Hallo,
so, nu isses passiert. Obwohl ich gerade mitten in der Planung eines PR-Nachbaues bin, ist mir ein Champ 12 über den Weg gelaufen und ich konnte nicht widerstehen.
Mein erster Eindruck (Der Amp ist noch nicht auf dem Werkstatt-Tisch zum Durchmessen gewesen, lediglich die Schutzerdung habe ich überprüft, der Rest kommt dann die Tage unter die Lupe):
Clean mit einer Strat - hm, so naja. Die Klangregelung ist nicht wirklich effizient, das kann man aber ändern. Ziemliches Netzbrummen, welches ich durch den sofortigen Rausschmiss des alten 6L6-Chinaböllers, der da noch drin war und Einsatz einer neuen 6L6 von Sovtek zwar verringern, aber nicht ganz unterdrücken konnte (wie schon geschrieben - die eigentliche Wartung kommt noch).
Der Midboost ist nicht der Brüller, aber sagen wir mal, gut hörbar.
Der Reverb funktioniert kaum bzw. nur sehr hintergründig. Jedoch ist dies zum einen der Tatsache geschuldet, dass der Champ 12 nun mal keine ellenlange, sondern nur sehr kleine Hallspirale oben eingebaut hat und zum anderen muss man lt. Schema den Return-Pfad des Reverbs irgendwann einmal kalibrieren. Das werde ich im Zuge des Durchmessens und Prüfens dann auch tun.
Völlig umgehauen im positiven Sinne hat mich jedoch der Overdrive. Da ist nix mehr mit zurückhaltender Wiedergabe, da kommt eine Zerre raus, die schon mit einer Strat dran sowas wie kippende Obertöne bzw. Kopplungen erzeugt zusammen mit einer richtig ordentlichen Lautstärke. Ich wusste gar nicht, dass der Kleine sowas von brüllen kann, herrlich und gar nicht mal mehr nach kleinem Kistchen tönend. Ob es hier die Abstimmung zwischen Gain aus der Vorstufe und Endstufe oder nur die Verzerrungen der A-Endstufe sind - egal, das kleine Ding klingt einfach echt gut rockend.
Was den Reverb angeht, so gibt es rein prinzipmässig gesehen zunächst keine Unterschiede vom Champ 12 zu einem "klassischen" alten Fenderamp / Reissue. Bei beiden wird das Gitarrensignal aufgeteilt, durch Lautstärke- und Klangregler "verbogen" und dann wird ein Teil des Nutzsignales abgezweigt und dem Hallverstärker zugeführt.
Beim klassischen Fenderamp / Reissue geschieht das nur eben vor der Endstufe,
vorwärts in Richtung derselben, während beim Champ 12 das hinter der Endstufe passiert und hier wird quasi das Hallsignal
zurück auf das Gitter des Endrohres gegeben. Witzig. Irgendwie von hinten durch die Brust ins Auge, aber dem Sound tut das letztendlich keinen Abbruch. Daher wohl auch dieses im Schema beschriebene Kalibrieren des Return-Pfades.
Als "Nachteil" kann man ggf. sehen, dass der Hallverstärker mit als Last sekundärseitig an der Endstufe dranhängt; im Gegensastz zu den klassischen Fenderamps, wo u.U. nur eine reine Gegenkopplung liegt. So ergibt sich an der Endstufe ein relativ komplexes Gebilde, welches mit spannungsabhängigen Widerständen "behängt" ist (Optokoppler, FET, V2B).
Ansonsten hat man, was das reine Gitarrensignal angeht, eine mehr oder weniger typische Vorstufenschaltung, aufgewertet durch die Overdrive-Beschaltung, und letztendlich trifft das Gitarrensignal die A-Endstufe, die im Gegensatz zu Gegentaktschaltungen natürlich anders, ganz anders zerren kann.
Der eingebaute blau gelabelte 'Fender-Special-Design' - Original-Lautsprecher scheint mir gut auf den Amp abgestimmt zu sein. Ob hier ein anderer Speaker besser wäre, kann ich nicht beurteilen.
Gruß Michael