[Der_Jan]

Hallo Röhrenfreaks,

ich habe ein kleines Problem mit meinem Mesa Boogie Bass 400 (ohne Plus)...

Zum Amp:
Baujahr: 12/1987
6x Groove Tubes GT-6550A
Anodenspg.: 520V
Gitterspg.: 480V
Fixed Bias: -63V

Ich besitze ihn erst seit Anfang 2008, da er voll funktionsfähig und von innen im guten Zustand war, habe ich mich zuerst nicht weiter damit auseinandergesetzt. Mir fiel aber auf, dass zwei Endstufenröhren etwas mikrofonisch waren (rascheln aus dem Lautsprecher beim Abklopfen). Ich hatte den Amp dann einem guten Freund ausgeliehen und in einer Probe hat er dann unter Leistungseinbruch und Verzerren die Sicherung gefressen.

Die erste Inspektion nach dem Ausfall hat dann ein paar korrodierte, bröckelnde Kondensatorbecher im Dichtungsbereich zum Vorschein gebracht... ich habe ihm daher letzte Woche komplett neue Elkos spendiert und gleich 1Ohm-Kathodenwiderstände eingebaut, um die Ruheströme der Röhren zu beobachten. Trockenes Durchmessen zeigt keine Auffälligkeiten: Gitterwiderstände, etc. im Toleranzbereich. Als ich den Amp dann über den Regeltrenntrafo behutsam hochgefahren habe, war soweit alles in Ordnung. Folgende Ruheströme haben sich dann in der PP-Endstufe eingestellt:

1. Seite:
V1 : 60mA
V2 : 53mA
V3 : 53mA

2. Seite:
V4 : 60mA
V5 : 60mA
V6 : 29mA

Die Röhre V6 mit dem niedrigsten Strom ist mikrofonisch / defekt, sie ändert ihren Ruhestrom beim Abklopfen... soweit in Ordnung, war zu erwarten. Leider hatte ich keinen richtigen Dummy-Load zur verfügung, deshalb habe ich den Ausgangsübertrager sekundärseitig kurzgeschlossen und mit ein wenig 1kHz Sinus etwas Strom fließen lassen. Nach einiger Zeit hat dann die Röhre V1, die den höchsten Ruhestrom veranschlagte, plötzlich ihren 1Ohm-Kathodenwiderstand mit einem kleinen *puff* an der Widerstandskappe gesprengt und sich quasi deaktiviert... der Amp lief dann ganz unbeeindruckt weiter.

Hier komme ich ins Straucheln, da ich Röhrenspezifisch nicht fit bin. Vermutung: Könnte V1 einen internen Kurzschluss haben und wirklich massiv defekt sein (komisch, da ruhezustand i.o.)? Andere Fehlerquelle: Evtl. sind meine 1Ohm-Widerstände nicht impulsfest genug? Ich hatte nur 0.5W Metallschicht herumliegen, aber an der Kathode treten ja eher keine großen Spannungen auf. Ich wäre über Hinweise dankbar!

Weiteres Vorgehen: Ich habe ihn bis jetzt nicht mehr in Betrieb genommen, weil ich mir erst einen passend belastbaren Widerstand für den Ausgangsübertrager und Kathoden-Messwiderstände mit genug Spannungsfestigkeit besorgen möchte. Ich denke ich werde um neue Endröhren nicht herumkommen, allerdings möchte ich einen systematischen Fehler ausschließen.

Danke soweit - der Jan

[OneStone]

Hallo Jan,

ich würde mal sagen, sich sprengende Kathodenwiderstände sind nicht normal. Daher verbaut man hier meist auch 5W, obwohl diese Leistung da nicht auftreten wird - die kleinen Dinger können keine nennenswerten Spitzenströme ab.

Ich würde außerdem davon abraten, den AÜ kurzzuschließen, weil du dann einen Ra von nahezu Null Ohm hast und die Röhren überlastet werden können. Hierzu mein allseits bekanntes Bild:


Ich würde dir raten:

1. Dummy besorgen (Induktionsarm)
2. Endstufe leerlauffest machen (Freilaufdioden rein)
3. Kathodenwiderstand wieder einbauen und nochmal messen und "Gleichlauf" der Kathodenströme mit dem Oszi prüfen. So kannst du schauen, ob die Röhre dynamisch evtl mehr Strom zieht als die anderen.
4. Auf Gasentladungen usw. im System achten, besonders bei Volllast!

MfG Stephan

[Der_Jan]

Danke! Wie gesagt...

1. läuft bereits
2. ist eine gute Idee, da keine Kurzschlussbuchsen für die Lautsprecher
3. sowie
4. mache ich!

Ich schreibe, wenn sich was ergibt. So sieht er jetzt aus:

[OneStone]

Hoi!

Die Dioden sind auch mit Kurzschlussbuchse Pflicht. Die Buchse fackelt dir die Röhren ab und bringt dir somit eigentlich nix. Die Dioden schützen auch, wenn das Kabel ne Macke hat oder am anderen Ende nicht eingesteckt ist.

Zum Aufbau: SEHR schöne Elkos! Du hast beim richtigen Hersteller mit 3 Buchstaben gekauft, die vom bekanntesten Relabeler gehen gern mal kaputt...

MfG Stephan

[Der_Jan]

Ich werd noch narrisch...

Habe heute die Ersatzteile bekommen, also ein Sextett 6550EH-Röhren und 1Ohm/2W Metalloxidschicht-Widerstände für die indirekte Kathodenstrommessung. Ich habe aber nur die Widerstände verbaut, da ich ja Probleme mit einer der alten Röhre am 0,5W-Metallschicht-Widerstand hatte.

Da ich heute Abend nicht mehr ins Labor wollte, saß der Amp ohne Trenntrafo am Netz. Amp eingeschaltet *tick* Sicherung durch - na danke... neue Sicherung, Amp eingeschaltet *tick* Sicherung durch. Die F+T Elkos sind so toll niederohmig, dass der Einschaltstromstoß sofort die Sicherung packt. Da sich mein Vorrat an 3,15A US-Sicherungen dem Ende neigt, habe ich dann zufälligerweise in einem kaputten Schaltnetzteil einen großen NTC als Inrush Current Limiter gefunden, jetzt gehts auch mit dem Einschalten.

Alle Spannungen waren da, super - Bassbox als Last angeschlossen - Standbyschalter umgelegt *bufz* Sicherung durch - toll... keine Rauchzeichen, kein blauer Blitz, nichts... nur der Speaker hat sich lautstark mit 1x krachen bemerkbar gemacht. Meine Diagnose: Endröhre (siehe oben) hat einen Kurzen und im Moment des Einschaltens eine PP-Seite sofort wieder gen Masse gezogen. Die 2W-Kathodenwiderstände sind demnach wohl super.

Ich habe dann die zwei verdächtigen Röhren gezogen und den Amp erstmal auf 4 Pötten gestartet, hier lief dann auch beim Einschalten der Anodenspannung alles gut. Habe dann den Bass eingesteckt und ein paar Töne gespielt, mit vielleicht 1/4W Ausgangsleistung, Klang war einwandfrei... dann plötzlich ohne Vorankündigung *bufz* Sicherung durch. Diesmal kein Krachen vom Lautsprecher.

So und jetzt hab ich richtig Schiss, die neuen 6550EH in den Amp zu stecken, solange ich nicht weiß, was da los ist.


Können Endröhren so defekt sein, dass sie nach ein paar Minuten wie aus heiterem Himmel einen internen Kurzschluss bekommen? Warum fließt auf einmal zuviel Strom, so dass die Primärsicherung fliegt? Die BIAS-Schaltung ist so simpel, da kann doch plötzlich nicht die Spannung fehlen... also grad im Moment wäre es mir lieber, wenn irgendetwas Rauchzeichen von sich gäbe, dann wüsste ich wenigstens, dass ich einen eindeutigen Fehler hätte.

[Der_Jan]

Nachdem ich ein bisschen hier im Forum gesucht habe, werde ich mich morgen wieder der Kiste widmen...

Den Standby-Switch überbrücke ich noch mit einem 150K/2W-Widerstand als Dämpfungsmaßnahme gegen Spannungsspitzen beim aus-dem-Standby-Einschalten. Die alten Röhren sind doch wohl schlimmer zugerichtet, als ich dachte... ich hab sie gerade das erste mal genau angesehen... mechanisch total im Eimer, die Systeme wackeln im Inneren der Röhre wie ein Kuhschwanz, weil die gezackten Glimmer-Abstandshalter platt sind.

Wie gesagt, ich steck die neuen EH morgen ein und schau mal, was dann so passiert... wird wohl eine weile dauern, bis ich dem Amp wieder vertraue.

[Der_Jan]

So, alles gut 

Amp läuft mit den neuen Röhren einwandfrei und macht bisher keine Mucken, sie haben sich am Fixed-Bias bei 50mA eingependelt. Im Laufe der nächsten Woche kommen meine Lastwiderstände, dann werde ich die Kiste mit Blick aufs Oszi bis ans Limit fahren, bevor ich sie am Wochenende dann auf der Bühne brauche.

[Der_Jan]

Kalauer:



 

[jacob]

Schickes Bild- besonders ins Auge fällt dabei das grafisch äußerst geschmackvoll und raffiniert gestaltete + 

Gruß

Jacob