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Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
Larry:
Die einfachste Methode, einen Koppel-C zu einem Volumepoti auf Sabbern zu überprüfen ist folgende:
Messe die Kathodenspannung der vom Volumepoti angesteuerten Stufe. Nun drehe das Poti auf und wieder zu - also gebe dem Gitter abwechselnd möglichen Leckstrom und Masse.
Wenn sich dabei die Kathodenspannung ändert, hast du den Koppel-C überführt und darfst ihn zum Tode verurteilen ;)
Larry
DocBlues:
Hallo Larry, Ioco, Hoschi
ich habe gerade ein paar erstaunliche Tests gemacht und offenbar handelt es sich nicht um defekte Kondensatoren, sondern um Bauart- und Herstellerunterschiede:
Die Ausgangssituation war:
Koppelkondensator Xicon PP 47 nF - Spannung über 1 Meg Vol Poti: rund 200 mV
dann kam:
Koppelkondensator Xicon PP 22 nF - Spannung über 1 Meg ... : rund 110 mV
dann habe ich versucht:
Koppelkondensator Solen Fast 47 nF - Spannung über 1 Meg ... : rund 20 mV !!!
Das Ergebnis ist für mich ziemlich überraschend: Offensichtlich lecken die Xicon PP
grundsätzlich ziemlich stark, wobei der Leckstrom etwa der Kapazität proportional zu sein scheint (was ja zumindest plausibel erscheint).
Der Solen Fast liegt um eine Zehnerpotenz darunter !!!! Damit ist das Potigeräusch schon sehr gering.
Möglicherweise war es also gar kein Schaltungs- und Verdrahtungproblem, sondern mangelnde Bauteilqualität. Da kann man sich natürlich dumm- und dämlich suchen.
Habt Ihr Erfahrungswerte von anderen Kondensatorfabrikaten und -typen ?
Sind die 20 mV auf 1 Meg bei etwa 200 V an der Anode im grünen Bereich oder muß ich davon ausgehen, daß ich noch ein tiefer sitzendes Problem habe ?
In jedem Fall lecken die Xicon wohl recht stark und sind damit zumindest zwischen erster und zweiter Röhrenstufe vor dem Volume-Poti nicht zu gebrauchen.
Ich freue mich auf Eure Kommentare.
Beste Grüße,
DocBlues
DocBlues:
Hallo zusammen,
hier noch ein Nachtrag zu den ziemlich beliebten Orange Drops 716 : Gleiche Schaltung wie oben:
Koppelkondensator: Sprague Orange Drop 716 - 22 nF - Spannung über 1 Meg ... : 17 mV
Gehen wir wie oben angedeutet davon aus, daß die Leckströme bei gleicher Bauweise (gleiches Dielektrikum mit gleicher Dicke) etwa proportional der Kapazität ist, so müßte der Orange Drop mit 47 nF bei rund 35 mV liegen. das wäre zwar doppelt so viel wie beim Solen Fast aber wohl immer noch im akzeptablen Bereich bei der Schaltung wie oben beschrieben.
Damit fällt der Xicon tatsächlich ziemlich aus dem Rahmen.
Es wäre mal interessant, Werte von Mallory 150 und Röderstein Polyester Caps zu ermitteln.
Gruss,
DocBlues
Hostettler:
Hallo DocBlues
Es scheint so, dass du hier mit dem Thema recht tief in das Gebiet der "Grundlagenforschung" ;D eingedrungen bist. Nein im Ernst ist echt interessant was du da herausgefunden hast. Erklärt hiermit vermutlich verschiedene Phänomene wo schon andere sich die "Zähne" ausgebissen haben. Z.B. ein nicht konstanter Ruhestrom bei den Endröhren wegen positiver "Leckspannung" des Koppelkondi. Wie sieht es denn aus mit der verwendeter Spannungsfestigkeit? Vermute mal dass die auch einen erheblichen Einfluss auf das Leckverhalten mit sich zieht. Persönlich ziehe ich immer die nächstgrössere Spannungsfestigkeit vor (typisches Sicherheitsdenken der Schweizer :angel:).
Grüsse aus der Schweiz
Hoschi
DocBlues:
Hallo Hoschi,
danke für Dein Feedback. Die Spannungsfestigkeit liegt bei Xicon und Orange Drop bei 600 V, bei Solen Fast bin ich gerade nicht ganz sicher - entweder auch 600 V oder 1000 V. Zwischen Spannungsfestigkeit und Leckströmen kann ich mir auch einen Zusammenhang vorstellen. Allerdings wird das von Hersteller zu Hersteller und Bauform zu Bauform schwer vergleichbar sein.
Ich denke, man kann als Faustformel sagen: Orange Drops sind in den meisten Fällen ausreichend. Solen Fast liefern dann in Spezialfällen - oder wenn es noch etwas besser sein soll - die Extraqualität. Für Platineneinsatz sollte man auch Wima MKP4 auf Leckfestigkeit testen. Xicon habe ich bislang an verschiedenen Stellen mit Erfolg eingesetzt - u.a. am Tone-Poti in der Gitarre und in Halbleiterschaltungen. Die Xicon klangen da häufig neutraler als die stets "cremigen" Orange Drops und trotzdem dezent "vintage" . In Röhrenschaltungen werde ich Sie aber kaum noch einsetzen und auch aus meinem aktuellen Projekt komplett entfernen.
Im aktuellen Projekt werde ich weitestgehend auf Solen Fast umstellen. Es ist natürlich Geschmackssache aber ich persönlich finde Polyestercaps wie Mallory 150 und Röderstein zu matt in den Obertönen - da fehlt einfach der seidige Glanz. Manche sehen das ja anders und sprechen von "Wärme". Den sahnigen, warmen Sound trimme ich mir bei den Solen Fast lieber mit Feinabstimmung der Röhrenarbeitspunkte hin - und behalte den seidigen Glanz und die volle Sensitivität , der bzw. die nach meiner Meinung bei Polyester Caps schnell verloren geht. Ich empfinde Polyester Kondensatoren als ebenso soundschädigend wie die meisten Metallfilmwiderstände (Eine sehr löbliche Ausnahme sind da z.B. die induktionsfreien Vishay Dale Typen, die es aber nur als 1/4 Watt gibt)
Noch eine Frage zu Widerständen: Ich habe zur Rauschreduzierung einen Vishay Dale als Eingangswiderstand der ersten Stufe - sonst nur Carbon Composition und überlege, ob ich als Anodenwiderstand der ersten Stufe einen 2W Metalloxidschicht Widerstand einbaue, um das Rauschen weiter zu reduzieren . Metalloxidschicht soll tendenziell eher so soundfreundlich wie Carbon Composition sein.
Hast Du mit Metalloxidschicht-Widerständen bereits Erfahrungen gemacht (im Vergleich zu Carbon-...) ?
Naja - auf jeden Fall haben wir das nervige Geräuschproblem beseitigt und ich kann mich endlich wieder um die Feinabstimmung der Sounds kümmern. Zwischenzeitlich hatte ich schon befürchtet, daß ich einen dicken Fehler in meinem Schaltungs- und Erdungskonzept habe.
Nochmals vielen Dank für Deine Hinweise. Ich habe mich tatsächlich ziemlich im Kreis gedeht. Da braucht man jemanden, der auf Dinge kritisch hinweist, die man immer als gegeben voraussetzt oder über die man ständig hinwegsieht.
Wenn es über mein aktuelles Problem hinaus für Dich und andere etwas bringt, ist es natürlich umso besser.
Beste Grüße,
DocBlues
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