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Die Wiederbelebung eines Klassikers

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Offline mac-alex_2003

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Die Wiederbelebung eines Klassikers
« am: 29.12.2024 18:21 »
Hallo alle,

nach langer Abwesenheit, in der es privat auch um viele andere tolle Dinge ging als Verstärker, jedoch nie ganz ohne, gibt es mal wieder einen Beitrag von mir zur Restauration eines Marshall Plexi aus den 70ern.

EDIT: leider werden die Bilder aus meinem Webspace nicht angezeigt, daher ziehe ich den Beitrag auseinander und hänge die Dateien hier an.


Er kam in einem hilfebedürftigen Zustand zu mir und hatte schon etliche Lötkolben bis dato gesehen. Gelaufen ist er, jedoch mehr waidwund als gesund.

>> Bild 1

Zwei Buchsen waren ausgebaut und mit Kabelbindern auf dem Board fixiert, stattdessen war eine neue Buchse und ein Poti eingebaut. So richtig klar war der Umbau zuerst nicht, es zeigte sich dann aber, dass damit ein direkter Endstufeneingang mit Volumenregelung eingebaut wurde.

>> Bild 2

Klanglich war der Amp ein Schatten seiner selbst, angetrieben von in die Tage gekommenen 6L6 (!) mit Schwingungen und Rückkopplungen seltener Art.

Beim Durchschauen wurde auch klar, dass hier nicht nur zwei Buchsen umgebaut wurden, auch der Netztrafo und die Drossel wurden ersetzt.

>> Bild 3

Weiter hat sich noch gezeigt, dass die Netzbuchse ersetzt und dabei wild am Chassis gefeilt wurde, am Ende jedoch zwischen Buchse und Chassis Lücken entstanden, da die Buchse einfach nicht gepasst hat. Leider habe ich hiervon kein Foto gemacht, die Idee mal wieder hier zu schreiben kam heute zu spontan...
Die Sicherungshalter waren außen teilweise abgebrochen, der Impedanzwahlschalter war der alte Marshall-Umstecker bei dem der Steckerteil schon nicht mehr richtig gehalten hat.
Die Potiknöpfe waren gold und silber gemischt, jedoch alle gleich unschön anzusehen.

« Letzte Änderung: 29.12.2024 19:55 von mac-alex_2003 »

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Offline mac-alex_2003

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Re: Die Wiederbelebung eines Klassikers
« Antwort #1 am: 29.12.2024 19:57 »
Erstmal eine große Einkaufsliste gemacht und dann ging's los mit dem Zerlegen.
Und dem Putzen:

>> Bild 1 + 2

Geputzt und zerlegt sieht es schonmal besser aus:

>> Bild 3 + 4

Kam schonmal einiges raus aus dem guten Stück:

>> Bild 5

Der Wiederaufbau hatte dann noch ein paar kleine ungeplante Mehraufwände, ging in Summe aber problemlos. Interessant waren vielleicht:

Trafos: Der Netztrafo und die Drossel kam neu rein. Da die Bohrbilder passten gab es hier keine Besonderheiten. Lediglich ein Loch' für eine Kabeltülle musste etwas aufgebohrt werden, die die Drosselleitungen etwas dicker waren.

Die Kabelverlegung: das war am Anfang ja wirklich Kraut und Rüben, also erstmal das Preampboard so gut es geht halb raus und alle Kabel neu angeordnet. Hierbei habe ich darauf geachtet, dass Primär- und Sekundärleitungen des AÜs nicht parallel laufen und die NFB-Leitung ebenfalls von den Primärleitungen weit weg am Chassisboden liegt. Die ganzen Kabel im Netzteilbereich habe ich zusammengefasst und ordentlich mit Kabelbindern fixiert.

Befestigungen: Beim Prüfen der Schrauben sind mir gleich mal ein paar Schraubenköpfe entgegen gefallen, die hat es schlichtweg einfach zerbröselt. Daraufhin habe ich zuerst einmal den Erdungspunkt mit einem M4 Edelstahlbolzen (Schraube) neu aufgebaut und dann alle Schrauben an den Endstufenröhren, die auch als Massepunkte dienen, ausgetauscht. Die restlichen Schrauben waren dann soweit in Ordnung, die Übergangswiderstände nicht messbar.

Masseverlegung: Der Verstärker brummte typisch wie die alten Marshall, das bekam ich aber durch eine Änderung der Masseverlegung weg. Hier gibt es die unterschiedlichsten Ansätze mit Sternmasse, Busmasse, etc.. Am wirkungsvollsten finde ich immer die Zusammenlegung der Preamp-Massen des Boards auf einen Bus hinter den Potis. Dabei ist die Masse des Elkos unter dem Board ebenfalls dort aufgelegt. Die Masse des Presence-Potis ist dagegen vom Bus getrennt und wird zum Elko unterhalb den Sicherungen gelegt. Die Endstufenmassen gehen vom Board dann zu den Screens-Elkos. Hierdurch ist sämtliches Brummen verschwunden.

Bleeding: Was sich bei der Leiterplattenvariante aber leider ohne großen Umbau nicht vermeiden lässt ist, dass im Brigth-Kanal selbst mit zugedrehtem Volumepoti noch etwas Signal durchkommt. Das passiert leider, wenn der Board-Designer die Anodenleitung inclusive Kondensator direkt neben den 470k Widerstand des Gitters der nächsten Stufe legt. It's not a bug ...

Diverse Bauteile: Ein paar Bauteile waren schon sehr seltsam, sahen prinzipiell aber original aus
- Die 220k Widerstände in der Bias-Zuführung waren weit weg, 68k wenn ich mich noch richtig erinnere. Also raus damit.
- Der Kathoden-C im Brightkanal war ein 1uF statt ein 680nF, am Presencepoti war der selbe 1uF anstatt einem 100nF verbaut. Es gab wohl mal eine Zeit, da wurden wohl wirklich diese Werte eingebaut, zumindest habe ich Bilder von älteren Originalen so schon gesehen. Egal, getauscht gegen die bekannten Standard-Werte mit Sozo und Mallory.
- Der Brightcap war der damals verbaut 5nF der einfach nur dafür sorgt, dass mit dem Aufdrehen des Volumepotis bei 2 fast schon volle Lautstärke angesagt ist. Raus damit und mein Ohr hat aus der Auswahl 100pF, 220pF und 500pF den 100pF als beste Lösung befunden.

Dioden:  Keine Ahnung was da das Ziel war, die Dioden waren alle einseitig durchgeknippst und dann wieder zusammengelötet. Raus damit und neue rein, nicht darüber nachdenken.

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Offline mac-alex_2003

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Re: Die Wiederbelebung eines Klassikers
« Antwort #2 am: 29.12.2024 19:58 »
Für den Impedanzwahlschalter musste ich mir dann noch etwas einfallen lassen. Da war einfach nur ein furchtbar großes Loch und kein Schalter, der da reinpassen wollte. Mit ein wenig Suchen habe ich dann aus Teilen von Dirk hier und anderen einen schönen Drehschalter mit einer Montageplatte montiert und von außen eine Beschriftungsplatte aufgesetzt die den unschönen Ausschnitt darunter verdeckt. Ist eine super Platte Dirk!

>> Bild 1

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Offline mac-alex_2003

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Re: Die Wiederbelebung eines Klassikers
« Antwort #3 am: 29.12.2024 19:59 »
Das gute Stück sollte dann auch noch einen Post Phase Inverter Master Volume (PPIMV) bekommen. Auch hier nichts neues Erfinden, die im Metroforum vor Jahren gepostet Larmar-Variante mit Zusatzwiderständen, eine Weiterentwicklung die mehr Sicherheit bietet, hat sich bewährt.

Und so sieht das gute Stück jetzt aus:

Bild 1 bis 7

Die Röhrenbestückung ist eine 7025 als V1, danach zwei Mullards und in der Endstufe arbeiten Blackplates ebenfalls vom Doc.

Bei der Abstimmung habe ich noch etwas mit dem NFB gespielt, aber die 100k am 8 Ohm Tap haben mir persönlich am besten gefallen.

Dennoch hat sich am Ende gezeigt, dass der Gute massiv zu Ghostnotes / zum Ghosting neigt. Dabei werden tiefere Untertöne hinzumoduliert, was vor allem bei hohen Tönen (G/h/e-Seite ab dem 12. Bund) sehr seltsam klingt. Um das zu beseitigen muss im Regelfall im Netzteil stärker gesiebt bzw. mit größeren Elkos gearbeitet werden.

Hier hatte ich eher die Sorge, dass die Elkos schlichtweg zu alt sind und noch getauscht werden müssen.
Wer die Bilder genau angeschaut hat, hat vielleicht gesehen, dass Marshall damals 56k Bleeder über alle 4 (!) Elkos im HV-Netzteil gelegt hat. Diese belasten die Stabilisierung natürlich nicht wenig und wurden später so auch nicht mehr verbaut bzw. nur noch an den zweiten Elkos die hinter der Drossel liegen.
In meinem Fall habe ich die beiden 56k die im ersten Elko-Cluster waren entfernt, und die im zweiten durch 470k ersetzt. Das reicht absolut aus und belastet das Netzteil nur noch zu einem Bruchteil.
Im Ergebnis war danach Ruhe. Wenn man ganz genau hinhört könnte man bei einem kräftigen Halsprckup noch etwas erahnen, das gehört aber zum Mojo meiner Meinung nach einfach dazu.

Der Amp macht jetzt richtig Spaß zum Spielen, kommt jetzt noch in sein Häuschen rein und wird mit neuen schönen Edelstahlschrauben befestigt, die alten rostigen kommen dann doch noch weg.

Vielleicht hat es Euch ja ein wenig Spaß gemacht den Bericht zu lesen, ich wünsche noch ein paar geruhsame Tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Marc