Hallo, meinst du mit "nachklingendem Fizzeln" eventuell eine übermäßige höhenreiche Verzerrung?
Wenn der Verstärker keine Gegenkopplung in der Endstufe besitzt, führt dies dazu das der Innenwiderstand der selbigen sehr hoch ist. Die Endstufe reagiert dann sehr stark auf den Lautsprecher und dessen sich mit der Frequenz ändernde Impedanz. Letztendlich wird dadurch der Höhenbereich und die Resonanzspitze im Bassbereich (70-80Hz) stark betont. Gerade dieser Höhenboost betont insbesondere die sehr fizzeligen Anteile der Vorstufenverzerrung.
Bekanntere Verstärker ohne Gegenkopplung in der Endstufe (z.B. Vox AC30, Mesa Rectifier, Krank-Amps) nutzen desshalb eine Höhenbremse um dem entgegen zu wirken. Statt einer Höhenbremse könntest du natürlich auch den Verstärker auf eine Gegenkopplung umbauen, dadurch wird dann der Innenwiderstand gesenkt und der oben genannte Effekt wird abgemindert.
Jedoch geht dann auch der Schub im Bassbereich verloren. Über eine zusätzliche Resonance und Presence Schaltung kann man dann etwas von der alten Klangcharakteristik zurückholen.
Im Pi selbst wird meist zwischen den beiden Anoden eine kleine Kapazität geschaltet, diese schwächt auch die Höhen ab. An dieser Stelle könntest du auch mal verschieden Werte probieren.
Zu deinen Fragen: Der 470Ohm Widerstand bestimmt den Arbeitspunkt des Pi, mit 1,2k werden die Röhren dann kälter gebiased. Wichtig zu beachten ist hier, dass effektiv der Strom von zwei Systemen fließt. Für das einzelne Röhrensystem "sieht" es also so aus, als wenn der Kathodenwiderstand doppelt so groß ist.
Der Tail Widerstand beeinflusst die Symmetrie des Phaseninverter, je größer er ist desto besser ist die Symmetrie und desto mehr gleicht sich die Verstärkung der beiden Seiten an. Im Optimalfall würde man hier eine Konstantstromquelle einsetzen, die mit ihrem großen Innenwiderstand für perfekte Symmetrie sorgen würde. Aus Aufwands- und Kostengründen wird darauf standardmäßig verzichtet und nur ein einfacher Widerstand eingesetzt. Die schlechtere Symmetrie kann dann durch verschieden große Anodenwiderstände wieder kompensiert werden.
Zu groß darf der Tailwiderstand aber auch nicht sein, da sonst der Headroom des Pi eingeschränkt wird und die Endröhren nicht mehr sauber angefahren werden können.
Der 100nF Kondensator legt das Steuergitter der rechten Röhre wechselspannungsmäßig an Masse, die Kapazität bestimmt dabei die untere Grenzfrequenz. Je größer der Kondensator gewählt wird desto tiefer liegt diese. Grundsätzlich sollte der Wert hier recht groß gewählt werden um eine gute Balance auch bei tiefen Frequenzen zu erhalten und unnötige Phasenverschiebungen zu vermeiden.
Eine detalliertere Beschreibung der Pi Schaltung mit Rechenbeispielen findest du hier:
https://www.valvewizard.co.uk/acltp.html