Morgen Mat,
klar kannst Du Kohle fuer neue Vorstufen-Roehren rauslassen. Ich konnte mich auch nicht von anderen ueberzeugen lassen und habe einige Euros fuer (wie sich im Nachhinein herausstellte) zweifelhafte Experimente ausgegeben.
Mittlerweile versteh' ich diese Roehrentauscherei und den ganzen Hype nicht mehr. Irgendwie scheint das eine der typischen maennlichen Technikspielzeug-Extravaganzen zu sein. Gerade Engl verbaut nachweislich extrem selektierte Roehren (gerade als V1) die hoechsten Qualitaetsanforderungen genuegen. Und dann wird auf Teufel komm raus mit (sorry dass ich das so schreiben muss) Austauschroehren von nicht bestimmbarer Guete vertraut und diese gegen die Original-Roehren eingesetzt. Was heisst das eigentlich, wenn ein Anbieter angibt, seine Roehren seien "selektiert"? Was waren die Selektionskriterien? Ueber welchen Zeitraum wurden Messungen durchgefuehrt? Sind sie fuer einen Laien nachvollziehbar? Werden fuer die einzelnen Roehren Messsprotokolle beigefuegt? Mit welchen Messverfahren und Messgeraeten wurde gearbeitet? Weiss der Kaeufer, wie diese Messgeraete eingesetzt werden? Woher wissen wir, dass diese Selektionskriterien die relevanten sind (es koennte ja auch ein Kriterium sein, dass keine Fingertapsen auf den Glaskolben sein duerfen...Ich denke man versteht was ich jetzt meine..)
Jetzt kann man natuerlich berechtigt einwenden, ja woher weiss man denn, wie Engl seine Roehren selektiert? klare Antwort: genauso wenig, aber man kann Engl als Hersteller des Verstaerkers zumindest insofern vertrauen, dass sie wissen was fuer den jeweiligen Anwendungszweck das beste ist. Immerhin werden bestehen ihre Amps auch ansonsten nur aus qualitativ hochwertigen Bauteilen und haben (was eigentlich das allerwichtigste ist) einen robusten, zuverlaessigen und betriebssicheren Schaltungsaufbau.
Wie gesagt, ich war selbst auf dem Austausch-Tripp und ich kann zumindest fuer den Screamer sagen, dass der, egal mit welchen Roehren in V1 - und die ist relevant - nicht weicher oder irgendwie besser klang, nein im Gegenteil, mit einigen Roehren (Ei, JJ) gab es ein Klingel- und Pfeiffkonzert. An V2 und V3 hatte ich auch JJs eingesetzt (und mich gewundert, dass die Original-Engl Roehren exakt genauso aussahen wie die JJs ;-) Obwohl die Beschriftung abgerieben war, was fuer ein Zufall..
Es mag sein,dass es andere Amps gibt, bei denen man von einem Roehrentausch profitiert, aber ich denke, die Unterschiede duerften marginal sein (vorausgesetzt, man ersetzt keine ausgelutschten Endroehren mit und schreibt den brillianten dynamischen Klang nun den neuen Vorstufenroehren zu)...
Im ---- tauchen z.b. oefter Engl-Amps auf, deren Vorstufenroehren ausgetauscht wurden. Da bin ich immer skeptisch. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer 12AX7 liegt jenseits von gut und boese. Warum sollte man den Gesamtwert seines Verstaerkers so mindern, indem man Roehren von (fuer den Laien) nicht ermittelbarer Guete einbaut.
Also lange Rede kurzer Sinn, es gibt meiner Meinung nach bessere Methoden, sein Geld los zu werden (ohne im Amp rumzudoktern).
BTW: Eminence hat auf seiner Homepage ein sogenanntes Tone-Chart, das versucht, die tonalen Charakteristiken der Chassis zu beschreiben. Auf der Musik-Messe 2005 hatte ich die Gelegenheit mir am Eminence-Stand die "equivalenten" Celestiontypen zuordnen zu lassen. Der Governor soll in etwa dem V30 entsprechen, der Private Jack dem Greenback, wobei der V30 etwas weniger Praesenzen/Hoehen hat als ein V30. Der Private Jack hat wie ein Greenback auch, viele Hoehen, das waere also dann etwas zu viel. Ach ja, ich hatte tatsaechlich mal eine 2x12 mit Keramik-Jensen am Screamer, das war dann Instant-Ohrenbluten.
Gruesse, Humbucker