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NTC - Lebensversicherung für Gleichrichter Röhren

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Offline peroja

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NTC - Lebensversicherung für Gleichrichter Röhren
« am: Gestern um 01:23 Nachmittag »
Hier mal etwas, was ich auf die harte Tour gelernt habe. Wer an Sicherheit denkt und die Siebelkos beim Ausschalten mit einem Hochleistungswiderstand "Entladen" will, sollte sich das zweimal Überlegen. Es führt zwar dazu dass man keine Lebensbedrohlichen Spannungen mehr im Amp hat, verschleisst aber auch die Elkos, aber viel Wichtiger ist eigendlich:

Die Siebelkos verursachen einen Spitzenstrom (nicht Spannung!) beim Aufladen. Der Strom läuft zeitlich der Spannung zuvor, es muss ja erstmal ein Ladestrom fliessen, bevor sich am Kondensator die Spannung aufbauen kann. Diesen zeitlichen Verzug nennt man Blindleistung, Und das mag man eigentlich gar nicht. Moderne elektronische Zähler messen die, man bezahlt sie, aber hat nix davon. Die alten mechanischen Zähler konnten die normalerweise nicht messen. Aktuell werden ja überall diese alten mechanischen Drehscheibenzähler gegen elektronische ausgetauscht, was regelmässig zu einem Anstig der Stromrechnung um etwa 20% führt - der Blindstromanteil...... Das nur am Rande.....

Das Problem bei Röhrengleichrichtern ist, dass die Kondensatoren dahinter maximalen Strom ziehen, wenn sie leer sind und die Röhrenkathode gerade anfängt Emission zu haben - was die Kathode in die Stromsättigung führt, und was gerade Oxydkathoden gar nicht gern haben - das führt zu starker und unregelmässiger thermischer und mechanischer (!!) Beanspruchung der emittierenden Qxydschicht, bis dahin, dass Oxydpartikel herausgerissen werden, zur Anode fliegen und dort verdampfen - es kommt zum Überschlag in der resultierenden Dampfwolke, die Röhre "spratzt". Die Oxydschicht wird dauerhaft geschädigt, passiert das wiederholt, ruiniert man sich die Röhre ganz schnell. Deswegen sind für alle Gleichrichterröhren in den Datenblättern Maximalwerte von Kapazität und Minimalwerte vom Stromkreiswiderstand angegeben, die man unbedingt beachten und am besten weit davon wegbleiben sollte (umso kleiner wird auch die Blindleistung ;-)).... Besonders niederohmige Röhren, wie Quecksilberdampf- und Gasgleichrichter, müssen daher zwingend eine im Datenblatt vorgeschriebene Mindestzeit vorgeheizt werden, bevor die Anodenspannung angelegt wird. Insofern ist auch bei "normalen" Gleichrichterröhren ein NTC als Strombegrenzer eine Lebensversicherung. Der kann kalt gerne ein paar 100 Ohm haben.

Alles gute euch Bastlern und Profis. Möge der Erfolg mit euch sein  ;D

Randy

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Offline carlitz

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Re: NTC - Lebensversicherung für Gleichrichter Röhren
« Antwort #1 am: Gestern um 01:44 Nachmittag »
Kleine Anmerkung hier von mir dazu:

Was geschrieben wurde ist absolut korrekt.

ABER, falls in einem Röhrenverstärker mit Gleichrichterröhre KEIN Standby Schalter vorhanden ist, ist die Situation eine andere.

Dann wird nach einem Power ON die Heizung der Gleichrichterröhre langsam die Emission fördern und der Strom wird auch erst langsam ansteigen können. Das schont die Gleichrichterröhre und generell alle Röhren.

Oma's altes Röhrenradio hatte auch keinen Standby Schalter und funktioniert immer noch .....
If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline Showitevent

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Re: NTC - Lebensversicherung für Gleichrichter Röhren
« Antwort #2 am: Gestern um 08:36 Nachmittag »
Hallo,

weil ich mich erst kürzlich selbst mit dem Thema Gleichrichterröhren beschäftigt hatte, allerdings noch keine Zeit hatte genaue Berechnungen auszuarbeiten, ist hier trotzdem schonmal ein wenig Input.

Der Ersatzwiderstand je Anode (Re) errechnet sich:

   Re = Rv + Rs + (ܲRp)

Rv = Zusätzlicher Vorwiderstand je Anode
Rs = Ohmischer Widerstand der halben Sekundärwicklung
Rp = Ohmischer Widerstand der Primärwicklung
Ü = Verhältnis halbe Sekundärwicklung zu Primärwicklung

Das heißt, dass man relativ genau ausrechnen kann, wie hoch der Innenwiderstand des gesamten Netzteils ist.
Die Berechnung hier erfolgt auf Grundlage einer EZ81. Die Parameter können natürlich stark variieren.

Auch interessant zu dem Thema ist die Hypothese:
- Dass das Bondigwire zwischen Pin und Kathode / Faden selbst nicht gewachsen ist den Strom zu leiten, der im Einschaltmoment auftritt
- Dass durch die hohe Ladelast unerwünschte Oszillationen entstehen können, weil die eigentliche Abnehmerstufe bereits Leitfähig ist und sich auf die RL Addiert
(Übrigens gibts wohl unter Anderem genau deswegen Gleichrichterröhren ohne dedizierte Kathode - direkt geheizt - "Controlled / Timed Warmup")

Auch interessant, das stammt nicht aus meiner Feder:

Nicht alle von der Katode emittierten Elektronen erreichen die Anode. Einige kehren zur Katode zurück, während andere kurzzeitig im Raum zwischen Katode und Anode verweilen und einen Effekt, der als Raumladung bekannt ist, produzieren. Diese Ladung hat eine abstossende Wirkung auf andere die Katodenoberfläche verlassende Elektronen und behindert deren Weg zur Anode. Der Umfang dieser Wirkung und die Stärke der Raumladung hängen von der Katodentemperatur, dem Abstand zwischen der Katode und der Anode und dem Anodenpotential ab. Je höher das Anodenpotential ist, um so niedriger ist die Tendenz von Elektronen in der Raumladungszone zu bleiben und andere Elektronen abzustossen. Diesen Effekt kann man durch Anlegen von zunehmend höheren Anodenspannungen an eine Röhre, die mit fester Heizspannung betrieben wird, beobachten. Unter diesen Bedingungen ist die maximale Anzahl der verfügbaren Elektronen festgelegt, aber mit zunehmend höheren Anodenspannungen gelingt es, einen immer grösseren Anteil der freien Elektronen anzuziehen.

LG Geronimo
« Letzte Änderung: Gestern um 09:19 Nachmittag von Showitevent »

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Offline Stahlröhre

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Re: NTC - Lebensversicherung für Gleichrichter Röhren
« Antwort #3 am: Heute um 12:42 Vormittag »
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Moderne elektronische Zähler messen die, man bezahlt sie, aber hat nix davon. Die alten mechanischen Zähler konnten die normalerweise nicht messen. Aktuell werden ja überall diese alten mechanischen Drehscheibenzähler gegen elektronische ausgetauscht, was regelmässig zu einem Anstig der Stromrechnung um etwa 20% führt - der Blindstromanteil...... Das nur am Rande.....
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Mit Verlaub aber das ist Unsinn: Privatkunden wird lediglich die Wirkleistung in Rechnung gestellt, ungeachtet des verbauten Zählertyps. Wem Blindleistung tatsächlich in Rechnung gestellt wird sind Industriekunden, in der Regel nutzen diese aber eine eigene Blindstromkompensationsanlage um diese Kosten zu vermeiden. Im übrigen lässt sich auch mit einem Ferrariszähler die Blindleistung messen indem er durch eine Zusatzschaltung ergänzt wird.


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Auch interessant zu dem Thema ist die Hypothese:
- Dass das Bondigwire zwischen Pin und Kathode / Faden selbst nicht gewachsen ist den Strom zu leiten, der im Einschaltmoment auftritt
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Das kann definitv vorkommen, hängt stark von der Konstruktion des Röhrentyps ab. Bei der VY2 Gleichrichterröhre gab es dieses Phänomen im DKE38, da man hier den Schutzwiderstand weggespart hatte. Das Kathodenbändchen funktioniert dann ungewollt wie eine Schmelzsicherung.
Gruß,
Max