Hi,
stolpere hier beim Stöbern über diese FI Diskussion und ich denk mich trifft der Schlag....
Hier werden gefährliche Weisheiten verbreitet und ich halte das für unvertretbar, jawoll!
So, jetzt hier die definitve Aufklärung - ich habe beruflich sehr viel mit dem Thema zu tun gehabt - und die DRINGENDE Aufforderung nur mit FI's zu arbeiten und zwar nur mit 10mA Typen :
Ein FI ist ein Fehlerstromschutzschalter. Was meint Fehlerstrom? Am einfachsten zu verstehen ist es wenn man den Aufbau eines FI's betrachtet.
Es handelt sich um eine Art Relais mit zwei Wicklungen. Durch die eine Wicklung fliesst die Netzphase, durch die andere der Nullleiter. Der Witz dabei ist, daß die Wicklungen gegensinnig gewickelt sind so daß die beiden Wicklungsströme sich aufheben. Aufheben meint, daß der Elektromagnet des Relais' bei einem regulären Stromfluss nicht anzieht, weil kein Magnetismus induziert wird, egal wie hoch der Strom insgesamt ist. Ein reiner FI wird NIE auslösen bei einer blossen Überlast zw. Phase und Null ! Dafür gibts Sicherungen. (Viele einphasige FI's sind eine Kombination aus FI und 16A Sicherung aber das ist ein anderes Thema)
Wenn jetzt durch einen der Leiter mehr Strom fliesst als durch den anderen wird das Relais irgendwann anziehen, die Differenz der beiden Ströme ist der Fehlerstrom.
Je nach Bauart des FI reichen also 300mA, 30mA oder auch nur 10mA Differenzstrom um das Relais auszulösen. Mechanisch gesehen ist das nicht einfach ein Relais, der Schalter wird beim Einschalten durch eine Feder vorgespannt (deshalb gehen die Dinger immer etwas schwer einzuschalten) und wird durch eine Art Nocke daran gehindert wieder zurückzuspringen, also nach Aus. Die Nocke wird durch den beweglichen Teil des Relais in der EIN-Stellung gehalten, wenn der Fehlerstrom gross genug ist wird der Riegel durch den Elektromagneten zurückgezogen und die Feder des Schalters lässt das Ding sofort nach AUS springen.
Weil ein empfindlicher FI mit 10mA viel genauer gebaut werden muss sind die Teile meistens teurer als 30mA oder 300mA Typen.
Das Tolle an FI's ist jetzt, daß sie IMMER dann auslösen wenn ein Teil des Netzstroms NICHT über den Nulleiter zurückfliesst, EGAL WARUM. Das bedeutet rein praktisch: Wenn Du an deinem Amp einen gewischt kriegst und die Quelle dieses Stroms, der durch deinen Körper fliesst ist LETZTENDLICH die Netzspannung dann wird der FI auslösen. Es spielt keine Rolle, ob dazwischen ein NT hängt oder nicht, entscheidend ist daß ein Strom abfliesst, und zwar
woandershin als zurück in den Netznulleiter.
Es gelten nur folgende Einschränkungen:
1. Wenn Du z.B. beide Ausgänge der HT Sekundärwicklung deines NT gleichzeitig anfässt (z.B. mit zwei Fingern) und Du bist sehr, sehr gut gegen Erde isoliert, dann könnte es theoretisch sein, daß der Strom durch deinen Körper ausschliesslich zwischen den Berührungspunkten der beiden Sekundärausgänge fliesst. Dann kriegst Du einen Schlag und der FI löst nicht aus, weil kein Fehlerstrom auftritt. Dein Körper stellt in dem Fall einfach eine reguläre Last am NT dar.
Sobald aber auch nur ein Teil des Stromes durch Deinen Körper gegen Erde abfliesst (durch die Füsse/Schuhe gegen den Boden oder sonstwie) dann wird der FI auslösen. Das ist der weitaus wahrscheinlichere Fall!
2. Bei abgeschalteter Netzspannung wird der FI nie auslösen, gegen Stromschläge an der Restladung von Elkos nützt ein FI nix.
Aus oben genannten Gründen kann ein FI am Arbeitsplatz nicht empfindlich genug sein, ausserdem: Wenn ein 10mA FI im normalen Betrieb deines Amps auslöst, dann ist irgendwas sehr faul an Deinem Amp. Meistens ist die Isolation des NT im Arsch oder es gibt einen Netzfilter im AC Eingang der Leckströme hat, das kommt gar nicht so selten vor.
So, das musste ich mal loswerden. Halbwissen ist keine Schande wenn es um Schaltungen und Theorie geht, bei Sicherheitsfragen sollte hier eine 'Zero Tolerance' Politik ohne Kompromisse vertreten werden, dazu ist die Röhrerei einfach zu gefählich !!
Henning