Hi,
nun habe ich den Amp geändert: der TT-Netztrafo flog raus und wurde durch einen TAD - 125P33A ersetzt.
Dieser Netztrafo ist kleiner (aber höher) und liess sich problemlos in die rechteckige Aussparung des alten Netztrafos einbauen, die Stehbolzen passten in die Ecken gut rein, so dass sich alles ohne zusätzliches Blechmaterial befestigen liess.
* Betriebsspannungen:
Ausgehend von den nun vorhandenen Anodenwechselspannungen von 2x 324 Volt anstelle von 2x 367 Volt erreichen die Betriebsspannungen (abhängig von den eingesetzten Röhren) fast das Niveau der Angaben im Original-Schema. Gut!
Der Amp ist in seinen Spannungen nun wesentlich "federnder": Geht man mit der Biasspannung weit gegen Positiv, so sinken die übrigen Spannungen weit ab. Analog umgekehrt: Geht man mit dem Bias weit in Richtung Negativ, so steigen alle übrigen Gleichspannungen an, da die Belastung im Netzteil sinkt. Vorher war dieses Verhalten nicht zu beobachten, der Amp war mit dem TT-NT (zu) sehr spannungsstabil. Diese "Dynamik" hat es in sich (s.u.)!
* NF-Spannungen:
37mV/1kHz Sinus an g1 der Eingangsröhre, alle Spannungen gemessen mit NF-RVM. Alle Werte entsprechen weitestgehend denen des Original-Schemas. Sehr gut!
Am Ausgangsübertrager stellen sich 12 Volt ein bei unverzerrtem Sinus. Ab 12 Volt beginnt die obere Amplitudenspitze zu verzerren, ab 14 Volt die untere. Das liegt also in einem Bereich von 18 bis 24 Watt. Sehr gut!
* Mods:
C13 habe ich wieder auf .1uF erhöht, C5 ist nicht beschaltet (s. untenstehenden Schaltplan) Sonst ersma nix geändert.
* Sound + Bias:
Wow!
Der Amp läuft viel ruhiger, sahniger und nun zerrt er eher an!
Aber: Der Sound ist immer noch zu bass- und höhenlastig, der Tonestack ist nur reativ wenig wirksam. Ich denke, dass die Verbindung Jensen C12Q und BD-Gehäuse hier nicht die ideale Kombination darstellt. Auf jeden Fall muss hier mindestens der Tonestack zugunsten einer wirksameren Charakteristik angepasst werden.
(Heult man den Amp mit einem durchstimmbaren Sinusgenerator durch, so sind zwei sehr unangenehme Resonanzpunkte zu hören; nämlich an einem Bereich im Bass- und an einer Stelle im Höhenbereich. Hm, eigentlich ist der Jensen-LP einwandfrei in Ordnung, dennoch kommen die Höhen äußerst spitz und schrill, ist der Bass zu mächtig - beide Regler auf 12 Uhr, Mittenregler auf 6,8KOhm,
übrige Regler zu.)
Der Eindruck bestärkt sich, wenn man volle Kanne gibt, d.h. Lautstärkeregler auf Rechtsanschlag.
Grundsätzlich lässt sich der Amp sehr feinfühlig einstellen was den Beginn des Anzerrens und das Zerrverhalten generell angeht! Überflüssig zu erwähnen: Geht man mit dem Bias in den heißen Bereich, so zerrt der Amp früher an. Dadurch steigt aber auch der Zerrgrad selbst bis hin zu "wüstem" Gezerre bei Rechtsanschlag des Amp-Volume-Reglers - sofern man es mit dem Bias übertreibt. Und dann schwingt, schwirrt und scheppert alles am und im Amp (Gehäuse) mit, was nicht niet- und nagelfest ist, die Basswucht ist zu groß und kaum noch zu bändigen, selbst bei einer Strat.
Natürlich kann man das individuell ändern durch kälteren Bias und/oder andere Vorröhren. Ersetzt man die JJ ECC83 S durch eine JAN 5751, so kommt der Amp leiser, ruhiger, weicher, mit weniger Grundrauschen, desto mehr Clean-Headroom ist da.
An der überbetonten Bässen und Höhen ändert das aber wenig.
Momentan habe ich rund 10 Watt pro JJ 6V6 S eingestellt (also ca. 27 mA bei 404 Volt Anodenspannung). Drehe ich den Bias "spassenshalber" höher, also auf einen höheren Strom, so sinkt die Anodenspannung, wie oben beschrieben, der Sound wird einen Tick cremiger, um das mal so zu beschreiben.
* Sag:
Würde sagen, ist nicht feststellbar. Die JJ GZ34 S habe ich ungewollt durch den harten TT-Netztrafo als stromstabiles System kennengelernt, welches sich nicht so leicht aus der (Strom-) Ruhe bringen lässt. In Verbindung mit dem TAD-Trafo nehme ich an, dass dieser der GZ34 durch sein weiches Verhalten die Arbeit quasi abnimmt. Fährt man soundmässig Kante, so ist ein Komprimieren zu hören, (klasse: bei moderater Lautstärke!) das führe ich jedoch eher auf den Netztrafo zurück.
* Röhren:
Momentan schaffen im Amp:
Vorstufe: JJ ECC83 S (Wird ersetzt durch JAN 5751)
Hall: 12AT7
Treiber, Nachbrenner: 12AX7WA-Sovtek
PU: Telefunken-ECC81 (z.Zt. nix anderes zur Hand)
Endstufe: JJ 6V6 S
Gleichrichter: JJ GZ34 S
* theoretische Aussichten/Mods:
'Achillesferse' in diesem Amp ist das Netzwerk zwischen Rö3 und Rö4 (Siehe Schaltplan im o.g. Link). Es gehört zwangsläufig rein, um den NF-Pegel zu senken; simuliert es doch den fehlenden Normal-Kanal und den Vibrato-Regler. Dadurch wird Rö3 belastet (Original: Vibrato-Kanal), diese Belastung erzeugt wiederum Unsymmetrie und somit Obertöne/Änderungen in der Wiedergabe - kann ich mir zumindest vorstellen. Lässt man dieses Netzwerk weg, so wird der Sound insgesamt lauter und aber auch cleaner (gar zu steril?). Hier könnte man Rö3 ersetzen durch eine JAN 5751. Natürlich kann man auch Verzerrungen in der Vorstufe erzeugen und den Pegel wiederum durch einen Master-Regler dämpfen. Dies ginge dann jedoch am Prinzip des Original-AB763 vorbei.
* Fazit:
Der Amp reagiert und interagiert sehr sensibel auf interne Voreinstellungen (Vorröhren und Bias) und angeschlossener Gitarre / Spielweise.
Im Gegensatz zu strom- und spannungsstabilen Verstärkern hat es der AB763 in sich, dunnerlittchen. Warum? Ich lasse mal den Clean-Bereich aussen vor und beziehe mich nur auf den Bereich des An- bzw. Verzerrens. Hier sehe ich den AB763 bildlich gesprochen wie ein Mosaik. Und nicht nur, dass erst jedes einzelne Steinchen dieses Mosaiks den Gesamtsound bildet, die Steinchen selbst sind untereinander in dynamischer Wechselwirkung und die Gesamtheit dieser einzeln änderbaren (!) Wechselwirkungen bestimmt das Gesamtbild/den Gesamtsound.
Da "kommunizieren" miteinander: Art des Netztrafos <-> Gleichrichterröhrenverhalten <-> Endröhrenart und -einstellung <-> Ausgangsübertragerart und -verhalten <-> Lautsprecherart und -verhalten <-> Gehäuseart und -verhalten; dazu geht die Wahl der Vorröhren mit ein...
Von den Bauelementen, also die Frage, ob 'Sprague' oder 'Mallory' oder 'Kohleschicht vs. Metallfilm' mal ganz zu schweigen, wobei ich mich hier gar nicht darüber auslassen möchte, ob und wie stark diese Veränderungen den Sound wichten, also verändern.
Die Kombination Jensen C12Q und BD-Gehäuse ist nicht ideal, auch nicht im Zusammanhang mit dieser Grundschaltung des AB763.
Schema mit allen Änderungen untenstehend.
Gruß Michael