Hallo Joker,
dieser Eminence Design Guide ist gar keine Software! Es ist ein PDF-Dokument mit für den BP102 vorgeschlagenen Gehäuseabstimmungen. Ich arbeite, was Speakerberechnungen angeht übrigens mit Bassyst. Das ist ein Pro-Tool aus dem Hause Adam Hall. Hier komme ich auf recht ähnliche Ergebnisse wie mit dem Eminence Designer. LSP-CAD kommt auch in die Richtung.... allerdings immer nur bei Closed Boxes.
Das Problem bei den meisten 08/15 Speaker-Tools, ist daß sie meist nach einer idealisierten Abstimmung suchen wie B4, BB4, QB3 etc. Ber BP102 macht diesen Tools einen Strich durch die Rechnung , weil er eigentlich einen viel zu hohen Qes für eine Standard BR-Applikation mit sich bringt. Um das auszugleichen, rechnen sich diese Tools zu Tode und kommen zu dem Ergebnis, daß das Gehäuse gigantisch sein muß oder es überhaupt nicht funktioniert. Thiele & Small und Musikerspeaker passen nicht immer zusammen. Andererseits lassen Berechnungstools auch solche Spielerein zu, daß man ein superkleines Gehäuse mit einem Q von 100 und einem 2m langen Reflextunnel als Ergebnis herausbekommt, oder halt Tunnellängen im negativen Bereich.
Diese Berechnungstools sind äußerst sinnvolle Hilfsmittel, wenn es um die Abstimmung eines Systems geht, aber es sie ersetzen nicht ein paar wesentliche Grundlagen. Das Riesengehäuse, was WinISD da ausgerechnet hat, dürfte eine Gehäuseresonanz unterhalb der FB des Speakers haben, dazu vermutlich auch einen sehr hohen Q-Wert. Das funktioniert theoretisch zwar, ist aber praktisch in diesem Fall unbrauchbar. Manchmal merkt man schon ,daß sich das Rechenmodell mehr einer open Baffle (irrsinnige Volumen) oder Closed Box (überlange BR-Tunnel) nähert.
Es gibt eine recht simple Faustformel: Die Tuningfrequenz der Box sollte immer oberhalb der Chassisresonanz liegen (mind 20%).
Der Reflextunnel sollte bei etwa 1/5 Fläche der Speakermembrane ca. 15cm nicht überschreiten. Sonst ist das Gehäuse zu klein oder der Speaker zu weich. Das Gehäusevolumen sollte auch grob in der Richtung VAS/2 liegen.
Wenn eine Speakersimulation dort irgendwie völlig ausreisst, sollte man sich ein anderes Konzept oder eine andere Abstimmung überlegen... oder der Speaker ist nicht zwingend dafür geeignet.
Bei meiner Kiste sieht's so aus (pro Speaker!):
Fs = 35Hz, FB = 45Hz
VAS = 91.23L, VB = 57L
BR-Tunnel D= 100mm, L = 110mm
Ergebnis: That shice really kicks ass
Zu den 250W nochmal: Das hat man nun davon, wenn man ehrlich an die Sache rangeht. Auf jedem Fertigprodukt würde für diese Doppelzehner 400W rms (!!!) deklariert sein. Nach der üblichen IEC- Meßmethode mit einem Rauschsignal steckt die Box das auch locker weg. Nur dass die Belastbarkeit ALLER Systeme mit tiefer werdender Grenzfrequenz sinkt, weil irgendwann mal der Punkt mit Membranauslenkung = Xmax erreicht ist, das erzählt einem der Verkäufer bestimmt nicht.
Hier ist übrigens der Link zu den Design Guides:
www.eminence.com/resources_cabinets.aspMeine Box entspricht dem Vorschlag für die BP102, Seite 7 im Manual.
Nimm dir einfach mal so einen 800W-Boliden wie den Omega Pro15 vor. Der bewegt im übrigen die gleiche Luftmenge wie 2x BP102. In einem normalen Bassreflexgehäuse, das auch 53Hz (nee wat hoch!) ist der Punkt der mechanischen Begrenzung im Bassbereich auch schon bei 250W erreicht. Vergleich da einfach mal die Max. Akustic Power - Diagramme in Punkto Schalldruck um 40 - 60 Hz. Das wird sehr ernüchternd. Selbst der Kilomax15 mit ca. 170 Liter Volumen und 400W erreicht im Mittel dort 120dB. O.K. bei der Doppelzehner ist 120dB das Limit über den gesamt bereich, während so ein Omega oder Kilomax sich über 100Hz auf fast 130dB 800-1000W hochjagt.
Soviel zu demThema... schlechter Wirkungsgrad des BP... Er hat halt um die 92dB 1W/1m, aber über seinen gesamten Übertragungsbereich. Was nutzt mir da ein Speaker, der 100db/1W/1m hat, aber erst ab 200Hz...
Fakt ist: Es gibt keinen 15", der linear so weit runtergeht (außer reine Hifi-Chassis mit Schaum- oder Gummisicke). Vom Schalldruck im Kellerbereich kann die Doppelzehner es mit einem 18" aufnehmen.
Andererseits ... Viele Basstops sind Kummer gewöhnt und heben diesen Bereich, wo ein harter 15" oder normale 10" schlappmachen noch ordentlich an. Antesten mit dem eigenen Amp sollte man sowas immer. Es ist auf jeden Fall nicht mehr erforderlich, den Bass extra aufzureissen oder irgendeinen Sub-Boost noch reinzubringen. Das schafft die Kiste schon von allein
. Bei Röhrenamps würde ich mir auch nicht so extreme Sorgen machen. 200 Röhrenwatt sind schon ein richtiges Wort... aber unter 100Hz rollt's langsam ab. Man müsste an einem Hiwatt mal spasseshalber mit Sinusgenerator und Dummyload nachmessen, wieviel da noch maximal bei 40Hz rauskommt.
Auch beim SWR würde ich mir nicht unbedingt Sorgen machen. Ein guter Bass-Amp hat immer irgendwo ein Hochpassfilter, um Subsonic-Sachen fernzuhalten, sonst würde der Sound schnell schwammig werden. Sofern der Bursche nicht clippt, sehe ich kein Problem.
Oh mann, schon wieder 'nen Roman geworden....
gruß
Stefan