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Sozialstation => Galerie => Thema gestartet von: Nesti am 30.01.2010 19:54

Titel: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Nesti am 30.01.2010 19:54
(http://www.enjoythemusic.com/tubelust/nestorovica.jpg)

Technische Spez:

150 W minimum in 8 oder 4 ohms. 20 Hz bis 20kHz
20 Hz bis 20kHz +0, -0.5 dB
Verzerrung  "Harmonic - Less than 0.5%, 20 Hz bis 20kHz at rated power. Intermodulation - any frequency combination - less than 0.2 %"
Damping -  > 25, 20 Hz bis 20kHz
Noise "Wideband, unweighted, greater than 90 dB"
Gewicht: um die 30 Kg

Ich habe in zwischen 3 Paare davon. Das erste kaufte ich vor fast 18 Jahren.

Sie sind mit 5 6DJ8, 1 6CG7 und 2 6KD6 bestückt. Die 6KD6 bilden eine parallele push-pull Ausgangsstufe.

Klanglich sie sind sehr natürlich transparent und dynamisch. Ein weiterer Charakter der Endstufe, der mich erstaunt ist, wie die Instrumenten so holographisch dargestellt werden.
Nach über 20 Jahren ist es aber sinnvoll die 4 grossen Elkos auszutauschen. Letztes Jahr bei einem Paar habe ich als Neugier auch die 6 Koppelkondensatoren mit Mundorf Gold/Siber/Oil  ausgetauscht. Das hat nach meiner Empfindung u.a. mehr transparenz und präsenz gebracht. Ich finde man hört mehr die Rauminformationen und es klingt als man ein paar Reihen mehr in der Nähe des Orchester sitzt. Die Idee, genau diese Koppelkondensatoren zu wechseln, ist nicht meine. Mile Nestorovic hat schon Anfang 2000 ein Uprade angeboten in dem diese Kondensatoren gewechselt wurden. Er war überzeugt, dass die Wahl der Koppelkondensatoren einen Einfluss auf dem Klang seiner Endstufen hatte.
Man findet diese Endstufen praktisch nicht mehr ausser jemand verkauft seine nicht mehr richtig funktionierende.

Mile Nestorovic ist der Vater der ersten grossen Röhrenverstärker von McIntosh und ist letztes Jahr gestorben.

Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 28.11.2024 10:59
Guten Tag Forumsgemeinde
Ja, ich weiss ein "Uralt-thread"!  :facepalm:
ABER ich habe gestern 2 solche Amps in die Werkstatt bekommen. Einer der beiden "Monos" läuft soweit perfekt, der andere zerrt schon bei geringer Aussteuerung und die Netzsicherung fliegt nach kurzer Zeit.
Soweit, so normal!  :angel:

Beim intakten kann ich die wirklich hervorragenden Specs. (mit meinem HP Spectrumanalyser) in Sachen S/N, THD usw. bestätigen, bis auf die extrem hohe Leistungsangabe vom 150 W an 4 oder 8 ohm. Die 1% THD-Leistung ist nur gut 30 Watt.
Also, was nu???
Die 6KD6 nach Datenblatt macht 33 Watt + 5 Watt g2, ist also vergleichbar mit 6L6GC oder ähnlich.
Im HIFI-Bereich lässt sich damit doch max. 40 bis 50 Watt erzeugen, ob in PP oder UL. Gut, eine "ausgekotzte" EL34 oder KT77 in PP kann mit 750V Anode und 450V g2 schon bis 70 Watt, aber nicht HIFI!
Druckfehler in der Leistungsangabe???
Fehlanzeige, denn im Netz finde ich diverse Quellen (Hersteller, Testberichte usw) mit denselben Angaben. Ok, alle einander einfach abgeschrieben?
Frage daher an euch: Weiss jemand etwas zu diesem Amp, resp. zu diesen Angaben? Mir als  "überaltert-konservativer Techniker" sind ev. "moderne Röhrentricks" zu wenig bekannt!??!
Dass die Hersteller oft die Specs gemessen unter "Laborbedingungen" angeben ist bekannt, aber gerade so "daneben"???

Es grüsst euch der leicht verunsicherte Alt-Tuber-Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Showitevent am 28.11.2024 14:40
Moin,

ich wüsste nicht, wie man aus 2 solcher Kolben 150 Watt quetschen sollte. Sicher, dass die 150 Watt nicht die Leistungsaufnahme des Amps sind?

LG
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: bluesfreak am 29.11.2024 13:14
....Die 6KD6 nach Datenblatt macht 33 Watt + 5 Watt g2, ist also vergleichbar mit 6L6GC oder ähnlich.
Im HIFI-Bereich lässt sich damit doch max. 40 bis 50 Watt erzeugen, ob in PP oder UL.

Da bin ich auch absolut bei Dir, mehr als ~45W (eher etwas weniger) dürften da nicht ohne größere Verzerrungen realisierbar sein.
Ich würde hier auch drauf tippen das die Leistungsaufnahme hier als Leistungsabgabe plakatiert  und auf die Unwissenheit der Konsumenten gesetzt wurde...

Gruß
blues
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 29.11.2024 17:15
Danke euch Beiden!
Die Leistungsaufnahme kommt hin. Ist aber schon noch ein "Schemmer", dass auch in Testberichten vor ca. 20 Jahren die Leistung mit 150W an 8 ohm bestätigt wurde.
Naja, die Welt will anscheinend "betrogen sein"!
Werde die defekte Kiste nun reparieren und auch mit 30 HIFI-Watt an 8 ohm zufrieden sein!
Was ich noch suche ist ein Schema, habe bei mir bekannten Links für Service Manuals leider bis jetzt noch nichts gefunden. Speziell ist, dass 5 St. ECC88  in der Vorstufe und eine 6CG7 als PI vor den beiden 6KD6 werkeln und doch ein Inputsignal von 2 Volt für Vollaussteuerung nötig sein soll! Das würde ich gerne noch anhand eines Schaltplans nachschauen!
Wer da ev. noch einen Tipp hätte, wäre sehr dankbar dafür!
Seid alle gegrüsst von Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Helmholtz am 29.11.2024 17:56
Mit 2 dieser Endröhren dürften schon über 100W möglich sein - natürlich nicht in Klasse A.
Die schwächere EL34 macht mit Ua = 800V und einem Ruhestrom von 25mA im PP-Betrieb 100W bei 5% Klirr.
Mit starker GK lässt sich der Klirr auf 0.5% senken. Mit zusätzlichen Tricks bestimmt auf noch weniger.
Die 6KD6 verträgt höhere Anodenspannung und Verlustleistung als die EL34.
Die geringe Eingangsempfindlichkeit mit vielen Vorstufenröhren deutet auf starke GK hin.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 30.11.2024 02:14
Interessant wäre mit wieviel Anoden- und Schirmgitterspannung der Verstärker läuft und was für einen RAA der hat. Von den elektrischen Daten ist die 6KD6 ähnlich einer EL509/EL519. Solche Röhren wurden für den Schaltbetrieb in Horizontalablenkstufen konstruiert, sind daher sehr niederimpedant und spannungsfest. Mehr als 30-40W sind definitiv drinn, aber mit den angegebenen 150W habe ich erstmal meine Zweifel.

Detallierte Datenblätter zu der Röhre sind leider rar. Ich habe mal die Verlustleistung (Orange 1xPA Rot 2xPA) in die Kennlinien eingetragen. Wenn ich um die 250-280V als Anodenspannung ansetze mit einem RAA von ca. 1.25k dann käme ich auf knapp. 88W Ausgangsleistung. Mehr Leistung ist sicherlich möglich wenn man mehr Anodenspannung einsetzt und die Lastgerade noch flacher wählt. Nur muss man dann wirklich tief in den B-Bereich rein und die Schirmgitterspannung gering halten um eine Überlastung der Anodenbleche und Schirmgitter zu verhindern.

Was ich noch bei der Recherche zu dem Amp gefunden habe ist, dass der Herr Nestorovic laut einigen Quellen ursprünglich wohl mal bei McIntosh den MC3500 designed haben soll und der NA-1 diesem wohl durchaus ähneln würde. Falls der NA-1 auch das Unity-Coupled Design der McIntosh Endstufen nutzt, würde das ganze mit den technischen Daten deutlich anders ausschauen. Die Endröhren laufen bei dem Design in einer Splitload Konfiguration mit Wicklung sowohl im Anoden als auch im Kathodenpfad die durch bifilare (je nach Modell auch trifilar) Wickeltechnik direkt aneinander gekoppelt sind.

Die gesamten elektischen Vorteile aufzuzählen sprengt hier jetzt so ziemlich den Rahmen, was unterm Strich bleibt ist, dass die Übernahmeverzerrungen stark reduziert werden und die Endröhren mit sehr wenig Ruhestrom tief im B-Betrieb verbleiben können, was Leistung und Effizienz bringt. Durch die hohe Gegenkopplung, wird dann noch der restliche Klirr gedrückt. Die Endröhrenbeschaltung erfordert jedoch eine gigantische Spannungsverstärkung durch die Treiberstufe. Das könnte auch das halbe Dutzend an Treiberröhren beim NA-1 erklären.

Der MC3500 ist mit bis zu 350W bei <0.15% angegeben. Als Endröhren kommen auch hier Horizontalablenkröhren zum Einsatz (wenn auch eines anderen Typs), der Treiber ist von der Bestückung her nicht unähnlich zum NA-1. Das Servicemanual vom MC3500 gibt es hier http://www.tubebooks.org/file_downloads/McIntosh/mc3500_sm.pdf (http://www.tubebooks.org/file_downloads/McIntosh/mc3500_sm.pdf)
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: cca88 am 30.11.2024 16:52
Servus Bruno,
was für eine Endstufentopologie hat der Amp denn?

So ein Crosscoupling wie der MC275? Oder klassisch? Oder H&K? Oder...

Kannst Du das mal rausbekommen?

Danke dir
Grüße
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 2.12.2024 21:07
Danke euch Beiden!
Alles was du, Max, zum Entwickler schreibst habe ich auch schon ansatzweise mitbekommen, insbesondere die Verwandtschaft mit dem McIntosh-Konzept. Die Kathode geht auch "durch" den OT. Der Vergleich mit dem MC3500 ist interessant und dem werde ich demnächst mal nachgehen.
Dass einige Amps mit Horizontalablenkröhren realisiert wurden/werden (EL/PL36, EL/PL50x usw) oder eben der 6DK6 ist bekannt und als ich bei der Beschaffung für Ersatz anfangs etwas ratlos war, habe ich mir tatsächlich schon eine Ueberlegung gemacht, mit einer EL509 per Sockeladapter ein Versuch zu fahren. Dann habe ich aber doch noch einen US-Lieferanten "meines Vertrauens" (kein ibä) gefunden, der die Liefern kann.
Anfangs hatte ich ja den zweiten intakten Monoblock in der Werkstatt gehabt, den ich ausmessen konnte und nur so im Bereich von gut 30 Watt bei 1%THD kam.
Messwerte ohne Endröhren im defekten Amp:
Ua: 460V an der Siebdrossel, Ug2: 210V, Ug1: -49V
DC-Widerstand Kathode zu Masse: ca. 30 ohm
In einer ruhigen Stunde werde ich versuchen das Schema der Endstufe inkl. PI (mit 6CG7) herauszeichnen. Bin aber derzeit mit DAB+ Umrüsten der alten Dampfradios der 50er bis 70er-Jahre absorbiert! Da gibts viele Erbstücke und dergleichen, die ins DAB-Zeitalter rübertransveriert werden wollen, ohne irgendwelche Zusatzgerätchen wie zB. die bekannten Adapter. Das magische Auge soll weiter "Magie" verbreiten. Aber das wäre ein anderer Thread!  :angel:
Danke euch allen für die Teilnahme und die Tipps und Ideen, die ich gerne verfolgen werde!
Mit Grüssen, Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 2.12.2024 21:45
Wenn die Kathoden eine Wicklung am AÜ haben riecht das schon sehr verdächtig nach einer Unity Coupled Schaltung wie bei McIntosh. Die Schirmgitter dürften auch noch ihre eigene Wicklung haben. Normalerweise werden die mit der Anode der anderen Röhre verbunden, was hier aber aufgrund der sehr viel niedrigeren Spannung nicht geht.

Mit den 460V konnten die 150W durchaus drinn sein. Der andere Block hat möglicherweise einen Defekt wesshalb der schon bei 30W 1% erreicht.
Die Frage wäre auch mit was für einer Quelle du den Verstärker testest? Die muss sehr klirrarm sein, ansonsten misst du Verzerrungen die du schon vorne herein gibst.
Bei wieviel Watt clippt der Block eigentlich auf dem Oszi?
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: cca88 am 2.12.2024 22:02
Servus Bruno,
wenn Du dan Zeit hast, die Schaltung rauszulesen, wären die Phalsenlagen und Übertragungsverhältnisse des Ausgangstrafso auch sehr interessant  ;D

Danke und Grüße
Jochen
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 10.12.2024 10:28
Sorry, war mal wieder mit anderem (Röhrenradios auf DAB-Erweitern) heftig beschäftigt!
Meine doch schon alte Quelle hat 0,06% bei 1kHz, ist also für Messungen bis 1% sehr zuverlässig und seit mehr als einem Jahrzehnt mein THD-Messbegleiter. Auch mein HP, zwar auch sehr alt, aber immer noch Top was THD-Messungen angeht.
Der "intakte" Block klippt bei gut 30 Watt sehr symmetrisch. Alle Röhren auf meinem grossen HICKOK 539C getestet und auch die Koppel-Cs im Betrieb geprüft (Spannung an den Gittern gemessen). Frequenzgang und alle Specs (eben bis auf die Leistungsangabe) sind ok. Ohmsche Last der Impedanz angepasst! Kann mir daher kaum einen Defekt in diesem Block denken!
Und noch dies: Der Verlauf des THD: <1Watt: <0,3% , ab ca. 10Watt bis kurz vor dem Klippen: <0,5% und danach ab ca. 30 Watt ein sehr steiler THD-Anstieg!
Ja, Jochen, gerne, aber sicher erst nach den Festtagen und wenn dann endlich "alle" Dampfradios DAB können, die in meinem "Patientenwartezimmer" anstehen! ;D
Also, bis zum Nächsten grüsst mit Dank, Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 10.12.2024 18:21
Wenn es 130W wären würde ich das ja noch verstehen, aber bei nur 30W ist die Diskrepanz zu den angegebenen 150W ist viel zu groß. Wenn im Treiber was nicht stimmt, kann es sein, dass dieser schon clippt noch lange bevor es die Endröhren tun. Desshalb mal mit dem Oszi die Ansteuerungen der Stufen durchtesten, da ist garantiert irgendwas defekt. Wahrscheinlich wirst du auch nicht drum herum kommen vorher den Plan herraus zeichnen zu müssen.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Showitevent am 11.12.2024 00:33
Ich bin immernoch der Meinung, dass die 150 Watt die Netzleistungsaufnahme sind.

30 Watt RMS 1% klingt auch absolut plausibel für einen Hifi Amp mit 2 Endstufenröhren dieses Kalibers.

Wenn die AES SixPacks es mit 6xEL34 gerade mal auf 50 Watt 0.55 % schaffen, dann finde ich 1% bei 30 Watt schon ziemlich beeindruckend aus zwei Röhren die gerade mal 30 bis 33 Watt Verlustleistung können...

LG
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 11.12.2024 01:40
Unter der Annahme, dass die Endstufe als Unity coupled ausgeführt ist kann man die Leistungswerte nicht mit anderen "standard" Designs vergleichen insbesondere was den THD betrifft. Um zum Vergleich mal ein paar Daten zu nennen, die weiter oben beschriebene MC3500 ist bei Nennleistung mit 0.15% angegeben, der klassische MC275 macht bei Nennleistung um die 0.25% (tatsächlich sind auch die werkseitig angegebenen 75W etwas untertrieben und der macht eher 85W). Durch die Kathodenwicklungen erfolgt schon eine massive Gegenkopplung in der Endstufe, dazu kommt dann nochmal eine globale GK, dadurch sinken die Verzerrungen massiv. Die ganze Armada an Vorstufenröhren (die zufälligerweise sehr ähnlich dem MC3500 ist) spricht auch für eine solche Schaltung, da die Endröhren in diesem Design keine Spannungsverstärkung machen und der gesamte Spannungshub aus dem Treiber kommen muss. Trotz dem halben Dutzend an Treiberröhren ist beim NA-1 die Eingangsempfindlichkeit auch eher mau.

Die Verlustleistung ist kein super genauer Indikator für die erreichbare Ausgangsleistung. Eine EL34 z.B. vertägt 5W weniger als eine 6L6GC, trotzdem lassen sich größere Ausgangsleistungen mit der EL34 erreichen. Diese ganzen Horizontalablenkröhren sind nochmal eine ganz eigene Sache für sich, weil die sehr geringe Anodenrestpannungen und hohe Stromtragfähigkeit aufweisen. Mit einer nicht so wahnsinnig hohen Anodenspannung und einem niedrigen RAA kann man da viel Leistung rausholen. Z.B. mit einer PL36 kannst du bei 300V ca. 45W erreichen, eine EL84 die 2W mehr Anodenverlustleistung verträgt, schafft da nichtmal die Hälfte.

Mal eine kurze überschlägige Rechnung: Oben wurden 460V Leerlaufspannung genannt. Nehmen wir mal an die sinkt auf 400V mit Endröhren und die 6KD6 erreicht eine Restspannung von 30V. Den RAA kennen wir (noch) nicht, aber nehmen wir an der erreicht einen Strompeak von 800mA, dann wären das theoretisch 148W Ausgangsleistung. Was bei mir eher Fragen aufwirft ist inwieweit es auf etwa halben Weg aussieht, denn da wird es für die Röhre am wärmsten.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Röhre69 am 11.12.2024 07:41
Hallo zusammen,

wie showitevent schon angeregt hat: Einfach `mal die Leistungsaufnahme messen - dann ist der Punkt geklärt.

Grüße
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Showitevent am 11.12.2024 11:36
Moin,

ja da kann was dran sein.
Meine Aussage galt auch eher erstmal dem Offensichtlichen (Datenblatt).

Die Armada an Vorstufenröhren dürfte dem vollsymmetrischem Frontend und Treiber geschuldet sein.
Hier stellt sich jetzt die Frage, wie der Amp getrieben wird. Ich bin kein Hifi Experte aber irgendwo habe ich gelesen, dass die Amps wohl nur Symmetrisch volle Leistung haben, ansonsten "single ended" fahren - was dann aber wohl nur Semi SE wäre.

Nichts desto trotz halte ich 150 Watt bei geignetem Hifitauglichem THD für eine Wunschvorstellung.


LG
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 11.12.2024 14:14
Der Plan bestätigt meine Vermutung gerade: der Amp ist als Unity Coupled Schaltung wie schon die McIntosh Endstufen ausgeführt. Die Ähnlichkeit zum MC3500 ist auch ganz klar da. Wo es sich unterscheidet ist die erste Stufe, da der NA-1 komplett symmetrisch aufgebaut ist.

...
Die Armada an Vorstufenröhren dürfte dem vollsymmetrischem Frontend und Treiber geschuldet sein.
...

Naja wir haben hier sechs Treiberröhren alles samt Doppeltrioden und dann noch überwiegend vom steilen ECC88 Typ, dazu kommt, dass die Endröhren auch noch extrem steil sind.
Selbst wenn du ein zwei Röhren für Kathodenfolger abziehst macht das keinen Sinn mit einem "normalen" Verstärkerkonzept, da würden zwei drei Röhren völlig ausreichen. Mit UC sieht es eben ganz anders aus, weil die Ausgangsstufe dort keine Spannungsverstärkung liefert. Tatsächlich braucht es beim UC dafür sogar noch zusätzliches Bootstrapping im Treiber das dem AÜ entnommen wird. Im NA-1 kann man das auch erkennen, da wird von den Anoden der Endröhren auf die jeweils gegenüberliegende vorherige Treiberstufe positiv zurückgekoppelt um mehr Spannungshub zu ermöglichen.


...
Hier stellt sich jetzt die Frage, wie der Amp getrieben wird. Ich bin kein Hifi Experte aber irgendwo habe ich gelesen, dass die Amps wohl nur Symmetrisch volle Leistung haben, ansonsten "single ended" fahren - was dann aber wohl nur Semi SE wäre.
...

Das ist ein interassanter Punkt, vielleicht liegt da nämlich der Hund begraben wesshalb Bruno hier nur so eine schlechte Ausgangsleistung erzielen konnte.

...
Nichts desto trotz halte ich 150 Watt bei geignetem Hifitauglichem THD für eine Wunschvorstellung.
LG

Weil? Wie schon gesagt Unity Coupled ist nicht mit anderen Standardkonzepten (Pentode PP, Ultralinear, Triode PP etc.) vergleichbar. Der große Clou liegt in der starken GK der Endröhren und wie der AÜ aufgebaut ist, was ermöglicht knallhart leistungsorientierten B Betrieb zu fahren und dabei trotzdem unangenehme Übernahmeverzerrungen zu vermeiden. Dadurch kommt die hohe Ausgangsleistung zu stande. Die lokalsierte GK und die globale GK drücken dann den THD. Erkauft werden diese Vorteile eben mit einem gewaltigen zu erbringenden Aufwand in der Treiberstufe und einem AÜ der alles andere als leicht zu wickeln ist.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 15.12.2024 18:21
Es ist vollbracht!  :topjob:

Endlich ist die RCA 6KD6 aus den USA eingetroffen, die defekte Biasschaltung war schnell repariert und der Amp ist wieder betriebsbereit und siehe da, "Stahlröhre" Max hat in allen Punbkten recht.
1. der andere Monoblock, der nur gut 30 Watt macht, muss ein Hau haben (wird demnächst nochmals untersucht)
2. Der reparierte Amp bringt an 8,5 ohm gut 160 Watt bei THD <0,5%
Siehe die Bilder dazu im Anhang!
Da hab ich nun wieder mal dazu gelernt. Ich habe mich bisher zu wenig mit den über den OT "Kathodengegengekoppelten" Konzepte (wie auch McIntosh, Quad usw) im Detail beschäftigt!
Enorm, was man aus 2 gut beschalteten 40 Watt-Tuben herauskitzeln kann. Der Aufwand ist enorm und mit 30 kg scheint auch viel Cu und Kernblech unter den Hauben versteckt zu sein.
Danke Max und allen anderen, die sich mit meinen Fragen auseinandergesetzt haben.
Seit 1962 beschäftige ich mich mit Röhren-Audio, Radio und damals TV, aber man lernt nie aus, wie ich mal wieder sehen darf! Aber das macht das Technikerleben über all die Jahre auch sehr "lebenswert"!
Schöne Festtage wünscht euch allen, Bruno der alte, aber immer noch Lernende!
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 15.12.2024 18:26
die Messbilder! (Achtung! Sonden THD 10:1, Oszi 20:1 Massefrei), Effektive Spannung bei 1 kHz mit Fluke True RMS ohne Sonde direkt an der Last gemessen!)
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 15.12.2024 19:54
Schön, dass du schonmal einen Block wieder hinbekommen konntest.  :topjob:

Frank McIntosh und der Gorden Gow haben mit ihrer Schaltung damals so ziemlich alles aus der Röhrentechnik rausgeholt was möglich war. Leider konnte dieses Design sich nie weitflächig durchsetzen und blieb immer eine McIntosh Spezialität. Für die interessierten habe ich mal einen Artikel von Gow und McIntosh eingefügt, der die technischen Hintergründe genauer bleuchtet (der damals verwendete Treiber unterscheidet sich jedoch enorm von späteren Modellen).

Kurzgefasst ging es McIntosh darum ein Trafokonzept zu entwickeln, welches durch bessere Kopplung die Streuinduktivität im AÜ gravierend reduziert, ohne wie beim sonst üblichen Verschachteln der Wicklung die Wicklungskapazität zu erhöhen und ohne gravierend Hauptinduktivität einzubußen.
Die zusätzliche Linearisierung durch die Kathodengegenkopplung ist tatsächlich fast eher ein willkommener Nebeneffekt, erzeugt jedoch auch zusätzlichen Aufwand, da die Schirmgitterspannung ansonsten nicht konstant bleibt. Durch die gute Phasentreue veträgt das Design zudem hohe Grade an Gk, ohne instabil zu werden. Entsprechend schön sind dann die Leistungsdaten, wie man bei deinen Messungen ja auch sehen kann.

Der Quad II wird oft mit in den Topf geworfen weil er auch Kathodenwicklungen hat, die Schaltungsidee dahinter ist jedoch eine andere, auch dazu ein angehängter Artikel.
Durch die zeitgleich aufkommende Ultralineartechnik wurde dieses Konzept recht zügig wieder verdrängt.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Showitevent am 16.12.2024 10:16
Nicht schlecht.
Also muss ich wohl eingestehen, dass mir dieses Wissen bis dato entglitten war, allerdings hatte ich auch nicht rausgelesen, dass es einen zweiten gibt, der die Leistung bringt.

Rock on!
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 16.12.2024 17:51
Ja, bin auch gespannt, was mit dem anderen Block los ist, warum der zwar "saubere" aber nur gut 30 Watt bringt. Am Mittwochnachmittag bringt der Besitzer diesen zweiten Block nochmals zum Ausmessen und Untersuchen in die Werkstatt und ich hoffe, nach nun all dem "Zusatzwissen" über diesen Amp die Ursache geklärt werden kann.
Wenn ich ganz ehrlich sein darf, auch mit all den Erklärungen von Max ist mir die "wunderbare Leistungsvermehrung" mit "nur" 2x 40 Watt-Tuben noch nicht so ganz klar. Irgendwie wird doch die "übliche" Tubenphysik massiv ausgehebelt. Bei PP, UL und auch PPP, ClassA, AB  und was ich noch alles schon in der Werkstatt hatte, waren auch  Leistungsunterschiede zu verzeichnen, aber doch nicht in diesem Masse. Hat wohl auch mit der niedrigen Impedanz der 6KD6 zu tun und dem damit verbundenen hohen zulässigen Ausgangstrom bei genügend hoher Spannungsfestigkeit usw.
Mit den ca. -44 Volt am Gitter und der hohen Kathodenspannung ergibt sich ein sehr komplexer AP.
Ich melde dann, was mit dem anderen Block los ist, sobald ich dahinter gekommen bin.
Dank den Bildern von Max haben wir ja wenigstens eine Ahnung von der Schaltung, auch wenn das Schema nur etwas eingeschränkt leserlich ist.
Es geht sicher weiter! Versprochen!
Bis denn grüsst euch Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 16.12.2024 18:46
Sind es wirklich 40W Verlustleistung? Die zwei Datenblätter die ich zur 6KD6 gefunden habe reden von nur 33W.
Der Trick liegt im strikten B-Betrieb der Endstufe, damit sind theoretisch bis zu 75% Effizienz drinn. Mit zwei EL34 sind bekanntlich auch 100W möglich, nur wird dies normalerweise mit einem so hohen Klirrfaktor abgestraft, dass keiner sowas für HiFi einsetzen würde. Hier kommt dann wieder die starke Gegenkopplung ins Spiel die durch die Kathodenwicklung und auch noch global über den Treiber besteht. Duch die bessere Phasenstabilität und Bandbreite des AÜ kannst du dank dem Design generell noch mehr GK geben, als sonst üblich. Das senkt den THD dann wieder in erträgliche Bereiche.

Die maximale Verlustleistung ist eben nur ein ungenauer Faktor, weil er nichts über den Kennlininenverlauf aussagt. Wenn ich z.B. eine KT88 nehme mache ich damit locker weit über 60W-70W in UL oder als Pentode. Beschalte ich sie dagegen als Triode verliere ich locker die Hälfte meiner erzielbaren Ausgangsleistung, obwohl meine maximale Verlustleistung sich ja garnicht geändert hat. Einfach weil ich nen anderen Kennlinienverlauf habe und meine Anodenrespannung nun viel höher ist. Durch die höhere Restspannung bleibt natürlich auch wieder mehr (Wärme)Leistung in meinem Verstärker, wo wir dann wieder beim Effizientthema wären.

Die grundlegenden Eigenschaften (hohe Stromtragfähigkeit, spannungsfest, steil) so einer Zeilenendröhre kommen hier super gelegen und können ihre Stärken voll ausspielen (s.o. Vergleich zwischen PL36 und EL84). Das einzige was diese Röhren absolut nicht mögen/vertragen sind hohe Schirmgitterspannungen, desshalb braucht es hier auch noch eine extra Wicklung auf dem AÜ.

Die Bilder waren übrigens nicht von mir, sondern von Geronimo.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Showitevent am 16.12.2024 19:58
Besser kann ich das leider nicht liefern. War ein Netzfund, weil mich das ja auch irgendwie interessiert hat

LG und frohe Feiertage!
 :urlaub:
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 17.12.2024 07:49
Sorry, Geronimo, bin da beim Lesen glatt "verrutscht"! :angel:
Danke dir, da habe ich/haben wir wenigstens eine Ahnung von der Schaltung. Ich werde mal an einem ruhigen Winterabend versuchen die Schaltung so gut wie möglich abzuzeichnen und wenn es mir einigermassen gelingen sollte, hier einstellen!

Allen frohe Vor- und Nachfesttage wünscht mit Dankesgrüssen, Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 19.12.2024 07:30
Guten Morgen
Gestern war der "vermeintlich" 30Watt-Block in der Werkstatt. Beim Messen vor einiger Zeit scheint mir ein Fehler unterlaufen zu sein. Jedenfalls brachte auch der, wie der nun reparierte (mit neuer 6KD6 und Bias repariert) gut 160 Watt, bis er sichtbar geklippt hat und bei den spezifizierten 150 W an 8 ohm war der THD bei beiden unter 0,5% zu messen.
Sorry, dass ich Verwirrung gestiftet habe,  :facepalm:
aber ich habe (und vermutlich einige weitere hier auch) mal wieder was dank Geronimo (Schema) und Max (Grundlagen) gelernt.  :topjob:
Ganz ehrlich, verstanden habe ich die "wunderbare Leistungsvermehrung", einfach durch spezielle GK-Massnahmen im Aü und B-Betrieb noch nicht ganz. Werde mich aber dahingehend noch in einer ruhigen Phase gerne "weiterbilden"! Die Physik an sich lässt sich ja kaum "aushebeln"!??!  ???

Mit Grüssen dankt allen,  Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 21.12.2024 18:55
Guten Abend Allerseits
Wie angekündigt habe ich versucht das leicht verschwommene Schema von Geronimo im Netz gefundene und hier eingestellte Schema "übersichtlicher" aufzuzeichnen. Soweit scheint mit alles logisch und soweit auch klar zu sein, aber an einem Punkt stutze ich, weil es so wie ich es sehe nicht stimmen kann.
Der "Problembereich" liegt genau auf einer Faltkante des Plans, aber ich sehe dort eine Z-Diode, aber meiner Meinung nach wäre sie so falsch gepolt!
Wer sieht das ev. anders und vorallem richtig?
Gerne erwarte ich Tipps von euch, wie und was ihr an dieser Stelle seht, resp. was da Anderes sein könnte ???
Erwartungsvoll grüsst, Bruno
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Stahlröhre am 21.12.2024 19:24
Das wird falsch gezeichnet sein. Denn so herum macht es keinen Sinn, da die Diode die Anodenspannung sonst kurzschließen würde.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: Showitevent am 21.12.2024 23:09
Ich finde es so cool, dass Du dir die Arbeit machst!

Unglücklicherweise weiß ich nicht mehr genau wo der Download Link ist. Vielleicht könnte man den jenigen anschreiben bezüglich abfotografie des original plans.

Allerdings war das glaube ich auch ein Verkaufsangebot des eigentlichen Verstärkers. Da ist fraglich wie hoch die Bereitschaft dazu wäre.

LG

EDIT:

Dieser Link war das: https://www.wenwaudio.nl/nestorovic-labs-alpha-1-%281762%29.php

Vielleicht kann man da mal ganz lieb nachfragen mit der Bitte um Hilfe zum Retten zweier dieser Verstärker.
Titel: Re: Nestorovic NA-1
Beitrag von: tubeampgrufti am 24.12.2024 16:23
Danke für den Link!  :topjob:
Werde dort mal mein Glück versuchen, aber erst nach den Festtagen!

Zur Z-Diode: habe ich umgezeichnet, so dass es Sinn macht.
Die Grundstruktur des Verstärkers ist aber bereits erkennbar, aber auch weitere Fragen stellen sich mir. ZB.  ca. 450V an der Anode der 6CG7 und an deren Kathodenwiderstand - 135 Volt. An der Kathode, was gleichsam dem Gitter 1 der Endröhre entspricht habe ich im Betrieb -48 V gemessen.
Im Datenblatt ist als Grenzwert 330V zwischen Anode und Kathode angegeben.
Ich habe die Werte damals, als die Amps noch bei mir waren, nachgemessen und stimmen mit diesen Angaben gut überein.

Ich melde mich so oder so, wenn ich mich bei den Nestrovic-Leuten erkundigt habe!

So, nun geniesst die Festtage und seid gegrüsst, Bruno