Hallo Musico,
ich habe gerade einen Music Man Amp (HD 150 Bass) komplett renoviert und getuned.
Bias ist kein Problem, da es bei MusicMan immer ein kleines Trimmpoti gibt, mit dem man die Einstellung vonimmt. Meist sind die MM-Schaltungen so ausgelegt, dass 0,5 Volt am Messpunkt liegen. Wichtig ist, dass Du die Spannung nicht deutlich höher einstellst, da die Röhren das bei der hohen Spannung (etwas über 700 Volt) dann nicht lange mitmachen. Ich nehme an, Du hast ein Modell ohne Triode (ECC83) für den Phasensplitter - richtig ? Dann werden die Endröhren über zwei Leistungstransistoren an den Kathoden gesteuert.
Das frühe Zerren muß kein Defekt sein. Die MusicMan Bass-Amps haben auch im Bass-Kanal ziemlich viel Gain. Zudem werden die Bässe in der Klangregelung des Bass-Kanals meist recht stark beschnitten. Wenn Du modifzieren willst, empfehle ich, den Gain an der OP-Amp-Stufe nach der Klangregelung zu reduzieren und dafür den Bass-Kondensator in der Klangregelung für mehr Bass zu verkleinern (sollte 220 nF sein - ist standardmäßig im Bass.Kanal meist 470 nF).
Ansonsten restaurieren wie folgt:
1. Netzteilelkos ersetzen (2 x 100 µ - 450 Volt).
2. Die beiden 150 K Widerstände prüfen - ggf. gegen 2 Watt Metalloxid tauschen)
3. Eine Turbo-Mod ist der Austausch der beiden Dioden durch FREDs.
4. In der Vorstufe die Elektrolyt-Koppelkondensatoren austauschen und gegen MKP oder MKT Kondensatoren tauschen (mit etwas suchen findet man passende Typen - ich habe welche von Intertech in 1 µ, die genau auf die Platine passen.
5. In der Vorstufe die Elkos tauschen: Ich habe Panasonic FC Typen (radial) eingebaut, die sehr gut funktionieren.
6. Falls Du den PI ohne Röhre hast, solltest Du noch die Koppelelkos hinter dem Inverter-OP-Amp (also vor den beiden Leistungstransistoren gegen gute Typen tauschen (Panasonic FC oder Rubycon ZA, ZL, oder ZLG). Rubycon gefällt mir für Bass besser.
7. Schau Dir auch mal die Gitterwiderstände an den Röhren an (meist 470 Ohm). Falls die weit gedrifted sind und sehr unterschiedlich sind - austauschen gen 2 W Metalloxid.
Ich habe darüber hinaus fast alle Widerstände gegen Vishay Dale CMF oder Carbon Composition getauscht, die 100 nF Kondensatoren an den OP-Amps von Keramik auf MKP (Wima) getauscht und ein paar weitere Modifikationen vorgenommen.
Zudem habe ich den zweiten Kanal für Gitarre optimiert.
Inzwischen klingt der Amp besser als im Neuzustand und um Längen besser als vor der Restaurierung.
Grundsätzlich sind die MM Amps mechanisch extrem gut gemacht. Sowas findet man heute gerade noch bei MESA BOOGIE. Zudem sind die Platinen alle leicht zugänglich (Schrauben lösen und hochklappen). Das Restaurierren geht von daher sehr leicht.
Zu den Röhren: Ich habe SED 6L6GC eingesetzt und habe keinerlei Grund zur Klage.
Last but not least: Man kann in den MM-Amps sehr schön mit verschiedenen OP-Amps experimentieren.
Für Bass teste mal solche Typen wie OPA2604, OPA 2134 oder auch AD822.
Da läßt sich ebensoviel tunen wie mit unterschiedlich Röhren.