hi leute
mal etwas anderes, das nichts mit röhren zu tun hat: ein kompressor!
letztens stand ich wieder mal in einer der zahlreichen musik-shops und interessierte mich für einen simplen analog-kompressor, den ich gerne für meinen instrumentenkanal einsetzen möchte, so zu sagen, die letzte instanz, bevor mein aufbereites gitarrensignal zur main-console geführt wird. digitale stereo-kompressoren wollte ich nicht einsetzen, weil halbwegs gute AD/DA-wandler wirklich teuer sind und viele der digitalen teile furchtbar kompliziert in der bedienung sind. sogar recht kostspielige kompressoren habe ich klicken gehört. empfindlichkeit, attack, ratio, release, gain: mehr sollte am kompressor nicht zu regeln sein und das kompressionsverhalten soll subtil sein, und den klang nicht verfärben. der dbx-160 (mono-kompressor) entspricht weitgehend meinen anforderungen.
dann erinnerte mich daran, dass ich bei meiner suche nach einem geeigneten röhren mic-pre auf eine interessante website gestossen bin:
www.gyraf.dk. da gab's gleich zwei interessante teile, unter anderem der SSL mixbus kompressor, der in den SSL-mischpulten der serie 4000 mitte der 80er jahre eingebaut war. in den entsprechenden foren machte ich mich ein wenig schlau, welche erfahrungen benutzer der SSL-kompressor nachbauten gemacht haben.
die gyraf-version des SSL kompressors, soll richtig gut klingen, hat jedoch die eigenschaft, das stereo-bild etwas sehr in die mitte zu setzen. der grund hierfür ist, dass für die ansteuerung die eingangssignale beider kanäle summiert von einem VCA (= voltage controlled amplifier) detektiert werden, der dann die VCA beider kanäle gleichermassen ansteuert (CV = control voltage).
L----> input buffer --------> VCA -----> output
¦ ^
+---> VCA----(CV)--+
¦ v
R----> input buffer --------> VCA -----> output
in einer der foren hat ein benutzer ein zusatzboard entwickelt, dass jeder kanal separat detektiert wird, die 2 cv-signale jedoch summiert die beiden VCA ansteuert. eigentlich so, wie's das original auch tut. das stereobild soll etwas offener wirken. klanglich sind beide optionen sehr ähnlich, d.h. subtil.
ebenso wollte ich mir die option offen halten, ggf. einen externen sidechain zu fahren, also ein key signal, das die detektierenden VCA erreichen soll. die optionen
- kompressor ein / bypass
- betriebsmodus GSSL / Oxford
- interner / externer sidechain
wollte ich mir schaltbar machen, wofür ich relais einsetzte.
der entschluss, den erweiterten gyraf-ssl-kompressor zu bauen war gefällt. die PCB vorlagen für das control- und mainboard habe ich von
http://www.gyraf.dk/gy_pd/ssl/ssl.htm. das zusatzboard für die schaltung, um den sogenannten oxford-modus des GSSL zu erzielen, habe ich von hier:
http://www.expataudio.com - das sogenannte GGSL turbo board. das zusatzboard für die fünf releais habe ich selbst entworfen.
da ich selbst bisher nie PCB's angefertigt hatte, musste ich mich erst mit dem herstellen der prints vertraut machen. schliesslich habe ich die vorlagen mit dem laserdrucker auf glänzendes ink-jet papier gedruckt und auf die kupferkaschierte schicht aufgebügelt. danach habe ich das papier sorgfältig im lauwarmen wasserbad von der printplatte weggerubbelt. das ging über erwarten gut. keine übermässig verschwommen bahnen (zu heiss aufgebügelt) und auch keine unterbrechungen. da die PCB nur einseitig sind, gestaltete sich die "qualitätskontrolle" meiner bügelarbeit recht einfach: die PCB platten ins licht halten, um visuell zu prüfen.
das 1U 19"-gehäuse stammt von schroff, ein verzinktes stahlgehäuse mit gebürsteter alufront (3mm dick). ein sehr schönes gehäuse. die gerätebuchse stammt von schurter und ist kombiniertes teil mit buchse, sicherungshalter und netzfilter. der ringkerntrafo (2x18V à 14VA) speist das mainbaord sowie das turbo board. für die speisung der relais habe ich bewusst eine separate spannungsversorgung (6V trafo, geregelt auf 5V) aufgebaut.
auf der rückseite befinden sich
- 2 x XLR eingänge (female)
- 2 x XLR ausgänge (male)
- 2 stereo-jack buchsen für externen sidechain aus- und eingang
auf der frontseite befinden sich
- ein lineares 100mA meter (kompression in dB)
- threshold (pot)
- attack (drehschalter)
- ratio (drehschalter)
- release (drehschalter)
- make-up gain (pot)
sowie drei umschalter mit LED's (zweifarbig grün/rot) als indikatoren
die beschriftung habe ich mit decal-folie bewerkstelligt. die front habe ich nach auftragen der folie mit acryllack versiegelt. mir persönlich gefällt nicht, dass man die folie noch sieht. gravieren wäre schöner aber auch kostspieliger gewesen.
bezüglich dem aufbau, habe ich mich relativ strikte an die vorlagen gehalten, so dass mir eigentlich während der gesamten aufbaus kaum fehler unterliefen. jedes der eingelöteten bauteile habe ich vor verwendung nochmals mit dem multimeter ausgemessen.
hier ein paar impressionen: