Guten Tag in die Runde. Bin als Leser schon etwas länger, als Schreiber heute erstmals dabei; deshalb kurz ein paar Worte über mich:
Ich bin 57 Jahre alt, spiele hobbymäßig mäßig Gitarre, dafür aber mit viel Freude. Diese Freude hat sich auf meinen Sohn übertragen (17J), der nach der Schule zur Entspannung erstmal ´ne Runde rockt und mindestens drei Ligen höher als ich spielt. Mittlerweile ist er mein Lehrer, nicht mehr andersherum.
Zu Hause spielen wir über Transistor-Combos, die ich z.T. neu gekauft, z.T. bei e..y geschossen habe. In der Big-Band der Schule steht meinem Sohn ein großer Vox-Röhrenamp zur Verfügung. Völlig andere Soundwelt. Neid.
Irgendwie liebäugele ich deshalb schon länger mit ein bis zwei Röhrenamps für zu Hause. Aber irgendwie hat das mit dem Geldrucken nicht geklappt und die preislich billigen waren für uns zumindest im cleanen Bereich nicht so viel besser als unsere Transistorcombos.
Nun hat er in der Schule Physik (Jg. 11) und – oh Wunder welch glückliche Fügung - als 1jähriges Seminarfach „Elektroakustik“ und als Projekt-Aufgabenstellung den Bau eines (Niedrigwatt)Röhrenverstärkers.
Mein Großvater war Elektromeister, hat viel von seinem Wissen weitergegeben (allerdings Meisterbrief von 1950 ) ich hatte zudem als Jugendlicher einen umfangreichen Elektronikkoffer, mit dem diverse Schaltungen und Geräte (Radios, Transistorverstärker) gebaut werden konnten. Das sind doch die besten Voraussetzungen
Also: Einen Röhrenverstärker will ich auch bauen, aber nicht selbst entwickeln, da muss es heutzutage doch Bausätze geben? Und so bin ich ziemlich schnell bei tubetown gelandet. Und als Leser hier im Forum.
Dank an dieser Stelle an alle, die hier im Forum ganz deutlich geschrieben haben:
„Amps sind nix für Anfänger, fangt mit einem Bodentreter an.“
Genauso ist es!
Also Bausatz Vanilla-Overdrive bestellt, Schaltplan/Layout als Poster ausgedruckt und ans Nachdenken/Verstehen des Wirkprinzips gemacht. Wie funktioniert nochmal eine Diodengleichrichtung? Warum hat die Röhre eine Heizung? Sohn musste als Physiklehrer herhalten.
Schlüsselsatz beim Röhrengitter: „Papa, wenn du das da jetzt nicht verstehst, brauchen wir nicht weitermachen!“ Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Also außer Internetrecherche auch noch analoge Bücher gekauft. Und das meiste des Gelesenen verstanden; jedenfalls das Wirkprinzip. Noch nicht wirklich nachhaltig, sondern meist eher Augenblickswissen, aber immerhin.
Also den Overdrive zusammengebaut. Was für ein Gefummle mit einem viel zu großen Lötkolben. Geht gar nicht; also Lötstation gekauft. Das vorhandene Multimeter konnte keine Kondensator-Kapazitäten messen; also musste ein neues her. Nun geht der Aufbau ganz hervorragend, der größte Aufwand war das mehrfache Nachvollziehen, ob alle Kabel da sind wo sie sein sollen. Und wer noch nie 4 Kabelenden auf einen kleinen Lötpunkt auf einer Platine und zwingend ohne Beeinträchtigung des Nachbarfeldes aufgelötet hat, sollte das an einem Dummy üben. Sonst wird das nix. Jedenfalls nichts Gutes.
Das vorgefertigte Gehäuse von tubetown passt gut, auch wenn ich beim Zusammenbau etwas mit den eingesteckten Seitenwänden kämpfen musste. Ich habe das Gehäuse an den Seiten und unten mit mattem Sprühlack schwarz lackiert und mit der dunkelblauen Faceplate von Tubetown ist es auch sehr ansehnlich geworden und hat Wohnzimmerzulassung erhalten.
Und der Vanilla-Overdrive hat auf Anhieb funktioniert! Was war ich stolz.
Jedenfalls 10 Minuten lang. Nämlich solange, bis ich den Boost-Schalter betätigt habe.
Eine LED rauchte mit leisem pfft ab und der Ton war weg. Das Gehäuse war dort wo der Spannungswandler sitzt sehr heiß, statt nur warm. Und heiß heißt im Regelfall= Kurzschluss. Gut, dass ich nur im 12V-Bereich unterwegs war. Siehe oben, Forumsrat an Anfänger.
Was war passiert?
Bei der Fehlersuche mit der These „Kurzschluss“ stellte ich fest, dass ich beim Verbinden der vielen Kabel (ich hatte dummerweise die guten tubetown-Kabel mit der Silikonisolierung an meinen Sohn für sein Projekt abgetreten und andere Litze genommen) gelegentlich wohl etwas viel Hitze draufgegeben oder mit dem Lötkolben unbemerkt gegengekommen war und vereinzelt die Isolierung an- oder gar weggeschmolzen hatte und einer der Fußschalter manchmal, aber nicht jedesmal, falsch durchschaltete. Beim Probemessen vor Inbetriebnahme war er noch i.O. Den hatte ich wohl auch verkokelt, denn ich hatte mit dem anfangs zu großen Lötkolben ja echt Probleme.
Einige verdächtige Kabel ausgewechselt, Schalter ausgewechselt und das Ding läuft. Bis heute. Einwandfrei und stundenlang. Es befeuert unsere verblieben Transistorcombos (s. Nachsatz) nun mit Röhren-Input clean und gezerrt.
Fazit:
Es macht Spaß. Es hält fit. Es braucht ein Mindestmaß an geeignetem Werkzeug. Filigran-Löten vorher üben! Als Anfänger Kabel mit hitzefester Isolierung nehmen, zB tubetown Silikon. Das Erstlingswerk braucht Zeit und Geduld, bei mir waren es ein Samstagabend und incl. Fehlersuche zwei Sonntagnachmittage. Und wer es gemeinsam mit anderen aufbaut: Es hat etwas verbindendes. Und es kommt etwas sinnvoll Verwendbares und Einmaliges dabei heraus.
Nachsatz:
Aber es hat Suchtpotential!
Mittlerweile machen zwei unserer Transistorcombos echten Röhrensound, denn wir haben sie nun umgerüstet auf Röhre.
In einem 8-Zöller-Combo haben wir den tube-town-Bausatz „Wild 13“ aufgebaut und in einem 10-Zöller-Combo den „Jim“ mit footswitch und fx-loop, über den ich meinen uralten Zoom-505-Bodentreter nahezu rauschfrei einschleifen kann. Und eben habe ich eine frisch bei e..y erworbene top erhaltene 12-Zoll-Combo zerlegt, da kommt der 18 Watt TMB rein.