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GA-3254, ein GA-5 Umbau

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Offline harryhirsch

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GA-3254, ein GA-5 Umbau
« am: 13.04.2019 15:21 »
Der Amp lag jetzt fast 10 Jahre gut eingelagert im Keller, es wurde langsam mal Zeit etwas damit zu machen. Der Grundgedanke hinter dem Neudesign war, eine Endröhre mit weniger Leistung zu nutzen, um den schmächtigen AÜ etwas zu entlasten. Nicht nur bei voller Lautstärke, durch eine kleinere Röhre mit geringerem Ruhestrom ist die generelle Vormagnetisierung niedriger, was bessere und sauberere Basswiedergabe zur Folge hat. Außerdem wollte ich gerne eine Vorstufenpentode hinter dem Gainpoti haben. Insgesamt ein kompakter, einfacher Amp für zu Hause, der gut clean bis crunchig abdeckt.

Ein Blick in mein russisches Glaskabinett ergab dass die Tetrode 6E5P mit knapp 8W Anodenverlustleistung gut passen würde. Die ist bereits mit 3-4 Volt voll ausgesteuert, die Pentode allein schafft leicht ein Vielfaches davon, und die soll ja auch noch übersteuert werden. Eine Idee war dann, mit Clippingdioden vor der Endstufe zu experimentieren, für mehr Verzerrung bei gleichzeitiger Reduzierung des Pegels.

Stattdessen habe ich dann aber die 6E5P als Kathodenfolger beschaltet, was ich auch schon lange mal in einem Gitarrenamp testen wollte. Das bringt natürlich mit sich, dass die Vorstufe den vollen Ausgangspegel liefern muss. Für volle Aussteuerung werden bei 300V Anodenspannung 600VPP benötigt. Die Vorstufe braucht also entweder 600V Versorgungsspannung oder einen Zwischenübertrager bzw. eine Drossel. Die 156C von Hammond mit 150H ist zwar nicht als Anodendrossel vorgesehen, aber günstig zu haben. Als Siebdrossel ist die parasitäre Kapazität natürlich groß und die Induktivität ist auch eher an der unteren Grenze, aber für einen Gitarrenamp sollte es funktionieren.

Bei der Eingangsröhre fiel die Wahl auf die 6S3P. Ich wollte keine Doppeltriode, soviel Gain möchte ich nicht in dem Amp. Alternativ wäre auch eine als Triode beschaltete Pentode gegangen, aber die 6S3P ist eine schöne Spanngitterröhre mit mittlerer Verstärkung und ich habe einige davon rumliegen, genau richtig.

Die ursprüngliche Idee mit den Clippingdioden fand ich dann doch noch ganz interessant, also habe ich sie in die Vorstufe integriert (und so ist von Diode bis Pentode in dem Amp alles vorhanden, siehe Projektname). Hinter der Stufe mit dem Gainpoti wäre wohl prinzipiell besser, aber hier jetzt nicht möglich. So bin ich gezwungen die positive und negative Vorspannung mit einem Stereopoti zu justieren um variable Verzerrung zu erhalten, aber klappt. Die Spannungen sind so hoch gewählt, damit es möglich ist das Diodenclipping komplett abzustellen. Die negativen 200V werden einfach kapazitiv ausgekoppelt und gleichgerichtet, Schaltung dafür ist auf dem schwarzen Eyeletboard, genauso wie die Erzeugung der positiven Biasspannung der Endröhre. Die ist notwendig, da der Wicklungswiderstand des AÜ mit 500 Ohm so groß ist, dass die Röhre zu kalt laufen würde. Glücklicherweise hat der Trafo ja noch eine 12V Wicklung die dafür verwendet werden kann.

Sonst noch zum Aufbau: das Netzteil habe ich aus dem originalen Amp (mit angepassten Widerständen) übernommen, einfach die Platine in der Mitte zersägt und dann an den Rand plaziert. Die Messingplatte musste ich verwenden da bei den bereits vorhandenen Löchern für die Novalröhren natürlich die beiden 7-Pin-Röhren mit kleinerem Durchmesser rein mussten. Point-to-point habe ich schon länger nicht mehr gemacht, ließ sich flott aufbauen und ich bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Er lief auch von Anfang an so wie gedacht, ich habe im Prinzip nichts geändert gegenüber dem Design auf dem (virtuellen) Papier. Der Sound gefällt mir gut, schöner runder Cleansound, in den Tiefen growliger Zerrsound den ich sonst noch von keinem Amp so gehört habe. Und mit dem Zusammenspiel von Gain, Volume und Diodenzerre lässt sich eine sehr breite Palette von Sounds erzeugen. Die maximale Leistung ist etwas unter 3W. Der Amp war ursprünglich die Komboversion, ich mache jetzt aber ein Topteil daraus. Das leere Kombogehäuse baue ich vielleicht in eine kleine 10er Box um, der originale 8er ist ziemlicher Schrott.

Gruß, Volker


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Offline Stubenrocker81

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #1 am: 13.04.2019 18:35 »
Spitze! :topjob:

Wie klingt den das Gebilde?
Aü als Kathodenfolger hat ich auch schon im Kopf nur niemals verwirklicht.....
Das Klippinggebilde ist auch genial!

Gruß Stephan
Zwei Kanäle sind EINER zu viel😁!!! Boost!!!

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Offline Laurent

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #2 am: 13.04.2019 22:14 »
Hallo Volker

Mal was anderes!!! Klasse, einfach klasse.  :topjob:
Das Diodenclipping finde ich cool. Hast du Möglichkeiten einfache Samples aufzunehmen?

Gruß
Laurent

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Offline harryhirsch

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #3 am: 14.04.2019 13:08 »
Hi Stephan & Laurent,

danke für die netten Worte! Ich würde sagen, der Sound der Clippingdioden ist gar nicht so unterschiedlich zu normaler Preampverzerrung mit Triodenstufen. Verglichen mit der übersteuerten Pentode, wenn ich Gain weiter aufdrehe, ist die Diodenzerre weniger aggressiv und runder. Es ist auch lange nicht so harsch wie wenn man Siliziumdioden benutzen würde, das ist wirklich ganz anders. Wenn man sich die Kurven der 6AL5 anschaut (die von mir verwendete 6H2P ist das russische Äquivalent; überhaupt, "echte" Dioden sind hier nicht notwendig, man könnte genauso gut eine ECC83 nehmen, einfach Gitter mit Anode verbinden; unterschiedliche Röhren haben auch unterschiedliche Diodenkurven, Raum für Experimente...) sieht man dass die Siliziumdiode sehr viel steiler ist (von mir grob eingezeichnet), entsprechend sanfter ist die Verzerrung mit der Röhre.

Ich werde die Tage mal was aufnehmen, ja. Aber es ist wirklich nicht so, als ob das jetzt neue klangliche Horizonte eröffnet. Ich denke es ist eher ein interessantes Konzept, um beispielsweise einem cleanen Amp zu mehr Verzerrung zu verhelfen, ohne die generelle Schaltung zu sehr verändern zu müssen.


Gruß, Volker

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Offline Stubenrocker81

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #4 am: 14.04.2019 14:24 »
Hallo Volker

Ich finde es immer sehr interessant wenn sich jemand mal selbst Gedanken macht!
Die Biasspannung  für die 6h2p zu erzeugen ist halt aufwendig. Bringt es der Aufwand denn? Bei genügend großem Signal müsste es doch sogar völlig ohne Biasspannung funktionieren? In deinem Fall kannst du das Clipping ja sogar regeln.
Ich glaube ich werde auch mal damit experimentieren. Anstatt das Signal nach jeder Gainstage mit Spannungsteilern runter zu ziehen könnte man ja auch eine Halbwelle durch den Gleichrichter clippen und die andere zb durch die folgende Gainstage.....mehr Overdrive und weniger Rauschen .....

Also vielen Dank für den Denkanstoß und viel Spaß mit dem Amp!

Gruß Stephan


Zwei Kanäle sind EINER zu viel😁!!! Boost!!!

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Offline harryhirsch

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #5 am: 14.04.2019 14:47 »
Hi Stephan,

prinzipiell würde es auch ganz ohne Vorspannung funktionieren. Dann clippt es natürlich sehr viel früher bei geringem Pegel. Ich wollte das Clipping aber variabel haben, und ich wollte es komplett abschaltbar haben, deshalb habe ich die Spannungen so hoch gewählt und einstellbar. In einen Fender könnte man es beispielsweise so integrieren wie in dem angehängten Bild. So kann man die Verzerrung über das Gainpoti steuern. Vorspannung ist dann immer noch notwendig, aber nicht mehr variabel. Und wenn man die unteren Pins offen lässt, ist es abgeschaltet.

Es geht natürlich auch direkt hinter der ersten Stufe wie bei mir, aber dann hat man einen festen Punkt bei dem es clippt ohne Einstellmöglichkeit. Deine Idee klingt auch interessant, ich denke es gibt zahlreiche Wege wie man das sinnvoll nutzen kann. So wie du es beispielsweise vor hast, könntest du einfach eine halbe ECC83 als Diode schalten und die andere Hälfte als die Verstärkungsstufe nutzen.


Gruß, Volker

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Offline Laurent

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #6 am: 14.04.2019 14:57 »
Hallo Volker

Das bringt mich auch darüber nachzudenken. Hatte es irgendwann mit LoV Röhren gedacht (einige enthalten Dioden) aber nie verwirklicht.
Werde sowas aber auf jeden Fall im nächsten Gitarrenamp integrieren.

Schönen Sonntag
Laurent

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Offline Stubenrocker81

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Re: GA-3254, ein GA-5 Umbau
« Antwort #7 am: 14.04.2019 17:36 »
Und noch nen kleiner Einwurf.....
Sorry aber du hast mich auf paar Ideen gebracht....
Deine Idee eine normale Triode als Clipping Diode zu verwenden und das Gitter auf Anodenpotenzial zu legen kann man noch weiter stricken in dem man das Gitter an den Schleifer eines Poti legt und so das Potential des Gitters von der Anode( volles Clipping) zur Katode (Clipping aus) einstellen kann!
Nur mal so als Idee!
Ich merke mir das auf jeden Fall vor! Ich hab nen Amp vor zu bauen wo eine halbe Ecc82 übrig ist. Ich denk eine Röhre mit geringer Steilheit sollte da besonders weich klingen.
Hach jetzt juckts schon wieder in den Fingern.......

Gruß Stephan
Zwei Kanäle sind EINER zu viel😁!!! Boost!!!