Moinmoin Reinhard,
ich versuch mich mal...
Wie auch bei Musiker-Verstärkern ist zwar alles Geschmacksache, es gibt aber ein paar handfeste und auch messbare Unterschiede:
Selbst supercleane Gitarristen wollen - wenn sie nicht Akustikgitarre spielen - nichts über maximal 8kHz aus ihren Amps hören, ihre Lieblings-Lautsprecher machen eh ab spätestens 6kHz zu. Gerade Marshalls sind darüberhinaus ohnehin nicht für crispe Höhen bekannt...
HiFi-Fans brauchen 30 und mehr Watt - wenn denn überhaupt - für höchst seltene extreme Dynamikspitzen. "Moderne Radiomusik" hat eh keine Dynamik mehr, sondern pendelt an "leisen" Stellen höchstens 6dB unter dem Maximum, nur Klassik- und Extremjazzfans nutzen die Dynamik einer LP von runden 30dB... Musiker treiben ihre Amps dagegen an Aussteuerungsgrenzen zum Wahnsinn und haben i.a. auch mehr Dynamik in ihrem Spiel.
Ich würde dir daher für HiFi-Zwecke auf jeden Fall zu einer Endstufe mit Ultralinearschaltung raten. Weiterhin würde ich sie leistungsmäßig vorsichtig anfahren, was dann ggf. auch Auswirkungen auf Impedanzanpassung im AÜ haben kann (siehe auch in meinen Lieblingslink beim 2 x EL84-Amp:
http://de.scribd.com/doc/19400164/Mullard-Circuits-for-Audio-Amplifiers ).
Weitere Unterschiede betreffen die Mechanik: Während Musiker ihre Röhren bestens einpacken und schützen, wollen HiFi-Röhrenfreaks das schöne Glimmen auch optisch frei nach dem Motto "Das Auge hört mit" genießen
*. Überhaupt müssen Musiker-Amps stabiler sein und sind damit meistens auch größer und schwerer als für Wohnzimmer nötig.
Wenn du nach meiner persönlichen Meinung fragst - und das hast du
- würde ich dir also vom "Zweckentfremden" einer Musikerendstufe abraten.
Martin
*) AB-Hörtests mit "HiFi-Experten" aus entsprechenden Zeitschriften haben mehrfach nachgewiesen, dass in silberne Gehäuse eingebaute Verstärker im Gegensatz zu ihren elektrisch original gleichen Kollegen in schwarzen Gehäusen deutlich mehr Brillianz und räumlicheren Klang haben. Ebenso hat man professionelle Sommeliers mit Lebensmittelfarbe rot gefärbten Weisswein - entsprechend temperiert- zum Vergleich mit mehreren Rotweinen und Weissweinen angeboten. Keiner hat's gemerkt und der selbe Wein, der vorher "pfirsichähnlich frisch" war, wurde als Rotwein dann "leicht kirschig"