Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

neue Baustelle - jetzt mit Berechnungsanleitungen von Kpt.Maritim (super!)

  • 128 Antworten
  • 44350 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

Zunächst eine kleine Rechnung um zu testen ob die 6SJ7 bringt, was sie soll. Wir wissen bereits, dass sie mindestens um den Faktor 100 verstärken soll. Schafft sie das? Erinnern wir uns an die Formel für die Verstärkung V:

V=S*Ra

Ra kennen wir und die Steilheit auch. Setzen wir also ein:

V=100kOhm*1,6mA/V=100000Ohm*0,0016A/V=160fach

Juhu! Die 6SJ7 funzt. Wenn du mal mit der EF86 nachrechnest, wirst du auf ähnlich erfreuliches kommen.

Wir müssen nun die Belastbarkeiten der bekannten Widerstände berechnen. Dazu brauchen wir eine Formel, die wir uns aus zwei anderen basteln werden:

Das Gesetz von Herrn Ohm

I: R=U/I

Die Formel von Herrn Leistung

II: P=U*I

Wir stellen II nach U um:

II: P/I=U

Und setzen das in I ein

III: R=(P/I)/I

Wir wollen aber die Leistung P berechnen, also nochmal umstellen:

III: P=R*I²

Soho, jetzt können wir die Leistung an jedem Widerstand berechnen, wenn wir nur den Strom kennen, der ihn durchfließt, und wissen wie groß er ist:

Für R2 gilt z.B.

P=2,7kOhm*(1,9mA)²=2700Ohm*(0,0019A)²=2700Ohm*0,000004A²=0,01Watt

Kannst du bitte die Belastungen für die anderen Widerstände auch berechnen?

Beim Einkaufen, sollte man mindestens um den Faktor 1,5 überdimensionieren. Kommst du also irgendwo auf 2Watt, dann sollte mindestens ein 3Watt Widerstand verbaut werden. So ersparst du dir eventuell auftretenden Ärger, aber das sind die Sachen, die du weißt und wegen der ich hier nicht angeheuert bin.

Über die Grüße von P1 können wir auch etwas sagen. Erinnerst du dich, dass ich erklärt habe, dass der Arbeitswiderstand Ra der Vorstufe eigentlich aus dem Eingangswiderstand der Folgestufe (hier P1) und ihrem Anodenwiderstand (hier R5) in Parallelschaltung besteht. Wir haben dort jedoch den Anodenwiderstand R5 und den Arbeitswiderstand gleichgesetzt und den Eingangswiderstand P1 vernachlässigt. Das ging unter der Faustregel, dass der Eingangswiderstand der Folgestufe wenigstens 3...4mal größer als der Anodenwiderstand war. da wir mit R5 den Anodenwiderstand auf 100kOhm festgesetzt hatten. Können wir nun P1 eicht bestimmen. Denn P1 ist der Eingangswiderstand der Folgestufe. Wir kaufen also ein 500kOhm Poti, denn 500k ist ausreichend groß. Wir könnten auch 1Meg kaufen, aber das Widerstandsrauchen wird so um den Faktor 1,4 größer. Bleiben wir also bei 500k.

http://de.wikipedia.org/wiki/Johnson-Rauschen#Rauschgr.C3.B6.C3.9Fen

R1 ist noch zu bestimmen. R1 sollte wenigetsn doppelt so groß, wie der Quellwiderstand der Gitarre sein, sonst wird die Gitarre zu stark bedämpft. D.h. der Eingang des Verstärkers entzieht der Gitarre zu viel Leistung. Man kann sich das aus dem Ohmschen Gesetz erklären:

R1=Usignal/Isignal

Usignal und Isignal sind die Signalspannung un der Signalstrom der Gitarre. Je größer R1 wird, desto kleiner wird Isignal. Da nun die Leistung wie folgt bestimmt wird, muss die Leistung kleiner werden, wenn der Signalstrom es wird.

Psignal=Usignal*Isignal

Nun bilden die Tonabnehmer der Gitarre einen Schwingkreis bestehend aus ihrer Kapazität und ihrer Induktivität. Die Resonanzfrequenz dieses Schwingkreises bestimmt einmal abgesehen von der Streuinduktivität maßgeblich den Klang des Tonabnehmers. Deswegen hat der Frequenzgang des Tonabnehmers einen Buckel bei seiner Resonanzfrequenz. Dieser Buckel wird aber flacher, wenn dem Schwingkreis zu viel Energie entzogen wird, R1 also zu klein wird. Macht man R1 sehr klein, so unter 100kOhm, dann beginnen die Tonabnehmer der Gitarre zunehmend keine Rolle mehr beim Klang zu spielen. Da kann dann auch eine Tele schnell mal muffeln oder wenn nötig sogar entschärft werden.

das ist interessant! Wir haben hier ein echte Tuningstelle. Meine Erfahrung sagt mir, dass ich Werte um 200k bevorzuge. So groß würde ich R1 wählen. Kleiner ala 100k und größer als 1Meg würde ich aber nicht gehen. Der Unterschied zwischen 500k und 1Meg ist dabei hörber ähnlich demjenigen zwischen 200k und 500k.

Bleiben noch R3 und R6. Die haben die selbe Aufgabe. Die Röhren sind kleine Kondensatoren. Denn die Gitter, Kathoden und Anoden im inneren sind praktisch kleine Platten, die dicht beieinander stehen. Nun sind Pentoden auch recht empfindlich was es Schwingen und Störungen im Hochfrequenzbereich angeht. Deswegen setzt man hier zwei Widerstände ein, die zusammen mit der inneren Kapazität der Röhren einen Tiefpass bilden, also nur tiefere Frequenzen durchlassen. Manchmal ist diese Maßnahme auch bei Trioden nötig hier können die Wderstände aber zumindest kleiner und meistens ganz entfallen. Der Grund ist, dass Trioden eine viel größere inneren Kapazität als Pentoden haben. Die Ursache ist der Millereffekt, den es bei Pentoden nicht gibt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Millereffekt

Man könnte nun R3 und R6 sehr genau berechnen, das ist aber nicht nötig. Es reicht, wenn sie keine Kurz- und Ultrakurzwellen mehr passieren lassen. Gute Erfahrungswerte haben sich bei Endröhren für R6 mit etwa 10kOhm und bei Vorstufen für R3 mit 47...100kOhm ergeben. Rechnen ist hier weder nötig noch zielführend. Meistens werden diese Widerstände gar nicht erst eingeplant und nachträglich im Falle von Schwingen in der Größe eingefügt die genügt um es zu unterbinden. Ich würde sie aber vorsehen. Die 6AG7 hat eine große Steilheit, was ein guter Anhaltspunkt für schwingfreudige Röhren ist. Dazu zählt übrigens auch die EL34. Die 6SJ7 ist zwar nicht sehr Schwingfreudig, aber wir können hier schon verhindern, dass Hochfrequenz aus der Gitarre, die eine prima Antenne ist in den Verstärker gelangt, und so nochmals die 6AG7 indirekt über R3 schützen.

Damit das ganze Funktioniert müssen die Widerstände direkt an die Röhrenpins gelötet werden, denn sonst ist der Zuleitungsdraht wieder eine Antenne. Das selbe gilt auch für R8 und R4, die so verhindern, dass die Schirmgitter Schwingungen erzeugen können.

So, ich glaube mit den Widerständen sind wir durch.

Viele Grüße
Martin

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Hi Martin - :gutenmorgen: -

das muß ich auch erst wieder einige Male lesen, um es etwas zu verinnerlichen.

Viel Glück für Deine Vorlesung --- Arne.

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Hi Martin -

hat alles geklappt mit Deiner Vorlesung?

Hinsichtlich der Belastbarkeit der Widerstände habe ich mal folgendes überlegt:
Wir haben jetzt ja so schön die Spannungen und Widersatndswerte bestimmt.
Wenn
I. P=U*I

und
II. R=U/I  =>  I=U/R

dann müßte
I. P=U*(U/R)=U²/R

Aber - wenn ich damit die Belastbarkeiten berechne , bekomme ich abstrus niedrige Werte zwischen 0,006W für R2 und 0,1W für R5. Lediglich R8 liegt mit 1,6W höher. Nun erinnere ich mich noch gut, was für "Klopper" ich zum Teil in meine Amps eingelötet habe (z.B Kathodenwiderstand V2 im Champ) und habe den Verdacht, daß ich da jetzt irgendwo einen Denkfehler drin habe.
Ich muß das morgen noch mal in Ruhe durchgehen.

Viele Grüße --- Arne

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

die Vorlesung ist ausgezeichnet gelaufen, danke!

Deine Formel ist richtig und die Leistungsangaben in solch kleinen Bereichen sind nicht unrealistisch. Es fließen ja nur Tröpfelströme. Normaler Weise ist auch R7 recht kräftig ausgelegt. Da bei uns der Widerstandswert wegen der geringen Ug1 der 6AG7 aber recht klein ist, fällt aber auch hier die Belastbarkeit klein aus.

Viele Grüße
Martin

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Hi -

ich bin jetzt auf folgende Belastbarkeiten gekommen:
P(R2)=0,006W
P(R4)=0,03W
P(R5)=0,1W
P(R7)=0,01W
P(R8)=1,6W
P(R9)=0,08W

=> bis auf R8, den ich auf 3W dimensionieren würde, reichen dann wohl 1/2W-Widerstände.

Bei R1 und R3 fehlten mir irgendwie die Brechechnungsgrundlagen, aber Recherchen in Internet haben ergeben, daß ein Pickup so gut wie nichts an Spannung und Strom produziert, sodaß ich auch hier auf 1/2W-Widerstände zurückgreifen würde.


Bleibt R6 - mal sehen, ob meine Überlegung stimmt:
Wenn die Vorstufenröhre der Spannungsverstärkung dient, ein Gitarrenpickup so etwa 50mV produziert, und wir eine Verstärkung von 160 haben, müßte an R6 eine Wechselspannung von

0.05V*160=8V

anliegen.

Unter der Voraussetzung R(P1)=500k flösse bei R6=100kOhm somit ein Wechselstrom von 0,64mA durch R6 und P1, wovon 5/6 "durch R6 durchmüßten" => 0,54mA womit

P(R6)=8V*0,00054A=0,004W

Also müßte, wenn ich da jetzt keinen Denk- und/oder Verständnisfehler drin habe, auch hier ein 1/2W-Widerstand ausreichen.


Wie immer gespannte Grüße --- Arne.


Edit: Ich meinte 1/2 Watt Widerstände, nicht 1/4W - habe ich jetzt geändert.
       Den Denkfehler (s. Martins Antwort) habe ich allerdings gelassen - gehört irgendwie dazu.
 


« Letzte Änderung: 7.12.2008 12:24 von pentatone »

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

deine Überlegungen stimmen leider nicht. Die 8V liegen an P1 an, nicht an R6. Über R6 und R3 fällt wie erklärt nur Spannung im Hochfrequenzbereich ab. Das sind winzigste Spannungen im mV-Bereich, wenn überhaupt. Die Belsatbarkeit ist also total gleichgültig. Nimm überall, außer für R8 1/2Watt Typen. Dann sehen die Bauteile auch einheitlich aus.

Viele Grüße
Martin

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Hi Martin -

Zitat
... deine Überlegungen stimmen leider nicht. Die 8V liegen an P1 an, nicht an R6.

logisch! danke, daß Du nicht laut losgelacht hast.

Viele Grüße --- Arne.

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo,

In dieser Sitzung wollen wir uns mit den beiden Koppelkondensatoren C1 und C4 befassen. Beide gehören zu Spannungsteilern, die Hochpässe bilden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hochpass

C1 zusammen mit R1 und C4 zusammen P1. Die Signalspannung für die folgende Stufe wird nämlich jeweils zwischen dem C und dem R abgegriffen. Da der Kondensator C zu tiefen Frequenzen einen immer größeren Widerstand für die Signalspannung bildet, teilt er auch immer mehr von der gesamten Signalspannung ab. Demnach wird was übrig bleibt in den Bässen leiser.

Nun könnte man meinen, das Problem wäre am leichtesten dadurch zu lösen, dass wir C1 und C4 riesig groß machen. Durch die hohe Kapazität bilden sie dann nahezu keinen Widerstand mehr für den Bass. Das wäre eine Lösung. Es ist aber auch die Lösung , die Leute wählen würden, die kriminelle Handlungen wie z.B. Terrorismus mit großen Kriegsheeren bekämpfen.

Kluge Leute wie wir nutzen den Effekt der Bassbeschneidung aus. Es genügt doch, wenn unser Gitarrensignal nicht hörbar beschnitten wird. Es ist doch gut wenn noch tiefere Frequenzen bedämpft werden. Das tiefste Signal der Gitarre liegt bei etwa 85Hz und entstpricht der offenen E-Saite. Wenn der Verstärker 50Hz Frequenzen schon deutlich bedämpft, kann das doch nur gut sein, denn das Heizungsbrummen würde dann auch bedämpft werden. Aber auch andere Störgeräusche, wie z.B. Einstreuungen in die Gitarre, versehentliches Berühren der Seiten, also Rumpeln und ähnliches mehr. Wir sollten die Kondensatoren C1 und C4 also keines Falls überdimensionieren.

Die kleinste gerade noch deutlich erkennbare Lautstärkeschwankung ist 3dB. D.h. die tiefste Frequenz unserer Gitarre sollte nicht mehr als 3dB von den Spannungsteilern C1/R1 und C4/P1 bedämpft werden. D.h. die Summe der Dämpfungen beider Glieder sollte -3dB sein. Wie wir die Dämpfung auf beide Glieder aufteilen ist egal.

A: Wir könnten bei C1/R1 mit -3dB bedämpfen und müssten dann C4/P1 so wählen das dort nahezu gar nicht bedämpft wird.
B: Wir könnten bei C1/R1 mit nicht bedämpfen und müssten dann C4/P1 so wählen das dort mit -3dB bedämpft wird.
C: Wir können die Dämpfung aufteilen und z.B. bei C1/R1 mit -1,5dB und bei C4/P1 mit ebenfalls -1,5dB bedämpfen.

Bei Möglichkeit A haben wir eine maximale Dämpfung von Einstreuungen in die Gitarre, also Schmutz von außerhalb des Verstärkers Heizungsbrumm der ersten Stufe wird von C4/P1 nicht bedämpft. Bei B führen wir den Schmutz immerhin die erste Stufe, wo er noch zu unerwünscht weiten Aussteuerungen und Oberwellen durch Verzerrung führen kann. Dann sieben wir ihn aber Mittels C4/P1 teilweise ab. Bei Variante C haben wir ein Mischmasch.

Meiner Erfahrung nach ist C eine gute Variante.

Bei Verstärkern, die stark und besonders in der Vorstufe verzerren, wird die Bedämpfung bei der unteren Grenzfrequenz, aso 85Hz, meist viel größer gewählt als bei uns hier. Das tut man um mantschige Bässe zu verhindern. Man hat dann auch mehr Verstärkerstufen. Zwischen welchen Stufen wie stark bedämpft werden muss ist dann eine knifflige Frage. Bei gleicher Gesamtdämpfung über alle Stufen hinweg, kann die unterschiedliche Aufteilung dieser Dämpfung auf die einzelnen Stufen riesige Soundveränderungen mit sich bringen. Es macht nämlich einen Unterschied ob man die ungedämpften Bässe verzerrt und dann ausdünnt oder ob man sie erst ausdünnt und so gar nicht erst so stark verzerren lässt. Über solche Dinge sollten man sich zuerst Gedanken machen, und nicht über Jahrgang und Hanglage von Kondensatoren. Darüber darf man sich natürlich auch Gedanken machen, aber vielleicht nicht unbedingt als erstes.

Nun ist unser Verstärker aber kein High Gain Gerät. Der erste Stufe V1 zerrt ohnehin überhaupt nicht hörbar, weswegen es für den Klang nehezu keine Rolle spielt wo wir mit 3dB bedämpfen, so lange wir es denn tun, denn höchstens die Endröhre V2 könnte zerren, sie liegt aber hinter allen Dämpfungsgliedern und Koppelkondensatoren.

Nun wieder etwas Mathe: Jeder dB-Wert entspricht einem Faktor. Deswegen ist das Dezibel keine Einheit, was in der Wikiüpedia dazu steht, ist falsch! Es gibt wie das Prozent, das auch keine Einheit ist, ein Verhältnis an. Da nun für das menschliche Ohr eine Signalpegeländerung von 1 auf 2Volt ein viel größerer Sprung ist, als von 10 auf 11V ist es quatsch die Differenz anzugeben oder in Prozent umzurechnen. Jede Verdoppelung des Signalpegels wird als gleicher Lautstärkeunterschied aber längst nicht als Verdoppelung empfunden. Diese Reihe von Spannungswerten ist für das Menschliche Ohr eine nahezu gleichmäßige Reihe von Lautstärkesprüngen:

1V, 2V, 4V, 8V, 16V, 32V usw.

Deswegen nimmt man das Dezibel. Denn -3dB bei 10V sind ziemlich der selbe empfundene Unterschied wie -3dB bei 100V. Sie entsprechen aber höchst unterschiedlichen Spannungsdifferenzen. Die Berechnungsvorschrift für das dB lautet bei Signalspannungen:

Dezibelwert = 20*lg(Faktor)

Der Faktor ist der Wert um den sich die Spannung ändert. Das kann ein Verstärkungsfaktor sein, wie in unserer Vorstufe.

Dezibelwert = 20*lg(Eingangssignalspannung/Ausgangssignalspannung)

An dieser Gleichung sieht man schon, dass das dB keine Einheit sein kann, denn wir haben zwei Spannungen unter und über den Bruchstrich, es kürzt sich die Spannungseinheit demnach heraus. Einheiten haben nur Größen die man direkt empirisch messen kann. Längen, Höhen, Breiten, Spannungen, Kräfte usw. Verhältnisse aus diesen Größen haben keine Einheiten! Wir setzen ein:

Dezibelwert = 20*lg(V) = 20*lg(150)=20*2,2=44dB

Was wir jetzt aber brauchen, ist der Faktor F, der zu unseren -1,5dB Bassbedämpfung je Stufe gehört. Wir müssen etwas umstellen:

10^(Dezibelwert/20) = F

Man kann das aber auch in Dezibeltafeln nachsehen. Man erhält bei einem Dezibelwert von -1,5dB einen Faktor von F=1,2.

Jedes Dämpfungsglied muss also die Spannung um den Faktor 1,2 heruntersetzen. D.h. die Eingangssignalspannung Uein muss bei unserer unteren Grenzfrequenz von 85Hz 1,2mal größer als die Ausgangssignalspannung Uaus sein.

I: 1,2*Uaus = Uein

Huch, ich wurde gerade zum Mittag gerufen, sobald ich Zeit habe, geht's weiter

Viele Grüße
Martin

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

der Kondensator und der Widerstand bilden einen Spannungsteiler. Nehmen wir als Beispiel C1 und R1. Die Spannung die über C1 und R1 zusammen abfällt ist die Eingangssignalspannung Uein. Über R1 fällt die Ausgangssignalspannung Uaus des Filters ab.

C1 und R1 werden vom selben Signalstrom durchflossen. Demnach sind die Spannungen Uein und Uaus den Widerständen Proportional, über denen sie abfallen. Nun ist der Kondensator aber kein Widerstand?

Oh doch, das ist er. Er ist ein Blindwiderstand für für Wechselspanungen, den wir Zc1 nennen wollen.

Nun fällt Uein über Zc1 und R1 zusammen ab und Uaus nur über R1. Es gilt wegen der Proportionalität, dass sich Uein zu der Summe aus R1 und Zc1 verhält, wie sich Uaus zu R1 verhält. Der Proportionalitätsfaktor ist dabei der Signalstrom. Es gilt deswegen:

II: Uein/(R1+Zc1)=Isignal=Uaus/(R1)

Das stellen wir um:

II: Uein/Uaus = (R1+Zc1)/R1

Juhu, gucken wir mal in den letzten Beitrag zu Formel I:

I: 1,2*Uaus = Uein

Stellen wir sie etwas um:

I: 1,2 = Uein/Uaus

Daraus können wir mit II eine neue Formel basteln:

III: 1,2 = (R1+Zc1)/R1

Das ist fein, weil wir R1 kennen. Wir haben ihn mit 200k festgelegt. Wir stellen darum nach Zc1 um:

III: 1,2*R1-R1 = 0,2*R1 = Zc1

Wer Hätte gedacht, dass die Formel so einfach ist.

Die Formel für den Blindwiderstand Zc1 kann man im Tafelwerk nachsehen, man wir finden:

IV: Zc1 = 1/(2*pi*fu*C1)

2 und pi sind Zahlen, fu ist die untere Grenzfrequenz, bei uns 85Hz und C ist die Kapazität unseres Kondensators. Aus IV und III basteln wir wieder eine neue Formel:

V: 0,2*R1 = 1/(2*pi*fu*C)

Die stellen wir noch nach C um, denn die Kapazität wollen wir ja wissen.

V: C1 = 1/(2*pi*fu*0,2*R1)

Wir setzen nun ein:

V: C1 = 1/(2*pi*85Hz*0,2*200kOhm) = 1/(2*pi*85Hz*0,2*200000Ohm) = 0,000000047F=47nF

Wenn du nun R1 durch P1 ersetzt und C1 durch C4, dann erhältst du den Wert für C4 nach dieser Formel.

Viele Grüße
Martin

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Hi Martin -

nur kurz zwei Verständnisfragen.

1. Wenn ich mich dunkel an den Physikunterricht in der Schule erinnere (30 Jahre her), war bei Kondensatoren

Wechselstromwiderstand=1/Winkelgeschwindigkeit*C

Das müße doch genau das sein, was in dieser Formel steckt.
Zitat
IV: Zc1 = 1/(2*pi*fu*C1)

(2*pi war doch der ominöse Einheitskreis, oder?)

2. Wenn ich mich entschließen sollte, R1 zu ändern, müßte ich nach dieser Formel
   
Zitat
V: C1 = 1/(2*pi*fu*0,2*R1)
    C1 auch ändern, um nicht eine andere Grentfrequenz zu bekommen?


Viele Grüße --- Arne.

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

Alles genau so wie du sagst. Die Winkelgeschwindigkeit habe ich gleich mal weggelassen, sie trägt hier nichts zum Verständnis von Irgenwas bei.

Viele Grüße
Martin

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Hi Martin -

Zitat
Wenn du nun R1 durch P1 ersetzt und C1 durch C4, dann erhältst du den Wert für C4 nach dieser Formel.

Lach bitte nicht, aber mein Rechner schafft die ganzen vielen Nullen hinter dem Komma nicht. Aber - das einzige, was sich doch ändert ist R (500k statt 200k).
Also müßte C4=C1/2,5=18,8nF sein.

Viele Grüße --- Arne.

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo,

stimmt!

Viele Grüße
Martin

*

Kpt.Maritim

  • Gast
Hallo

nun müssen wir uns noch C2 und C5 widmen, dann ist der Signalweg fast ganz abgehandelt. Der Ausgangsübertrager würde noch fehlen. Wollen wir den auch mal Spaßeshalber berechnen? Man könnte so abschätzen, ob dein Exemplar gut geeignet wäre. Oder ob man den besser auch wechselt.

Doch zunächst zu C2 und C5. Nehmen wir an, wir hätten die beiden gar nicht in der Schaltung. Durch die Signalsspannung steuern wir den Strom durch die Röhre. Wir haben also einen Signalstrom. Der muss durch die Arbeitswiderstände Ral (hier T2) und Ra (hier R5). Dort führt der Signalstrom wieder zu einer Signalspannung. Der Signalstrom muss aber auch durch R2 und R7, also durch die Kathodenwiderstände. Dort führt er auch zu einer Signalspannung. Nun wird eine Röhre nicht zwischen Gitter und Masse, sondern zwischen Gitter und Kathode gesteuert. D.h. auf der Strecke in der die Steuerspannung eingespeist wird, liegt eine weitere Signalspannung. Diese frisst die Eingangssignalspannung teilweise auf. man nennt das Gegenkopplung. Diese verringert die Verstärkung der Röhren erheblich.

Nun kommen C2 und C5 ins Spiel. Diese Kameraden sollen für das Signal einen Kurzschluss über die Kathodenwiderstände bilden und dadurch den Abfall von Signalspannung und damit die Gegenkopplung verhindern. Nun wissen wir aber noch, dass Kondensatoren für tiefe Frequenzen doch einen Widerstand bilden. Deswegen hätten wir eine Gegenkopplung tiefer Frequenzen. Man nutzt das oft in Gitarrenverstärkern zur Soundgestaltung aus, man kann in der Verzerrenden Stufe größere Verstärker Matschen bei den Bässen verhindern. Eine Maßnahme, die für uns eventuell auch in betracht käme und dann C5 betreffen würde.

Es gibt eine schöne Faustformel mit der man bestimmen kann, wie groß Kathodenkondensatoren mindestens sein müssen um den Frequenzgang im gewollten Bereich nicht nennenswert gegenzukoppeln.

C2 = 5,7*S/(2*pi*fu)

Wir kennen mit S die Steilheit, wir kennen die Zahl zwei gut und pi ausreichend gut und fu ist die untere Grenzfrequenz von 85Hz.

C2 = (5,7*1,6mA/V)/(2*pi*85Hz)=(0,009A/V)/535Hz=0,000017F=17uF

Wir würden 20uF kaufen. Die Spannungsfestigkeit sollte mindetsn der kathodenspannung Uk entsprechen, die war hier 4V. Ein 10V Typ ist also großzügig dimensioniert. Für C5 kannst du das selbst berechnen, dafür musst du dir die Steilheit S der 6AG7 aus einem Datenblatt suchen.

C5 ist eine gute Stelle für Klangtuning. Wie gesagt kann man durch verkleinern, hier etwas die Bässe entschärfen, falls sie matschen.  Was immer du ausrechnest, ich würde mir noch den halben, den viertel und den achtel Wert davon zusätzlich kaufen, um für diesen Falls schnell mal ein wenig testen zu können. Das ist das tolle an selbst geplanten und optimierten Geräten. man weiß, ob man sein Optimum herausgeholt hat, was man bei einem unreflektierten Nachbau nie sicher sagen kann.

Nun noch mal eine Bitte an andere hier im Forum. Wenn wir hier alle Bauteile mit Werten berechnet haben. Könnte ein Kundiger auf dem Gebiet einen Einkaufszettel als Vorschlag machen. Es geht da insbesondere um das für und wieder bestimmter Bauteiltypen an bestimmten Stellen in der Schaltung. Ich höre da wie gesagt nichts, aber viele tun's eben. Deswegen bin ich da keine gute Hilfe. Wir hätten so eine schöne Doku des Projektes, von Planung bis zur Einkaufsliste. Das wird aber erst aktuell, wenn alles berechnet ist.

Viele Spass
Martin

*

Offline pentatone

  • YaBB God
  • *****
  • 400
  • silence is golden
Juch-huh! - mein Rechner kann 10er-Potenzen.

Ich habe da so ein amerikanisches Datenblatt für die 6AG7 mit Angabe der "transconductance (mhos)". Du hast ja mal gesagt, daß man die Steilheit bekommt, wen man die Transconductance durch 1000 teilt.

Also - Transconductance=11000 mhos  =>  S=11mA/V
Wenn ich das in die Formel C5 = 5,7*11mA/V/(2*pi*fu) einsetze, bekomme ich C5=0,00012F=120uF

Der Kondensator müßte dann eine Spannungsfestigkeit von mindestens Uk=2,5V haben.


Ich bin gespannt auf auf die Einschätzung des AÜ - ich würde den alten gerne nehmen (bin Recycling-Fan).

Viele Grüße --- Arne.

Edit:
Knack - jetzt kann mein Rechner 10er-Potenzen, aber ich nicht mehr (abends baue ich immer irgendwie ab). Ich hatte da noch eine Fehler drin und hoffe, es hat keiner gelesen (ist jetzt korrigiert, aber sind schon 'ne Menge uF geworden).


« Letzte Änderung: 8.12.2008 22:01 von pentatone »