Moin,
Du hast recht, sorry. Ich lese hier schon so lange mit, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dass mich niemand kennt.
Ich heiße Christian, bin 64 Jahre alt, spiele Bass und bin bei Bassic recht aktiv. Mit 14 habe ich das erste Mal eine Platine geätzt und habe lange Boxen, Verstärker, Mischpulte etc. auf Transistorbasis selbst gebaut. Als Radio Rim-Fan hatte ich zwar damals auch Kontakt mit Röhrenampschaltungen, habe mich aber damals nie dran getraut.
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mehr mit Röhren, restauriere recht erfolgreich alte Eminenten und Echolettes, auch einen Dynacord BA300 (echte 200W) habe ich wieder zum Laufen bekommen. Von daher ist mit Arbeiten mit hohen Spannungen vertraut und ich kann die Schaltpläne lesen und umsetzen.
Zur Zeit baue ich alte Dynacords (z. B. A1001, B1001) auf Röhrenvorstufe um und experimentiere dabei mit alternativen passiven EQ-Stacks (Merlin Blencowe hat einige in seinem Buch beschrieben, z. B. den Tilt-Regler).
Das Röhrenamp-Wrack ist ein Traynor YBA-300, original mit 12x 6L6GC oder 12x EL34. Dadurch, dass zwei Röhren aus verschiedenen Pärchen abgefackelt sind, ist wohl ein großer Teil der BIAS-Regelelektronik mit in den Orkus gegangen. Die ist bei dem Amp aussergewöhnlich umfangreich und schwer zu reparieren. Traynor antwortet nicht auf Mails und es gibt keinen europäischen Vertrieb, eine Ersatzplatine ist also nicht in Sicht.
Ich habe ein zweites Exemplar mal leistungsmässig durchgemessen, mit den 12 Lampen bringt er 200W an 4 Ohm. Das passt m. E. auch zur Größe der Trafos.
Meine Messmethode möchte ich kurz erklären. Es gibt ja viele Methoden, Leistung zu messen und die Auseinandersetzungen darüber füllen Bände. Um es vergleichen zu können, nehme ich für mich folgendes Verfahren:
- Hochwertiger Sinusgenerator mit Klinkenkabel 6,3mm, ich messe bei 1000 Hz und 50 Hz
- Oszilloskop
- Multimeter mit True-RMS parallel zu einem
- Lastwiderstand 4 Ohm 400W, umschaltbar auf 8 Ohm 200W (auf einem dicken Kühlkörper), rein ohmscher Widerstand
Ich steuere die Vorstufe so weit aus, dass sie sicher noch nicht begrenzt und drehe dann den Master hoch, bis die Endstufe gerade anfängt zu klippen. Dort lese ich die RMS-Spannung ab und errechne die Leistung (der Dynacord BA300 z. B. 28V an 4 Ohm = 200W). Ich schätze den Klirrfaktor um 5% bei dem Punkt, man hört in den Röhren schon leicht die Begrenzung. Das macht mir nichts, weil ich bisher nur Bass-Amps messe und keine HiFi-Boliden.
Der Traynor hat einen Ringkern-Netztrafo, der die Anodenspannung (Leerlauf ca. 530V, im Schaltplan angegeben mit 506V), die Gittervorspannung und die Vorstufenspannungen bereit stellt. Nebenher mal die Heizleistung für 12 Stück EL34 (er ist ausdrücklich für deren Betrieb vorgesehen).
Der Ausgangstrafo ist kein Ringkern, darauf stehen die Spezifikationen: 120W bei 30Hz-30 KHz, Impedanz 1,9k, sek. 4 Ohm und 8 Ohm. Die 300Watt, die Traynor angibt, glaube ich deshalb auch nicht, das würde der AT wohl nicht lange mitmachen. Ein Foto vom AT liegt bei.
Mit den 12 Röhren betreibt Traynor den Amp aber sek. an 2 und 4 Ohm, die Primärimpedanz für die Röhren ist also eher 950 Ohm, da das Übersetzungsverhältnis ja fix ist.
Da die Vorstufe gut klingt, Netzteil und AT in Ordnung sind, möchte ich den Amp gerne wieder aufbauen, ohne die monströse Hauptplatine dann aber im fliegenden Aufbau.
Ziel ist eine Leistung von ca. 200 W mit 2-6 Röhren, je weniger desto besser, da die BIAS-Regelung dann nicht so kompliziert wird. Von den Dynacords kenne ich die individuelle BIAS-Einstellung für jede Röhre, das würde ich gerne übernehmen, übrigens soll es keine Ultralinear-Schaltung werden, den vorhandenen AT möchte ich weiter benutzen.
Nur die Anodenspannung ist zu gering, um das z. B. mit 4x EL34 zu machen. Ausserdem wird da wohl die Primärimpedanz des AT nicht passen.
Ich stelle mir z. B. 4x KT88, KT120 oder 2x KT150 vor. Aber passt das zum AT? Wie berechnet man die notwendige Primärimpedanz des AT? Die Ausgangsimpedanz von einem Röhrenpaar ist ja arbeitspunktabhängig, wenn man 2 Paare nimmt und parallel schaltet, halbiert sich die Ausgangsimpedanz des Quartetts dann ganz einfach?
Das sind so Fragen, ich möchte ja nicht noch weitere Bauteile in den Orkus senden...
Danke für Eure Hilfe,
so long
Chr.