12Stringbassman(n):
Moin,
zu den TSP: Gerade die Resonanzüberhöhung, also der Q-Faktor des "mechanischen Oszis" (sorry, bin Physiker) ist um mehr als einen Faktor 2 daneben. Das kann sich mit "Einspielen" geben, allerdings ist das schon ein Batzen für mich. Ich glaube, dass Lautsprecherbauen eine hochexakte Wissenschaft ist, allerdings geht es um ein dynamisches System und das Parameterfeld ist nicht mehr zweidimensional, das führt zu so viel Verwirrung bei den meisten, dass die Vereinfachung "es ist keine exakte Wissenschaft", bzw. "was gefällt ist OK" meist zur Rettung des eigenen, instabil gewordenen Weltbildes immer und immer wieder reproduziert wird (kein Angriff auf dich, eher eine allgemeine Feststellung). Ich habe schon mal an anderer Stelle geschrieben, dass ich da ein wenig empfindlich reagiere, oft genug reproduziert wird jeglicher Diskurs hegemonial und damit Realität für die Meisten, ob es sich um Magerwahn, Betriebssicherheit oder Boxenbau handelt ;-).
Gemessen habe ich im Nahfeld in einem geschlossenen Raum, wie ein paar Posts weiter vorne geschrieben, natürlich sind Raummoden dabei nicht grundsätzlich auszuschließen.
Ich habe mal ein Bild angehängt, vielleicht wird mein Argumentationsweg damit klarer. Es ist einerseits mit einem LM3886 gemessen (extrem hohe Dämpfung) und andererseits mit einem Koch PT2 (damping high, trotzdem recht niedrige Dämpfung). Der Impedanzschrieb der Box ist ebenfalls im Graphen enthalten, sowie ein Serienschwingkreis zur Impedanzkorrektur für den 100Hz Peak. Das dieser Peak definitiv keine Raummode ist, da würdest du mir zustimmen, oder ;-)?
Die üblichen Berechnungsmethoden für Bassreflexgehäuse gehen von einer gegen Null gehenden Quellimpedanz aus. Wenn die verwendete Endstufe einen hohen Innenwiderstand hat (Pentode ohne Gegenkopplung), dann verringert sich dadurch die elektrische Bedämpfung der Resonanz (der effektive Wert des Qes wird größer) und die Abstimmung der Box funktioniert nicht mehr. Eine Bassreflex-Abstimmung ist in diesem Fall meiner Meinung nach sowieso fragwürdig, da sie am besten mit Werten von Qts im Bereich von 0,3 funktiniert. Mit geringer elektrischer Bedämpfung sind hier aber schnell Werte von weit über 1 erreicht (im Prinzip fast nur noch mechanische bedämpft, also durch Qms).
Jupp, ist klar. Wobei ich jegliches Q im Gitarrenkontext nicht als feststehende Größe auffassen würde. Klar unter 1 sollte es bleiben, wir bauen keine Resonatoren ;-). Die Abstimmung bedeutet für mich, die Ankopplung im Frequenzbereich und die bleibt unabhängig von der Amplitude erhalten.
Fazit: Danke für deine Mühe, es ist schön fundierte Anregungen zu lesen. Über viele Dinge bin ich mir schon implizit bewusst, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass die elektrischen Eigenheiten von Gitarrenendstufen eine "Entwicklung" einer angepassten BR-Box behindern. Gerade eine differenzielle Messung zwischen Gitarrenendstufe und digitaler Endstufe erlaubt viel Aufschluss, dabei sind mir die absoluten Werte (Korrekturen der Pegel, Schallwandreflexe etc.) so lange egal, wie sie nicht "plärrend' wirken. Das Ziel ist nicht komplette Linearität, sondern ein erweiterter Bassbereich (um endlich mal die Grundfrequenz eines tiefen E oder D wiedergeben zu können). Das ist für mich im Vgl. zur Reinhold-B. Apotheke, die einfach mal Röhrchen neipicht, kein feiner, sondern ein fundamentaler Unterschied.
Gruß,
Max
PS: Das Bild zeigt die 1x12 BR-Box (ca. 50l) mit besagtem Eminence Delta Pro 12a. Hierbei wurde mit hoher Dämpfung (Idealfall – LM3886) und mit Röhrenendstufe (mittlere Dämpfung - PT2 damping high) im Nahfeld gemessen. Die grüne Kurve zeigt den Impedanzverlauf der BR-Box. Die lila Kurve stellt eine Berechnung eines Reihenschwingkreises parallel zum Lautsprecher dar. Das R in diesem Schwingkreis kann variiert werden um die Resonanz nicht vollständig zu bedämpfen und somit noch einen Einfluss bei unterschiedlichen „Dampings“ der Endstufe zu haben, ich werde das nachmessen und nachhören, wenn die Bauteile da sind.