand kommt man nicht drum herum auch DC mitzuschalten, hier kann man den Kontakt dann z.B. mit 33k-47k brücken, was die Geräusche mindert.
Wenn die Umschaltung jedoch absolut still sein soll, musst du entweder statt Relais LDR's einsetzen, oder eine zusätzlich Muteschaltung integrieren, die den Verstärker für einige ms während des Schaltvorgangs mutet. LDR's bringen jedoch wiederum eigene Problematiken mit sich, da sie nicht RoHS konform und dadurch eher schlecht erhältlich sind.