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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Bierschinken am 29.01.2009 14:51

Titel: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 29.01.2009 14:51
Hallo,

bei z.b. ENGL Amps sieht man zuweilen Dioden von den Anodenabgriffen des Ausgangsübertragers, in Sperrichtung, gegen Masse.
Was bewirken diese Dioden?
Man liest immermal davon, dass sie für Leerluffestigkeit sorgen, aber das erschließt sich mir nicht. Für mich stellt sich die Problematik keiner Last dar, als dass die Spannung im AÜ stark ansteigt aufgrund mangelnden Stromes durch den Verbraucher, hierdurch ergeben sich evt. Spannungsüberschläge in den Wicklungen, was zur Zerstörung des Isolation führt. Da dürften diese Dioden abe doch wenig helfen?

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Lorak Alytjow am 29.01.2009 18:50
Hallo Swen!

Wie du bereits geschrieben hast, wird bei fehlender Last eine extrem hohe Spannung im AÜ induziert. Wenn ich das richtig im Kopf habe, lautet die passende Formel Uinduziert = -n*[Änderungsrate des magnetischen Flusses Φ]; auf jeden Fall ist die induzierte Spannung gemäß der lenz'schen Regel negativ zu ihrer Ursache, in diesem Fall dem Anodenstrom. Daher werden die Dioden für die induzierte Spannung leitend und schließen sie kurz. Dadurch werden die anderen Komponenten geschützt.
Bei einem Relais legt man ja aus demselben Grund auch in der Regel eine Diode in Sperrrichtung parallel zur Spule. Das läuft da genau so.

Gruß, Matthias
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Kramusha am 29.01.2009 18:54
Mit der Formel würd ich das nie kapieren.. Viel zu kompliziert.

Ich habs dir doch schon mal erklärt Swen, warste da besoffen?  :devil:


Lg :)
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Lorak Alytjow am 29.01.2009 19:09
Mit der Formel würd ich das nie kapieren.. Viel zu kompliziert.
Die genaue Formel ist ja auch nicht so wichtig, ich wollte einfach mal gelerntes Wissen anwenden ;D. Sondern die Tatsache, dass die induzierte Spannung negativ zur Betriebsspannung ist und die Dioden somit im Fehlerfall leitend werden.

-der Met-
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 29.01.2009 19:24
Hallo,

mir war nicht bewusst dass die induzierte Spannung ein umgekehrtes Vorzeichen erhält!
Nun ist das klar, aber vorher war mir das nicht klar, da ich dachte, dass die Dioden auch für die Spannung in Sperrichtung liegen  :-X

Für diese Dioden muss dann eine ausreichende Spannungsfestigkeit (Stromfestigkeit?) gewährleistet sein, wie ist das zu berechnen/dimensionieren?

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Manfred am 29.01.2009 21:57
Hallo,

ich versuche es mal ohne Formel mit Worten zu erklären.
Die Energie wird im Magnetfeld des Eisenkerns einer Spule gespeichert.
Wird der Stromkreis unterbrochen versucht sich das Magnetfeld zu erhalten.
Das Magnetfeld wird durch den Stromfluß in der Spule erzeugt, deshalb
versucht der Strom in der gleichen Richtung wie zuvor weitezufließen.
Dieser wird durch die gespeicherte magnetische Energie erzeugt.
Dabei baut sich letztere ab. Es handelt sich hierbei um eine Stromquelle.
Ein Strom der einen Widerstand durchfließt erzeugt eine Spannung an diesem.
Je höher der Strom bzw. der Widerstand desto höher die Spannung.
Diese ist in der Tat negativ. Die Erklärung den Strom-  und Spannungsrichtungen
würde den Rahmen sprengen.
Wenn nun die Spulen abgeklemmt wurde, ist der Widerstand theoretisch unendlich hoch
und würde auch einen unendlich hohen Spannungsimpuls erzeugen.
In der Praxis wird diese Spannung durch den Isolationswiderstand bzw.
die Wicklungskapazität der Spule begrenzt, ist aber immer noch sehr hoch.
Ist der Lautsprecher angeschlossen , wird nun die Energie auf diesem Wege
abgebaut, die induzierte Spannung ist nun im ungefährlichen Bereich.
Jetzt kommt's! Ist der Lautsprecher nicht angeschlossen und man haut ordentlich in die Seiten
versorgt man den AÜ gut mit Energie. Plötzlich kein oder wenig Signal mehr von der Gitarre
dann ist der hohe Sperrwiderstand der Röhre und der hohe Isolationswiderstand der Primärwicklung
da und es entsteht die gefährlich hohe Spannung, welche zum Durchschlag der Papier- und
Lackisolation der Wicklung führen kann. Ist das erst mal geschehen ist die Isolation beschädigt
und es gibt diese Durchschläge bei kleineren Spannungen, nun auch beim Betrieb mit Lautsprecher
und entsprechen hoher Signalaussteuerung. Das ist dann durch häßliches Knacken und Kratzen beim spielen hörbar.
Gewöhnlich ist der Lautsprecher angeschlossen, das kann sich aber durch einen Defekt wie
durchgebrannte Schwingspule, Wackelkontakt etc. schell ändern.

Zur Dimensionierung müßte man die detailierten elektrischen Daten des Übertragers kennen.
Aus diesen Daten müsste man die gespeicherte magnetische Energie und die dadurch generierten
Strom und die daraus resultierende Spannung erechnen und mit der Prüfspannung vergleichen.  
Diese Daten sind aber so gut wie nicht verfügbar, man könnte diese höchstens durch mechanische
und elektrische Messungen bestimmen.
Die Dioden müssen die Höhe der Sperrspannung wiederstehen, und die durch den Ableitstrom erzeugte
Energie absorbieren können. Die Baugröße ist von Wiederholung der Absorbtionen abhängig, da diese
in der Diode in Wärmeenegie umgesetzt werden und diese best möglich Umgebung abgeben werden
sollte. Alles sehr komplex, daher einfach auf die von Anderen benutzten und bewährten Dioden bzw. Diodenkombinationen
wie z.B.  3 x 1N4007 zurückgreifen.

Eigentlich wollte ich mich kurz fassen, manche Dinge brauchen eben mehr Raum!

Gruß
Manfred ???
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 30.01.2009 00:24
Hallo Manfred,

herzlichen Dank für deine anschauliche Erklärung  :)
Deiner Schilderung nehme ich aber an, dass eine Diode, die das doppelte der Versorgungsspannung verkraftet, ausreichend wäre - die 1N4007 sperrt ja 1kV bei 1A.

Da muss es doch zumindest Näherungen geben, die bei der Dimensionierung helfen können, oder nicht?

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Headsurgeon am 30.01.2009 13:12
Deine Annahme ist leider nicht ganz zutreffend. Die Anodenspannung kann die Betriebsspannung
um ein mehrfaches ueberschreiten, Erklaerung siehe weiter oben.
1x 1n4007 ist zu wenig. 3x 1n4007 sind ein bewaehrter Standard.

Gruesse!

Hallo Manfred,

herzlichen Dank für deine anschauliche Erklärung  :)
Deiner Schilderung nehme ich aber an, dass eine Diode, die das doppelte der Versorgungsspannung verkraftet, ausreichend wäre - die 1N4007 sperrt ja 1kV bei 1A.

Da muss es doch zumindest Näherungen geben, die bei der Dimensionierung helfen können, oder nicht?

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 30.01.2009 13:33
Hallo,

wenn ich 3 Dioden in Reihe schalte sperren die doch keine 3kV? Da die erste Diode nur eine Spannung von Anode gegen Kathode sieht und wenn diese 1kV überschreitet schlägt sie durch. Da aber die Kathode der ersten Diode nicht auf einem definierten Potenzial liegt ist die Obergrenze für Spannungen 1kV.
Oder irre ich da?

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: the_moppi am 30.01.2009 13:34
hi!

ich werde in meinen amp auch 2 dioden zur sicherheit einbauen, ich werde mich da auf die firmen ENGL und Framus verlassen, die setzen die BY509 ein.

Mfg Marek
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: the_moppi am 30.01.2009 13:35
hi, nein. 3 dioden in reihe vertrage 3KV, da sich die spannung über den einzelnen dioden aufteilt (wie bei der reihenschaltung 2er Kondensatoren)

Mfg Marek
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 30.01.2009 13:40
Hallo Marek,

genau das denke ich eben nicht!
Damit das mit den Kondensatoren funktioniert, müssen sie mithilfe von Widerständen auf definierte Potentiale gelegt werden.
Sonst kann es passieren, dass über dem ersten Kondensator deutlich mehr Spannung abfällt als über dem zweiten und er infolge dessen über die Wupper geht.
Ich denke dass es ebenso für den Spannungsabfall er Dioden gilt.

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: the_moppi am 30.01.2009 19:06
hi

allerdings funktioniert das bei kondensatoren auch ohne diese widerstände! wenn du zb. 2 Z-dioden hintereinander schaltest, und sie beide zB 5,6V haben, wirst du über beide ein V von 11,2V messen und über jede einzelne 5,6V.

sonnst hätte es keinen sinn in manchen amps mit mittelpunktgleichrichtung 2 dioden hintereinander zu schalten. diese schaltung ist auch dazu da, die spannungsfestigkeit zu verdoppeln. zb bei amps mit über 500V im leerlauf.

ich müsste mal in meinen elektronik hefter schauen, da müsste es irgendwo drinne stehen. :P

Mfg Marek
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: OneStone am 4.02.2009 17:26
Warum das funktioniert ist eigentlich ganz einfach, aber man sollte eines beachten:

Ua kann bei einem Gegentaktverstärker maximal 2x Ub werden, wenn der Ausgangsübertrager korrekt abgeschlossen ist.

Wäre Ua > 2*Ub, so wäre die Anodenspannung an der gegenüberliegenden Anode durch die induktive Verkopplung der Anodenwicklungen negativ, und das ist per Definition nicht möglich, da die Röhre nur bis Ua = 0V (Kathodenpotential) durchschalten kann, wenn man vereinfacht eine Röhre annimmt, die vollständig leitend werden kann.

Außerdem wird der Zustand Ua < 0V (bzw genauer: Ua < - (n*Uf), wobei Uf die Flussspannung der Dioden und n die Anzahl pro Anodenwicklung sind, aber das kann man vernachlässigen, daher Ua < 0V) durch die Dioden ja schon verhindert. Das heißt, Ua > 2*Ub ist doppelt unmöglich :D

=> Für die Anodenspannung muss gelten: 0V <= Ua <= 2*Ub

Daraus kann man auch schnell erschließen, dass die Dioden an den Anoden die zweifache Betriebsspannung der Endstufe sperren können müssen. Bei 2x 1N4007 wäre man da bei 2kV, d.h. Ua dürfte bis 1kV gehen. Fährt man seinen Amp mit Ub=550V, dann ist bei Vollaussteuerung mit einer idealen, voll durchschaltenden Röhre (Ri = 0) ja Uap=1100V. Das wird man in der Praxis nie erreichen (Anodenrestspannung, wenn die voll durchgesteuert ist, ist ja nicht 0V). Aber unabhängig davon: Jeder Zustand mit Ua > 1100V wäre Leerlauf und somit eben ein "falscher" Betriebszustand, der durch die Dioden verhindert wird.
2x 1N4007 reichen somit für eine Endstufe mit EL34, deren Anodenspannung unter 1kV liegt, sicher. Das Problem ist allerdings dann noch ein anderes: die angesprochene Sperrspannungsaufteilung.

Man kann nicht sagen, dass bei 2kV jede Diode 1kV sperren muss, weil diese Spannungsaufteilung durch die inneren Kapazitäten der Dioden in Verbindung mit der Wechselspannung, die an den Dioden anliegt, definiert wird. Das heißt, man hat hier einen kapazitiven Spannungsteiler, der von der Sperrschichtkapazität der Dioden abhängig ist, und diese unterliegt Fertigungstoleranzen. Das heißt, dass eine Reihenschaltung von zwei 1N4007 auch schon bei 1,5kV durchschlagen kann, wenns ganz blöd kommt. Man muss hier mit Widerständen oder Kondensatoren symmetrieren, sodass diese ungleiche Spannungsverteilung gar nicht erst auftreten kann. Bei Widerständen ist die Funktion klar: Die Widerstände müssen klein gegenüber dem kapazitiven Blindwiderstand der Dioden-Sperrschichtkapazität bei den relevanten Frequenzen sein. Widerstände sind aber suboptimal, da an ihnen dauerhaft Verlustleistung auftreten würde - und man darf nicht vergessen, dass diese Widerstände direkt zwischen Anode (Ua kann bis 2xUb gehen!) und Masse hängen, d.h. man bräuchte Leistungswiderstände, die die Spannung aushalten. Mit Kondensatoren kann man das besser machen, einfach einige nF (verbreitet sind 10n-22n) parallel zu den Dioden und fertig, dann wird die Spannung durch die Kondensatorkapazitäten gleichmäßig aufgeteilt und die Sperrschichtkapazität wird irrelevant.
Am einfachsten ist es aber, und daher macht man das ja auch, einfach mehrere Dioden zu benutzen. Bei 3 Dioden hätte man eine Spitzensperrspannung von 3kV und das ist so ordentlich überdimensioniert, dass da nie was durchschlagen wird, weil die Fertigungstoleranzen der Dioden dazu zu klein sind.

Ich habe allerdings bei meinen Testmessungen keine Probleme gehabt, dass 2x 1N4007 an 550V Ub durchgeschlagen hätten...das geht offensichtlich auch ohne Probleme.

Der Vergleich mit den Z-Dioden hinkt, da diese im Durchbruchsbereich (Sperrrichtung!) betrieben werden, d.h. die MÜSSEN durchbrechen. Wenn eine durchgebrochen ist, dann macht die andere, die in Reihe geschalten ist, das natürlich auch, da die Spannung an ihr steigt. Aber die 1N4007 hier sollen ja gerade nicht durchbrechen, weil das ziemlich scheppern würde.

Zum Strom was: Die Zustandsgröße bei einer Induktivität ist der Strom. Ein Kondensator speichert Spannung, eine Induktivität "speichert" Strom. Bei der Selbstinduktion will der letzte Strom, der bis zum Zeitpunkt des Eintretens der Selbstinduktion geflossen ist, weiterfließen.
Das heißt, dass der Induktionsstrom bei einer normalen EL34-Endstufe nie über 1A liegen kann. Von daher sind 1N4007 absolut ausreichend (eher noch überdimensioniert). Dazu muss man auch sehen, dass die 1N4007 einen Spitzenstrom von um die 50A (ausm Kopf jetzt) aushält, und der Induktionsstrom da ist ja nur eine kurze Spitze.

=> 1N4007 rein und fertig. Hilft - außer wenn der Amp sehr hochfrequent schwingt, da sind die Dioden zu langsam. Aber das können die meisten Ausgangsübertrager sowieso nicht :D

MfG Stephan
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Han die Blume am 4.02.2009 18:08
DANKE, Stephan!

Das habe ich verstanden, das hast Du sehr gut erklärt! Ich finds sehr bereichernd, dass Du in der letzten Zeit hier öfters auftauchst. - Kommt mir entgegen, weil ich gerade in der Theorie so einige Lücken habe!  :danke:

Kai
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 4.02.2009 18:19
Nabend,

vielen Dank Stephan!
Das deckt sich mit meiner bisherigen Denkweise, prima  :)

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Grooverock am 4.02.2009 19:08
Ohaohaoha...
Das macht mir ein Bisschen Sorgen...
Mir hat mein Elektronikhändler (selbst Techniker und Musiker  ;) ) EINE RGP30M pro Seite empfohlen.
http://www.datasheetcatalog.org/datasheet/GeneralSemiconductor/mXusrvu.pdf (http://www.datasheetcatalog.org/datasheet/GeneralSemiconductor/mXusrvu.pdf)
Nun muss ich dazu sagen, dass die Anodenspannung unter 400V liegt...
Sollte ich die lieber ersetzen? Bin da etwas unsicher grade...
Viele Grüße!
Kim
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 4.02.2009 19:12
Nabend!

Warum solltest du die ersetzen??
sind doch ausreichend dimensioniert mit 1kV, 3A.

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Grooverock am 4.02.2009 19:23
Auf den ersten Blick schon...
Aber die werden ja gerne weit überdimensioniert. Wenn ich also nichts übersehen habe kann ich also völlig beruhigt ins Bett gehen! :)
Danke, Kim
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: OneStone am 4.02.2009 20:21
Die Diode passt schon. 1kV ist ausreichend, da du dann bis 500V Ub fahren kannst. Selbst mit 10% höherer Netzspannung hast du deiner Aussage nach aber unter 440V, von daher ist die Diode schon okay.

PS:
I_FSM = 125A <<< das ist krass, 125A Spitzenstrom, isn bissl dick, aber passt ^^ :D

MfG Stephan
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Headsurgeon am 4.02.2009 23:05
Hi Stefan,

deine Ausführungen weiter oben sind korrekt mit dieser Ausnahme:

Mit Kondensatoren kann man das besser machen, einfach einige nF (verbreitet sind 10n-22n) parallel zu den Dioden und fertig, dann wird die Spannung durch die Kondensatorkapazitäten gleichmäßig aufgeteilt und die Sperrschichtkapazität wird irrelevant.

Wenn Du so hohe Kapazitäten (auch wenn's zwei oder drei in Serie sind) parallel zur
Primärinduktivitaet bzw. zu 1/4 Lpri schaltest, verringerst Du drastisch die Resonanzfrequenz
und beschränkst damit die Bandbreite der Endstufe.


Gruesse!
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: OneStone am 4.02.2009 23:10
Ja, das hast du Recht...parallel zum Ausgangsübertrager mit seiner Primärinduktivität ist das etwas kontraproduktiv. In Netzteilen geht das aber ohne Probleme, nur in dem speziellen Anwendungsfall ist es Murks.

Danke für die Korrektur!

MfG Stephan
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: the_moppi am 5.02.2009 20:24
hi


danke OneStone, dass du uns aufgeklärt hast!

wenn ich das nächste mal meinen amp hier liegen hab, wird er auch dioden verpasst bekommen, schaden kann es nicht!

Mfg Marek
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Grooverock am 6.02.2009 19:44
Leute, ich habe mal eine wohl recht dumme Frage.
Bin da grad etwas verunsichert...
Habe grad meine lustigen RGP30A durchgemessen. In Sperrrichtung Messe ich nur 250KOhm und wenn man das ganze ordentlich heiss macht, geht der Widerstand auf bis zu 10KOhm runter! (Lötkolben am Anschlussbein)
Dieses verhalten ist ja nicht ungewöhnlich, aber die Widerstände sind doch recht klein...
Ist das normal bzw. für diese Anwendung zu empfehlen?

Sorry, bin da grad etwas verwirrt.
Viele Grüße!
Kim
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: OneStone am 7.02.2009 02:16
Schau mal ins Datenblatt, da sollten Diagramme zu finden sein...
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Grooverock am 7.02.2009 13:08
Ja, das dachte ich auch. Das habe ich als erstes Versucht...
Hab gehofft, dass da vielleicht jemand etwas mehr Erfahrung hat.
Trotzdem danke!
Kim
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: jacob am 7.02.2009 13:29
Hi Kim,

gehe lieber auf Nummer sicher und baue Dir ein Pärchen aus je drei 1N4007 (in Reihe geschaltet) ein, dann kann nichts passieren  :police:

Gruß

Jacob
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: OneStone am 7.02.2009 17:38
Man sollte solche Diodensachen auch besser bei höheren Spannungen messen, besonders in Sperrrichtung. Wenn man da aber kein Gerät dazu hat, dann würde ich auch zu der Lösung mit 1N4007 raten.

MfG Stephan
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Grooverock am 8.02.2009 15:39
Jau, vielen Dank! :-)

Hat sich bereits erledigt!  :bier:
Kim
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: carlitz am 9.05.2009 09:08
Hallo,

Danke für die Erläuterung der Maßnahmen zur Leerlauffestigkeit.

Die kenne ich natürlich.....wohl ist mir bei der Sache aber irgendiwe auch nicht.

Ich lasse bei dieser Methode natürlich zu, das sich hohe Spannungen bilden. Auch wenn der Spannungsanstieg
dann durch die Dioden verhindert wird.

Das klingt für mich wie: "Du kannst Dich ruhig mit einem Messer in die Haut stechen, wir haben ja ein Pflaster und kleben es direkt drauf .."


Ich finde die Gefahr zu hoch, den Ausgangsübertrager zu killen.

Aber das ist sicher Geschmackssache. Da schalte ich lieber für 3,50 Euro die Anodenspannung....

Danke aber für den Hinweis auf den Link und die Erklärung.
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 9.05.2009 12:05
Hallo,

den Denkansatz halte ich für falsch; um bei deiner Analogie zu bleiben, wäre es wohl passender zu sagen:
"Versuch dich ruhig mit dem Messer zu schneiden, es ist eh Stumpf"

Sofern, das man das richtige Messer packt (richtige Diode wählt) und das Messer als Kindermesser hergestellt wurde (also keine Produktionsfehler auftreten), dann kann da nichts passieren.

Zum Anderen ist das ja auch keine Aufforderung zum Betreiben ohne Last. Sowas tut ein Hersteller wie ENGL ja auch nicht.
Es ist lediglich eine Sicherungsmaßnahme für den Fall der Fälle....und das es fast nichts kostet ist ein netter Nebeneffekt  ;)

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: jacob am 9.05.2009 12:21
Ich sehe das ähnlich wie Swen.
Denn: was für eine Alternative gibt es denn dazu, die zudem auch noch in der unschlagbar günstigen Preisklasse von sechs 1N4007 liegen?
Man könnte zwar die Sache auch mit einer 4-poligen XLR Steckverbindung zwischen Amp und Box lösen (wie z.B. beim Portaflex). Da aktivieren zwei XLR-Pins des Boxenkabels den PI. Wenn diese Verbindung fehlt, weil z.B. keine Box angeschlossen ist, kommt logischerweise erst kein Signal an die Endröhren. Egal, wie weit der Preamp aufgerissen ist.
Allerdings ist die Flexibilität dann dahin- und wehe, man vergisst/ verschlampt mal sein 4- poliges XLR- Kabel oder muss/ will den Amp mal an eine fremde Box hängen :-[
Und idiotensichere Lösungen gibt es sowieso keine  ;) ;D 8)

Gruß

Jacob
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: carlitz am 9.05.2009 16:55
Hallo,

ja ok ok. Dioden sind natürlich preiswert und diese Art der Sicherung baue ich auch in meine Amps.

Dies tue ich aber mehr aus dem Grund, wenn der Amp mal "kurzfristig" ohne Lautsprecher läuft.

Frei nach dem Motto: Der Overdrivekanal ist super, man hört gar kein Rauschen.....

Aber für Dauer , bin ich immer noch nicht überzeugt.

Aber ich glaube wir können das Thema jetzt ruhen lassen.

Wie heißt es so schön: Es wurde alles gesagt, nur noch nicht von jedem. :devil:
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: OneStone am 10.05.2009 14:34
Hallo!

Ich lasse bei dieser Methode natürlich zu, das sich hohe Spannungen bilden. Auch wenn der Spannungsanstieg
dann durch die Dioden verhindert wird.

Nein, du lässt eben NICHT zu, dass sich hohe Spannungen bilden! Die Spannungen werden genau auf den Bereich beschränkt, der bei voll ausgesteuerter Endstufe auftreten würde, wenn die Röhren bis 0 Ohm durchsteuerbar wären. Und dieser Bereich ist für den AÜ definitiv sicher, da brauchst du keine Angst haben.

Ich finde die Gefahr zu hoch, den Ausgangsübertrager zu killen.

Aber das ist sicher Geschmackssache. Da schalte ich lieber für 3,50 Euro die Anodenspannung....

Die +Ub zu schalten, das bringt dir ja nichts, weil das keine Schutzmaßnahme ist. Um es zu einer zu machen, müsstest du eine Schaltung bauen, die die +Ub nur freigibt, wenn vorher gemessen wurde, dass eine korrekte Last am Verstärker hängt und selbst dann wäre das nicht sicher, weil das nicht davor schützt, dass dir im Betrieb ein Kabel bricht oder einer über ein Kabel stolpert und es aussteckt usw usw...das mit dem +Ub abschalten ist daher immer eine nicht optimale Lösung, weil sie eben nicht schützt.

Wenn es dir um den AÜ geht, dann bau die Dioden ein und lass den Rest weg, weil nur die Dioden wirklich eine Schutzfunktion haben. Andere Möglichkeiten wie Gasableiter gehen auch, aber da bekommt man Probleme bezüglich der Ansprechspannungen usw usw. Die Dioden sind daher aus meiner Sicht die optimale Lösung und sie haben sich auch bei Messungen als optimale Lösung bestätigt.

Man könnte zwar die Sache auch mit einer 4-poligen XLR Steckverbindung zwischen Amp und Box lösen (wie z.B. beim Portaflex). Da aktivieren zwei XLR-Pins des Boxenkabels den PI. Wenn diese Verbindung fehlt, weil z.B. keine Box angeschlossen ist, kommt logischerweise erst kein Signal an die Endröhren. Egal, wie weit der Preamp aufgerissen ist.
Allerdings ist die Flexibilität dann dahin- und wehe, man vergisst/ verschlampt mal sein 4- poliges XLR- Kabel oder muss/ will den Amp mal an eine fremde Box hängen :-[

Preisfrage: Was passiert, wenn ein Leiter des 4poligen Kabels eine Unterbrechung hat, womit ich jetzt die zwei Leiter meine, die zum Lautsprecher gehen? Dann brennt der Amp ab.

Und idiotensichere Lösungen gibt es sowieso keine  ;) ;D 8)

Eben doch :)
1. Dioden rein => leerlauffest
2. Strombegrenzung (eine, die integriert...Röhren brennen ja nicht gleich bei einem Überstromimpuls ab) rein => kurzschlussfest.

Dann kann man nur noch die falsche Netzspannung anlegen oder den Verstärker runterschmeißen :)

Dies tue ich aber mehr aus dem Grund, wenn der Amp mal "kurzfristig" ohne Lautsprecher läuft.
(...)
Aber für Dauer , bin ich immer noch nicht überzeugt.

Durchdenke doch mal die Wirkungsweise dieser Dioden und überlege mal, welche Spannungen wann bei B-Betrieb an welchen Anoden anliegen. Dann siehst du sicher ein, dass diese Schutzmaßnahme wirkungsvoll ist. Ich habe meinen Amp mehrere Stunden ohne Last mit Sinus und Rechteck (!) voll ausgesteuert und es ist genau NICHTS passiert. Da wird nichtmal was warm. Auch ein Schwingen des Amps bei über 80kHz haben die Dioden (bei mir sind das aber schnelle Boosterdioden aus Monitoren, keine 1N4007!) weggefangen, der wäre da normalerweise hochgegangen.

Ich gehe nachher sowieso nochmal in den Keller, dann mach ich mal eine Messreihe...

MfG Stephan
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Nils H. am 30.06.2009 11:31
Hallo Experten!

Tut mir leid, wenn ich den alten Thread hier noch mal ausgrabe, aber das Thema Leerlaufdiode beschäftigt mich auch gerade.

In dem Zusammenhang habe ich nämlich eine Frage zur praktischen Durchführung: Wie baut Ihr diese Dioden in eine "fliegend" verdrahtete Endstufe ein? Hintergrund: Der Amp, den ich gerade immer noch plane (und stetig versuche, diese Planung zu verbessern), wird bis zum PI auf einem Eyeletboard aufgebaut, alles rund um die Endröhren (BIAS-, Gitter-, Screen und Messwiderstände) direkt an die Sockel (mit einer einreihigen Lötleiste als Stützpunkt).

Eine einzelne Diode würde ich direkt am Sockel zwischen den Pins 3 (Anode) und 6 (bei der 6L6GC unbenutzt, hier als Massestützpunkt für die BIAS-Messwiderstände benutzt) anlöten. Wenn ich nun mehere Dioden in Reihe schalten muss: Ist es für einen guten, sauberen und sicheren Aufbau statthaft, die Bauteile (wie ich das sonst üblicherweise mache) mit kleinen, aus den Beinen gebogenen Ösen miteinander mechanisch zu verbinden und zu verlöten, das "Gebilde" zu verschrumpfschlauchen und dann wiederum direkt an die Sockelpins zu gehen?

Danke!
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 30.06.2009 11:38
Hallo,

ich verwende einzelne Dioden und keine Ketten, da reicht es diese direkt auf die Kathoden zu legen.
Wenn du mehrere Dioden seriell vertüddeln willst würde ich diese auf einer Lötleiste befestigen und mit der Fassung verschrauben, oder evt auf dem Eyeletboard platzieren.
Das ist eine Frage des Platzes und Layouts der restlichen Komponenten.

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Nils H. am 30.06.2009 11:53
naja die Frage des Wollens isses ja nicht ;). Ich wäre froh, wenn ich nur eine Diode pro Seite verbauen müsste. Auf'm Board ist kein Platz mehr.

Einhelliger Tenor war hier ja, dass bei einer Ub < 500V (bei mir sind's ca. 430V) eine einzelne 1N4007 zwar theoretisch ausreicht, aber - better safe than sorry ;D. Was empfiehlt sich denn als Alternative für eine einzelne Diode mit einer Sperrspannung von mehr als 1 kV, die auch schnell genug ist (und ohne Probleme erhältlich ist)?
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 30.06.2009 12:24
Hallo,

Ich habe die BY255 genommen.
Die waren günstig und halten ausreichend aus.
Ausserdem kann man die prima für Heizungsgleichrichtung nehmen.

Grüße,
Swen
Titel: Re: Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Nils H. am 30.06.2009 12:29
super, danke!
Titel: Re:Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Bierschinken am 22.03.2010 12:10
Hallo,

ich habe eine kleine Frage;

Ist es kritisch, wenn man diese Dioden von Anode zu Kathode an der Fassung befestigt und zwischen Kathode der Endstufenröhre und Masse noch ein 1Ω Messwiderstand liegt?

Sollte doch eigentlich kein Thema sein?

Grüße,
Swen
Titel: Re:Dioden für Leerlauffestigkeit!?
Beitrag von: Fandango am 22.03.2010 15:17
Hallo Allesamt,
wie schon weiter oben erwähnt erhöht sich ohne diese Dioden die Anodenspannung.
Der Trafo wirkt also wie ein Generator.
Nun bringt aber eine höhere Spannung auch eine höhere Leistung.
Jedenfalls stimmt mir die Simulation mit LTspace dabei zu, ob Eintakt oder Gegentakt, ohne die Diode kommt mehr raus.
Bleibt also die Frage ob das wirklich so ist, nachgemessen hab ichs noch nicht, werde es aber bald.
Vielleicht stimmen auch meine Parameter nicht, mal sehen.


Gruß,
Georg