Hallo
ich lege mal ein kleines Basteltagebuch hier an. Es geht dabei um den
Laney Linebacker L50R vom 7.11.1992.
Unten sind Bilder. Diese ganze Linebacker Serie mit dem grünen Streifen hat viel zu wenig Beachtung und Liebe bekommen. Es sind Halbleiterverstärker von Anfang der 1990er Jahre. Warum lohnt es sich damit zu beschäftigen?
1. Es sind ehrliche Verstärker. Anders als Marshall ("Transtube") und Peavey ("Valvestate") versuchen sie einem nicht glauben zu machen, sie klängen genau wie Röhrenverstärker.
2. Es sind trotzdem sehr gut klingende Verstärker, mit einem eigenen Charakter, der sich außerhalb der üblichen Palette (Tweed, Blackface, Plexi, AC30, High Gain USA, High Gain GB) befindet.
3. Sie sind sehr robust, reparaturfreundlich mit sehr guten Bauteilen konstruiert (Made in England). Darum gibt es sie noch massenweise gebraucht in sehr gutem Zustand. Zur Zeit finde ich bei Kleinanzeigen und ---- gleich mehrere Geräte aus der Serie, obwohl sie sich bei weitem nicht so gut verkauft haben dürften, wie Marshalls und Fenders aus derselben Zeit.
4. Man bekommt darum derzeit sehr gut erhaltene Verstärker für sehr wenig Geld.
5. Sie lassen sich leicht modifizieren und mit wenigen Handgriffen für jahrzehnte flott machen.
7. Ich bin immer für die Underdogs.
8. Ich habe auch 1992 angefangen Musik zu machen, auch wenn mir der Verstärker noch nicht so lange gehört.
Die Verstärkereinheit hat Laney später noch im GC50 weiter verbaut. Sie hat zwei Kanäle, einen cleanen und einen mit Overdrive. Wobei das sehr zurückhaltend ausgedrückt ist. Es ist ohne Ende Gain da, man kann ohne weitere Pedale Metal spielen.
Todo: Mein L50R wird einen Service bekommen. Denn einige Potis rascheln nach gut 30 jahren ein wenig. Wechseln werde ich sie aber nicht müssen, sie haben keine dead Spots.
Todo: Ich möchte außerdem den Overdrive Kanal etwas modifizieren, denn er hat mir viel zu viel Gain.
Es wurde Lautsprecher von
H|H Electronics aus England verbaut. Die geriffelte Membran und den Magneten gibt es auch bei Celestions jener jahre, der Korb ist aber etwas anders gemacht. Zur Schwingspule kann ich nichts sagen, ohne den Speaker zu zerstören. Der Lautsprecher hat einen irren Wirkungsgrad. ich kenne keinen lauteren Combo in dieser Leistungsklasse, dabei mache ich Musik seit 1992. Er klingt fett und cremig. Laney hat ihn ein ein komplett geschlossenes Gehäuse von 25 Litern gebaut.
Dabei sind die Resonanzfrequenz (fs) und der Gütefaktor (Qts) des verbauten Speakers leider viel zu hoch, um den Bass umzusetzen, den das geschlossenes Gehäuse des L50R ermöglichen würde. Ich weiß nicht, warum ein viel aufwendiger zu bauendes geschlossenes Gehäuse mit genau diesem Lautsprecher kombiniert wurde. Vielleicht war mal ein anderer Lautsprecher geplant. Dafür, dass es nicht unbedingt geplant war, diesen Lautsprecher in dieses Gehäuse zu bauen, spricht auch, dass der GC50 der Folgeserie denselben Lautsprecher, dieselbe Verstärkereinheit aber ein offenes Gehäuse hat. Diese grüne Linebacker Serie war vermutlich in der Entwicklung als die Firma hinter Laney (Headstock Group) 1889 H|H Electronics übernahm, die eine eigene Lautsprecherfertigung hatten. Der Lautsprecher war dadurch vermutlich einfach da.
Todo: Den Lautsprecher im L50R werde ich durch einen Eminence Delta 12a ersetzt, um das Basspotential des geschlossenen Gehäuses auszuschöpfen. Falls jemand Interesse am Original hat, bitte melden.
Wie ich mit Hilfe des Forums Auswahl des Speakers kam, kann man da nachlesen:
https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,25523.0.htmlTodo: Weil der Eminence 8 Ohm und die Endstufe des Verstärkers aber auch mit 4 Ohm klar kommt, werde ich einen weiteren 8 Ohm Speakerausgang einbauen um eine externe Box anschließen zu können.
Ich hatte noch kurz überlegt eine andere Hallspirale zu nehmen. Die verbaute ist eine aus der 8er Serie (Kurz aber mit drei federn) von Accutronics (USA) mit mittellanger Hallfahne. Aber eigentlich klingt der Hall gut und ist erstaunlich drippy ausgelegt. Man könnte Surfrock damit spielen. Der originale Speaker bringt das auch richtig gut rüber. Fragt mich nicht, warum ein Amp mit einem für Metal geeigneten verzerrten Kanal ein surfy Reverb braucht. Warum hat der Mini-Cooper ein extrem sportliches Fahrwerk? Warum essen Engländer Lammbraten in Minzsoße?
Viele Grüße
Martin