Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Boxenbau => Thema gestartet von: Nigel am 3.10.2015 21:44
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Moin ihr Lieben!
Ich bräuchte mal eine kurze Einschätzung von Euch:
Ich weiß es wurde schon viel dazu geschrieben, hier jedoch nicht. Habt ihr in irgendeiner Form Erfahrung mit einem Karlson Transducer? Lohnt das als Bastelprojekt? Kann man damit eine anständige Bassbox bauen?
Bin für jeden Hinweis dankbar!
Gruß,
Nigel
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Eine Bassreflexbox wird kompakter ausfallen und auch nicht schlechter klingen. Die kleineren Karlsons sind eh im Tiefbassbereich BR-unterstützt.
Die Karlsson-Transducer wurden zu einer Zeit erfunden, als man noch nicht in der Lage war, BR-Boxen mit Hilfe von spezifischen Parametern optimal zu konzipieren (und dementsprechend auch die Chassis...).
Wenn man die Kisten richtig gut bauen möchte, muss man sich Gedanken um die Schwingneigung der Vorhangflügel machen (Biegesteifigkeit). An dieser Stelle reden wir jetzt ausdrücklich nicht von alten Lautsprechern mit relativ geringer Belastbarkeit, sondern davon, was moderne Lautsprecher und starke Endstufen da bewirken wollen...
Weil die Karlsons physikalisch Bandpaßgehäuse sind, bei denen wegen des halboffenen "Vorhangs" sehr ausgeprägte Nebenmaxima außerhalb des Bandpass-Durchlassbereichs aufweisen, klingen sie auf Achse offenbar einigermaßen neutral (und vermutlich auch nicht schlechter als Basslautsprecher mit Phase-Plugs oder anderen Diffraktoren vor dem Konus). Interessant fände ich das seitliche Abstrahlverhalten. Dazu findet man sogar in DIYaudio kaum etwas. Dabei wäre das der m.E. interessanteste Aspekt des Konzepts (der Vorhang wirkt als Spalt; er sollte seitlich breiter abstrahlen als der Tieftöner ohne Vorhang).
Mein Fazit: für Oldschool-Sound und -Look sicherlich einen Versuch wert, aber kompakte BR-Boxen bieten nicht weniger für weniger Schlepperei und Ladevolumen. Im Vergleich zu typischen (riesenhaften) Bassreflexboxen der 50er und frühen 60er Jahre mag das ein interessantes Konzept sein. Mit modernen Chassis und vor allem dem wesentlich umfassenderen Wissen über die Funktionsweise und die Optimierung von BR-Boxen ist das Konzept in meinen Augen obsolet. Außer man möchte einen Augenfang...
(Ein oder zwei Karlsons mit EV 15 L oder Oberton 15L400 unter einem Dynacord B1001 aus den 70ern machen schon was her - verpflichten ob des Showeffekts dann aber auch dazu, wirklich gut zu spielen).
PS: Du merkst vielleicht, dass ich mir die Frage auch schon gestellt habe und dann zur obigen Einschätzung gelangt bin.
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Ergänzung: wenn Du eigentlich mit Boxen komplett ausgestattet bist, Platz kein Thema, Neugier dafür aber um so mehr eines ist und genügend Muckis zum Schleppen der Kisten vorhanden sind, bau Dir so ein Teil.
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Danke Bea für die Einschätzung!
Ich muss nochmal drüber nachdenken, wie dieser Spalt funktioniert. Ich würde mir von so einem System eine etwas direktere Ansprache versprechen....mal schauen.
gruß,
Nigel
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Hallo Nigel,
beim Thema direkte Ansprache muss ich immer an EVM15L oder B denken
Habe da noch einen, den ich immer Parallel zur 18er für die Tiefbässe einsetzte im TL608 wegen klein und Schnell Thiele Gehäuse.....
Damals hatten wir da noch die Dicken Kisten, und diverse davon, brauchten aber auch ne menge Raum um sich zu entfalten, und ne menge Kisten um Tiefer zu gehen......
Open Air einfach genial
Aber da war Platz noch nicht so Teuer wie Heute......
Oder kennst du noch das Dino Ding ?
Rock On
Mat
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In den späten 80ern hatte ich mal ein Pärchen Karlson-Bin-Nachbauten, damals mit Gauss-Bestückung.
(diese Monsterchassis mit 100m Schwingspule und Alu-Kalotte)
Kernig schwer, aber mit richtig tiefen Bässen hatte das leider nix zu tun. Ich hatte sie nur als Bässe betrieben, nie Fullrange. Das klang auch irgendwie resonant und sonderbar. Da würde ich driektabstrahlende EV15L klar bevorzugen. Bei dem Volumen und Gewicht, was ein K-Bins hatte, kann man auch ne EV Doppelfuffzehner transportieren.
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Hallo,
was richtig tiefe Bässe angeht, kann ich mich meiner Erfahrung mit Hörnern nach meinem Vorredner nur anschliessen, auch wenn ich mit Karlsons direkt noch nicht das Vergnügen hatte. Meistens kommt es auf die Menge an, wie tief das geht. Oftmal lief damals sowas auch als Low-Mid in einer 4-Wege PA.
"irgendwie Resonant" ist eine schöne Umschreibung, man könnte auch sagen, wenn man ohne brauchbaren EQ damit im falschen Raum landet, hat man nicht nur selber an diesem Tag keinen Spass mehr.
Grüsse Stefan
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Moin zusammen!
Och nö - das hört sich alles überhaupt nicht gut an, was ihr so schreibt. Also offenbar kein Wunder, dass TT-Cabs die nicht im Programm hat. Meine Hoffnung war, dass die Karlsons evtl eine Möglichkeit wären eine Mischung aus Hornsystem und Direktabstrahlung hinzubekommen, ohne große Laufzeitunterschiede, also ein Horn mit eher kurzem Weg. Gewicht würde ich durch irgendein geschicktes Verbundmaterial reduzieren, so wie MarkBass das machen. Es scheint wichtiger zu sein, dass die Wände hart sind, als dass sie schwer sind.
Vielleich ist das hier ein Ansatz der besser funktionieren könnte:
http://snkby.50megs.com/photo.html
Ansonsten sind Hornsysteme für HiFi und 18er für E-Bass ganz oben auf meiner Liste.
Habe eben dieses schöne Stück gefunden:
http://www.axissound.co.uk/valv-a-tron/speaker/
Auch die Ragggae-Szene will offenbar wieder Röhren.
Danke Euch erstmal!
Lieben Gruß,
Nigel
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Hallo Nigel,
wenn du wirklich abgrundtiefe, fette und trotzdem geradezu unanständig saubere Bässe möchtest, schau dir einfach mal den sogenannten Unterresonanzbetrieb an. Ich war sprachlos.
Gruss Stefan
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Das ist wohl für Musikersysteme kaum interessant...
Vor allem sind die Bässe mehr unanständig als sauber, da hier auch ein enorm hoher Klirrfaktor in Kauf genommen werden muss.
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Spannendes Thema. Kannte ich noch nicht. Vielen Dank.
Dazu bräuchte man einen dieser Philips EL6471 1kW-Verstärker. Die sind mir jedoch eindeutig zu häßlich, machen sich nicht so gut neben meinem Billy-Regal.
Gruß,
Nigel
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Es scheint wichtiger zu sein, dass die Wände hart sind, als dass sie schwer sind.
Steif müssen sie sein. Wenn Du dünne Wände mit sorgfältiger und hinreichend stabiler Versteifung baust, kannst Du die Masse der Versteifungen aber nicht vernachlässigen. Irgendwo gibt es da ein Minimum, und mit noch dünneren Wänden und noch mehr Versteifung wird die Kiste dann wieder schwerer. Die Barfaced-Boxen (12 mm Sperrholz um Gerippe herum gebaut) scheinen recht nah an diesem Minimum zu sein.
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Hallo,
der Konstrukteur der Systeme, die ich in Aktion erlebt habe, bekämpft den Klirr durch einen Vorwiderstand, in der Hinsicht hat mich nichts wirklich hörbares gestört.
Ich war damals einfach überrascht, derart tiefe Bässe mit diesem Druck aus solch kleinen Gehäusen zu hören, nach fast 30 Jahren Erfahrung mit Sound Reinforcement, habe ich schon einiges gesehen und gehört, das war definitiv was neues. Sehe mich in Hinsicht auf Speaker aber eher als User, wenn was funktioniert, funktionierts eben, dann noch zu wissen warum, ist vielleicht ganz nett, aber für mich halt irgendwie Nebensache.
Aber nichtsdestotrotz war ich ziemlich beeindruckt, habe aus Interesse nachgehakt und erfahren, dass es sich um URPS handelt.
Aber du hast schon recht, eine oberflächliche Interpretation von Messwerten ist natürlich immer der praktischen Erfahrung vorzuziehen.
Grüsse, Stefan
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Tach Nigel,
Dazu bräuchte man einen dieser Philips EL6471 1kW-Verstärker. Die sind mir jedoch eindeutig zu häßlich, machen sich nicht so gut neben meinem Billy-Regal.
Dann solltest Du Dir mal ein neues Regal anschaffen - ich finde die sehen affenscharf aus. Und als Gitarrist hast Du keine Probleme mehr mit zuwenig cleanem headroom ;)
ne schöne Jrooß, Mathias
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Hallo,
sieht auch aus, als bekäme man sicher eine tolle Bräune davon.
Grüsse, Stefan
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<offtopic>
Wußt ichs doch, daß Doc Brown 1955 bei Philips in der Entwicklungsabteilung war!
https://www.youtube.com/watch?v=_Dvwd8Hyh-Y&spfreload=10
</offtopic>
Der EL6471 hat wirklich Charakter! Aber mei, Geschmackssache..
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.....und wie Doc Brown habe ich auf die Wandbefestigung der Regale verzichtet. Zudem sind die schweren Sachen oben und die leichten unten.....das kann nicht gut gehen.
GRuß,
Nigel
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Wo wir schon bei Ikea-Regalen sind..
Wären denn irgendwie geartete Wabensandwich-Platten ein denkbares Material für die Karlson-Gehäuse?
Da könnte was sinnvolles in puncto Steifigkeit und Gewicht rauskommen. Preislich? Keine Ahnung... Wahrscheinlich im "teures Hobby" - Segment...
Und noch weiter gesponnen: Besagter schwedischer Innenausstatter macht ja seine Tischplatten seit ner Zeit in Sandwichkonstruktion. Wird evtl. dann dick, aber auch nicht soo schwer.. Falls man überhaupt so dick auftragen muß, Du Zeit zum Kleinanzeigen durchforsten hast, und keine psychosomatische Preßspanallergie, so wie ich...
Gruß Bernhard
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Moin!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Wabenscheiben optimal als Lautsprechergehäuse sind. Das Verfahren kommt aus dem Flugzeugbau der 60er Jahre (XB-70 Valkyre) um stabile, dünne und leichte Flügel zu bauen, die möglichst starr/steif und wahrscheinlich auch resonanzarm sind (kleiner Klugsch...am Rande). Die waren komplett aus Aluminium. Moderne aus Kohlefaser wären sicher der Knaller für "farblose" Bassboxen.
#psychosomatischepressspanallergie:
dto. Das arme Holz. Holz ist so ein tolles Zeug und kann ewig halten und wehrt sich bis zu Schluss aktiv selbst gegen Parasiten und Fäulniss. Erst wenn man es kleinheckselt und unter Hochdruck und Leim zusammenpresst hat man es getötet.
Ferner meine ich mich zu erinnern, dass Pressspanplatten, anders als MDF "offiziell" nicht für Schwingungsbelastung geeignet sind.
Sind besagte Tischplatten überhaupt noch aus Holz? Scheint mir eher Pappe zu sein. Ich erinnere Türen aus Wabensandwich. Die sind akustisch unwirksam. Ab einem gewissen Pegel ist es egal ob offen oder geschlossen.
Dennoch: Guter Hinweis.
Lieben Gruß,
Nigel
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Tag Nigel,
meines Wissens sind die Tischplatten komplett aus Preßspan, mit ner Waben-Mittellage und Preßspan-Decklagen min nem knappen Zentimeter. Aber der ganze Aufbau ist dann ca. 5 cm dick. Und Preßspan ist ja eh raus...
Massivholz muß! Das kann ich nur nochmal unterstreichen.
Und ein überschallknallfester Bass-Bomber aus Flugzeugaluminium kommt der Sache schon näher ;)
Gruß Bernhard
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Hallo
#psychosomatischepressspanallergie:
dto. Das arme Holz. Holz ist so ein tolles Zeug und kann ewig halten und wehrt sich bis zu Schluss aktiv selbst gegen Parasiten und Fäulniss. Erst wenn man es kleinheckselt und unter Hochdruck und Leim zusammenpresst hat man es getötet.
Deine Spanplattenallergie teile ich ;)
Allerdings sind Platten aus feinen Spänen ein Abfallprodukt der Sägewerke, gehäckselt wird nur für Grobspanplatten.
Ich habe sowohl Späne und andere Zutaten wie Harnstoff (igitt) zu den Werken wie auch Platten gekarrt, war häufig in Plattenquetschereien
Gruß Franz
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Moin!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Wabenscheiben optimal als Lautsprechergehäuse sind. Das Verfahren kommt aus dem Flugzeugbau der 60er Jahre (XB-70 Valkyre) um stabile, dünne und leichte Flügel zu bauen, die möglichst starr/steif und wahrscheinlich auch resonanzarm sind (kleiner Klugsch...am Rande). Die waren komplett aus Aluminium. Moderne aus Kohlefaser wären sicher der Knaller für "farblose" Bassboxen.
#psychosomatischepressspanallergie:
dto. Das arme Holz. Holz ist so ein tolles Zeug und kann ewig halten und wehrt sich bis zu Schluss aktiv selbst gegen Parasiten und Fäulniss. Erst wenn man es kleinheckselt und unter Hochdruck und Leim zusammenpresst hat man es getötet.
Ferner meine ich mich zu erinnern, dass Pressspanplatten, anders als MDF "offiziell" nicht für Schwingungsbelastung geeignet sind.
Sind besagte Tischplatten überhaupt noch aus Holz? Scheint mir eher Pappe zu sein. Ich erinnere Türen aus Wabensandwich. Die sind akustisch unwirksam. Ab einem gewissen Pegel ist es egal ob offen oder geschlossen.
Dennoch: Guter Hinweis.
Lieben Gruß,
Nigel
Hallo Nigel,
ich befürchte die Valkyre-Wabenkonstruktion - sprich "Honeycomb" wird akustisch ziemlich transparent sein.... Zumindestens für tiefe bis hochmittle Frequenzen...
Mist - bei uns haben sie das Zeug vor etlichen Jahren reihenweise entsorgt... Ich hätt mal interesseweise zuschlagen sollen.
leicht ist es - unheimlich leicht
Grüße
Jochen
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Moin Jochen!
Ja, das wäre logisch. Die Papptüren verhalten sich ja ähnlich. würde man die Waben aus CFK herstellen und die Waben mit Gummi o.Ä. füllen.....bräuchte man die Waben nicht mehr.....
Also du kennst das Zeug? Spannend. Einmal angenommen man macht die Planken aus Holz und die Waben aus CFK, oder Holz oder vielleicht sogar Glas. Wie sieht dann die Ausbreitung von Longitudianlwellen aus?
Wäre das vielleicht eher was für eine Gitarrendecke?
Lieben Gruß,
Nigel
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Moin Jochen!
Ja, das wäre logisch. Die Papptüren verhalten sich ja ähnlich. würde man die Waben aus CFK herstellen und die Waben mit Gummi o.Ä. füllen.....bräuchte man die Waben nicht mehr.....
Also du kennst das Zeug? Spannend. Einmal angenommen man macht die Planken aus Holz und die Waben aus CFK, oder Holz oder vielleicht sogar Glas. Wie sieht dann die Ausbreitung von Longitudianlwellen aus?
Wäre das vielleicht eher was für eine Gitarrendecke?
Lieben Gruß,
Nigel
Sory Nigel,
ich kenn es einfach aus dem Flugzeugbau ;-)
ich denke da wäre ein Holz-Gummi oder Holz-Schaum-Laminat zielführender...
Mit Glas auffüllen - schwer...
CFK - wäre meines Erachtens genau der gleiche Effekt wie die Waben... Akustisch wahrscheinlich transparent..
Hmh - Schaum wahrscheinlich auch. Liefe wahrscheinlich auf einen test raus...
Gewünscht wir eingelich ein "schwingunfreudiger", "akkustisch intransparenter" und möglichst leichter Vorhang den man auf diese Exponentialform bringen kann - oder?
Grüße
Jochen
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Gewünscht wir eingelich ein "schwingunfreudiger", "akkustisch intransparenter" und
Nö, eben gerde nicht. Der Vorhang hat zwei Funktionen:
a) Diffraktor - also wie Deeflex oder andere Beamblocker
b) vordere Gehäusewand einer Bandpassbox.
Für beides dürfen die Vorhänge nicht schwingen.
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Hallo,
ich habe den Karlson-Plan in meinem Archiv von Mitte der 1970er gefunden,
vielleicht ist es für jemand von Interesse.
Gruß
Manfred
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Nö, eben gerde nicht. Der Vorhang hat zwei Funktionen:
a) Diffraktor - also wie Deeflex oder andere Beamblocker
b) vordere Gehäusewand einer Bandpassbox.
Für beides dürfen die Vorhänge nicht schwingen.
...deshalb schrub ich ja auch schwingunfreudig
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Ha.. den Bauplan von Manfred kenne ich.. Nach eben diesen aus den 70ern habe ich meine Kisten damals auch gebaut. ;D