Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Fender => Thema gestartet von: doc_holiday24 am 10.03.2025 12:31
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Servus, ich hab den Amp gebraucht gekauft und er klingt wirklich saugut, leider hat er ein Problem mit dem Tremolo welches ich nicht in den Griff bekomme. Wenn das Tremolo aktiviert wird klingt das Ding wie ein Hubschrauber und man hört ein lautes rhythmisches Klopfgeräusch wobei das "Speed" Poti die Geschwindigkeit des Klopfens regelt und "Intensity" die Lautstärke. Es klingt echt heftig, vielleicht hat jemand eine Idee dazu. Ich habe einige Artikel darüber gelesen, dass Problem scheint nicht so selten zu sein. Leider beziehen sich diese Artikel alle auf alte Princeton Reverb Amps und ich weiß nicht in wie fern man das 1:1 auf die Reissue Version mit Platinenbauweise übertragen kann. Was ich schon erfolglos probiert habe:
1. Die Kabel im Amp anders verlegen, viel Spielraum ist bei dem Amp aber leider nicht -> ohne Ergebnis
2. Vorstufenröhre ausgetauscht -> ohne Ergebnis
Was ich festgestellt habe:
1. Es spielt keine Rolle ob der Fußschalter zum aktivieren von Reverb und Tremolo eingesteckt ist, ist er nicht eingesteckt sind Reverb und Tremolo automatisch aktiviert und auch da klopft es genau wie mit eingestecktem Fußschalter. Ich denke der Fußschalter isses schon Mal nicht.
2. Das Reverb hat keinerlei Einfluss auf das Problem, egal ob Reverb mit oder ohne Fußschalter ein- oder ausgeschaltet ist es klopft munter weiter und auch der Reverb Regler hat keinerlei Einfluss auf das Problem
Man hört das Klopfen auch wenn gar kein Instrument angeschlossen ist und man nur das Volume dem Amps aufdreht. Sobald man das Tremolo aktiviert geht´s los.
Ich hab einen Artikel gefunden, der zwei Lösungsvorschläge bietet, allerdings auch wieder bezogen auf alte Fender Blackface Amps (hier am Deluxe Reverb), nicht auf die Reissue Version:
https://www.effectrode.com/knowledge-base/ticked-off-with-tremolo/
Vorschlag 1 (wohl die von Fender empfohlene Methode): https://www.effectrode.com/wp-content/uploads/2021/09/Fender-Service-Bulletin-9.pdf
Fender’s final fix recommends installing a 0.01μF (10nF) 600V capacitor from the point between the 10MΩ resistor and neon glow lamp to ground.
Ich bin zwar "interessierter Laie mit Erfahrung" aber kein Techniker, von daher fängt hier mein Problem schon an: von welchem 10M R ist hier die Rede bzw. wo finde ich den in meinem Amp (Schaltplan hängt an) ? Ist das eine sachdienliche Lösung die man mal ausprobieren könnte ? Einen 10nF C über den R zu löten kriege ich hin wenn ich weiß wo. Haben die Reissue Amps denn überhaupt noch Lampen an Bord oder wird der Tremolo Effekt hier anders erzeugt? Auf der Platine kann ich nichts finden was wie eine Glühbirne aussieht.
Vorschlag 2: Disconnect the leg of the 100K resistor on the 'Speed' pot from the chassis and connect it directly to the 2K7 cathode resistor in the phase-shift oscillator.
Der 100k R ist einfach zu finden und auch im Reissue vorhanden, aber auch hier wieder wie oben: wo ist der 2,7k R im phase-shift oscillator auf meiner Platine und wo löte ich das Ende des 100k R dort an ?
Im Schaltplan des Reissue habe ich zumindest schon Mal rausbekommen das R14, C21, C20 und C6 was mit dem Tremolo zu tun haben, welche Komponenten sind da noch dran beteiligt ?
Ich bin für jeden Tipp und jede Unterstützung sehr dankbar!
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Moin...
beim Princeton wird das Tremolo durch die Modulation der Biasspannung erzeugt, also quasi an den Endstufenröhren.
Deluxe und andere (größere) Amps machen das mit einer anderen Schaltung!
Möglich, dass bei dir das Bias zu heiß - also die negative Spannung zu niedrig - ist. Das ist dann unangenehm für die 6V6 und könnte ein Grund für das Klopfen sein...
Gruß
Volka
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Vielen Dank für Deine Antwort, dass erklärt natürlich auch warum ich nirgendwo auf der Platine eine Birne entdecken konnte. Der Bias wird ja einzig über das Bias-Poti (R22) an der Unterseite des Amps geregelt oder sind da noch mehr Komponenten im Amp beteiligt ?
Ansonsten würde ich einfach mal am Poti markieren wo es ursprünglich stand und während des "Klopfbetriebs" vorsichtig am Poti drehen ob sich dadurch etwas ändert. In welche Richtung muss ich das Poti drehen um den Bias kälter einzustellen ... vermutlich gegen den Uhrzeigersinn ?
Moin...
beim Princeton wird das Tremolo durch die Modulation der Biasspannung erzeugt, also quasi an den Endstufenröhren.
Deluxe und andere (größere) Amps machen das mit einer anderen Schaltung!
Möglich, dass bei dir das Bias zu heiß - also die negative Spannung zu niedrig - ist. Das ist dann unangenehm für die 6V6 und könnte ein Grund für das Klopfen sein...
Gruß
Volka
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Hallo,
im Schaltplan ist der einzustellende Biaswert als TP16 und TP17 angegeben. Ich würde als erstes diesen Wert in deinem Amp kontrollieren ob der passt. Wenn nicht dann kannst du am Biaspoti diesen erstmal korrigieren und dann sehen was das Tremolo macht.
Disclaimer: Ich weiß nicht, wie sicher du im Umgang mit elektronischen Geräten bist, die mit hohen Spannungen arbeiten, die tödlich sein können. Deswegen hier der Hinweis: Wenn du dir nicht absolut sicher bist was du tust, lass das einen Fachmann machen.
Viele Grüße Stephan
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Vielen Dank, die beiden Punkte sind ja auch auf der Platine im Klartext beschrieben, mit einem DMM kann ich so einigermaßen gut umgehen aber Du hast natürlich völlig Recht: ich bin Laie und kann Dinge wenn sie gut erklärt sind nachmachen, weiß dann aber oft nicht warum etwas so ist. Im Schaltplan stehen +23mV DC, dass lässt sich an den beiden Messpunkten ja sicherlich nachmessen. Bis wohin wäre das nach oben und unten noch tolerabel bzw. ab wann wäre heiß = zu heiß ?
Ich würde das unheimlich gerne zu einem Fachmann bringen, leider gehen uns die so langsam aber sicher aus. Und auf Verschicken hab ich ehrlich gesagt keine Lust mehr nachdem mir DHL mein Fender Champ Chassis verbummelt hat welches unterwegs zum Fachmann war. Ist bis heute nicht wieder aufgetaucht und auf die finanzielle Entschädigung hab ich fast 1 Jahr lang warten müssen.
Hallo,
im Schaltplan ist der einzustellende Biaswert als TP16 und TP17 angegeben. Ich würde als erstes diesen Wert in deinem Amp kontrollieren ob der passt. Wenn nicht dann kannst du am Biaspoti diesen erstmal korrigieren und dann sehen was das Tremolo macht.
Disclaimer: Ich weiß nicht, wie sicher du im Umgang mit elektronischen Geräten bist, die mit hohen Spannungen arbeiten, die tödlich sein können. Deswegen hier der Hinweis: Wenn du dir nicht absolut sicher bist was du tust, lass das einen Fachmann machen.
Viele Grüße Stephan
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Das hörbare Pochen ist die Tremolo-Modulationsfrequenz.
(Hat nichts mit dem Tremolo-Ticken bei BF Verstärkern zu tun, das von dem Neon-Lämpchen verursacht wird.)
Das Modulationssignal liegt gleichphasig an den Steuergittern der beiden Endröhren an und wird wegen des Gegentaktbetriebs normalerweise unterdrückt.
Allerdings nur, wenn die Endröhren gut gematched sind.
Wenn also die Ruheströme (und damit die Spannungen an den Testpunkten) deutlich unterschiedlich sind, brauchst Du wohl neue, gut gepaarte Endröhren.
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Auch ein sehr guter Hinweis, die Röhren sind vom TAD und wohl gematched, aber ich habe es natürlich nicht überprüft. Ich hab aber noch ein Set Endstufenröhren liegen, dann stecke ich das doch spaßeshalber mal rein und höre ob sich was tut. Hab bislang nur die 12AX7 vom Tremolo testweise gewechselt, dass war es aber leider nicht.
Das hörbare Pochen ist die Tremolo-Modulationsfrequenz.
(Hat nichts mit dem Tremolo-Ticken bei BF Verstärkern zu tun, das von dem Neon-Lämpchen verursacht wird.)
Das Modulationssignal liegt gleichphasig an den Steuergittern der beiden Endröhren an und wird wegen des Gegentaktbetriebs normalerweise unterdrückt.
Allerdings nur, wenn die Endröhren gut gematched sind.
Wenn also die Ruheströme (und damit die Spannungen an den Testpunkten) deutlich unterschiedlich sind, brauchst Du wohl neue, gut gepaarte Endröhren.
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Servus Doc,
mach doch mal ein Foto vom Inneren, damit man sehen kann, ob es noch das "Alte" oder das "Neue" ROHS Tremolo ist
Grüße
Jochen
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Gerne, ist eh grad offen ;D Der Amp ist laut Seriennummer Baujahr 2007
Servus Doc,
mach doch mal ein Foto vom Inneren, damit man sehen kann, ob es noch das "Alte" oder das "Neue" ROHS Tremolo ist
Grüße
Jochen
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Das Princeton-Tremolo funktioniert nicht optisch, daher kein LDR mit giftigem Cadmium.
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Im Schaltplan stehen +23mV DC, dass lässt sich an den beiden Messpunkten ja sicherlich nachmessen. Bis wohin wäre das nach oben und unten noch tolerabel bzw. ab wann wäre heiß = zu heiß ?
Der zulässige Wert errechnet sich aus der max. zulässigen Verlustleistung der Röhre in Ruhe, "Plate dissipation" in den englisch-sprachigen Datenblättern.
Hier ist das die Angabe 23mV, die entsprechen 23mA Ruhestrom. 23mA x 420V Anodenspannung ergibt 9,7 W Verlustleistung,
Für eine 6V6 Röhre mit 12W max. Verlustleistung ist das ein üblicher Wert. Darüber nimmt der Verschleiß der Röhre im Betrieb stark zu.
28 mA ist hier für eine normale 6V6 der obere Grenzwert, dann ist die max. Verlustleistung von 12W erreicht.
Gruß Stephan
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Das Princeton-Tremolo funktioniert nicht optisch, daher kein LDR mit giftigem Cadmium.
Oh - Danke dir - vielleicht hätt ich doch kurz den Schaltplan ansehen sollen ;)
Grüße
Jochen
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Vielen Dank an alle für die wertvollen Tipps und Infos, finde ich total cool das Ihr Euch überhaupt mit einem Laien beschäftigt. Leider ist hier im hohen Norden von Hessen Selbsthilfe angesagt weil man sowas nirgendwo mit ruhigem Gewissen hinbringen kann ohne es verschicken zu müssen. Die, die es gab sind entweder im Ruhestand oder schon nicht mehr unter uns, sehr traurig das alles.
Ich habe mich gestern Abend noch etwas eingelesen und werde nachher mal den Bias messen und die Ergebnisse hier mitteilen. Wäre super wenn Ihr da dann noch Mal drüber schauen könntet.
Ich werde neben den beiden Bias Messpunkten TP16 und TP17 auch noch zusätzlich über R20 und R32 messen und denke ich kriege das hin ohne mich dabei zu grillen ;-)
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Moin zusammen...
laut Plan hat der Amp 440 V an den 6V6-Anoden.. da sind wir mit 23mA bei über 10 W
Woher stammt der 420V-Wert? Wurde der gemessen ? Habe ich was übersehen beim Lesen ;D ::)
Die aktuelle Anodenspannung braucht man mMn. auf jeden Fall.. 23mA allein sagt nicht viel.
Grüße (aus dem südlichen Niedersachsen)
Volka
(wenn das mein Amp wäre hätte ich eine 5Y3 als GL-Röhre - das bringt die B+ in - für 6V6 - normale Regionen. 1. Ladeelko passt dafür..)
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Ich messe dann auch die Anodenspannung und poste sie hier - der Amp hat eine GZ34 als Gleichrichterröhre drin
Moin zusammen...
laut Plan hat der Amp 440 V an den 6V6-Anoden.. da sind wir mit 23mA bei über 10 W
Woher stammt der 420V-Wert? Wurde der gemessen ? Habe ich was übersehen beim Lesen ;D ::)
Die aktuelle Anodenspannung braucht man mMn. auf jeden Fall.. 23mA allein sagt nicht viel.
Grüße (aus dem südlichen Niedersachsen)
Volka
(wenn das mein Amp wäre hätte ich eine 5Y3 als GL-Röhre - das bringt die B+ in - für 6V6 - normale Regionen. 1. Ladeelko passt dafür..)
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Moin zusammen...
laut Plan hat der Amp 440 V an den 6V6-Anoden.. da sind wir mit 23mA bei über 10 W
Woher stammt der 420V-Wert? Wurde der gemessen ? Habe ich was übersehen beim Lesen ;D ::)
Die aktuelle Anodenspannung braucht man mMn. auf jeden Fall.. 23mA allein sagt nicht viel.
Grüße (aus dem südlichen Niedersachsen)
Volka
(wenn das mein Amp wäre hätte ich eine 5Y3 als GL-Röhre - das bringt die B+ in - für 6V6 - normale Regionen. 1. Ladeelko passt dafür..)
Sorry, das mit den 420V war ich! :-[
Da hab ich mich verlesen, auf dem Schaltplan steht oberhalb von "Output XFMR" was von 420V. Die 440V im TP Kästchen habe ich geflissentlich übersehen. ::)
Für eine normale 6V6 sind 440V eh zu viel. Der alte Fender Referenz-Plan AA1164 sagt 410V. Das hat mein Prinz auch so ca. mit einer GZ34.
440V wären mit einer 6V6 von JJ aber ok, die geht bis 500V. Und die hat auch 14W Verlustleistung. Da ist man mit den 23mA auch wieder im grünen Bereich.
Gruß Stephan
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Falls das hilfreich ist hier mal die aktuelle Röhrenbestückung meines Amps, alle von TAD aus Worms - die Bezeichnungen in den Klammern sind die Bestellnummern von TAD:
V1 -> NOS 5751 von JAN Philips (RT009)
V2 (Halltreiber) -> 12AT7 (RT002)
V3 (Reverb) -> 12AX7HG (RT010)
V4 (Tremolo) -> 12AX7A (RT001)
Gleichrichter: GZ34-STR (RT501)
Endstufenset, gematched: 6V6GT (RT232) => PC: 34/TC: 449
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Hallo doc_holliday24,
hättest Du evtl. noch ein Soundbeispiel?
Grüße
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Du meinst vom Klopfgeräusch ?
Hallo doc_holliday24,
hättest Du evtl. noch ein Soundbeispiel?
Grüße
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Ja richtig, idealerweise einmal ohne Gitarrensignal und einmal mit :guitar:
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Mache ich nachher und poste es hier :topjob:
Ja richtig, idealerweise einmal ohne Gitarrensignal und einmal mit :guitar:
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Teilerfolg - Audio Aufnahme gemacht, kriege sie aber nicht ohne weiteres vom iPhone runter. Mache ich morgen noch Mal mit einer anderen App und poste sie dann hier.
Leider kommt man an die beiden Testpunkte TP16 und TP17 nicht so ohne weiteres ran, da gehen Kabel ab und die sind mit Silikon oder ähnlichem an den Austrittstellen isoliert.
Ich habe über R20 -16.1mV und über R32 15.7mV gemessen
Das Bias Poti steht exakt in der Mitte, von daher war es einfach da mal dran zu drehen und siehe da: drehe ich die Bias Spannung runter wird auch das Klopfen leiser und umgekehrt. Aber selbst mit dem Bias Poti in der maximal "kalt" Stellung ist das Klopfen zwar leiser, aber immer noch sehr deutlich zu hören.
Ich werde morgen mal den anderen Endstufen Röhrensatz probieren ob es damit genauso ist und das MP3 File nachreichen.
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Hast du auch die Anodenspannung und die Spannung der Bias-Versorgung (TP19) gemessen, oder nur den Bias über die beiden Widerstände?
Gruß Stephan
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Hier noch wie versprochen der MP3 File des Teppichklopfers ..... ab ca. 4 des Intensity Reglers fängt es an das man es hört und je weiter ich den Intensity Regler aufdrehe desto lauter wird es. Der Speed Regler regelt die Frequenz des Geklopfes, das Reverb war nicht angeschlossen, das Volume stand auf 2, eine Gitarre war auch nicht angeschlossen. Hab ich auch in allen Varianten probiert, macht für das Geräusch keinen Unterschied.
Bin heute und morgen zeitlich leider etwas knapp, Test mit anderen Endröhren und weitere Messergebnis wahrscheinlich am Freitag
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Wird denn eine Tremolointensität oberhalb Reglerstellung 4 wirklich benötigt?
Dieses "Bias-Wiggle" -Tremolo ist recht primitiv und hat seine Grenzen.
Es basiert darauf, dass die Verstärkung der Endröhren von der momentanen Gittervorspannung abhängt.
Ist die Tremolo-Amplitude zu stark, werden die Röhren periodisch "aus- und eingeschaltet", was dann hörbar werden kann.