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Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3

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Offline saitenschrott

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Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« am: 11.06.2007 18:10 »
Hallo,

ich habe ein neues Projekt und zwar einen alten MV3 zu restaurieren.
Alle Bauteile sind noch original und der Amp funktioniert im Großen und Ganzen.
Klingt gut und ist verhältnismäßig laut für seine 12 Watt.
Allerdings brummt er moderat und hat ein unregelmäßiges Knistern, unabhängig davon, ob die Eingänge belegt, die Klangregler bzw. Lautstärke auf oder zu sind. Als erstes hatte ich die Röhren (bis auf die EF 86) getauscht, kein Erfolg.
Der nächste Schritt wird sein, die Elektrolytkondensatoren nacheinander zu tauschen,
da der Amp mittlerweile fast 35 Jahre auf dem Buckel hat.

Ersetzen möchte ich C16 (10µ, 350/385V), C23 (100µ, 15V) und C7 (1µ, 350 V).

Für den C16 und den C23 habe ich Elektrolytkondensatoren mit passenden Werten bekommen.

Nur für den C7 habe ich nichts Identisches da. Entweder einen Elektrolytkondensator mit    2,2 µF, 450V 
oder einen Folienkondensator von Solen Fast mit 1µF, 630V.

Einen Schaltplan habe ich beigefügt, mehr Details finden sich bei Jogis Röhrenbude.

Meine Fragen:

1)   Gegen was sollte ich den C7 tauschen, Elyt 2,2 µF oder Folie 1µF?
      Was passiert wenn ich den ursprünglichen Wert von 1 µF mehr als verdopple?

2) Wenn es nach den getauschten Kondensatoren immer noch brummt, was sollte ich noch   
     tauschen?

3) Knistern: Was könnte die Ursache sein und wie kann ich diese „einkreisen“?

Eine letzte Frage: Zur Sicherheit habe ich bisher solange gewartet (und gemessen!), bis die Ladeelkos leer waren.
Ich würde sie aber gern wie bei meinem Fender dry sucken. Geht das am besten über den Pin 6 der ersten ECC 83 Röhre oder was schlagt Ihr vor?


Vielen Dank im Voraus,
Saitenschrott

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Offline LöD

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #1 am: 11.06.2007 18:29 »
das ist ja mal echt ein vorbildlicher schaltplan wo auch P für die Rs und Umax für die Cs mit angegeben wird! das sieht man selten.
ich verstehe nicht ganz, warum der C7 350V abkönnen muß wenn da doch nur 76V anliegen?
der c7 ist so weit ich weiß der glättungskondensator für die schirmgitterspannung.
1µ ist hier wohl üblich. ob 2µ2 da evtl. des guten zuviel wäre, weiß ich nicht.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben. (A.v.Humboldt)

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Offline loco

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #2 am: 11.06.2007 19:03 »
Hallo
Direkt nach dem Einschalten ist die Spannung an C7 bedeutend höher ,da die EF86 erst mal aufgeheizt
werden muß um die Betriebswerte zu erreichen! 2,2 µ  Elkos sind auch in Ordnung an der Stelle.
Gruß aus Hamburg --.-loco

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Offline _peter

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #3 am: 12.06.2007 12:21 »
Hallo,

vielleicht lohnt es auch, wegen des Knisterns, mal die Gleichrichterdioden zu tauschen?
Der Sieb- und Ladeelko ist nach 35 Jahren bestimmt auch nicht mehr fit - der MV3 ist
ja sehr kompakt aufgebaut und die kriegen bestimmt gut Hitze ab...
Zumindest kannst Du dann hinterher das Netzteil als Fehlerquelle weitestgehend ausschließen.

Grüße, Peter
vintagevalveamps
Der Imperativ von "messen" lautet: miss!

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Offline saitenschrott

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #4 am: 12.06.2007 14:27 »
Hallo Peter,

vielen Dank. Hast Du einen Tip, wo man die Gleichrichterdioden herbekommt?
Die genaue Typenbezeichnung lt. Schaltplan ist 5 Y 104.

Den Lade-/Siebelko würde ich auch tauschen wollen, das Original gibt es noch bei Jan Wüsten.

Zum Entladen der Elkos: Ich wollte unten an die Leiterplatte am Pin 6 der 1. ECC83 eine kleine Lötöse anbringen,
um dann mit einem Klemmkabel auf Masse die Restladung zu eliminieren. Geht das so?

// Dirk

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Offline diedie

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #5 am: 13.06.2007 03:32 »
Hallo
Die Gleichrichterdioden heißen SY104. Sind Siliziumdioden und können durch 1N4107 ersetzt werden.
Ich kann mir aber kaum vorstellen, das die defekt sind.
Die Ursache des Knisterns könnte ich mir in den Koppelkondensatoren vorstellen, die waren in der DDR nicht so besonders.
Eine andere Möglichkeit wäre, das Feuchtigkeit in das Leiterplattenmaterial eingezogen ist.
In diesem Verstärker gibt es kein Teil, welches man nicht mehr ersetzen kann.
Ich benutze zu Hause immer noch zwei MV3 Boxen (mit zusätzlichem Hochtöner) als Heimboxen. Die
haben nur 12,5 Watt, aber mit einem Wirungsgrad von 100 db!

Gruss Diedie
 

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Offline saitenschrott

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #6 am: 13.06.2007 08:46 »
Hallo miteinander,

leider war der Kondensatorentausch nicht erfolgreich.
Ich habe gestern die Kondensatoren C7, C16 und C 23 getauscht und es brummt und knistert immer noch.
Dioden und Sieb/Ladeelko sind noch nicht getauscht.

Allerdings habe ich gesehen, daß der C 23 mittlerweile aufgeplatzt war. Dazu ist zu sagen, daß ich vor dem Kondensatortausch
den Amp mal 1 Stunde vor sich hin brummen und knistern ließ und dabei der C 23 Schaden offensichtlich genommen hat.
Das Foto ist beigefügt. Hat jemand eine Vermutung, was die Ursache sein kann?

// Dirk

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Offline TLausK

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #7 am: 13.06.2007 09:38 »
Je nach Bauart der Sieb-/Lade-Cs (Elkos) kann das Elektrolyt der Kondensatoren mehr oder weniger schnell austrocknen.
Neuere Becher-Elkos sind relativ "dicht" - bei alten DDR Genossen bin ich mir da nicht so sicher   ;D
Folge kann sein, daß es zu "Kriechströmen" zwischen den Kondensator-Platten kommen kann. D.h. der aufgenommene Strom aus dem Netztrafo kann ansteigen und im schlimmsten Fall die NT-Wicklungen beschädigen (wenn nicht eine Sekundär-Sicherung - die lt.Schaltplan nicht vorhanden ist - vorher auslöst)

Am Besten solltest Du C24 und 25 mal noch ersetzen (siehe hier im Shop 50+50µ Elko) und Dir die (Kohle-) Widerstände mal anschauen (spannungsfrei "abklopfen" mit Platik-Kuli z.B.) um deren einwandfreien Zustand sicher zu stellen.

Wird der NT ungewöhnlich heiß ?

Wo kriegt man eigentlich sollche Geräte noch her ? In IBÄH hab ich sowas noch nicht entdeckt. Vom Schaltplan her ist der Amp recht interessant. Falls Du noch so ein Teil auftreiben könntest, würde es mich interessieren (als Bastel/Experimentier-Amp).   :laugh:

Gruß
TL
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=> drigge musses !

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Offline OldMan

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #8 am: 13.06.2007 18:38 »

Zum Entladen der Elkos: Ich wollte unten an die Leiterplatte am Pin 6 der 1. ECC83 eine kleine Lötöse anbringen,
um dann mit einem Klemmkabel auf Masse die Restladung zu eliminieren. Geht das so?

// Dirk

Also ich bin ja Anfänger, desshalb denk ich, dass es einen Grund gibt, warum du nicht einfach über C24 einen wohldimensionierten Entladewiederstand anbringst. Falls ja würd ich den Grund gerne erfahren!

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Offline Saucerman

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #9 am: 13.06.2007 18:52 »
Hey!
Ich lese schon die ganze Zeit in dem Fred hier mit;
könntest du vielleicht mal ein paar Fotos von dem Verstärker machen?
Würde mich mal interressieren!
Gruss, Arno
D&R 8000.

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Offline taktlos

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #10 am: 13.06.2007 19:22 »
Hi Dirk,

hast Du mal die Spannungen gemessen? Das knistern kommt oft von Röhren, die mit zu hohen Spannungen betriegen werden. Der geplatzte Elko ist ebenfalls ein Zeichen für Überspannung. Die alten Trafos sind noch für 220 Volt gewickelt. Vielleicht liegt es schon daran?

Grüße Patrick

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Offline saitenschrott

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #11 am: 13.06.2007 20:41 »

könntest du vielleicht mal ein paar Fotos von dem Verstärker machen?
Würde mich mal interressieren!
Gruss, Arno

Details von einem gut erhaltenen Stück gibts hier (meiner ist mitgenommener!):

http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/MV3.htm

// Dirk

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Offline saitenschrott

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #12 am: 13.06.2007 20:51 »
Zitat Patrick:
.... hast Du mal die Spannungen gemessen? Das knistern kommt oft von Röhren, die mit zu hohen Spannungen betriegen werden. Der geplatzte Elko ist ebenfalls ein Zeichen für Überspannung. Die alten Trafos sind noch für 220 Volt gewickelt...


Hi Patrick,
das könnte eine Erklärung sein. Als ich ihn das erste mal in Betrieb hatte (noch mit den Originalröhren) war meiner Erinnerung nach nur das Brummen. Alle Röhren habe ich aber mittlerweile getauscht, die EL 84 gegen ein Paar vom Doctor.
Das Messen werde ich aufs Wochenede verlagern, aber wenn ich einen Variac (auf 220V eingestellt) davorhänge, müßte doch das Knistern auch verschwinden, oder?

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Offline saitenschrott

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #13 am: 17.06.2007 09:11 »
Zitat: patrick schrieb:
...hast Du mal die Spannungen gemessen?



Hallo,

gestern habe ich die Spannungen lt. Schaltplan geprüft und konnte nichts auffälliges finden. Vielleicht ist mir etwas entgangen, daher die Meßwerte untenstehend.

     Soll      Ist
Trafo      
primär   220   226
sek.      240   253
Heizung   6,4   6,4
Sieb/LadeEelko      
C 24   310   325
C 25   300   314
ECC 83 (Rö1)      
Pin 1   140   140
Pin 6   140   136
ECC 83 (Rö1)      
Pin 1   160   179
Pin 6   230   240
EF 86      
Pin 6   70   78
EL 84      
Pin 7 (Rö4)   300   312
Pin 7 (Rö5)   300   310
Pin 3 (beide)   11   11,5

Als nächstes waren die Koppelelkos der EL 84 dran, auch getauscht. Danach war das Knistern deutlich geringer, d.h. es klang weniger scharf und auch nicht so intensiv. Das Brummen war auch deutlich geringer. Ich würde sagen 60% Verbesserung.

Weiterhin habe ich festgestellt, daß die Nebengeräusche verschwinden, wenn die Volumenregler beider Kanäle zu sind. Sind ggf. die K-Elkos der Vorstufenröhren noch auszutauschen? Den Sieb/Ladeelko habe ich auch noch nicht gewechselt, da warte ich noch auf das Ersatzteil.

Fragen:
Was könnte die Ursache für die noch vorhandenen Nebengeräusche sein und wo sollte ich suchen?
Beim Spannungenmessen habe ich festgestellt, daß der Sieb/Ladeelko nach auschalten sehr schnell die Spannung verliert, ist das normal bei dieser Art von Amp. (das geszielte Elko-Entladen scheint nicht nötig zu sein)?

Anbei noch etwas Fotodoku.

Danke im Voraus,
Dirk

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Offline Hans

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Re: Restaurierung DDR Röhrenverstärker MV3
« Antwort #14 am: 17.06.2007 10:05 »
Hallo

dank deines guten Fotos von der Unterseite der Platine ist es klar wo die Probleme liegen. ;)

1. Besorge dir Aceton oder Isopropyl Alkohol und wasche das alte Flussmittel gründlich ab. Das DDR Dreckzeug ist elektrisch leitend wenn es soviel Staub gezogen hat wie auf den Bildern zu sehen.

2. Die Platine scheint eine einzige kalte Lötstelle zu sein  ;D. Vor allem an den Röhrenfassungen sieht es übel aus. Entlöte die Fassungen (Pumpe oder Entlötlitze) und verlöte sie neu mit bleihaltigem Lot.

Dann müsstest du die restlichen Brumm und Knister Probleme los sein.  :headphone:

Salu Hans