Hallo Dirk,
ja ich argumentiere aus einer Hifisicht und ein Studium der Physik verstellt einem oft den Zugang zum "Ist mir nicht wichtig wie das funktioniert, es funktioniert". Ich glaube beide Sichtweisen logisch/deduktiv und kreativ/induktiv sollten sich da eher unterstützen. Ich bekomme immer nur ein klein wenig Bauchweh, weil viele Leute sich von Herstellern und Koryphäen verwirren lassen. Genug Sätze mit ich ;-).
Deine Tests stimmen wahrscheinlich. Bloß ist eine "open-back" ein unkontroliierter Dipol. Unter ***.tb-audio.de/index.php?id=145 gibt es einiges an Theorie zum Thema Dipole/Ripole.
Die Dinger unter kontrolle zu bekommen ist meiner Meinung nach nicht einfach und mit Kontrolle meine ich, dass man etwas Reproduzierbares bekommt. Die Open-back Konstruktion klingt ganz unterschiedlich, je nach Wandabstand, Winkel und Raumabmessungen/Dämpfung/Refelxionen im Raum. Die rückwärtig abgestrahlte Welle (180° Phasenversatz) überlagert sich ja nach Reflexion je nach Abstand konstruktiv/destruktiv. Das sieht dann beim nächsten Auftrtitt auf beengter Bühne wieder ganz anders aus. Dass dabei keine Dämpfung durch das Luftvolumen einer geschlossenen Box hinzukommt und der Mittel bis Hochton lüftiger/schneller/etc. klingt ist logisch. Auch der Einfluss der Schallwand und der Platzierung bei Open-backs ist ein nicht zu vernachlässigender Parameter.
Es wird so viel diskutiert in diesem Forum und ich habe selbst so viel gelernt und gesehen wo ich nur sagen kann Hut ab. Aber dieses Kuddelmuddel mit einigen physikalischen Wirkungsprinzipien macht mir immer einen ganz mulmigen Magen. Es gibt da draußen meines Wissens nach wenige Artikel (ein/zwei im Hifi-forum) die sich um berechnete Gitarrenboxen kümmern. Celestion geht ja bekanntlich so weit, dass sie keine TSP angeben, da laut eigener Aussage Gitarrenlausprecher nichtlinear arbeiten und TSP nur eine Kleinsignalnäherung darstellen. Das trifft aber bei genauer Betrachtung fast jedes Bauteil (Röhre, Trafo, etc.) und ohne ein paar fundamentale Berechnungen kommt man nun mal nicht hin. Gerade eine sehr technische Messung eines Röhrenverstärkers klärt ja warum es zur Ausbildung diverser harmonischen Verzerrungen kommt.
Also unter dem Aspekt einer Reproduzierbarkeit eins "geilen Sound", etc. würde ich dazu tendieren klar zwischen geschlossenen/Bassreflex und open bzw. semi-open-back zu unterscheiden. Jeder der sich für diese Details interessiert hat schon mal den Unterschied gehört (oder bestellt sich eine Box beim großen T und schickt sie dann zurück), aber vielleicht nicht die Aussage, dass dieses Ding schwer kontrollierbar ist.
Wer nach Guitar cab TSP googelt findet fast nur Seiten (der penible Duncan Munro mal ausgenommen) die Falschheiten reproduzieren. Und mit einem kleinen Schwenker über die Diskurstheorie landet man schnell bei "Oft genug Reproduziertes wird zur Wahrheit".
Nächstes Beispiel wären die Beamblockers. Sehr instruktiv fand ich ***.thegearpage.net/board/showthread.php?t=470956. Die nächste Quelle an Unkontrollierbarkeit die man einbauen kann. Da werden ebenfalls grundlegende physikalische Gesetze missachtet. Kann bei einigen Gehäusen/Verstärkern und Speakern funktionieren, das ist aber Trial and Error mit einer großen Portion Glück. Wie gesagt, ich verdamme das nicht, aber die Aussage, dass das Beaming damit korrigiert wird ist einfach falsch! (Interessant ist hier übrigens, dass Bruce Egnator das eingesehen hat und Schaumstoffdoughnoughts empfiehlt)
Oder der Bohei um Oversized sealed cabs, welche mehr bottom-end bringen (Randall Smith wenn ich mich nicht irre). Man nehme sich einen beliebigen Speaker und simuliere eine geschlossene Box (clicky-bunti, nichts mehr rechnen ist doch genial!!!) mit den TSP eines Gitarrenlautsprechers (siehe Anhang). Da sieht man, dass man bei einem zu kleinen Volumen (Qtc gegen 1) eine Bassüberhöhung, bei optimalen Volumen (nach Thiele/Small bei Qtc um 0,71) einen ausgeglichenen und bei zu großem Volumen (Qtc=0,5) einen flacheren Frequenzgang hat. Der -3db Punkt wander natürlich dabei, gravierender ist aber die Überhöhung bei einem zu kleinem Gehäuse (Stichwort Pseudobässe bei Car-hifi-lautsprechern [erst heute wieder alte Macaudio ausgemessen - die sind für die Tonne, außer man hat ein 200l Volumen ;-)]). Mit bekannten TSP und einem Simulationsprogramm kann man das bottom end nach seinen Vorstellungen halbwegs formen. In genau diese Kategorie gehört auch ein Bassreflex, welches aber eine noch größere Sorgfalt (Reflexabstimmung) erfordert. Die Gehäusegröße bestimmt die Qtc und diese eine eventuelle Bassüberhöhung und das Ausschwingverhalten, sprich trocken/kontrolliert bis boomy.
Wie immer möchte ich da niemanden ans Bein pinkeln, aber ich glaube auch, dass man einen 5e3 ****//ampbooks.com/home/classic-circuits/fender-deluxe-5e3-power-amp/ sehr gut analysieren und erklären kann, auch wenn bei der Konstruktion wahrscheinlich einfach mehr Magie und Kunst im Spiel war als eine exakte Simulation.
Die Augen fallen zu und die rechtschreibfehler häufen sich - ab ins Bett
Gruß
Max