Hallo Bernhard,
jetzt muss ich wohl noch etwas weiter ausholen:
Die Schaltung des Mitten-EQs des Ampeg V9 basiert auf der Kathodyn-Schaltung und einem Serienschwingkreis.
Ein Serienschwingkreis hat bei der Resonanzfrequenz ein kleine Impedanz (=Saugkreis), drüber und drunter geht die Impedanz hoch.
Die Arbeits-Widerstände der Kathodynschaltung an der Anode und der (zusammengesetzte) an der Kathode sind gleich groß. Die Verstärkung der Schaltung ist ca. 1 (an der Kathode) und -1 an der Anode. Diese Schaltung wird ja auch als Phasendreher zur Ansteuerung von Gegentaktendstufen verwendet.
Der Kathodenwiderstand hier ist zweigeteilt, um dort eine Spannung für das Steuergitter abzugreifen, die um einige Volt niedriger liegt als die an der Kathode. Dies dient der Einstellung des Arbeitspunktes (negative Gittervorspannung, neudeutsch"bias").
Du kannst jetzt diese EQ-Schaltung des V9 zerlegen, indem Du das Poti nur an einer Seite an Kathode oder Anode anschließt.
Zuerst die Kathode:
Durch den RLC-Serienschwingkreis wird der (zusammengesetze) Kathodenwiderstand wechselspannungsmäßig gegen Masse kurzgeschlossen, die Verstärkung steigt, allerdings nur schmalbandig im Bereich von 1kHz (in meinem Bespiel), auf ca. 18dB (ECC82).
Wird das Poti aufgedreht, wird der Serienwiderstand des Schwingkreises (den Du "Rf=Resonanzwiderstand" nennst) größer, somit wird 1.) der Kurzschluss bei 1kHz nicht mehr ganz so kurzschlüssig und die Verstärkung wird weniger. Und 2.) wird die Resonaz stärker bedämpft und die Kurve wird breiter.
Willst Du die Mitten nicht anheben sondern absenken, musst Du den Schwingkreis an die Anode hängen. Jetzt schließt der Schwingkreis das Ausgangssignal (das ich in meinen Simulationen immer von der Anode abgegriffen habe) gegen Masse kurz.
Wenn in der V9-Schaltung das Poti in Mittelstellung steht, bekommt der Schwingkreis kein Signal, denn die Ausgangsspannungen von Kathode und Anode sind gegenphasig und betragsgleich. Also kann der Schwingkreis kein Signal nach Masse kurzschließen.
Der RLC-Serienschwingkreis besteht in meinem Beispiel aus L1 (300mH), C4 (150nF), P1 (50kOhm log bzw. W)
und C2 bzw. C3 (jeweils 680nF). Die beiden Kondensatoren liegen in Reihe, die Gesamtkapazität wird wie parallegeschaltete Widerstände berechnet: 1/Cges=1/C1+1/C2 oder kurz C1||C2.
C2 und C3 braucht's nur, wenn das Poti an beiden Seiten an Anode und Kathode angeschlossen ist, denn sonst würde Gleichstrom durch das Poti von der Anode zur Kathode fließen und dann geht gar nix mehr. Will man nur anheben oder absenken, kann man beide Kondensatoren auch in einem zusammenfassen und dann geht auch die Lehrbuchformel wieder auf.
Die 220k-Widerstände in der V9-Schaltung dienen nur dazu, dass es beim Umschalten nicht knackst. Die offenen Anschlüsse der Kondensatoren werden dadurch auf Masse gezogen und hängen nicht gleichspannungsmäßig "in der Luft". Die Wirkung des Schwingkreises beeinflussen sie mit dieser Dimensionierung so gut wie gar nicht, sie sind also vernachlässigbar.
Ich hoffe, dass mein wirres Geschreibsel hilfreich war
Grüße
Matthias