Als jemand der selbst Mesa Produkte besitzt muss ich sagen, dass Mesa für mich immer ein Grenzgänger zwischen innovativ und absolut wahnsinnig ist/war. Meistens sicherlich dichter am aktuellen Zeitgeschehen drann als die Großen wie Marshall und Fender, mit manchen Produkten innovativ und für manche Dekaden geradezu prägend (90er frühe 2000er).
Auf der anderen Seite schaut man dann mal in die Chassis bzw. die Schaltpläne fragt man sich durchaus mal, ob der Konstrukteur eigentlich weiss was er da so treibt. Von unsinnigen Schaltungen, unterdimmensionierten Bauteilen hin zu schlechten Layouts ist vieles dabei. So mancher Techniker nimmt nicht grundlos kein Mesa mehr an.
Die schon angesprochene Patenttreiberei empfinde ich persönlich als unsportlich. Meine eigene Wahnehmung war bisher, dass unter den (renomierten) Amp Designern ein gewisses "Agreement" besteht, dass man den anderen nicht 1:1 abkupfert und wohlmöglich noch Schaltungsteile wegpatentiert, gerade eben weil 90% der Verstärker auf irgendwelche Fender oder Marshall Schaltungen zurücklaufen. Aus kaufmänischer Sicht mag das alles total Sinn gemacht haben, da man sich so gut gegen Cloner wehren konnte und es den "Mesa-Sound" so auch immer nur bei Mesa zu kaufen gab. Auch Bugera/Behringer haben sich da die Finger verbrannt, als sie vor vielen Jahren den Magician als Mark IV Kopie rausbringen wollten. Der Verstärker verschwand genauso schnell wie er angekündigt wurde. Das man auf der anderen Seite jedoch selbst nicht davon abschreckt andere Designs größtenteils direkt zu kopieren zeugt dann wiederum von einer gewissen Doppelmoral.
Die Dynamik zwischen den ganzen Amp-Designern spricht da auch Bände. Wenn man das etwas verfolgt merkt man schnell, dass die ganzen Größen wie Mike Soldano, Reinhold Bogner, Steven Fryette, Dave Friedman, Peter Diezel, John Suhr usw. kein Problem haben positiv übereinander zu sprechen, oder gar miteinander befreundet sind. Der Name Randall Smith fällt in diesen Kreisen jedoch eher selten und meist ist die Meinung dann druchaus verhalten. Mesa wirkt in dieser Szene immer etwas isoliert.
Nach dieser gewissen Kritik an Mesa möchte ich jedoch betonen, dass ich Randall Smith natürlich persönlich nicht kenne und mir aus dem Grund auch kein Urteil über sein Darsein als Mensch erlauben möchte. Er hat mit 23 Jahren eine Firma gegründet, über 50 Jahre geführt und war sich nicht zu schade auch mit Ende 70 noch zu arbeiten, ich denke das man eine derartige Lebensleistung durchaus respektieren kann/sollte, auch wenn man mit manchen Dingen nicht einverstanden sein muss.