Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt

  • 9 Antworten
  • 8419 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« am: 13.07.2008 21:24 »
Ich bin dabei, einen zweikanaligen Amp nach eigenem Design zu bauen. Der Overdrive Kanal ist bis auf Feinabstimmungen eigentlich fertig - ist sehr variabel und klingt sehr gut -  und dank Star-Ground in Kombination mit Bus-Ground in der Vorstufe ist das Brummen selbst voll aufgedreht (Master und Vorstufe auf 10) minimal - deutlich geringer als das Rauschen.

Allerdings werde ich ein nerviges Problem mit Kratz-/Rumpel-Geräuschen vom Volume-Poti nicht los. Das Poti ist nagelneu (CTS). Ich habe auch ein nagelneues Alpha-Poti und ein älteres Preh-Poti getestet. Das Problem ist weitgehend dasselbe: Die Potis verursacht beim Regeln nervige Geräusche (Kratzen, Rumpeln).

Zum Amp-Konzept:

Der Overdrive-Kanal liegt vom Gain Level her etwas höher als z.B.  der Engl-Classic - also weniger als ein Mesa Mark IV aber mehr als z.B. ein voll aufgerissener JCM 800 (sofern man die zweite Stufe nicht heiß gemacht hat).

Ich arbeite wie üblich bei solchen Konzepten mit 4 Röhrenstufen. Das Volume Poti befindet sich wie gewohnt zwischen erster und zweiter Stufe. Beschaltung und Werte sind sehr ähnlich dem JCM 800 - d.h. am Ausgang der ersten Stufe 22nF Koppelkondensator, dann Parallelschaltung auf 470K und 470pF, dann Vol.-Poti 1 Meg mit Höhenkondensator 1000pF. Der Mittelkontakt geht direkt auf das Gitter der zweiten Stufe (Gittervorwiderstand und zusätzlichen Gitterableitwiderstand habe ich auch getestet).

Fragen:
1. Sind heutige Potis so schlecht, dass sie auch im Neuzustand in einem moderaten High Gain Amp zu Kratz-Geräuschen führen, die zumindest etwa so laut sind wie das Rauschen.
(Anm.: Das sowohl neue CTS als auch Alpha weit hinter der Qualität von Potis in den 70 iger Jahren liegen, scheint mir zumindest sicher. Die CTS mit Plastikachse machen ja sogar schon Geräusche, wenn man etwas am Potiknopf wackelt).
2. Sollte man das Volumenpoti in High Gain Amps bei der heutigen miesen Poti-Qualität generell schmieren oder mit Kontakt 61 behandeln ?

3. Gibt es noch einen möglichen anderen Grund für die Geräusche ?
(Wie gesagt: anderes Poti, festen Gitterableitwiderstand, anderen Gittervorwiderstand usw. habe ich probiert. Auch den Massepin des Poti habe ich testweise mal an anderer Stelle des Bus-Ground angelötet.).

Danke für Euer kompetentes Feedback.




*

Offline Hostettler

  • YaBB God
  • *****
  • 964
  • tubi or not tubi!
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #1 am: 13.07.2008 21:40 »
Hallo, wie wärs wenn mann hier zuerst mal "Grüezi" sagt ?

Zu deinem Problem, schau dir den Koppelkonensator an der vor dem Poti hängt. Das hört sich verdächtig nach Gleichspannung am Poti an.

Grüsse aus der Schweiz

Hoschi

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #2 am: 14.07.2008 12:21 »
Hallo Hoschi,

Du hast recht. Obwohl ich gestern wegen des o.a. Problems ziemlich genervt war, hätte ich erst einmal "Hallo" sagen sollen.

Deine Vermutung mit der Gleichspannung hat mich nochmal im Detail nachschauen lassen. An die Gleichspannung als Ursache für die Potigeräusche hatte ich grundsätzlich auch schon gedacht, die Idee aber wieder verworfen, da der Arbeitspunkt der zweiten Röhre aber in Ordnung zu sein schien und ich von daher annahm, daß der Koppelkondensator in Ordnung ist.
Allerdings habe ich jetzt festgestellt, daß ich hinter dem Koppelkondensator etwa 0,3 Volt Gleichspannung anliegen habe - mit einem Wechselanteil von ca 0,04 Volt (das sagt zumindest mein Standard-Multimeter)
Woher diese Spannung kommt, kann ich mir bislang nicht erklären. Zumindest ist Dein Hinweis auf die Gleichspannung goldrichtig. Damit verändert sich beim Regeln am Volume-Poti die Gitterspannung bis auf etwa 0,17 Volt (was zum Spannungsteiler mit 470 K zwischen Kondensator und Poti von 1 Meg paßt) bei Reglerstellung 8. Drehe ich weiter hoch, wird die Spannung instabil. Möglicherweise schwingt dort irgendetwas in höherer Frequenz.

Den Koppelkondensator habe ich bislang noch nicht ausgetauscht.
Erstaunlich ist, daß der Amp trotz der positiven Spannung am Gitter so gut funktioniert.

Fällt Dir eventuell noch etwas zu dieser Konstellation ein was die Fehlersuche erleichtert? Der Teufel scheint ja wieder sehr im Detail zu stecken.

In jedem Fall schon mal vielen Dank, daß Du mich wieder auf die Gleichspannung gelenkt hast.

Beste Grüße,

DocBlues

*

Offline Hostettler

  • YaBB God
  • *****
  • 964
  • tubi or not tubi!
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #3 am: 14.07.2008 12:51 »
Hallo DocBlues

Also ich würd als erstes den Koppelkondi mal austauschen. So hast du auf jedenfall den möglichen Fehler schon mal ausgeschlossen (die gemessene Gleichspanung deutet jedenfalls schon mal darauf hin das er(Kondi) etwas durchlässt.

Ansonsten sehe ich im Moment (noch) keine andere Möglichkeit nen neuen Tip zu geben, bis die Sache ganz ausgeschlossen ist.

Grüsse aus der Schweiz

Hoschi

*

Offline loco

  • YaBB God
  • *****
  • 1.773
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #4 am: 14.07.2008 12:58 »
Hallo
Du könntest testweise auch mal die Röhre herausnehmen und kontrollieren ob sich dann die +Vorsp. ändert. Gruß --.-loco

*

Offline Larry

  • YaBB God
  • *****
  • 794
  • Nicht selten ist das Wort schärfer als das Schwert
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #5 am: 14.07.2008 18:31 »
Die einfachste Methode, einen Koppel-C zu einem Volumepoti auf Sabbern zu überprüfen ist folgende:

Messe die Kathodenspannung der vom Volumepoti angesteuerten Stufe. Nun drehe das Poti auf und wieder zu - also gebe dem Gitter abwechselnd möglichen Leckstrom und Masse.

Wenn sich dabei die Kathodenspannung ändert, hast du den Koppel-C überführt und darfst ihn zum Tode verurteilen  ;)

Larry
Larry's Website - oder gleich direkt zu den Amp-Fotos in der Gallery

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo Larry, Ioco, Hoschi

ich habe gerade ein paar erstaunliche Tests gemacht und offenbar handelt es sich nicht um defekte Kondensatoren, sondern um Bauart- und Herstellerunterschiede:

Die Ausgangssituation war:

Koppelkondensator Xicon PP 47 nF - Spannung über 1 Meg Vol Poti: rund 200 mV

dann kam:

Koppelkondensator Xicon PP 22 nF - Spannung über 1 Meg ... : rund 110 mV

dann habe ich versucht:

Koppelkondensator Solen Fast 47 nF - Spannung über 1 Meg ... : rund 20 mV !!!

Das Ergebnis ist für mich ziemlich überraschend: Offensichtlich lecken die Xicon PP
grundsätzlich ziemlich stark, wobei der Leckstrom etwa der Kapazität proportional zu sein scheint (was ja zumindest plausibel erscheint).

Der Solen Fast liegt um eine Zehnerpotenz darunter !!!!  Damit ist das Potigeräusch schon sehr gering.

Möglicherweise war es also gar kein Schaltungs- und Verdrahtungproblem, sondern mangelnde Bauteilqualität. Da kann man sich natürlich dumm- und dämlich suchen.

Habt Ihr Erfahrungswerte von anderen Kondensatorfabrikaten und -typen ?

Sind die 20 mV auf 1 Meg bei etwa 200 V an der Anode im grünen Bereich oder muß ich davon ausgehen, daß ich noch ein tiefer sitzendes Problem habe ?

In jedem Fall lecken die Xicon wohl recht stark und sind damit zumindest zwischen erster und zweiter Röhrenstufe vor dem Volume-Poti nicht zu gebrauchen.

Ich freue mich auf Eure Kommentare.

Beste Grüße,

DocBlues


*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Hallo zusammen,

hier noch ein Nachtrag zu den ziemlich beliebten Orange Drops 716 : Gleiche Schaltung wie oben:

Koppelkondensator: Sprague Orange Drop 716  - 22 nF - Spannung über 1 Meg ... : 17 mV

Gehen wir wie oben angedeutet davon aus, daß die Leckströme bei gleicher Bauweise (gleiches Dielektrikum mit gleicher Dicke) etwa proportional der Kapazität ist, so müßte der Orange Drop mit 47 nF bei rund 35 mV liegen. das wäre zwar doppelt so viel wie beim Solen Fast aber wohl immer noch im akzeptablen Bereich bei der Schaltung wie oben beschrieben.

Damit fällt der Xicon tatsächlich ziemlich aus dem Rahmen.
Es wäre mal interessant, Werte von Mallory 150 und Röderstein Polyester Caps zu ermitteln.

Gruss,

DocBlues

*

Offline Hostettler

  • YaBB God
  • *****
  • 964
  • tubi or not tubi!
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #8 am: 14.07.2008 20:31 »
Hallo DocBlues

Es scheint so, dass du hier mit dem Thema recht tief in das Gebiet der "Grundlagenforschung"  ;D eingedrungen bist. Nein im Ernst ist echt interessant was du da herausgefunden hast. Erklärt hiermit vermutlich verschiedene Phänomene wo schon andere sich die "Zähne" ausgebissen haben. Z.B. ein nicht konstanter Ruhestrom bei den Endröhren wegen positiver "Leckspannung" des Koppelkondi. Wie sieht es denn aus mit der verwendeter Spannungsfestigkeit? Vermute mal dass die auch einen erheblichen Einfluss auf das Leckverhalten mit sich zieht. Persönlich ziehe ich immer die nächstgrössere Spannungsfestigkeit vor (typisches Sicherheitsdenken der Schweizer  :angel:).

Grüsse aus der Schweiz

Hoschi

*

Offline DocBlues

  • YaBB God
  • *****
  • 709
Re: Neues CTS Poti in High-Gain Amp kratzt
« Antwort #9 am: 14.07.2008 22:38 »
Hallo Hoschi,

danke für Dein Feedback. Die Spannungsfestigkeit liegt bei Xicon und Orange Drop bei 600 V, bei Solen Fast bin ich gerade nicht ganz sicher - entweder auch 600 V oder 1000 V. Zwischen Spannungsfestigkeit und Leckströmen kann ich mir auch einen Zusammenhang vorstellen. Allerdings wird das von Hersteller zu Hersteller und Bauform zu Bauform schwer vergleichbar sein.

Ich denke, man kann als Faustformel sagen: Orange Drops sind in den meisten Fällen ausreichend. Solen Fast liefern dann in Spezialfällen - oder wenn es noch etwas besser sein soll - die Extraqualität. Für Platineneinsatz  sollte man auch Wima MKP4 auf Leckfestigkeit testen. Xicon habe ich bislang an verschiedenen Stellen mit Erfolg eingesetzt - u.a. am Tone-Poti in der Gitarre und in Halbleiterschaltungen. Die Xicon klangen da häufig neutraler als die stets "cremigen" Orange Drops und trotzdem dezent "vintage" . In Röhrenschaltungen werde ich Sie aber kaum noch einsetzen und auch aus meinem aktuellen Projekt komplett entfernen.

Im aktuellen Projekt werde ich weitestgehend auf Solen Fast umstellen. Es ist natürlich Geschmackssache aber ich persönlich finde Polyestercaps wie Mallory 150 und Röderstein zu matt in den Obertönen - da fehlt einfach der seidige Glanz. Manche sehen das ja anders und sprechen von "Wärme". Den sahnigen, warmen Sound trimme ich mir bei den Solen Fast lieber mit Feinabstimmung der Röhrenarbeitspunkte hin - und behalte den seidigen Glanz und die volle Sensitivität , der bzw. die  nach meiner Meinung bei Polyester Caps schnell verloren geht. Ich empfinde Polyester Kondensatoren als ebenso soundschädigend wie die meisten Metallfilmwiderstände (Eine sehr löbliche Ausnahme sind da z.B. die induktionsfreien Vishay Dale Typen, die es aber nur als 1/4 Watt gibt)

Noch eine Frage zu Widerständen: Ich habe zur Rauschreduzierung einen Vishay Dale als Eingangswiderstand der ersten Stufe - sonst nur Carbon Composition und überlege, ob ich als Anodenwiderstand der ersten Stufe einen 2W Metalloxidschicht Widerstand einbaue, um das Rauschen weiter zu reduzieren . Metalloxidschicht soll tendenziell eher so soundfreundlich wie Carbon Composition sein.
Hast Du mit Metalloxidschicht-Widerständen bereits Erfahrungen gemacht (im Vergleich zu Carbon-...) ?

Naja - auf jeden Fall haben wir das nervige Geräuschproblem beseitigt und ich kann mich endlich wieder um die Feinabstimmung der Sounds kümmern. Zwischenzeitlich hatte ich schon befürchtet, daß ich einen dicken Fehler in meinem Schaltungs- und Erdungskonzept habe.

Nochmals vielen Dank für Deine Hinweise. Ich habe mich tatsächlich ziemlich im Kreis gedeht. Da braucht man jemanden, der auf Dinge kritisch hinweist, die man immer als gegeben voraussetzt oder über die man ständig hinwegsieht.

Wenn es über mein aktuelles Problem hinaus für Dich und andere etwas bringt, ist es natürlich umso besser.

Beste Grüße,

DocBlues